Kurz und knapp
- Fulcrum Sharq: neue Allroad-Laufräder für Langstrecke und wechselnden Untergrund
- Carbonfelgen mit "Haifisch"-Optik: Felgenhöhe zwischen 42 und 47 Millimeter
- Stahlspeichen, Aluminiumnaben, Keramiklager
- Tubeless-fähig, ungelochtes Felgenbett mit Minihook
- Maulweite: 25 Millimeter
- Gewicht: 1458 Gramm (ROADBIKE-Messung)
- Preis: 2460 Euro
- entwickelt in Italien, hergestellt in der EU

Die neuen Fulcrum Sharq-Laufräder sind für Langstrecke und Allroad-Einsätze konzipiert. Kostenpunkt: 2460 Euro.
Labor- und Praxistest
Zum zwanzigsten Firmenjubiläum hat der italienische Laufradhersteller Fulcrum sich und der Rennradwelt ein neues Modell geschenkt: die Fulcrum Sharq. Sie sind die ersten Fulcrum-Laufräder, die speziell für die Langstrecke und den Allroad-Einsatz entwickelt wurden. Fulcrum verspricht "eine noch nie dagewesene Mischung aus Laufruhe, Handling, Aerodynamik, Reaktionsfreudigkeit und Komfort."
Im Labor- und Praxistest überzeugen die neuen Fulcrum Sharq 42-Laufräder auf vielen Untergründen: von Flüsterasphalt über Kopfsteinpflaster und Co. bis hin zu Schotterpisten. Die Carbonfelgen kommen mit einer Maulweite von satten 25 Millimetern, was nach einer Reifenbreite von mindestens 30 Millimetern verlangt. Breitere Gravelreifen sind natürlich ebenfalls kompatibel. Wir sind die Laufräder mit Rennrad- und Gravelpneus gefahren, die Montage von Continental-, Pirelli- und Vredesteinreifen zwischen 30 und 38 Millimetern Breite klappte ohne Probleme.

Wir haben die Fulcrum Sharq 42-Laufräder in Labor und Praxis getestet. Das Fazit fällt überwiegend positiv aus.
Montiert haben wir im Testverlauf sowohl Tubeless-Reifen als auch Clincher mit Schläuchen. Positiv: Auch dank des ungelochten Felgenbetts hielten die Reifen im Tubeless-Setup die Luft auffällig gut. Die Diskussion um Hookless vermeiden die Felgen übrigens: Minihooks versprechen maximale Sicherheit für alle Reifentypen. Diese bauen dank der enormen Maulweite übrigens schön breit und dämpfen entsprechend angenehm.
Hingucker der neuen Sharq-Laufräder ist das Felgenprofil mit unterschiedlichen Höhen, das an Zipp NSW- oder Princeton-Laufräder erinnert. Fulcrum nennt die daraus resultierende Form "2-Wave-Rim": Die Felge besitzt eine regelmäßige symmetrische Welle an der Felgennase, die an den Flanken in eine asymmetrische Welle übergeht. Die Höhe des Profils variiert zwischen 42 und 47 Millimeter, jeweils vom höchsten zum niedrigsten Teil der Welle gemessen.

Die Höhe der Carbonfelgen wechselt zwischen 42 und 47 Millimetern. Die reduzierte, technische Designsprache mit Piktogrammen kennt man bereits von den Fulcrum Speed- und Wind-Laufradmodellen.
Positive Nachrichten in punkto Gewicht: Die ROADBIKE-Waage belasteten Vorder- und Hinterrad mit 671 beziehungsweise 787 Gramm, was einem Setgewicht von 1458 Gramm entspricht. Das liegt zwar geringfügig über der Herstellerangabe, ist angesichts der wuchtigen Felgenanmutung und der beachtlichen Maulweite von 25 Millimetern aber durchaus beeindruckend.
Auch was die Seitensteifigkeit angeht, geben sich die Fulcrum Sharq nicht den Hauch einer Blöße: 101 Nm/° am Vorderrad und 92 Nm/° am Hinterrad sind ausgesprochen hohe Werte. Zur Einordnung: Ab einer Seitensteifigkeit von 70 Nm/° sind Laufräder nach ROADBIKE-Erfahrung für alle Fahrergewichtsklassen bedenkenlos fahrbar.

Ansicht der Fulcrum Sharq 42-Laufräder in einem Canyon Endurace CF SLX.
Die Fulcrum-Laufräder setzen die Beinkraft denn auch unmittelbar in Vortrieb um: Die Beschleunigung ist gut, die Lenkung präzise. Nervosität bei Seitenwind scheint den Laufrädern weitgehend fremd zu sein, der Geradeauslauf ist ausgeprägt – allein bei sehr hohen Geschwindigkeiten wird es etwas unruhiger an der Front. Eine ruhige Hand am Lenker mal vorausgesetzt, ist das Sicherheitsgefühl dennoch subjektiv sehr hoch.

Ansicht der Fulcrum Sharq 42-Laufräder in einem Focus Izalco Max.
Während man so mit den neuen Fulcrum Sharq dahingleitet, kann man sich näher mit den technischen Details befassen: Nicht nur die Felgenform ist neu, sondern auch das Carbon-Laminat, das aus einer Mischung von Fulcrum FF100-Kohlefasern und Harzen besteht. Wie schon bei den Wind- und Speed-Modellen setzt Fulcrum auf ein reduziertes, technisches Design mit verschiedenen Piktogrammen.
Ebenfalls neu sind die A3RO genannten Stahlspeichen mit drei Millimetern Breite und 0,8 Millimetern Dicke, die laut Fulcrum erhebliche aerodynamische Vorteile bringen. Darüber hinaus hat Fulcrum den Kontaktpunkt zwischen Nabe und Speiche überarbeitet: Das Speichenloch besitzt zwei zusätzliche Aussparungen – gepaart mit einer speziellen Glättung der Speichenbasis bleibt die Speiche immer ausgerichtet und verdreht sich laut Fulcrum nicht.

Satte 25 Millimeter beträgt die Maulweite der neuen Fulcrum Sharq-Laufräder. Das verlangt nach mindestens 30 Millimeter breiten Reifen. Innen ist die Felge ungelocht - was die Verwendung mit Tubelessreifen erleichterte.
Merkt man das in der Praxis? Nicht unbedingt – diese Features zahlen eher auf geringen langfristigen Verschleiß ein. Und hier lässt sich nur Positives berichten: Nach einigen tausend Testkilometern sehen die Fulcrum Sharq aus wie neu. Und stehen übrigens auch wie zu Testbeginn völlig mittig, die ermittelten Werte für Höhenschlag (0,22 bzw. 0,28 mm) und Seitenschlag (0,19 bzw. 0,27 mm) liegen deutlich innerhalb der Toleranz – Ausschläge sind mit bloßem Auge nicht sichtbar.
Was man hingegen sehr wohl in der Praxis bemerkt, ist die Tatsache, dass die vorne und hinten je 24 Speichen sich nicht berühren – zu keinem Zeitpunkt war Knacken zu hören, das unter anderem dadurch entstehen kann, wenn sich Staub und Schmutz an den Speichenkreuzungen sammeln. Laut Fulcrum sollen die NoTouching-Spokes die langfristige Beibehaltung der Speichenspannung gewährleisten, mechanische Eingriffe, um Spannungsverluste zu beheben, sind angeblich nicht erforderlich.

Der Aufdruck auf der Felge verweist unter anderem auf die Mindestreifenbreite von 30 Millimetern - und die Entwicklung und Herstellung in der EU.
Echte Gamechanger sind jedoch die sehr leicht laufenden Lager: Im Inneren der Aluminiumnaben drehen sich USB-Keramikkugellager, die auf durchgehenden Achsen mit Einstellring laufen, um – so Fulcrum – eine extrem präzise Vorspannung und maximalen Leichtlauf zu erreichen. In der fahrpraxis spürt man dies deutlich durch subjektiv absolut widerstandslosen Lauf. Gefühlt flitzt man mit den Fulcrum Sharq ohne große Anstrengung um jede Kurve, hohes Tempo halten die Laufräder spielerisch, der Spaßfaktor ist hoch – man fühlt sich einfach schnell.

Die Aluminiumnaben wurden überarbeitet, die Stahlspeichen sind komplett neu. Bewährt an Campagnolo- und Fulcrum-Laufrädern: die USB-Keramiklager.
Geschmackssache ist die auffällige Optik der Carbonfelgen mit unterschiedlich hohem Profil. Einerseits sieht dies spektakulär aus und sorgt für bewundernde Blicke – wer diese Optik fahren wollte, musste bisher vor allem zu den deutlich teureren Zipp NSW-Laufrädern greifen und dafür Hookless akzeptieren. Andererseits ist diese Optik manchen vermutlich "zu laut" und passt nicht an jedes Rad. Wer es optisch noch "lauter" möchte, kann seit kurzem übrigens auf das Modell Sharq 57 zurückgreifen: Diesem hat Fulcrum eine noch höhere Felge spendiert, deren Höhe zwischen 57 und 62 Millimetern beträgt.

Ob die neuen Fulcrum Sharq-Laufräder immer so genutzt werden wie hier auf einem Herstellerfoto, sei mal dahingestellt. Sie erfüllen jedoch die technischen Anforderungen für ASTM-Kategorie 2-Produkte und sind somit für kleinere Sprünge freigegeben.
Auch der leise Freilauf ist Geschmackssache: Wer gerne auf die Klingel am Rad verzichtet und Fußgänger durch seinen laut knatternden Freilauf auf sich aufmerksam macht, wird mit äußerst zurückhaltenden, fast unmerklichen Fulcrum-Freilauf vermutlich fremdeln.
Interessant: Die neuen Fulcrum Sharq-Laufräder wurden nicht nur in Italien entwickelt, sondern werden auch in Europa produziert. Fulcrum verspricht eine 100-prozentige Kontrolle des Produktionsprozesses, alle Komponenten werden in Europa hergestellt und in den eigenen Werken montiert. Das reduziert nicht nur Abhängigkeiten von globalen Lieferketten, sondern reduziert auch CO2-Emissionen.

Vom Asphalt auch mal abbiegen: Die neuen Fulcrum Sharq-Laufräder sind für viele Untergründe gedacht.
Das maximale Systemgewicht aus Fahrer, Rad und Ausrüstung beträgt 120 Kilogramm, als Freilaufoptionen bietet Fulcrum Shimano HG- und Microspline, Sram XDR sowie Campagnolo N3W an. Der Preis für den Laufradsatz: 2460 Euro.
Fazit
Fulcrums Sharq-Laufräder sind toll aufgebaut und laufen auch nach vielen tausenden Kilometern noch mittig und ohne Seiten- und Höhenschläge. Verschleiß ist kaum feststellbar. Das Gewicht deutlich unter 1500 Gramm für das Set ist angesichts der Felgendimensionen bemerkenswert, die Seitensteifigkeit sehr hoch. Dank der Keramiklager rollen die Laufräder auffällig leicht, Beschleunigung und Handling sind agil, der Komfort hoch – nicht zuletzt dank der angesichts der Maulweite breit bauenden Reifen.
Die Optik ist auffällig – die Fulcrum Sharq passen sicher nicht an jedes Rennrad oder Gravelbike. Der nachhaltige Ansatz ist zeitgemäß, allgemein wirken die Laufräder progressiv. Der Preis von 2460 Euro (UVP, der "Straßenpreis" liegt – wie immer – deutlich darunter) ist beachtlich – gemessen am Gegenwert und angesichts der Herstellung in der EU aber vertretbar.

Die neuen Fulcrum Sharq-Laufräder am Santa Cruz Gravelbike von Chefredakteur Alexander Walz - freigegeben sind die Laufräder für Reifenbreiten von 30 bis 76 Millimeter.