Erster Einsatz bei Paris-Roubaix
Scope Atmoz: Reifendruck vom Lenker anpassen

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Beim Kopfsteinpflasterklassiker Paris-Roubaix soll das Team DSM dank Scope Atmoz während der Fahrt den Reifendruck ändern können.

Scope Atmoz: Reifendruck vom Lenker anpassen
Foto: Scope Cycling/Fellusch.com

Das Atmoz-System zur Regulierung des Reifendrucks wird über zwei Kontrollhebel am Lenker gesteuert, mit deren Hilfe man den Luftdruck seiner Reifen erhöhen und absenken kann. Der aktuelle Luftdruck lässt sich am Radcomputer anzeigen. Trifft Scopes Beschreibung zu, hätte der niederländische Laufradhersteller ein Problem gelöst, vor dem Radprofis vor allem bei den Kopfsteinpflasterklassikern des Frühjahrs – und allen voran Paris-Roubaix – stehen: Auf dem Kopfsteinpflaster ist ein geringerer Luftdruck besser, weil sich dadurch Straßenlage, Komfort, Grip und Pannenschutz verbessern, auf glattem Asphalt hingegen ist ein etwas höherer Luftdruck sinnvoll, da dieser signifikant weniger Rollwiderstand verursacht.

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Die Kontrollschalter am Lenker senden drahtlos per ANT+ oder Bluetooth die Signale zum erhöhen bzw. verringern des Luftdrucks in den Reifen.

Scope will mit seinem Atmoz-System nach eigener Auskunft einen "Game Changer" entwickelt haben, der bis zu 30 Watt Rollwiderstand spart und gleichzeitig hohen Komfort und große Sicherheit auf schlechtem und/oder nassem Untergrund bietet. Das System kann an allen 28” / 29-er bzw. 700C-Laufrädern von Scope oder jedem anderen Hersteller installiert werden und ist von der UCI freigegeben.

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Auf dem Kopfsteinpflaster von Paris-Roubaix 2023 soll das Scope Atmoz-System seine Feuertaufe bestehen.

Scope Atmoz besteht aus zwei Luftdruckspeichern, die an den Naben montiert werden. Diese sind über zwei Luftschläuche, die an den Speichen befestigt werden, mit dem Ventil verbunden. Per Tastendruck vom Lenker aus wird dann Luft in die Tubeless-Reifen gepumpt oder abgelassen – laut Scope ist das mit jeweils 0,5 bar pro Sekunde möglich. Das Zusatzgewicht soll nur 300 Gramm betragen, die Kontrolltasten übermitteln ihre Signale kabellos und kommunizieren dafür per ANT+ oder Bluetooth, Energie erhält das System per Akku, der per Micro-USB geladen wird. Ein Gewichtslimit gibt es nicht.

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Ob die Vorteile des Reifendruckkontrollsstems die aerodynamischen Nachteile der breiteren Nabe ausgleichen?

Nach eigener Angabe arbeitet Scope seit 2020 an dem System, ein Entwicklungspartner ist das WorldTour-Team DSM. Schon im letzten Jahr wurde Scope Atmoz der Weltöffentlichkeit vorgestellt, das Team DSM um John Degenkolb nutzte das System dann aber nicht bei Paris-Roubaix. Nun soll es jedoch soweit sein.

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Das Team DSM hat laut Scope die Atmoz-Technologie im Jahr 2022 intensiv im Training und bei Rennen getestet und zur Entwicklung des Systems stark beigetragen.

Die junge Marke Scope, deren Laufräder in ROADBIKE-Tests bislang mehrfach positiv auffielen (vgl. Test R4.D oder ROADBIKE-Ausgaben 07/20 und 06/23), ist sich bewusst, dass das Atmoz ein Produkt für sehr spezielle Anwendungsfälle ist – und keine Lösung für einen Massenmarkt, was sich auch im Preis von 3998 Euro widerspiegelt. Dennoch sollen die entwickelten Technologien und gesammelten Erfahrungen in zukünftige Scope-Produkte einfließen und allen Rennradfahrerinnen und -fahrern zugänglich gemacht werden.

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Die junge niederländische Marke Scope verfolgt einen sehr technikorientierten Ansatz - und will viele "Marginal Gains" herauskitzeln. Zunächst für den Profisport, später auch für Endverbraucher - so ist auch das Atmoz-Projekt aufgesetzt.
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6 / 2023

Erscheinungsdatum 10.05.2023