Von Frau zu Frau: Die weibliche Physiologie im Radsport – Teil 3

Das Einmaleins der weiblichen Physiologie im Radsport
Von Frau zu Frau – Teil 3: Angepasstes Training

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Veröffentlicht am 08.04.2024
Bikeriders & training partners doing high-five
Foto: Digital Vision

Im dritten Teil unserer Fitnessserie für Frauen zeigen wir, wie du dein Training in Umfang und Inhalten mit einfachen Mitteln an deinen Zyklus anpassen kannst.

Wieso ist eine Synchronisierung des Trainings mit dem Zyklus sinnvoll?


Frauen sind nicht immer gleich leistungsfähig. Eine intensive Einheit, die dir einmal mit Leichtigkeit von der Hand geht, kann dich ein bis zwei Wochen später vielleicht an deine Grenzen bringen. Doch nicht nur die wahrgenommene Anstrengung ändert sich, auch die Anpassungsbereitschaft des Körpers ist unter Umständen geringer. Im schlimmsten Fall bedeutet das: doppelte Anstrengung für den halben Trainingserfolg. Kennst du hingegen die Besonderheiten der weiblichen Physiologie und weißt sie zu nutzen, kannst du die guten Phasen optimal einplanen und somit effektiver trainieren. Auch die Verletzungsprävention spielt hier eine entscheidende Rolle.

Wie sieht eine Anpassung des Trainings an den Zyklus konkret aus?


Welches Training in welcher Zyklusphase am besten ist, hängt natürlich von deiner individuellen Zielsetzung und vom Zeitpunkt in der Saison ab. Generell gilt aber: Die erste Zyklushälfte ist wie gemacht für hohe Belastungen und intensive Einheiten. Das ist deine wertvollste Trainingszeit, da du viel Energie zur Verfügung hast und von schneller Erholung und einem guten Immunsystem profitierst. Auch Selbstvertrauen und Motivation sind dann oftmals höher. Trau dir also ruhig einiges zu und fordere deinen Körper!

IRONMAN Finland
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Mit dem Anstieg der Hormonlevel in Woche 3 gewinnt schließlich dein Fettstoffwechsel die Überhand, was für höhere Trainingsumfänge mit geringerer Intensität zu dieser Zeit spricht. Die späte zweite Zyklushälfte, also Woche 4, ist ideal geeignet als Entlastungswoche: Weniger Umfänge, regenerative Intensität und mehr Ruhetage geben deinem Körper genug Zeit, Trainingsreize zu verarbeiten.

Tipps zur besseren Trainings-Anpassung an den Zyklus

1

Zyklus-Tracking

2

Offene Kommunikation

3

Timing ist alles

Female cyclist going uphill on roadbike & laughing
Digital Vision

Interview zum Thema "Zyklusangepasstes Training"

Fragen zum zyklusangepassten Training an Tessa Menges, Sportwissenschaftlerin, Produktmanagerin der Trainings-App enduco und Referentin für frauenspezifische Trainingswissenschaft (u. a. für die Sportverbände in Rheinland-Pfalz und im Saarland).

Welchen Stellenwert nimmt das Thema Zyklus in der Trainingsplanung ein?

Es schadet prinzipiell niemandem zu lernen, auf seinen Körper zu achten und herauszufinden, wann welches Training guttut. Für ambitionierte Frauen ist dieses Wissen aber grundlegend, um strukturiert und nachhaltig zu trainieren, da dasselbe Training nicht zu jedem Zeitpunkt im Monat gleich effektiv ist.

Welche Rolle spielt zyklusangepasstes Training für Hobbyfahrerinnen?

Eine der wichtigsten Komponenten, egal auf welchem Level, ist das bessere Bewusstsein und
Verständnis für den eigenen Körper. Ob Leistungssportlerin oder Hobbyfahrerin, alle wollen mit Training die bestmögliche Leistung aus ihrem Körper herausholen. Durch eine Anpassung des Trainings an den Zyklus können Trainingsreize gezielter gesetzt und somit eine bessere Antwort des Körpers erreicht werden – ohne den Trainingsumfang zu
erhöhen.

Wo siehst du ungenutztes Potenzial und Forschungsbedarf?

Es gibt sicherlich noch Forschungsbedarf, vor allem, was größere Probandengruppen, genauere Daten und den Einfluss von hormonellen Verhütungsmitteln betrifft. Allerdings ist gleichzeitig auch mehr Präsenz des Themas in Schule und Studium erforderlich. Doch tatsächlich fehlt es gerade Lehrern und Trainern oft noch an entsprechendem Wissen. Hier sehe ich die Verantwortung bei Verbänden, dieses Wissen zu einem festen Bestandteil von Trainerfortbildungen zu machen. Einen Einstieg in das Thema bietet das Rahmenwerk "Frau und Spitzensport" von Swiss Olympic.

Welche Tipps gibst du Trainern, Eltern und Nachwuchssportlerinnen mit?

Als Erstes geht es um eine Normalisierung und einen offenen Umfang mit dem Thema. Junge Sportlerinnen sollen wissen, dass die Periode nichts Schlimmes oder Peinliches ist, sonderneine Bestätigung, dass der Körper gesund ist und einwandfrei funktioniert. Ich sehe zu häufig, dass Mädchen während ihrer Periode aus Unsicherheit und Unwohlsein heraus beim Training aussetzen. Hier braucht es vonseiten der Lehrer, Trainer und Eltern eine bessere Aufklärung und Ermutigung, dass das etwas Alltägliches ist und die Periode sogar eine gute Phase für sportliche Leistung sein kann. Wichtig ist in jedem Fall, einen sicheren Raum für offene Kommunikation zu schaffen, beispielsweise im Rahmen eines Lehrgangs mit geschultem Personal.

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