Wer den Namen Loca Bikes liest, der wird die Marke eher in spanisch sprechende Regionen verorten als im polnischen Breslau. Doch ganz so falsch liegt man nicht mit der Annahme. Der Name lehnt sich bewusst ans spanische Loca für "verrückt" an und soll gleichzeitig eine Assoziation mit dem Begriff "lokal" bieten. Die Truppe legt großen Wert auf eine möglichst örtliche Produktion. Einmal der Umwelt zuliebe und andererseits, um weitere lokale Firmen mit einzubinden und zu unterstützen. Und zu guter Letzt eben auch, um schneller auf etwaige Bedürfnisse der Kunden eingehen zu können. Das heißt unterm Strich, dass jedes Bike ganz individuell für den Kunden gefertigt wird.
Im Programm von Loca Bikes findet man unter anderem Singelspeeder und City-Bikes, sowie Gravelbikes und Roadbikes aus Stahl, Aluminium oder Carbon. Letztgenannte Roadbikes können als Allrounder bezeichnet werden. Eins davon, das attraktive Emerald Prism Road Plus, dessen Carbon-Rahmengewicht in der kleinsten Größe bei 970 g anfängt, haben wir uns näher angeschaut.
Auffällige Lackierung des Loca Emerald Prism Plus
Auffällig ist zunächst die aufwendige Lackierung des Rahmens, die in Zusammenarbeit mit Dreamworkers Paint Shop entsteht. Der fließende Übergang von Schwarz ins Grün-gelbliche ist gelungen. Geschickt als Design-Element eingearbeitete Kratzer im Lack des Rahmendreiecks sind das i-Tüpfelchen der Lackier-Kunst und geben dem Bike eine eigene Note. Zu den Sitzstreben hin läuft die Farbe ohne diese Kratzer ins leicht grünliche aus. Es besteht sogar die Möglichkeit, eine individuelle Gestaltung vorzunehmen.
Zweimal hinschauen, besser ertasten, muss man die bereits von Loca Bike angebrachte Lackschutzfolie am Unter- bzw. Sitzrohr sowie der Kettenstrebe. Durch eine ganz akkurate Verarbeitung gibt es keinerlei Bläschenbildung.

Beeindruckender Vortrieb: Das Loca Emerald Prism Road Plus will stets nach vorn. Dabei gefallen auch die Laufräder von Dandy Horse mit 45 mm Felgenhöhe.
Aufgesessen, empfängt den Fahrer eine gemäßigte Sitzposition, in der man sich direkt wohlfühlt. Mit einem STR (Stack to reach) von 1,5 sitzt man auf dem Emerald Prism Road Plus sportlich, aber nicht überstreckt. Der zunächst sehr hart wirkende Pro Falcon-Sattel spielte seine Stärke erst nach längerer Fahrt aus, zu Beginn auf den Touren neigte er beim Tester dazu, sich zunächst unbequem anzufühlen.
Ein weiterer Hingucker ist das Cockpit mit den stark nach innen montierten STIs. Die Neigung der Bremsgriffe nach Innen ist so stark, dass man erst einmal eine gewisse Zeit benötigt, um sich an die Griffposition zu gewöhnen. Nach längerer Tour empfand unser Tester die Auflage des Handballens teilweise als etwas unangenehm.
Das Handling des Bikes mit dem auf Aero getrimmten Pro LT Compact-Lenkers ist auf einem sehr hohen Niveau. Trotz der schmalen Breite von 40 cm gab es kein nervöses Flattern zu verzeichnen, weder auf Asphalt noch auf feinem Schotter. Das Rad blieb jederzeit leicht unter Kontrolle zu halten. Auch im Sprint in der Unterlenkerposition, trotz der weit herunter gezogenen Griffe. Einziger Wertmutstropfen, der der Unterordnung des Aero-Konzepts zuzuordnen ist: Das Lenkerband ist nur knapp bis zur Krümmung am Oberlenker gewickelt, der abgeflachte Bereich ist blank und dementsprechend rutschig, gerade wenn es mal nass wird.
Die Kabelführung von Schaltung und Bremse verläuft zunächst innerhalb des Lenkers, kommt nah am Vorbau heraus, um danach im Steuerrohr unterhalb des Vorbaus wieder zu verschwinden. Eine kleine, verschraubte Abdeckung am Unterrohr lässt bei Wartungsarbeiten leichter wieder an die Kabel herankommen und jeden Mechaniker dankbar aufatmen.
Seitenwindunanfällige Laufräder
Flott, flotter am flottesten: Zum wirklich großartigen Handling tragen auch die ebenfalls in Polen gefertigten Laufräder Pulsar 45 AR von Dandy Horse bei. Das Gewicht beträgt 1460 g. Zwar mit Sapim Race-Rundspeichen versehen, überzeugten sie dennoch mit ihrem enormen Vortrieb. Sie boten mit der Felgenhöhe von 45 mm völlige Gleichgültigkeit gegenüber starken Windböen und Seitenwind, wie es bei einigen Testfahrten vorkam.
Die Gewichtsbegrenzung der Laufräder beträgt gute 130 kg. Durch die einfach gekreuzten Speichen ist der Komfort jedoch gering, die Schläge am Heck kamen trotz der zusätzlich etwas tiefer angesetzten Sitzstreben fast ungefiltert durch. Gerade auf schlechtem Untergrund war dies deutlich spürbar. Gut: im Konfigurator kann man sich auch andere Versionen der Laufräder, dann mit Aero-Speichen, aussuchen. Wer möchte, auch eine andere Schaltung.

Ein Allroader, der den Namen auch verdient: Loca Emerald Prism Road Plus
Tretlager und Lenkkopf verzeichneten keine auffälligen Schwächen bei der Steifigkeit. Das Bike gierte von Anfang an nach Speed in allen Gassen, ohne Kompromisse bei der Lenkpräzision in Kurvenfahrten machen zu müssen.
Gib Gummi: Kein Balance-Akt bei den Testfahrten waren die auf den Laufrädern des Testbikes aufgezogenen 32 mm Panaracer Gravelking-Reifen. Auf der Straße zeigten sie ein gutes und sicheres Rollverhalten, auf feinen Schotter boten sie ebenfalls noch genügend Gripp. Die Reifenfreiheit bei dem Emerald Prism Road Plus beträgt übrigens bis zu 35 mm.
Zuverlässige Schaltung
Das Test-Rad war ausgestattet mit Shimanos neuer elektronischer 12fach 105 Di2 mit 50–34 Kurbel vorn und 11-34-Kassette hinten. Die Schaltperformance zeigte sich zuverlässig und knackig, die Übersetzungsbandbreite für den Einsatzzweck als Allroader ist gut.
Das gewogene Komplettgewicht des Emerald Prism Road Plus betrug 8,5 kg (ohne Pedale). In der Praxis fühlte sich das Bike erfreulicherweise noch wesentlich leichter im Handling an, als die Daten es auf dem Papier aussehen lassen. Wichtig zu wissen: die Räder werden auf Bestellung gefertigt.
Fazit: Vor allem der flotte Vortrieb und das hervorragende agile Handling des leichten Flitzers brannten dem Tester ein Grinsen ins Gesicht. Highspeed? Kein Problem! Feiner Schotter? Geht klar! Grober Schotter? Da sehen wir das Bike eher nicht. Der Allroader ist genau das, wozu er erdacht wurde. Asphalt und leicht zu fahrende Wege abseits der Straße. Dort macht er seinen Job richtig gut. Die Verarbeitung und die Qualität des Bikes sind hochwertig, die Dämpfung gerade am Heck dürfte jedoch etwas komfortabler sein. Spannende Bike-Manufaktur, spannendes Bike und ein echter Tipp Preis/Leistung.
Plus und Minus
Vortrieb
Souveränes und agiles Handling
Gewicht
Laufräder nicht anfällig für Seitenwind
Preis
Komfort am Heck
Lenkerband recht kurz gewickelt
stark nach innen montierte Bremsgriffe nicht jedermanns Sache
Mehr Informationen auf der Seite des Herstellers Loca Bikes.