Bewegung im Laufradradmarkt: Mit Aerycs, Leeze, Newmen und Winspace unterbieten gleich vier junge Anbieter im Test die 1500-Gramm-Grenze deutlich – zu attraktiven Konditionen. Fulcrum, Mavic und Shimano halten mit Prestige, verzweigtem Händlernetz und – teilweise – nachhaltiger Produktion in Europa dagegen. Dass die Modelle der großen Anbieter im Handel oft günstiger zu haben sind, als es die unverbindliche Preisempfehlung vermuten lässt, relativiert den Preisvorteil der Herausforderer. Große Unterschiede gibt’s dagegen bei den Punkten Garantie, Crash Replacement und Lieferumfang. Klar ist: Wettbewerb belebt das Geschäft – gut für potenzielle Kunden. Der ROADBIKE-Test hilft bei der Entscheidung.
Aerycs Aero WT 30 – 🚲 Gefahren: 527 km

Aerycs Aero WT 30
Als echten Dauertest kann man die gut 500 Kilometer mit den neuen Aerycs Aero WT 30 zwar nicht bezeichnen, für einen ausgiebigen ersten Eindruck reicht es dennoch – und der ist, einmal mehr, sehr positiv. Im Vergleich zum letzten Jahr, als Aerycs mit den etwas höheren Aero WT 40 einen Preis-Leistungs-Tipp abräumte, wurde die Carbon-Felge überarbeitet: Satte 23 Millimeter Maulweite bietet die nun in allen der fünf erhältlichen Felgenhöhen – entsprechend breit bauen die Reifen, die mindestens 28, höchstens 65 Millimeter messen dürfen.

Die Felge wurde überarbeitet, Naben und Speichen stammen wie gehabt von DT Swiss.
Trotz ihrer Breite wiegt die Hakenfelge nur 345 Gramm – der Laufradsatz aus Vorder- und Hinterrad bringt es so auf gerade mal 1321 Gramm. Das spürt man bei jedem Antritt: Wieselflink geht’s hier nach vorn, die Fahrdynamik begeistert. Die Kraftübertragung ist top, die Lenkung präzise – je 24 2-fach gekreuzten Messerspeichen von DT Swiss sei Dank. Bei hohem Tempo, in Abfahrten und bei Seitenwind kommt nie Unruhe auf – auch ein Verdienst der nicht zu hohen Felgen. Der Aufbau des Sets war tadellos, die soliden DT Swiss 350-Naben laufen fast widerstandsfrei. In Kombination mit dem sehr ordentlichen Lieferumfang, drei Jahren Garantie und einem Crash-Replacement-Angebot bietet Aerycs so wieder ein sehr attraktives Gesamtpaket.

Die Aerycs sind unser ROADBIKE Tipp Allround.
*Breite innen / Breite außen / Höhe
Preis/ Leistung
handwerklich top
Fahrdynamik
Spurtreue
Lieferumfang
Servicebedingungen
in Felgenhöhen von 30 bis 80 mm erhältlich
"Viel Fahrspaß, fairer Preis – Aerycs zeigt hier eindrucksvoll, was klassischer Laufradbau leisten kann." – Christian Brunker, Redakteur
Fulcrum Wind 42 – 🚲 Gefahren: 4561 km

Fulcrum Wind 42
Auf eine stolze Kilometerleistung brachten zwei Testfahrer Fulcrums Wind 42. Positiv: Bei Testende waren weder technischer Verschleiß noch nennenswerte optische Beeinträchtigungen feststellbar. Die Lager laufen leicht, die Räder rund. Damit empfehlen sich die Wind 42 auch als günstigere Alternative zu Fulcrums Wettkampflaufrädern Speed 42: Die Carbon-Hakenfelge kommt mit exakt den gleichen Dimensionen, verwendet aber etwas einfachere Naben, Lager und Speichen. Der Leistung schadet das so wenig wie das im Vergleich zu anderen etwas höhere Gewicht: Die sehr seitensteifen Laufräder gehen sportlich-agil nach vorn, lenken messerscharf ein und stehen auch im Wiegetritt und im Sprint wie eine Eins.

Das Spiel der Rillenkugellager lässt sich vorne wie hinten leicht per Inbus einstellen. Positiv: der quasi neuwertige Zustand bei Testende.
Die höchste Felge in diesem Vergleich schneidet zudem pfeilschnell durch die Luft und zeigt sich selbst bei böigem Wind und hohem Tempo absolut fahrstabil. Ebenfalls positiv: Die Laufräder fahren sich recht komfortabel, was durch breit bauende Reifen dank 23er-Maulweite verstärkt wird. Ungewohnt leise surrt der Freilauf. Kleiner Wermutstropfen: Die Reifenmontage kann Kraft kosten, mehr als zwei Jahre eingeschränkte Garantie gibt’s nicht, der Lieferumfang umfasst nur das Wesentliche. Schön: Die Laufräder werden in der EU hergestellt.

Das Felgenprofil entspricht dem der Wettkampflaufräder Speed 42, die ungelochte Hakenfelge eignet sich gut für Tubeless.
*Breite innen / Breite außen / Höhe
kaum Verschleiß
top zentriert
schnell, fahrstabil
100 % made in EU
Garantie
sehr leiser Freilauf
Lieferumfang vergleichsweise gering
"Von den Fulcrums war ich wirklich begeistert. Mir gefällt auch, dass sie hier in Europa produziert werden!" – Wolfgang Krauter, Testfahrer
Leeze CC 38 Basic R – 🚲 Gefahren: 1387 km

Leeze CC 38 Basic R
Gerade erst hat Leeze die dritte Generation seiner beliebten Laufradlinie Basic vorgestellt, schon erscheint das CC 38 im ROADBIKE-Test – und überzeugt auf Anhieb: Dank des geringen Gewichts gehen die hervorragend aufgebauten Laufräder gut nach vorn, halten dank der aerodynamischen 38-Millimeter-Hakenfelge sehr gut hohes Tempo und bleiben dabei jederzeit fahrstabil. Nervosität bei Seitenwind? Fehlanzeige! Was die Kraftübertragung und Lenkpräzision angeht, fühlte sich ein Testfahrer gar an Laufräder mit Carbon-Speichen erinnert. All das ist Ergebnis eines umfassenden Updates: Die Felge wurde im Windkanal weiterentwickelt, bei den Naben setzt Leeze nun auf Straightpull-Einspeichung, und anstelle von Pillar- kommen neuerdings Sapim-Messerspeichen zum Einsatz.

Die neuen Naben von Leeze sind das Herzstück der überarbeiteten Laufradlinie Basic 3.0. Sie setzen auf 24 Straightpull-Speichen.
Viel Bewährtes findet sich aber auch in den Neuen wieder, etwa die Maulweite von 21 Millimeter, die einfache Wartung des hell surrenden Freilaufs oder das optionale, aufpreispflichtige Upgrade der Naben auf Keramiklager von Croder oder Ceramicspeed. Das lebenslange Crash Replacement ist attraktiv, mehr als die gesetzliche Gewährleistung von zwei Jahren gibt’s jedoch nicht. Auch der Lieferumfang ist überschaubar. Dennoch sind Leezes neue Basics mehr als eine Überlegung wert, der Preis ist absolut fair.

Die im Windkanal entwickelte Felge der Basic-Laufräder kommt wahlweise in 38 oder 50 mm Höhe und mit 21er-Maulweite. Und: die Leeze sind unser ROADBIKE Tipp Preis/ Leistung! 💰
*Breite innen / Breite außen / Höhe
Fahreindruck
Aufbau
attraktiver Preis
Modellvielfalt
lebenslanges Crash Replacement
Garantie
Lieferumfang vergleichsweise gering
"Leicht, schnell, fahrstabil – hätte ich nicht schon gute Laufräder, würde ich ernsthaft einen Kauf der Leeze erwägen." – Tobias Ihle, Testfahrer
Mavic Cosmic SL 32 – 🚲 Gefahren: 1127 km

Mavic Cosmic SL 32
Licht und Schatten offenbarten die überarbeiteten Cosmic SL 32 Disc. In der Fahrpraxis gefällt vor allem der hohe Dämpfungskomfort. Dieser wird noch verstärkt durch die Tatsache, dass die Maulweite gegenüber früheren Ausführungen der Laufräder auf nun 21 Millimeter angewachsen ist und Reifen entsprechend breiter bauen und noch besser dämpfen können. Auf wenig Gegenliebe stieß hingegen die als träge, fast schwammig empfundene Beschleunigung. "Kommen nicht aus dem Quark", notierte ein Testfahrer. Bemerkenswert und schade, denn die Fulcrum Wind 42 hatten trotz eines ähnlich hohen Gewichts und deutlich höherer Felgen für ihren Antritt allgemeines Lob geerntet.

Der Mavic-Freilauf schnarrt tief und ist einfach zu warten, die Lager rollen leicht. Die Speichen berühren sich nicht – Knacken ausgeschlossen!
Apropos Gewicht: Das Set wiegt über 50 Gramm mehr, als der Hersteller verspricht. Auch der Aufbau war nicht hundertprozentig zufriedenstellend: Das Hinterrad stand leicht außermittig. Einmal auf Touren gebracht, rollen die Laufräder mit tief röhrendem Freilauf und lassen sich von böigem Seitenwind nicht aus der Ruhe bringen. Keine Blöße gibt sich Mavic in puncto Service: Der Lieferumfang ist gut, bei Registrierung seiner Laufräder gilt eine lebenslange Garantie, und auch Crash Replacement wird angeboten.

Die neue Cosmic SL-Felge kommt nun mit 21 Millimetern Maulweite, anders als beim großen Bruder Cosmic SLR ist das Felgenbett aber klassisch gelocht.
*Breite innen / Breite außen / Höhe
fahrstabil und sehr komfortabel
lebenslange Garantie, Lieferumfang
100 % made in EU
HR außermittig
Beschleunigung
52 g schwerer als Herstellerangabe
"Der Komfort und die Laufruhe sind top. Für eine dauerhafte Liaison würde ich mir aber mehr Temperament wünschen." – Moritz Pfeiffer, Redakteur
Newman Streem Climbing – 🚲 Gefahren: 3634 km

Newman Streem Climbing
Richtig gelesen: Die neuen Streem Climbing-Laufräder von Newmen wiegen als Set unter 1200 Gramm! Und das, obwohl die Felgen 35 bzw. 38 Millimeter hoch und innen immerhin 22 Millimeter weit sind. So ein Leichtgewicht zaubert auch sofort ein breites Grinsen ins Gesicht: Leicht wie eine Feder katapultiert man sich im Wiegetritt nach vorn, bergauf scheint man zu fliegen. Nach Hunderten Kilometern und etlichen Pässen in den französischen Seealpen attestierte Testfahrer Jakob Heni den Newmen-Laufrädern zudem beeindruckende Spurtreue bergab.

Nach über 3500 Kilometern laufen die Newmen Fade R-Naben leicht. Das Vorderrad ist rechts radial eingespeicht, links dreifach gekreuzt.
Zweiter großer Pluspunkt: Nach über 3500 Testkilometern geben die Laufräder in puncto Verschleiß keinen Anlass zur Klage: Die Lager laufen extrem leichtgängig, Höhen- und Seitenschläge sind keine zu verzeichnen, optisch wirken Felgen und Naben wie neu. Nur eine leichte Außermittigkeit des Hinterrads verhindert die Endnote eins plus mit Sternchen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist das Tubelesssystem mit sehr breitem Felgenloch, in dem das Ventil auf Wunsch vollständig versenkt werden kann. Mit beiliegendem Adapter kann man aber auch klassische Tubelessventile oder -schläuche verwenden. Der Lieferumfang ist großzügig, drei Jahre Garantie und das lebenslange Crash Replacement ebenso.

Unter 1200 Gramm für das Set aus Vorder-/Hinterrad sind eine Ansage. Zumal Newmen stabile Edelstahlspeichen verbaut – mit Carbon-Speichen geht’s noch etwas leichter. Verdienter ROADBIKE Tipp Gewicht.
*Breite innen / Breite außen / Höhe
sehr leicht
toller Praxiseindruck
kaum Verschleiß
Lieferumfang
Garantie & Crash Replacement
sehr leiser Freilauf
Hinterrad bei Testende außermittig
"Explosiv im Antritt, leichtfüßig bergauf, absolut spurtreu bergab: Die Newmen-Laufräder haben richtig Spaß gemacht!" – Jakob Heni, Testfahrer
Shimano Ultegra WH-RS8170 C36 – 🚲 Gefahren: 1585 km
Testfahrer Eric Gutglück lieferte seine positiven Praxiseindrücke gleich mit potenzieller Gegenrede ab, "denn alle meine Testeindrücke könnte man auch negativ auslegen". Dem Redakteur gefiel der Laufradsatz als ausgewogen, laufruhig und grundsolide, "wer anders draufblickt, empfindet ihn aber vielleicht als charakterschwach und eher langweilig". Klar ist: Den optisch sehr dezenten, technisch über jeden Zweifel erhabenen Shimano-Laufradsatz auf Ultegra-Niveau kauft man nicht, um damit an der Eisdiele zu posieren.

Bei Testende schwammen die Kugeln der Lager unter dem Konus im Fett. Richtiges Werkzeug vorausgesetzt, klappt der Service recht leicht.
Wer aber genau das gar nicht plant, hat gute Chancen, hier einen Begleiter fürs Leben zu finden. Denn der WH-RS8170 C36, wie er Shimano-typisch etwas kryptisch heißt, überzeugt in der Praxis mit guter Kraftübertragung, stoischer Ruhe bei Seitenwind und angenehmem Dämpfungskomfort. Im Labor punktet er mit soliden Messwerten, im Dauertest mit Verlässlichkeit und Haltbarkeit: Nach gut 1500 Testkilometern steht der Laufradsatz wie eine Eins ohne Seiten- und Höhenschläge, die Konuskugellager mit Schleifdichtung laufen wie am ersten Tag und lassen sich mit dem richtigen Werkzeug leicht selbst warten. Schade: Vergünstigte Konditionen nach Sturzschäden gibt’s bei Shimano nicht, dafür zwei Jahre Garantie. Und: kein Gewichtslimit.

Tubeless-Reifen verschiedener Marken ließen sich leicht auf der Felge mit 21er-Maulweite montieren, rasteten schnell ein und hielten sehr gut die Luft.
*Breite innen / Breite außen / Höhe
solider Dauerläufer
einfaches Tubeless_Set-up
kein Gewichtslimit
technisch-nüchtern
leiser Freilauf
kein Crash Replacement
"Ein grundsolider Mix aus Aero und Gewicht, ideal für wellige Strecken. Dazu gepflegtes Understatement – mir gefällt’s!" – Eric Gutglück, Redakteur
Winspace Lún Grapid – 🚲 Gefahren: 919 km
Winspace – nie gehört? Die chinesische Marke produziert seit 2008 Rahmen, Laufräder und weitere Fahrradprodukte aus Kohlefaser und drängt mit aggressiven Preisen zunehmend auch in Europa auf den Markt. Das bekommt die Konkurrenz hier zu spüren mit dem Lún Grapid. Streng genommen handelt es sich dabei um einen Gravel-Laufradsatz mit 25er-Maulweite, der aber mit Reifen ab 30 Millimetern bestückt auch an Performance- und Endurance-Rennrädern eine gute Figur abgibt. Denn mit 1355 Gramm Set-Gewicht spielt er ganz vorne mit und gefällt mit sportlich-agilem Handling.

Nach knapp 1000 Testkilometer liefen die Lager leichtgängig. Achtung: Beim Hantieren mit dem Freilauf nicht die losen Sperrklinken verlieren!
Auf böigen Seitenwind reagieren die 38 Millimeter hohen Felgen allerdings recht sensibel. Die knapp 1000 Testkilometer hinterließen keine nennenswerten Spuren: Die Naben mit überdimensionierten Edelstahllagern laufen leicht, die Räder drehen sich mittig und ohne Höhen- oder Seitenschlag. Der Freilauf surrt auffällig hell, der Lieferumfang umfasst eine Lenkertasche. Garantie gibt’s für zwei Jahre, Crash Replacement bietet der Hersteller keines. Auch einen Onlineshop oder Ladenverkauf gibt’s bislang nicht – der Bezug erfolgt durch direkte Kontaktaufnahme mit Winspace Germany. Wer das akzeptiert, macht hier ein Schnäppchen.

Das Set wiegt trotz 25er-Maulweite nur 1355 Gramm. Auf der ungelochten Felge hielt ein Conti-Tubelessreifen ohne Nachpumpen wochenlang dicht.
*Breite innen / Breite außen / Höhe
Preis/ Leistung
leicht und flink
Lenkertasche im Lieferumfang
kaum Verschleiß
nervös bei Böen
kein Crash Replacement
"Winspace kannte ich nicht, die Laufräder haben sich aber bewährt und sehen schick aus. Und der Preis ist sensationell!" – Emilia Welte, Testfahrerin