Von Frau zu Frau: Die weibliche Physiologie im Radsport - Teil 2

Das Einmaleins der weiblichen Physiologie im Radsport
Von Frau zu Frau – Teil 2: Energiestoffwechsel

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Veröffentlicht am 31.03.2024
Female cyclist taking lead in sprint
Foto: Digital Vision

Wer Leistung bringen will, braucht Energie. Je nach Intensität der Belastung greift dein Körper dabei auf unterschiedliche Brennstoffe zurück: Lang andauernde, weniger intensive Belastungen werden hauptsächlich über den Fettstoffwechsel gedeckt, während es für kurze und harte Belastungen wie Wettkämpfe und Intervalle Kohlenhydrate als schnelle Energiequelle braucht. So weit nichts Neues, hätte da nicht der weibliche Hormonzyklus ein Wörtchen mitzureden.

Der Schlüssel zu mehr Leistung

Denn für Frauen gilt dieses Prinzip nur bedingt: Zwar funktioniert ihr Energiestoffwechsel in Zeiten niedriger Hormonaktivität wie aus dem Lehrbuch, doch ändert sich das mit steigenden Hormonspiegeln in der zweiten Zyklushälfte. Die Folge: Alles steht kopf und funktioniert anders – von der Rennverpflegung über die Erholung bis hin zu Stagnation bei Muskelaufbau oder Gewichtsverlust. Doch woran liegt das?

Welchen Effekt haben weibliche Hormone auf den Energiestoffwechsel?


In der zweiten Zyklushälfte, der lutealen Phase (vgl. RB 09/23), werden zwei Hormone aktiv, die den Energiestoffwechsel beeinflussen und somit oft für Leistungseinbußen und Frustration bei sportlich aktiven Frauen sorgen: Östrogen verringert den Zugriff auf Kohlenhydrate: Um die begrenzten Kohlenhydratspeicher zu schützen, sorgt Östrogen dafür, dass der Körper diese nur sehr sparsam leert. Auch wenn die Speicher voll sind, lassen sie sich im Training daher nur beschränkt anzapfen.

Stattdessen setzt der Körper vermehrt auf den Fettstoffwechsel, was für das Grundlagentraining zwar hilfreich sein mag, für intensive Belastungen jedoch nicht optimal ist. Bei hohen Intensitäten läufst du dann Gefahr, dass dein Körper aus der Not heraus das Muskeleiweiß angreift, um den Energiebedarf zu decken.

In der ersten Zyklushälfte, wenn die Östrogenlevel gering sind, nimmt der Körper Pizza und Pasta dankend an. In der zweiten Hälfte hingegen kann er einen Eiweißshake oft besser gebrauchen. – Sophie Prange, B. Sc. Sportökonomie und freie Autorin

Progesteron wirkt hochgradig katabol: Die anabole, muskelaufbauende Wirkung von Testosteron ist wohl den meisten bekannt, doch nur wenige wissen von den katabolen, muskelabbauenden Eigenschaften von Progesteron. Hohe Progesteronaktiviät erschwert somit nicht nur die Reparatur und damit den Aufbau von Muskeln, sondern begünstigt sogar den Abbau der zuvor mühsam antrainierten Muskulatur.

Female teammates getting breakfast together after morning bicycle training
Moment RF

Welchen Einfluss hat die Hormonaktivität auf Erholung, Muskulatur und Körperfett?


Hohe Hormonlevel sorgen nicht nur dafür, dass dir weniger schnell verfügbare Energieträger für intensive Belastungen zur Verfügung stehen, sie können auch maßgeblich deine Erholungsfähigkeit und auf Dauer sogar deine Muskelmasse und den Körperfettanteil beeinflussen. Wenn dein Körper aus Mangel an Kohlenhydraten Muskeleiweiß als Energiequelle heranzieht, geht das im Wortsinn an die Substanz und ist mit enormem Stress verbunden.

Die unschönen Folgen können Heißhungerattacken bis hin zu einem "Survival-Modus" sein, der dazu führt, dass dein Körper noch mehr Fett einlagern möchte. Isst du nun wie gewohnt eine gute Portion Kohlenhydrate nach dem Training, obwohl deine Speicher noch nahezu voll sind, kannst du eins und eins zusammenzählen, wie der Körper diese Energie dann speichert: Genau, als Fett.

Die 3 besten Tipps, wie du deinen Körper in der zweiten Zyklushälfte optimal versorgst

1

Vermeide Belastungen auf nüchternen Magen

2

Iss bei längeren und härteren Trainingseinheiten unbedingt regelmäßig

3

Eiweiß hat nach dem Training Priorität

Von Frau zu Frau – Alle Folgen in der Übersicht