Die 18 besten Rennradschuhe der Mittelklasse im Test

Die 18 besten Mittelklasse-Rennradschuhe
18 Rennradschuhe um die 180 Euro im Test

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Veröffentlicht am 09.08.2024

Auf den ersten Klick

Zu jedem Topf gibt’s den passenden Deckel, genauso verhält es sich mit Füßen und Schuhen. Natürlich – oder erst recht – beim Rennradfahren. Zwar gelten die Treter vielen als modisches Statement, ihre wichtigste Aufgabe ist es aber, die aufgebrachte Kraft möglichst effizient aufs Pedal zu übertragen. Für besseren Vortrieb und mehr Fahrspaß, erst recht bei mehrstündigen Fahrten. Dazu braucht’s neben der Kraftübertragung: Komfort, Passform und Halt. Denn schlafen die Zehen ein oder entstehen Druckstellen, ist es mit dem Fahrspaß schnell vorbei.

All diese Aspekte sind natürlich von Fuß zu Fuß individuell. Den richtigen Rennradschuh zu finden, ist also gar nicht leicht. Schließlich gibt es bereits für unter 100 Euro rennradtaugliche Modelle, wenn auch oft mit vergleichsweise mäßiger Performance. Nach oben scheint es hingegen kaum noch Preisgrenzen zu geben. Topschuhe versprechen zwar beste Performance und sehen stylisch aus, kosten aber schnell 400 Euro und mehr. Für viele Sportler klar zu viel, weshalb sich die Auswahl oft auf die preisliche Mittelklasse zwischen 150 und 200 Euro beschränkt – mit starkem Verhältnis von Preis zu Leistung.

ROADBIKE wollte wissen: Welche Modelle (Männer, Frauen, Unisex) taugen in diesem Preissegment besonders gut und erfüllen die Anforderungen an einen sportlichen Rennradschuh bei gleichzeitig gutem Komfort zum bezahlbaren Preis? Zwölf Hersteller haben wir eingeladen, mit ihren passenden Modellen für Mann und Frau im Vergleich anzutreten. Testschuhe kamen von Fizik, Gaerne, Giant bzw. Giants Frauenlabel Liv, Giro, Lake, Mavic, Northwave, Scott, Shimano, Sidi, Specialized und Decathlons Eigenmarke Van Rysel. Einige Hersteller bieten im genannten Preissegment nur Unisex-Modelle an, die wir ebenfalls berücksichtigt haben. Diese Schuhe wurden von männlichen und weiblichen Testern gefahren und bewertet. Alle Eindrücke haben wir gesammelt und in einem Testurteil zusammengefasst. Da sich individuelle Bedürfnisse aber stark unterscheiden, empfiehlt sich eine Anprobe vor dem Kauf, um Überraschungen auszuschließen. In Sachen Nachhaltigkeit punkten vor allem Gaerne, Mavic und Sidi, die ihre Modelle in Europa produzieren – die restlichen Kandidaten werden allesamt in Asien gefertigt.

Beim Blick auf die Verschlusssysteme zeigen sich erste Unterschiede. Zwar setzen alle Testkandidaten auf mindestens einen Drehverschluss am Spann (für Details: siehe S. 68), doch nur Scott und Van Rysel spendieren ihren Modellen einen zweiten Drehverschluss zur optimalen Druckverteilung auch im Zehenbereich. Giant, Giro, Mavic, Northwave, Shimano und Specialized setzen am Vorderfuß auf einen Klettverschluss. Fizik, Gaerne, Lake und Sidi verzichten gänzlich auf eine zweite Option zur Anpassung, hier sorgt lediglich ein Drehverschluss an der Zunge für festen Halt im Schuh.

Beim Fahren herrschte unter den Testern zwar nicht immer Einigkeit – schließlich sind Fußformen sehr unterschiedlich. Was einige als komfortabel empfanden, sorgte bei anderen für Druckstellen oder gar Taubheitsgefühle an den Zehen. Daher haben wir in den Testbriefen auffällige Befindlichkeiten berücksichtigt und im jeweiligen Fazit auf Besonderheiten sowie Stärken und Schwächen eines Schuhs hingewiesen.

Einig waren sich die Testfahrer bei der Frage: Wie sportlich fahren sich die getesteten Modelle? Den besten Eindruck hinterließen hier Fiziks Vento Omna, Specializeds Torch 2.0 und Van Rysels RCR, die alle dank hervorragender Kraftübertragung und steifer Carbon-Sohle jedes Watt aus den Beinen effizient aufs Pedal brachten. Scotts Damen- und Herrenmodelle reihten sich in puncto Kraftübertragung knapp hinter der Spitze ein, machten das leichte Defizit aber dank ihrer hervorragenden Passform und auch dank zweier Boa-Verschlüsse wieder wett.

Zum Erkenntnisgewinn gehört aber auch: Keiner der hier getesteten Schuhe kann nach ROADBIKE-Erfahrung den teuren Topmodellen in Sachen Kraftübertragung und Sportlichkeit das Wasser reichen – nur kosten die eben oft doppelt so viel. Wer also einen brettsteifen Schuh für den Renneinsatz sucht, muss dafür unter Umständen etwas tiefer in die Tasche greifen. Wer nicht auf das letzte Prozent an Effizienz angewiesen ist, trifft mit allen Modellen aus dem Test eine gute Wahl.

Fazit

Die Modelle von Fizik, Scott und Specialized überzeugten alle Tester. Fizik und Scott teilen sich den Testsieg. Aber: Der Schuh muss zum Fuß passen. Das beste Modell im Test muss nicht für jede(n) das optimale sein.

So testet ROADBIKE

Einzelheiten zum Test

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Agron Beqiri

Unterschiedliche Verschlusssysteme

Egal ob vom Zulieferer oder als Eigenentwicklung: Drehverschluss ist nicht gleich Drehverschluss. Die Details und Funktionsweisen der verschiedenen Systeme im Test.

SIDI Tecno-3-System

Um drehen zu können, muss man bei Sidi den Hebel nach oben klappen. Einseitiges Betätigen der seitlichen Drücker lockert die Drahtspannung in feiner Rasterung, beidseitiges Drücken öffnet komplett.

BOA IP1/Li2, Habu

Die Alleskönner von Boa: Zum Einrasten runterdrücken, zum stufenweisen Festziehen oder Lockern drehen, zum Öffnen nach oben ziehen. In diesem Test ist der Boa IP1 bei Giant montiert, Li2 gibt’s bei Fizik und Specialized. Der Habu-Verschluss am Van Rysel wird ebenfalls von Boa vertrieben und basiert auf demselben Prinzip wie IP1 und Li2.

Northwave xDial

Drehen am Rädchen fixiert den Fuß; drückt man von oben auf den Metallhebel, lockert sich die Spannung in definierten Rastschritten. Zum Öffnen des Verschlusssystems zieht man den Metallhebel vom Rädchen weg.

Tipp: Darauf solltest du bei der Anprobe achten

Natürlich darf der Fuß im Schuh nicht hin und her rutschen, andererseits ist genügend Zehenfreiheit wichtig. Ebenso wie guter Halt an der Ferse, damit der Fuß in der Zugphase nicht herausrutscht. Eine unnachgiebige Fersenschale, die den Fuß fest umschließt, hilft dabei. Wer keine Kraft am Berg oder beim Sprint verlieren möchte, sollte auf eine steife Sohle setzen. Nicht unwichtig: die Belüftung und das Gewicht! Belüftungsschlitze in den Rennradschuhen verhindern Hitzestau und schwitzige Füße. Übrigens: so mancher Hersteller bietet sogenannte "Wide"-Modelle an, wo die Zehenbox und der Schuh insgesamt etwas breiter ausfällt.

Gewichtsunterschied macht sich bemerkbar

Zusätzlich solltest du auf ein leichtes Gewicht der Schuhe achten. Ist es zu hoch, kann es sich unangenehm bemerkbar machen. Bei den Rennradschuhen aus dem Test bewegte sich das Gewicht zwischen 478 g und 659 g. Daher gilt auch hier: Wenn die Möglichkeit besteht, die Schuhe im Fachhandel anprobieren!

Woran es liegen kann, wenn der Rennradschuh nicht passt

Oft ist es die Druckverteilung am Fuß, die auf Dauer Qualen verursacht, aber auch eine zu schmale Zehenbox kann bei anschwellendem Fuß auf langen Ausfahrten die Stimmung vermiesen. Und dann ist da noch die Frage nach dem Einsatzzweck: Nicht jeder Sportler braucht eine brettharte Sohle, die hilft, jedes Watt in Vortrieb umzuwandeln. Eine leicht flexende Sohle kann gerade für Tourenfahrer die bessere, auf Dauer bequemere Wahl sein. Auch schätzen viele Langstreckenfahrer eine gepolsterte Innenausstattung, während Racer oft spartanisch direkte Leichtbauschuhe favorisieren.

Rennradschuhe, die noch zu haben sind: Die Testergebnisse aus 2023

Aus unserem letzten großen Test der Mittelklasse-Rennradschuhe stammen die folgenden Modelle, die an ihrer Qualität noch nichts eingebüßt haben und weiterhin zu bekommen sind. Auch preislich können attraktive Angebote bei Vorjahresmodellen möglich sein.

* Paar in Größe 45 **gemessen wurden Länge und Breite der Innensohle