Rennrad-Beleuchtung: 8 Vorderlichter und 4 Rücklichter im Test
8 Vorderlichter und 4 Rücklichter für Rennräder mit StVZO-Siegel

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Sehen und gesehen werden – mit welchen Scheinwerfern und Rückleuchten klappt’s am besten? RoadBIKE sorgt für Durchblick.

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Foto: Benjamin Hahn
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8 Vorderlichter und 4 Rücklichter fürs Rennrad im Test (2014)
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Tageslicht – an vielen Wintertagen ein knappes Gut. Und spätestens zum Feierabend ist es dann garantiert dunkel. Was aber nicht bedeuten muss, dass Rennradfahrer nur noch auf der Rolle strampeln dürfen.

Eine Ausfahrt bei Dunkelheit sorgt für Abwechslung – und bringt ganz neue Erfahrungen. Voraussetzung: Eine ordentliche Beleuchtungsanlage am Renner sorgt für gute Sicht und Sichtbarkeit.

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Viele Neuheiten auf dem Markt

Die jüngst überarbeitete Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) hat den Markt ordentlich durcheinandergewirbelt. Obwohl sich für Rennradfahrer eigentlich nichts geändert hat, stehen Leuchten mit StVZO-Siegel plötzlich im Mittelpunkt des Interesses.

Welche davon für Rennradfahrer-Ansprüche am besten taugen, klärt dieser Test: 8 aktuelle Scheinwerfer und 4 Rückleuchten hat RB im ausführlichen Praxistest auf ihre Eignung am Rennrad verglichen. Untersucht wurden Frontleuchten in zwei Preisklassen: 4 Modelle um 100 Euro und 4 günstigere Modelle, die rund die Hälfte kosten.

Das Ziel: Herauszufinden, wie viel Rennradfahrer tatsächlich ausgeben müssen, um sicher unterwegs zu sein. Außerdem stellten sich 4 aktuelle Rücklichter einem Vergleich.

Klares Anforderungsprofil

Die Anforderungen an einen Scheinwerfer sind klar: Er muss die Straße so gut ausleuchten, dass auch bei höherer Geschwindigkeit Schlaglöcher, Steine oder sonstige Hindernisse rechtzeitig zu erkennen sind. Und natürlich nützt die beste Beleuchtung nichts, wenn Akku oder Batterie zu schnell in die Knie gehen.

Darüber hinaus sollte die Lampe leicht anzubringen sein, sicher halten und auch auf Holperstrecken nicht verrutschen. Gerade im Winter ist es wichtig, dass alle Schalter mit Handschuhen gut zu bedienen sind.

Leichter fällt die Kaufentscheidung meist beim Rücklicht, die Unterschiede sind hier weniger gravierend. Wie auch die Frontleuchten erfüllen alle zugelassenen Modelle die grundsätzlichen Anforderungen der StVZO an die Helligkeit und Lichtverteilung, bestätigt Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

Dennoch gibt es natürlich gerade für Rennradfahrer relevante Unterschiede, etwa bei der Montage oder beim Gewicht.

Hält, wackelt – oder hat Luft?

Ob dicke oder dünne Lenker, ob rund oder oval: Die Frontleuchten müssen sicher halten. Auch wenn sich die Hersteller um Flexibilität bemühen, gelingt das nicht allen gleichermaßen überzeugend.

Als sehr universell erweist sich die Befestigung der LS 750 I-Go von Trelock. Das gummierte Band passt sich jedem Lenkerdurchmesser und jeder Form an, könnte allenfalls etwas länger ausfallen, um die Montage an Oversized-Lenkern zu erleichtern.

Am schnellsten ist die Sigma Sport Speedster zu montieren: Zwei Bügel mit Ratschenfunktion werden einfach ineinandergedrückt — eine Sache von Sekunden, die am besten auf runden Oberlenkern bis 32 Millimeter Durchmesser funktioniert.

Erfreulich: Alle Halterungen der getesteten Leuchten lassen sich ohne Werkzeug montieren. Dennoch gilt: Wer plant, im Dunkeln zu fahren, sollte die Lampenhalterung bereits zu Hause befestigen, denn mit kalten Fingern kann das schnell zur nervenzehrenden Angelegenheit werden.

Und: Lampen nie über Kopf, also "hängend", montieren. Das beeinflusst nicht nur die Lichtverteilung (Blendgefahr), bei Regen kann auch Feuchtigkeit in die Gehäuse eindringen.

Bei den Rücklichtern heben sich die Modelle Ixxi von Busch & Müller und Sigmas Hiro positiv von der Konkurrenz ab: Mittels O-Ringen aus Gummi sind beide blitzschnell und sicher an der Sattelstütze angebracht.

Der schöne Schein

Auf der Straße beweisen die Scheinwerfer teils sehr unterschiedliches Talent bei ihrer Hauptaufgabe – Licht ins Dunkel zu bringen. Am besten gelingt das der SafeRide 80 von Philips: Deren breiter, sehr heller Lichtkegel erinnert fast schon an einen Autoscheinwerfer.

Allerdings ist sie mit 350 Gramm auch das schwerste Modell im Test. Nur knapp hinter der Philips reiht sich die Busch & Müller Ixon IQ Premium ein — bei deutlich geringerem Gewicht.

Speziell in Kurven vermittelt ein breiter Lichtkegel, wie ihn die Philips und die "große" B & M bieten, Sicherheit. Die Lampen im günstigeren Testfeld um 50 Euro bündeln ihr Licht dagegen stärker, die Straßenränder bleiben oft im Dunkeln – für kürzere Runden oder in der Stadt reicht diese Leistung dennoch aus. Am besten gelingt es der B & M Ixon Core bei den günstigen, ihr Licht homogen und ohne Dunkelstellen zu verteilen.

Die meisten Lampen lassen sich problemlos mit Handschuhen bedienen, wichtig nicht nur beim Ein-und Ausschalten, sondern auch, um die Helligkeit zu verändern – etwa um Strom zu sparen. Hier zeigte die sonst überzeugende Ixon Core eine Schwäche: Der Schalterdruckpunkt ist hier kaum spürbar.

Ein Frage der Ausdauer

Wenig überraschend: Helles Licht saugt ordentlich am Akku. So ging die helle SafeRide 80 im Test bereits nach rund 2 Stunden in die Knie. Die Ixon IQ Premium hingegen hielt bei voller Power 5 Stunden durch und sammelte im Rennen um den Gesamtsieg jede Menge Punkte.

Dank 3 Helligkeitsstufen erlaubt die Sigma Sport Speedster, das Licht bestmöglich an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und ggfs. Strom zu sparen. Ein nettes Gimmick: Die Brillian Street verfügt über eine Solarzelle und kann sich tagsüber zumindest teilweise wieder aufladen. Wie gut das funktioniert, wird RoadBIKE über einen längeren Zeitraum im Dauertest prüfen.

Unterwegs geben Warn-LEDs an allen Scheinwerfern und Rückleuchten Auskunft über die verbleibende Akku-/Batterielaufzeit. Gut so, denn nachts unerwartet im Dunkeln zu stehen, ist lästig – und gefährlich.

Die genaueste Info liefert Sigmas Speedster – mit 5 LEDs. Bei der CatEye Econom Force dagegen ist die Anzeige aus Fahrerperspektive schlecht zu erkennen – gerade im Winter ärgerlich, wenn Kälte die Akkus stresst und deren Ausdauer herabsetzt.

Die Rücklichter unterscheiden sich vor allem hinsichtlich der Leuchtdauer. Den Top-Wert liefert Sigmas Hiro: 60 Stunden — mit Batterien. Die aufladbare Ixxi hingegen hält rund 18 Stunden durch, für den Normalgebrauch völlig ausreichend.

Ob Akku oder Batterie-Leuchten die bessere Wahl sind, hängt von der Intensität der Nutzung ab. Vielfahrer setzen eher auf Akkus, Batterien punkten mit problemloser Verfügbarkeit: Ist doch ein selten genutzter Akku meist dann leer, wenn er gebraucht wird ...

Testfazit kompakt

Für eine kurze Tour auf der Hausrunde oder in der Stadt reicht eine günstigere Lampe wie der Kauftipp Trelock LS 750 I-Go problemlos. Wer häufig fährt, sollte für die bessere Ausleuchtung und ein Plus an Sicherheit mehr investieren – etwa für den klaren Testsieger Ixon IQ Premium von Busch & Müller. Bei den Rückleuchten hat die leichte, ausdauernde Sigma Hiro die Nase vorn.

Die Rennrad-Lichter in diesem Test

Rennrad-Lichter: So testet RoadBIKE

Ausleuchtung: Die am Rad montierten und ausgerichteten Lampen werden auf maximale Helligkeit eingestellt. Pylonen unterteilen den Leuchtbereich in Abständen von 5 Metern bis zu einer Entfernung von 30 Metern. Eine Digitalkamera mit manuell festgelegter Belichtungseinstellung dokumentiert die Ausleuchtung der Straße. Auf ausgedehnten Testfahrten müssen die Leuchten ihre Leistungsfähigkeit bei wechselnden Fahrbahnbelägen und Lichtverhältnissen bis hin zu völliger Dunkelheit beweisen. Die Ergebnisse in der Disziplin Ausleuchtung machen 50 % der Endnote aus.

Leuchtdauer: Alle Modelle werden aufgeladen bzw. mit frischen Markenbatterien (Energizer) bestückt. Bei 20 °C und simuliertem Fahrtwind (Gebläse) wird ermittelt, wie lange die Leuchten bei maximaler Helligkeit durchhalten (30 %).

Handhabung/Gewicht: Gewertet werden Einfachheit der Montage, Qualität der Halterung sowie die Bedienbarkeit mit Handschuhen (10 %) und Gewicht (10 %).

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Benjamin Hahn
Rennrad-Scheinwerfer: Philips SafeRide 80

Rennrad-Beleuchtung: Neuerungen in der StVZO

Seit dem Sommer dürfen laut StVZO alle Räder mit Akku-Lampen ausgestattet werden — das galt bislang nur für Rennräder.

Mit der Neufassung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) dürfen seit August 2013 akku- oder batteriebetriebene Lampen an allen Fahrrädern verwendet werden. Bislang war das nur bei Rennrädern unter 11 Kilogramm erlaubt. "Legale" Akku-Lampen nach StVZO tragen ein Siegel auf dem Gehäuse – eine Wellenlinie und eine Zulassungsnummer. Dieses StVZO-Siegel kennzeichnet Leuchten, die laut Prüfung nicht zu hell strahlen und bei korrekter Montage den Gegenverkehr nicht blenden. Bei Rücklichtern ist ein Blink-Modus verboten. Warum dieses Verbot? Auf die Anfrage von RoadBIKE beim Bundesverkehrsministerium verweisen die Beamten dort auf das Kraftfahrtbundesamt, das dafür zuständig sei. Dessen Mitarbeiter wiederum sehen die Kollegen des Verkehrsministeriums in der Pflicht ...

Rennradfahrer müssen laut StVZO Front- und Rücklicht jederzeit mitführen, auch tagsüber. Selbst wenn viele Beamte bei Zuwiderhandlung gerne ein Auge zudrücken, können Verstöße mit einem Bußgeld von bis zu 30 Euro geahndet werden.

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04 / 2023

Erscheinungsdatum 17.03.2023