So absolvierst du die Rapha Festive 500 erfolgreich

500 Kilometer zwischen Heiligabend und Neujahr
So schließt du die Rapha Festive 500 erfolgreich ab

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Veröffentlicht am 07.12.2023
Young caucasian cyclist man climbing a hill in a foggy mountain.
Foto: iStockphoto

Als im Jahre 2010 die erste Rapha Festive 500 stattfand, standen am Start nur rund 100 Teilnehmer. Danach nahm die Geschichte rasant ihren Lauf und diese Challenge ist mittlerweile fester Bestandteil vieler Radsportler, um an Ende des Jahres noch einmal alles zu geben. Zehntausende Menschen weltweit machen dabei mit.

Die Herausforderung dabei ist nicht nur dem Wetter zu trotzen, denn das kann einem bekanntlich im Winter in den hiesigen Gefilden einige Hindernisse in den Weg legen, wie Schnee, Eis oder Regen. Nein, es ist genauso eine Herausforderung für die Familie. Glücklich schätzt sich derjenige, der bei den Liebsten daheim Verständnis für seine Marotte bekommt.

Zu guter Letzt darf man die Anstrengung bei der Länge der Gesamtstrecke auch nicht unterschätzen. Im Sommer fährt es sich einfach leichter, als im Winter. Im Winter kommen weitere Faktoren hinzu, wie, dass der Körper eines Menschen nachweislich nicht die volle Power besitzt, wie im Sommer. Etwas Vorbereitung kann daher nicht schaden, wenn man die Festive 500 bestreiten möchte. Wir geben dir wertvolle Tipps, wie du effektiv die Challenge bestreiten kannst, ohne den Spaß zu verlieren.

Die Tipps des Redakteurs zur Rapha Festive 500 Challenge

Interview mit Adrian Horchler

Sportwissenschaftler Adrian Horchler erklärt, welche Voraussetzungen es fürs Festive 500 braucht, wie du die Challenge schaffst – und wann du besser vorzeitig abbrechen solltest.

Was macht die Herausforderung beim Festive 500 aus?

500 Kilometer in acht Tagen klingt für manche nach gar nicht so viel – denn es sind ja "nur" 62,5 km pro Tag. Aber der Zeitpunkt im Jahr macht die Herausforderung so besonders. Meist herrscht schlechtes Wetter, mit einstelligen Temperaturen und wenig Tageslicht. Darauf muss man sich vorbereiten – körperlich, mental, aber auch beim Equipment. Hinzu kommt, dass die meisten Hobbysportler in den Wochen zuvor nur wenige Kilometer gefahren sind und ihrem Körper dann plötzlich einen Schock verpassen. Dadurch ist die Challenge so herausfordernd – und auch das Infektrisiko ist hoch.

Ist eine Woche mit so hohen Umfängen im Dezember überhaupt sinnvoll?

Wenn ich mit der nötigen Grundfitness in die Woche reingehe und mich nicht überlaste, dann ist die Challenge eine gute Möglichkeit, an der Grundlagenausdauer zu arbeiten. Ich würde den Effekt aber auch nicht überschätzen. Die 500 Kilometer zwischen Weihnachten und Neujahr werden mich beim Radmarathon im Sommer nicht wirklich weiterbringen, erst recht nicht, wenn ich in der ersten Januarwoche krank im Bett liege. Viel wichtiger ist es, langfristig Kontinuität ins eigene Training zu bringen.

Wie viel sollte ich zuvor mindestens trainiert haben?

Ich denke, dass man wenigstens vier Wochen zuvor wieder regelmäßig gefahren sein sollte, mit mindestens je
acht bis zehn Wochenstunden. Denn realistisch werden die meisten Hobbyfahrer zwischen 18 und 20 Stunden für die 500 Kilometer benötigen. Das heißt, dass man spätestens Ende November beginnen sollte, sich aufs Festive 500 vorzubereiten. Sonst wird der Schock für den Körper während der Challenge einfach zu groß, wenn plötzlich mehr als das Doppelte an Wochenstunden gefahren wird. Außerdem sollte man an den drei, vier Tagen vor Weihnachten das Training etwas reduzieren, um am 24. Dezember erholt in die Challenge zu starten. Auch die erste Januarwoche sollte dann wieder mit sehr reduzierten Umfängen absolviert werden, damit der Körper Zeit hat, sich von der Belastung zu erholen.

Sind Intervalleinheiten während der Challenge okay?

Davon würde ich abraten. Denn für einen typischen Hobbysportler mit Job und Familie sind 500 Kilometer in acht Tagen bereits ein ungewöhnlich hoher Trainingsreiz, vor allem im Winter. Da strengen Intervalle zu sehr an. Hinzu kommt: Wer draußen Intervalle fährt, kühlt in den Pausen stark aus, das Infektrisiko steigt. Daher rate ich auch dazu, möglichst flache Runden zu fahren und längere Abfahrten zu vermeiden, um sich nicht zu verkühlen.

Was ist besser: täglich 62,5 Kilometer fahren oder etwas mehr und dafür auch mal einen Ruhetag einlegen?

Ich würde versuchen, die Distanzen zu variieren und einige Touren etwas umfangreicher zu planen. Denn so kann man auch mal einen Ruhe- oder kurzen Tag einlegen bzw. gerät nicht in Zugzwang, am 31. Dezember noch 200 Kilometer fahren zu müssen. Außerdem kann man so bei sehr schlechtem Wetter auch mal einen freien Tag einlegen und muss nicht zwanghaft aufs Rad steigen.

Was gilt es während der Challenge bei der Ernährung zu bedenken, speziell in der Weihnachtszeit?

Bei so vielen Wochenstunden kommt es auf eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr während des Trainings an, mindestens 40 bis 50 g sollten es pro Stunde sein. Denn im Winter braucht der Körper aufgrund der Kälte mehr Energie. Morgens würde ich daher zu Müsli oder Brot greifen, dann meine Tour fahren, eine gesunde Regenerationsmahlzeit zuführen und anschließend die Zeit und das gute Essen gemeinsam mit der Familie genießen. Die Leckereien an Weihnachten kann man gezielt nutzen, um nach der Fahrt wieder Energie für den nächsten Tag zu tanken. Direkt nach dem Gänsebraten aufs Rad zu gehen, ist dagegen keine gute Idee (lacht). Und natürlich sollte sich auch der Alkoholkonsum in Grenzen halten, da dieser die Regeneration verzögert.

Wann sollte ich die Challenge ggf. abbrechen?

Spätestens wenn der Hals kratzt, sollte man rausnehmen und sich eine Auszeit gönnen. Denn langfristig ist nichts gewonnen, wenn ich mir eine Erkältung einfange und länger aussetzen muss. Auch bei übermäßiger Müdigkeit würde ich dazu raten, die Challenge zu beenden – wie auch bei Beschwerden in der Muskulatur oder in den Gelenken. Auch wenn die Witterungsbedingungen kein sicheres Training ermöglichen, sollte man auf die Ausfahrt verzichten. Man kann dann zwar auf die Rolle ausweichen, was neuerdings zur Challenge zählt. Aber die Hartgesottenen absolvieren die Challenge ausschließlich draußen.