Im Test: Willier Verticale SLR

Italienischer Kletterkünstler
Willier Verticale SLR im Test

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Veröffentlicht am 06.02.2025

Make Road Bikes light again! Eine Forderung, die in diese Zeit passt. Nach Jahren schwergewichtiger Innovationen – Aerodynamik, Scheibenbremse, breite Reifen und Felgen – vollzieht sich nun eine Trend-, nein Zeitenwende. Die heiß geliebten, leichten und grazilen Rennmaschinen sind zurück und greifen erfolgreich das zwischenzeitlich fast in Vergessenheit geratene UCI-Gewichtslimit an. Und das, ohne in Sachen Aerodynamik oder Komfort zurückzustecken. Jüngstes Beispiel: das nur 5,9 Kilogramm schwere Scott Addict RC Ultimate. Nur wenige Monate älter ist das Verticale SLR aus dem Hause Wilier Triestina. Ein ganz auf Leichtgewicht getrimmter Racer, der die von der UCI geforderte 6,8-Kilo-Marke mit buchstäblicher Leichtigkeit reißt: Nur 6,6 kg zeigte die ROADBIKE-Waage für das Komplettrad an.

Rahmen und Cockpit Willier Verticale SLR


Das Rahmen-Set mit Cockpit soll laut Wilier nur 1623 Gramm wiegen. 175 weniger noch als der Vorgänger Zero SLR. Auch die Laufräder im Testrad überzeugten auf der Waage mit schlanken 2548 Gramm (gewogen mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben). Leichtbau, der definitiv erfahrbar ist. Antritte setzt das Verticale in beeindruckender Manier in Geschwindigkeit um. Und auch bergauf scheint der Italiener das Konzept der Schwerkraft ernsthaft infrage zu stellen, so leichtfüßig windet sich das Rad Kurve für Kurve nach oben.

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Bjoern Haenssler


Dazu passen der agile, wendige Charakter und die sportliche Sitzgeometrie des Verticale; auf kleinste Lenkbewegungen und Gewichtsverlagerungen reagiert das Rad sehr direkt. Erfreulicherweise liegt es bei hohem Tempo und in technischen Abfahrten dennoch sicher auf der Straße. Auch dank der 30er-Vittoria-Reifen, die mit geringem Rollwiderstand gefallen. Maximal passen laut Hersteller bis zu 32 mm breite Reifen in den Rahmen. Das ist nicht allzu üppig, geht für einen Leichtbau-Renner aber in Ordnung.

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Bjoern Haenssler


An der Front liegt das neue, 310 Gramm schwere V-Bar-Cockpit sehr gut in der Hand, vor allem der leicht angerundete Oberlenker greift sich angenehm und erlaubt jederzeit gute Kontrolle. Mit 38er-Breite ist er trendig schmal, aber noch nicht zu extrem auf Aero getrimmt.


Die Cockpit-Lackierung in Rahmenfarbe ist natürlich ein absoluter Hingucker. Erfreulich außerdem, dass Wilier bei der Kurbel auf eine 50/34-Kompaktvariante setzt, die zusammen mit der 11–30er-Kassette ausreichend kleine Gänge für steile und/oder lange Anstiege bereithält. Wer viel in den Bergen unterwegs ist, könnte über eine 11–34er-Kassette nachdenken.
Nicht ganz so überzeugend: Trotz des stolzen Preises von 12 200 Euro gibt’s am Testrad keinen Leistungsmesser. Wer den ab Werk haben möchte, muss 800 Euro Aufpreis einkalkulieren.
Ein praktisches Feature findet sich an der Sattelstütze: zwei Bohrungen, an denen sich entweder eine Startnummernhalterung oder aber ein schlankes Rücklicht anbringen lässt. Letzteres gibts von der Firma Litemove sogar für den deutschen Markt mit StVZO-Zulassung, entweder direkt bei der Auslieferung oder aber zum Nachrüsten.

[Transparenz-Hinweis: In der usprünglichen Version dieses Artikels hieß es, die integrierte Rückleuchte habe keine StVZO-Zulassung. Das betrifft jedoch nur die Räder für den internationalen Markt wie auch das Testrad, das direkt aus Italien kam. Für Deutschland kommt es mit einer StVZO-zugelassenen Rückleuchte.]

FAZIT

Ein Rennrad, wie gemacht für die Berge. Wiliers neues Verticale SLR beeindruckt mit geringem Gewicht und starker Performance auf dem Weg zur Passhöhe. Wenig überraschend hat der grazile Italiener seinen Preis.

Das gefällt 👍

Stark im Antritt, extrem leichtfüßig beim Klettern: Das Verticale SLR ist ein absoluter Kletterkünstler.

Das weniger 👎

Schade, dass bei diesem stolzen Preis kein Powermeter mit dabei ist – in dieser Klasse fast schon ein Muss.

Das perfekte Rad für...

... alle, die das einzigartige Fahrgefühl eines richtig leichten Rennrads schätzen und dennoch einen verlässlichen Begleiter für ausgiebige Pässetouren suchen.

*Größe L, ohne Pedale