Der Name Ekar geht zurück auf einen Berg unweit des Firmensitzes in Vicenza, der Radfahrer mit zahlreichen Schotterstraßen lockt. Und genau für solche Gravel-Touren, aber auch Einsätze am Endurance-Renner soll Campas 1x13-Antrieb die perfekte Lösung sein: Das Kettenblatt an der Front ist wahlweise mit 38, 40, 42 oder 44 Zähnen erhältlich, die 13-fach-Kassette gibt’s in den Abstufungen 9–36, 9–42 oder 10–44. Richtig gelesen: Das kleinste Ritzel kommt auf Wunsch mit gerade mal neun Zähnen!

Campagnolo Ekar im ersten Test
Im ersten Praxistest überzeugte die Kombination aus 9–42er-Kassette und 40er-Kettenblatt auf ganzer Linie. Bergauf tritt es sich auch an Schotterrampen mit zweistelligen Steigungswerten angenehm leicht, im kleinsten Gang sind es pro Kurbelumdrehung 2,11 Meter Entfaltung. Zum Vergleich die Zahlen eines 2-fach-Antriebs: Selbst bei einer 1:1-Übersetzung mit 34er-Kettenblatt und 34er-Ritzel sind es hier 2,22 Meter Entfaltung – bedeutet also etwas mehr Kraftaufwand. Gleichzeitig tritt man mit Campas neuer Ekar auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht ins Leere: Dank des 9er-Ritzels pedaliert man bei Tempo 60 mit einer lehrbuchmäßigen Trittfrequenz von 100 U/min. Ob man auf Schotter so schnell fahren muss, sei dahingestellt – schnellen Touren auf Asphalt oder gar einer Rennteilnahme steht so aber nichts im Weg.





Positiv: Das große Übersetzungsspektrum von Campagnolos neuer Ekar erkauft man sich nicht mit riesigen Gangsprüngen – zwischen den ersten sechs Gängen liegen nur Ein-Zahn-Sprüngen, und auch die oberen, naturgemäß weiter gespreizten Gänge entwickeln sich harmonisch. Um das 9er-Ritzel montieren zu können, ändert Campa übrigens den Freilauf: Der neue N3W-Body ist kürzer, 11- und 12-fach-Kassetten passen dank optionalem Adapter aber trotzdem drauf.

Größter Hingucker neben dem neuen Antrieb ist der mechanische Daumenschalthebel: Dieser dreht sich in einem optisch gewagten Schwung nach unten und ist vom Unterlenker aus erheblich leichter zu erreichen als der klassische Rundknopf von Chorus, Record und Super Record. Schaltet der "alte" allerdings in einem Schritt bis zu fünf Gänge "dicker", ist es beim neuen Ekar-Hebel nur ein Gang. Warum Campa neben den ebenfalls in Einerschritten schaltenden, nach unten verlängerten und gut erreichbaren Daumenschalthebeln von Potenza und Centaur nun eine dritte Variante einführt, bleibt das Geheimnis der Italiener – funktional spricht nichts dagegen. Kleines Risiko für Fans von Bikepacking: Der auf der Innenseite liegende Daumenschalthebel und die bei Campa leicht nach innen geneigten Bremsgriffhöcker könnten mit Lenkertaschen kollidieren – je nach Flare des Lenkers und Größe der Tasche.

Knackige Schaltung, verlässliche Bremse
Der weitere Praxiseindruck? Positiv! Die Schaltung arbeitet knackig, Gangwechsel erfolgen treffsicher und verlässlich. Die Hebel liegen angenehm ergonomisch in der Hand, die Bremse ist sehr gut dosierbar, spricht sanft an, packt auf Wunsch aber auch kräftig zu. Wurde die erste Generation von Campagnolos Scheibenbremse in Kooperation mit Magura entwickelt, hat Campa die Technologie für die Ekar-Bremse nun in Eigenregie weiterentwickelt. Optisch wirken die Ekar-Bremssättel etwas runder als die unverändert erhältlichen Ausführungen für Super Record bis Potenza.

Kleiner Stolperstein: Im Schaltwerk sitzt ein Dämpfer, der die Kette unter Spannung hält und Kettenschlagen verhindern soll – das funktioniert auch wunderbar, beim Laufradwechsel löst der Dämpfer jedoch aus und ein kleiner Hebel springt am hinteren oberen Ende des Schaltwerks raus. Ist das Laufrad wieder drin, gilt es, diesen Hebel wieder reinzudrücken, sonst funktioniert die Schaltung nicht. Campagnolos neue 13-fach-Gravelgruppe Ekar wiegt 2511 Gramm und soll ab sofort für 1658 Euro erhältlich sein – sowohl an Kompletträdern als auch im Einzelverkauf für Individualaufbauten.
