Wenn man im Start- oder Zielbereich eines Profiradrennens zwischen den Teamfahrzeugen, Bussen und Materialwagen herumstreift, fühlt man sich wie als Kind vor der Bescherung am Weihnachtsabend: überwältigt, ergriffen, begeistert. Die Räder glitzern und funkeln (zumindest vor dem Start), mitunter bekommt man neue Produkte hier erstmals in echt zu Gesicht. Und womöglich entdeckt man nicht gekennzeichnete Prototypen und manch spannende Neuentwicklung, die es offiziell noch gar nicht gibt.

Staunen: So nah an die Sportlerinnen und ihr Material kommt man selten.
Wir haben beim Women's Cycling Grand Prix in Stuttgart und der Region Stuttgart – Deutschlands einzigem Eintagesprofirennen für Frauen – genauer hingeschaut. Ohne Anspruch, alle Teams und ihre Rennräder abzubilden, ergibt sich ein Einblick in die Faszination Rennradtechnik. Verschiedene Trends lassen sich ablesen: Tubeless und immer breitere Reifen setzen sich im Profipeloton durch – 30 Millimeter breite TL-Reifen konnten wir an zahlreichen Rennrädern entdecken, Schlauchreifen sterben aus. Aerodynamisch optimierte Rahmenformen, Hochprofilfelgen und Systemintegration sind natürlich weit verbreitet, alle Rahmen selbstverständlich aus Carbon gefertigt, die Scheibenbremse mittlerweile gesetzt.
Mitunter zeigen sich aber auch Klassenunterschiede. Die sind weniger der Frage Männlein vs. Weiblein, als vielmehr den unterschiedlichen Kategorien der Rennteams geschuldet – und damit den zur Verfügung stehenden Budgets. So sind Teams aus der zweiten oder dritten Liga nicht immer auf dem allerteuersten Material, das am Markt verfügbar ist, unterwegs. Bestes Beispiel ist die niederländische Equipe VolkerWessels-Cycling, die von Specialized ausgerüstet auf Tarmac SL8-Rennrädern unterwegs ist – aber eben "nur" normalen Tarmacs und keine sündhaft teuren S-Works Tarmacs, zudem ausgestattet mit Shimano Ultegra Di2 statt Dura-Ace Di2. Kleine, aber wichtige Maßnahmen, die sich im Portemonnaie der Teams stärker bemerkbar machen als in Performance-Nachteilen für die Fahrerinnen.
Gerade in Regionalteams wie dem Team des Württembergischen Radsportverbandes, der mit einer Mannschaft aus Talenten antrat, oder bei den Fahrerinnen der deutschen Nationalmannschaft gab es, sofern die Fahrerinnen ihr Material selbst bezahlen, auch durchaus noch ältere Generationen an Schalt- und Bremskomponenten oder ältere Laufradmodelle zu sehen. Unbestreitbar ist: Auch damit kann man richtig schnell Rennradfahren. Und das ist auch gut so.
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