Rennrad Giant TCR Advanced 0 im Dauertest der ROADBIKE

Auf einen 1000er - Im Dauertest des Roadbike Magazins
Rennrad Giant TCR Advanced 0

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Veröffentlicht am 20.04.2025

Das Testformat

Mindestens 1000 Kilometer mit einem Testrad, kombiniert mit Prüfstandsmessungen – das sind die Eckdaten des Testformats "Auf einen 1000er mit ...". Der jüngste Testkandidat: das TCR Advanced0 von Giant, mit dem Redakteur Moritz Pfeiffer und Testfahrer Thomas Schindler die geforderten Kilometer an der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald, beim Pendeln zur Arbeit und bei Vereinsausfahrten abspulten. Mehr erfahrt ihr im Test!

Das Testrad

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Bjoern Haenssler

Total Compact Road – dafür steht das Kürzel TCR. Ein Name, unter dem Giant bereits in der 10. Generation sein leichtes Wettkampfrennrad anbietet. Mit dem Aero-Renner Propel teilt es sich die nahezu identische Geometrie – nur der Gabelnachlauf weicht eine Nuance ab. Erhältlich in den drei Rahmenqualitäten Advanced SL, Advanced Pro und Advanced, bietet Giant sein TCR in insgesamt sieben Ausstattungsvarianten und jeweils fünf Rahmenhöhen an. Die Preise liegen zwischen 2799 und 12299 Euro. Getestet wurde die Version Advanced 0 – ein auch preislich attraktives Angebot, das für 3999 Euro neben einem Carbon-Rahmen-Set eine elektronische Shimano 105 Di2-Gruppe und Carbon-Laufräder mit 36-Millimeter-Felgen bietet. Alle weiteren Teile inklusive der Tubeless-Reifen kommen von Giant selbst.

Das verspricht der Hersteller

Das TCR will laut Giant ein kompetitives Allround-Rennrad sein: "Leicht, effizient und auf Geschwindigkeit ausgelegt", soll es "explosive Beschleunigung und kompromisslose Tretsteifigkeit" sowie eine "noch nie dagewesene Lenkpräzision" bieten. Trotz weitreichender Systemintegration verspricht Giant ein "bedienerfreundliches Set-up". Mit seinem "schlankeren Profil" soll das Rad zudem optisch überzeugen.

Björn Hänssler

Der erste Eindruck

Giant spielt mit sehr unterschiedlichen Rohrquerschnitten: Kantige Aero-Profile treffen auf schlanke Rohre, die Felgen sind hoch, aber nicht extrem. Kurz: Das TCR wirkt harmonisch, sportlich und schnell. In der Praxis fällt auf: Seine Stärken spielt es – zumindest in dieser Ausstattung – eher im Flachen und auf Abfahrten aus. Hohes Tempo hält das Rad mit geringem Einsatz, auch in welligem Gelände lässt man das Tempo gerne stehen. Testfahrer Thomas Schindler notierte: "Völlig unaufgeregtes Fahrverhalten, fühlt sich immer sicher an. Selbst durch wildeste Manöver ist das Rad nicht aus der Ruhe zu bringen." Demgegenüber wünscht man sich bergauf etwas mehr Dynamik: Die 8,4 Kilogramm wirken in der Praxis schwerer als auf dem Papier. Allein schon, weil satte 3,1 Kilo davon auf die Laufräder entfallen. Die Übersetzung mit Semikompakt-Kurbel betont die sportliche Ausrichtung. Die Sitzposition ist ausgewogen.

Die größten Überraschungen

Eine andere Ausstattung – und schon fährt sich das Rad extrem anders! In Ausgabe 06/24 der ROADBIKE hatten wir dem TCR Advanced Pro für 6499 Euro eine Leichtigkeit und Wendigkeit attestiert, die wir dem Advanced 0 nicht in gleichem Maße bescheinigen können. Die 2500 Euro teurere Version spart aber auch 1,2 Kilogramm Gewicht – vor allem an den Laufrädern – und kommt mit 38 Zentimeter schmalem Lenker. Deshalb: Auch auf alle Details achten und nicht am falschen Ende sparen!

Das ungewöhnlichste Detail

Der dünne Lenker mit sehr dünnem, sich früh ablösendem Lenkerband dämpft kaum. Die satten 44 Zentimeter Breite verstärken zudem die Laufruhe des TCR. Da auch die Gabel etwas hart geraten ist, vermisst man an der Front den Dämpfungskomfort. Den liefert dafür das Heck: Das hintere Rahmendreieck und die D-förmige Carbon-Sattelstütze federn in der Praxis und auch im Labor ordentlich (227 N/mm). Verstärken kann man den Effekt durch Verringerung des Luftdrucks: Die Reifen sind zwar nominell nur 25 Millimeter breit, faktisch bauen sie aber deutlich voluminöser. Angenehmes Detail: Die Pneus werden vom Händler bereits tubeless ausgeliefert, Dichtmilch zum Nachfüllen und Reifenheber liegen bei.

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Bjoern Haenssler

Versprechen gehalten? Alle Punkte im Check

👉 "Leicht, effizient, aerodynamisch": Jein. Das Gewicht bremst das TCR zumindest in dieser Ausstattung etwas aus, der breite Lenker kostet Fahrdynamik. Die von Giant versprochene "explosive Beschleunigung" wirkt so etwas dick aufgetragen. Hohes Tempo hält das Rad aber spielerisch, dank der guten Kraftübertragung geht auch die "kompromisslose Tretsteifigkeit" in Ordnung.

👍 "Noch nie dagewesene Lenkpräzision": Das Lenkverhalten ist verlässlich, vorhersehbar, absolut präzise – selbst bei hohem Tempo und wilden Schlenkern. Noch nie dagewesen? Das sei mal dahingestellt – beeindruckend ist es allemal.

👉 "Bedienerfreundliches Set-up": Positiv zu erwähnen sind die werksseitige Tubeless-Montage und die neue Vorbaukonstruktion, die trotz integrierter Bremsleitungen gut zugänglich bleibt. Die Sattelneigung lässt sich indes nur von oben durch die Sattelaussparung einstellen. Schwierig!

👍 "Schlankeres Profil": Das TCR wirkt aufgeräumt. Gabel und das sich Richtung Heck verjüngende Oberrohr muten fast filigran an, Steuerrohr, Unterrohr und Tretlager wirken hingegen massiv. Optisch ist das stimmig, auch die hellblaue Metallic-Lackierung ist ein echter Hingucker.

Weitere Infos gibt es bei Giant.