"Sag mal, wie hältst du es mit der Beinbehaarung?" – Das ist die Gretchenfrage für viele Hobby-Rennradfahrer und höchst umstritten. Für die einen sind glattrasierte Beine die Voraussetzung für die endgültige Aufnahme in die Riege derjenigen, die ihren Sport ernsthaft betreiben. Für die anderen ist die Beinrasur überflüssiger Schnickschnack eitler Gockel in Lycra-Hosen, die mit ihren Waden angeben müssen, wenn sie es nicht mit ihrer Leistung schaffen. Doch geht es nur darum, gut auszusehen oder hat eine ordentliche Beinrasur noch andere Gründe? Wir klären auf.
5 + 1 Gründe, warum eine Beinrasur sinnvoll ist
1. Hygiene
Wer Radsport betreibt, kennt es: Dreck, Staub und Schweiß haben nach einer Tour an den Beinen eine unschöne Patina hinterlassen, kleine Insekten sich in den Beinhaaren verfangen. Wer seine Beine rasiert hat, kann diese "Schicht" wesentlich leichter abwaschen.
2. Wundheilung
Schon mal ein auf Beinhaaren geklebtes Pflaster abgezogen? Autsch. Mit rasierten Beinen hat man dieses Problem weniger. Aber das Wichtigste: bei einem Sturz fallen Hautschäden wesentlich geringer aus. Dazu lassen sich Wunden besser reinigen, der Heilungsprozess verläuft zügiger.
3. Kühlung
Gerade im Sommer wird im Radsport geschwitzt, was die Poren hergeben. Je nach Beinpelz kann sich die Hitze deutlicher stauen. Bei rasierten Waden verdunstet der Schweiß auf der Haut dagegen schneller, der Fahrtwind kann die Beine besser kühlen und somit zu einem besseren Fahrgefühl beitragen.
4. Massage
Es machen nicht nur die Profis, auch ambitionierte Radsportler geben sich gerne einmal der Massage der Waden hin, um Verspannungen nach einem Radmarathon zu lösen. Mit Haaren an den Beinen kann dies unangenehmer sein und schlimmer noch, zu Haarwurzelentzündungen führen.

Viel angenehmer: die Massage nach dem Radmarathon ohne störende Haare. Außerdem werden Haarwurzelentzündungen so effektiv vermieden.
5. Ästhetik
Dieser Punkt ist tatsächlich nicht ganz unwichtig. Bei nackten Waden zeichnet sich die Beinmuskulatur deutlicher ab, was für die meisten Radsportler als ästhetisch angesehen wird. Psychologisch nicht ganz unwichtig, denn wenn du mit einem guten Selbstwertgefühl/ Selbstvertrauen startest, kann sich das unbewusst auch auf dein Leistungsvermögen auswirken.
6. Aerodynamik
Einst heiß diskutiert, nachdem Specialized vor Jahren einmal rasierte und unrasierte Waden in den Windkanal schickte, um herauszufinden, was eine Rasur ausmachen kann. Das damalige Ergebnis: bei einem simulierten Zeitfahren über 40 Kilometern lag die durchschnittliche Ersparnis bei sagenhaften 50 Sekunden, oder anders ausgedrückt: bis zu 15 Watt! Ob das wirklich so in der Realität übertragbar ist, sei dahingestellt.
Die 10 Top-Tipps zur perfekten Beinrasur

Spezielle Körperrasierer verwenden
"Normale" Herren-Rasierer sind für das Gesicht ausgelegt, wo die Haut dicker und weniger empfindlich als an den Beinen ist. Für die Beine sollten Männer daher spezielle Körperrasierer verwenden, die es immer mehr auch für Männer gibt (z.B. Gilette Body). Aber auch Frauen-Rasierer (wie der Gilette Venus oder der Wilkinson Sword Silk) erfüllen ihren Zweck und sind mitunter sogar noch sanfter zur Haut, allerdings tendenziell auch etwas teurer. Ebenso gibt es Elektrorasierer, die sogar wasserfest sind und mit unter die Dusche genommen werden können, wie der Braun Series 5 Bodygroomer oder der Philips Bodygroom.

Beim Nassrasieren Rasierschaum oder –gel verwenden
Damit die Nassrasur auch zuverlässig funktioniert, solltest du Rasierschaum oder -gel verwenden (z.B. Nivea Men Sensitive). Den Schaum nach dem Auftragen kurz einwirken lassen und dann mit der Rasur beginnen.
Wer das erste Mal seine Beine rasiert, sollte die Haare allerdings zunächst mit einem Haarschneider o.ä. stutzen. Sonst verstopft der Nassrasierer zu schnell, außerdem erfasst er lange Haare nicht so gut.
Klingen regelmäßig wechseln
Werden die Klingen stumpf, können sie Hautirritationen hervorrufen. Außerdem lagern sich mit der Zeit Keime an den Klingen an, was Entzündungen verursachen kann. Deshalb auch Rasierer nie untereinander tauschen.
Tipp: Wer schon einen Nassrasierer fürs Gesicht hat, kann sich für die Beinrasur einfach die Body-Klingen bestellen.
Beine vorher mit warmem Wasser abduschen
Die Haut sollte vor der Rasur sauber und frei von Schmutz und Fett sein. Eingeweichte Haare lassen sich außerdem besser rasieren, und auch die Haut ist dann weicher. So verringert sich die Gefahr, sich zu schneiden und es bilden sich weniger Pickel.
Gegen den Strich rasieren
Also die Klinge von unten nach oben ziehen, so werden die Härchen besser und weiter unten erwischt. Je mehr Klingen der Rasierer hat, desto weniger Züge sind notwendig, um wirklich alle Haare zu erwischen!
Rasierer anwärmen
Kein Witz: Leg den Rasierer vor der Rasur in warmes Wasser und spüle zwischendurch den Schaum immer wieder unter warmem Wasser ab. Die warmen Klingen schneiden besser als kalte.
Wenig Druck und lockerlassen
Die Klingen müssen über das Bein gleiten. Sind sie scharf genug, erledigen Sie ihren Job auch ohne starken Anpressdruck. Mit zu hohem Druck steigt die Gefahr, sich zu schneiden.
Muskulöse Radfahrerbeine lassen sich leichter rasieren, wenn die Muskeln nicht angespannt sind, so ergeben sich glattere Flächen und der Rasierer kann besser über die Haut gleiten.

Gefahrenzonen beachten und Zeit lassen
Besonders an Knien und Knöcheln ist Gefahr groß, sich zu schneiden. Knie deshalb am besten anwinkeln und besonders vorsichtig und mit wenig Druck rasieren. Besondere Vorsicht auch bei Narben, vorstehenden Muttermalen oder anderen Unebenheiten.
Außerdem solltest du möglichst nicht unter Zeitdruck rasieren, sondern geduldig sein. Zu schnell hat man sich sonst in der Eile geschnitten. Daher beispielsweise bei Rennen eher zwei Tage und nicht erst am Abend vorher rasieren. Blutige Beine am Start sind kein Ruhmesblatt.
Kalt abspülen
Nach der Rasur die Haut und übrigen Schaum mit kaltem Wasser abspülen, das schließt die Poren und verhindert, dass sich kleine Verletzungen entzünden.
Feuchtigkeits-Lotion auftragen!
Nach dem Rasieren benötigen die Beine etwas Feuchtigkeit, trockene Haut kann jucken. Die Lotion (z. B. von Neutrogena oder Mixa) sollte möglichst keine Duftstoffe enthalten, diese können die frisch rasierte Haut reizen. Gleiches gilt für Aftershaves mit Alkohol.
Drei Alternativen zum Beine rasieren
Dauerhaft glatte Beine, ohne ständig rasieren zu müssen, das wollen viele Radsportler und Radsportlerinnen. Aber bei nahezu allen Möglichkeiten der Haarentfernung gibt es den einen oder anderen Haken – und jede Haut reagiert individuell.

Waxing/Sugaring
Beim Waxing/Wachsen oder beim Sugaring wird warmes Wachs oder eine Zuckerpaste auf die Beine aufgetragen. Anschließend wird die Wachsschicht ruckartig, bei der Zuckerpaste etwas weniger ruckartig, mitsamt der Behaarung von der Haut abgezogen.
Das sagt die Kosmetikerin Ingrid Brill dazu: "Bei meinen Rennrad-Kunden habe ich die besten Erfahrungen mit Warmwachs gemacht. Dabei wird das Wachs erwärmt und auf die Beine aufgetragen. Anschließend werden die Haare inklusive Haarwurzel aus der Haut gezogen. Das kann anfangs etwas schmerzhaft sein, hält dafür aber deutlich länger – und die Beine bleiben mehrere Wochen glatt. Damit das Wachs gut greifen kann, müssen die Haare aber eine gewisse Länge aufweisen, mindestens 5 mm."
Von der Wachsbehandlung zu Hause rät die Kosmetikerin aber ab. "Es gibt zwar auch Warmwachs-Anwendungen für zu Hause, aber es ist von Vorteil, ins Kosmetikstudio zu gehen. Dank der Übung der Experten geht es dort schneller und das Wachs hat die optimale Temperatur", so Brill.
Außerdem ist eine gute Hautpflege sowohl vor als auch nach dem Waxing notwendig. "Zumindest am Tag danach sollte man auf Sport verzichten, weil Schweiß die Haut zusätzlich reizt, auch Chlorwasser sollte man meiden", rät Ingrid Brill.
hält mehrere Wochen
besser im Kosmetikstudio machen lassen
nach Behandlung Schwitzen vermeiden, also eine kurze Sportpause einlegen
kann schmerzhaft sein
Haare benötigen eine gewisse Länge
Epiliergerät
Das Epilieren ist eine weitere Methode, die sich gut zu Hause durchführen lässt. Ein Epiliergerät ähnelt von außen einem klassischen Elektro-Rasierer. Aber statt Klingen gibt es hier eine Rolle aus Metallscheiben. Die Scheiben greifen die Haare und ziehen sie wie viele kleine Pinzetten heraus. Das kann unter Umständen ganz schön wehtun. Bis die Haare nachwachsen hat man erst mal Ruhe. Danach müssen sie aber wieder eine gewisse Länge erreichen bevor erneut epiliert werden kann.
hält bis zu vier Wochen vor
Anwendung zu Hause möglich
recht schmerzhaft
Kosten für das Gerät
Haare benötigen gewisse Länge

IPL-/Laser-Behandlung
"Dauerhafter, aber auch teurer, sind Behandlungen per IPL, also mit Licht, oder gar mit Laser", sagt Brill. "Die Laser-Behandlung verspricht eine dauerhafte Haarentfernung, kann aber teils mehrere Hundert Euro pro Bein kosten." Wer also die Haare endgültig loswerden will und die Kosten für neue Rasierklingen genau durchrechnet, entscheidet sich am Ende vielleicht doch für diese etwas kostspieligere Möglichkeit.
dauerhafte Haarentfernung
nahezu schmerzfrei
hohe kosten; pro Bein mehrere 100 Euro