Kurz & knapp
- 153 Gramm leichter als Vorgänger Sram Red eTap AXS
- neue Griffe mit verbesserter Ergonomie
- zusätzliche Schalttasten an den Griffen
- verbesserte Bremskraft
- schnelle, zuverlässige Kettenblattwechsel
- zwölf Ritzel hinten, 1x oder 2x möglich
Einige Profis von Bora-hansgrohe, Visma – Lease a Bike oder SD Worx – Protime fuhren sie bereits bei diversen Rennen – nun hat Sram das Geheimnis gelüftet und seine neue Top-Rennradgruppe Sram Red AXS vorgestellt. Die Gruppe kommt wie ihr Vorgänger Wireless und mit zwölf Ritzeln an der Kassette – spart aber satte 153 Gramm an Gewicht. Auch beim Namen spart die neue Red AXS – das "eTap" vom Vorgänger entfällt.
Die neue Sram Red AXS im ROADBIKE-Videocheck
Neue Schalthebel
Die auffälligste Neuerung an Srams Red AXS sind die Griffe. Sie sind im Vergleich zum Vorgänger Red eTap AXS etwas flacher und rund 6 mm länger geworden. Dank des stärker gewölbten Bremshebels bieten sie nun Platz für bis zu vier Finger unter dem Griff. Gleichzeitig sparen die Griffe gegenüber der alten Red laut Hersteller 83 Gramm an Gewicht ein.

Auffälligste Neuerung an der neuen Sram Red AXS sind die platzbietenden und stark gewölbten Brems- und Schalthebel.
Neu ist zudem der kleine Zusatzknopf auf der Innenseite der Griffe. Dieser kann ebenfalls mit Schaltfunktionen belegt werden oder er wird mit dem Radcomputer gekoppelt und kann so die Headunit bedienen. So sind beispielsweise Seitenwechsel, Rundentaste oder der Karten-Zoom vom Schaltgriff aus bedienbar. Die Konfiguration dazu klappt in der kostenfreien AXS-App auf dem Smartphone oder in den Einstellungen der Headunit selbst.

Der kleine Zusatzknopf auf der Innenseite der Griffe kann mit Schaltfunktionen belegt oder per Kopplung einer Bedienfunktion auf dem Radcomputer zugewiesen werden.
Mit der neuen Sram Red AXS wollen die US-Amerikaner auch ein altbekanntes Problem gelöst haben: Die im Vergleich zu Mitbewerber Shimano langsamen Schaltvorgänge und Kettenabwürfe am Umwerfer. Dazu wurde das Umwerferleitblech der neuen Sram Red AXS schlanker konstruiert, um die Kette schneller und präziser vom einen Kettenblatt aufs andere zu befördern.

Das neue, schlankere Leitblech am Umwerfer der Sram Red AXS soll schnellere und präzisere Schaltvorgänge erlauben. Mit Erfolg, wie sich im Dauertest zeigte.
Verbesserte Bremsperformance
Außerdem hat Sram die Bremsperformance der neuen Red AXS optimiert. Es ist jetzt einfacher, mit nur einem Finger zu bremsen. In Bremsgriffhaltung spart ein Fahrer laut Sram ein Fünftel an Kraft gegenüber der Vorgängergruppe, im Unterlenker sogar ein Drittel. Das ist möglich, weil Sram die Kolben im Bremshebel nun horizontal statt vertikal verbaut. Neu ist ebenfalls, dass die Bremsbeläge nun etwas weiter außen an der Bremsscheibe greifen, was laut Sram ebenfalls die Bremsperformance verbessern soll.

Die Kolben in den Griffen der neuen Sram Red AXS sitzen nun horizontal und sollen so die benötigte Fingerkraft beim Bremsen verringern.
Auch die Hebelweite kann leicht angepasst werden, indem man die kleine Abdeckung am Hebel werkzeugfrei öffnet und die dahinterliegende Schraube mit einem 2,5-mm-Inbus rein- oder rausdreht, bis der Bremshebel mit den Fingern gut betätigt werden kann.
Weniger Gewicht
Sram hat an allen Komponenten der neuen Sram Red AXS das Gewicht reduziert und so in Summe 153 Gramm gegenüber dem Vorgänger Red eTap AXS eingespart. Den größten Anteil daran tragen die Hebel – sie sparen im Set bereits 83 Gramm ein. So wiegt die neue Sram Red AXS inkl. Powermeter und 10-28er-Kassette jetzt 2496 Gramm und bleibt damit unter der 2,5-Kilogramm-Marke.
Übersetzungen
Sram setzt bei der neuen Red AXS weiterhin auf zwölf Ritzel an der Kassette, hier stehen die Abstufungen 10-28, 10-30, 10-33 oder 10-36 zur Verfügung. Vorn stehen wahlweise zwei Kettenblätter in der Kombination 50/37, 48/35 bzw. 46/33 oder ein 1x-Setup zur Verfügung. Damit ist die Bandbreite wie bislang etwas größer als bei Shimanos Top-Gruppe Dura-Ace und taugt sowohl für schnelle Abfahrten als auch steile Anstiege hervorragend. Im Aftermarket sind zudem die Kettenblatt-Kombinationen 56/43, 54/41 sowie 52/39 erhältlich.

Die große Übersetzungsbandbreite ist eine der Stärken von Sram – egal ob als 1-fach- oder 2-fach-Setup. Die Kompatibilität zu allen anderen 12-fach-Parts von Sram bleibt erhalten.
Neu trifft alt
Außerdem ist die Gruppe mit dem bewährten Quarq-Powermeter erhältlich und mit allen 12-fach-Komponenten der Sram-Familie kompatibel. Bezüglich der Montage, Einstellung sowie der Bremsentlüftung hat sich gegenüber der alten Sram Red Tap AXS nichts verändert. Auch die Akkus am Umwerfer und Schaltwerk sind dieselben und liefern für bis zu 60 Stunden Strom. In den Schalthebeln sitzt jeweils eine Knopfzelle, die Gruppe kommuniziert also weiterhin komplett via Funk.
Allerdings gibt es auch Anlass zur Kritik: Kettenblätter und Powermeter sind aus einem Guss gefertigt und können nicht einzeln getauscht werden. Bedeutet: Sind die Kettenblätter der Sram Red AXS eines Tages verschlissen, muss auch der Powermeter getauscht werden. Für Nutzer wird‘s dann leider sehr kostspielig, immerhin kostet die Einheit im UVP 895 Euro. Auch in Sachen Nachhaltigkeit kein Ruhmesblatt… Immerhin gibt Sram einen Nachlass von 10 Prozent, wenn die alte Einheit eingeschickt wird. Also besser den Antrieb gut pflegen und regelmäßig die Kettenlänge checken sowie rechtzeitig die Kette tauschen, ehe der Verschleiß auf die Kettenblätter überspringt.
Preise & Verfügbarkeiten
Natürlich hat die Top-Gruppe im Portfolio der US-Amerikaner ihren Preis: Bis zu 5200 Euro werden aufgerufen, abhängig von der Konfiguration aus Powermeter, Kette, Kassette oder Kettenblättern sowie inklusive dem neuen Hammerhead Karoo GPS-Computer. Auf ROADBIKE-Anfrage erklärte Sram jedoch, dass man nicht davon ausgehe, dass Kompletträder mit der neuen Sram Red AXS sich im Preis von der "alten" Sram Red eTap AXS stark unterscheiden werde. Erste Räder mit der neuen Sram Red AXS sollen ab sofort im Handel verfügbar sein.

Dank einer Gewichtsersparnis von 153 Gramm (in 48/35 x 10-28) gegenüber dem Vorgänger bleibt die Sram Red AXS mit 2496 Gramm unter der 2,5-Kilogramm-Marke.
ROADBIKE-Fahreindruck
Wir hatten die Gelegenheit, die neue Sram Red AXS bereits vor dem Launch ausgiebig zu testen. ROADBIKE-Redakteur Eric Gutglück legte mehr als 1500 Testkilometer mit der neuen Top-Rennradgruppe zurück – darunter lange, bergige Touren durch Taunus, Odenwald, Harz und Vogesen sowie schweißtreibende und hochintensive Intervalleinheiten. Aber auch im Renneinsatz bei Eschborn-Frankfurt musste die Gruppe beweisen, was sie kann.
Positives Fazit: Die Sram in der Vergangenheit häufig nachgesagte Kettenabwürfe beim Kettenblattwechsel blieben vollständig aus – selbst beim Versuch, einen Kettenabwurf durch schnelles Hin- und Herschalten bewusst zu provozieren. Das Leitblech beförderte die Kette stets zuverlässig, präzise und schnell von einem Kettenblatt auf das andere. Okay, nicht ganz mit dem Tempo einer modernen 12-fach Di2 von Mitbewerber Shimano – und dennoch machen die raschen Kettenblattwechsel Freude und geben keinen Anlass zur Klage.

ROADBIKE-Redakteur Eric Gutglück testete die neue Sram Red AXS auf über 1500 Kilometern und fuhr sie u.a. beim Jedermann-Rennen Eschborn–Frankfurt.
Ebenfalls auffällig ist, dass das Schaltwerk im Kompensations-Modus den Übersetzungssprung beim Kettenblattwechsel am Schaltwerk auffallend schnell ausgleicht. Das ist vor allem am Fuß eines Anstiegs vorteilhaft, wenn man möglichst viel Schwung in die Steigung mitnehmen möchte.
Besonders gut gefiel im Test die neue Ergonomie der Griffe, die nun Platz für bis zu vier Finger unter dem Griff bietet und auch auf langen Ausfahrten viel Komfort und Möglichkeiten bietet, den Hebel zu greifen. Die leichtere Betätigung der Bremsen überzeugt ebenfalls, vor allem wenn man bergab an den Bremsgriffen greift und so eine Kurve anbremsen möchte – oder wenn man in Bremsgriffhaltung doch mal eine plötzliche Starkbremsung vornehmen muss.
Fazit: Sram selbst bezeichnet seine neue Red AXS als Evolution, nicht als Revolution – und schafft dennoch neben der Gewichtsersparnis die Integration neuer Funktionen sowie eine Verbesserung des Schalt- und Bremserlebnisses.