Das Flitedeck – ein nahtlos in eine Lenker-Vorbaueinheit integrierter Radcomputer mit smarter Konnektivität – polarisiert. Seit ROADBIKE vorletzte Woche berichtet hatte, wird in der Rennradszene kontrovers diskutiert. Einige feiern das Vorhaben des deutschen Startups Flite GmbH als Innovation, andere äußern sich skeptisch bis ablehnend. Doch was sagen diejenigen, für die das Flitedeck – sollte es auf den Markt kommen – eine Konkurrenz bedeuten würde? Also die etablierten Hersteller von Radcomputern? Wir haben nachgefragt.

Polarisiert: Das Flitedeck des deutschen Startups Flite GmbH erhitzte in den letzten Wochen manches Gemüt in der Rennradszene.
Für Wahoo äußerte sich PR- und Media Manager Frank Jeniche: "Natürlich beobachten wir den Markt und die Szene und haben insofern auch von dem Projekt Flitedeck gehört. Grundsätzlich ist der Ansatz spannend. Verschiedene Player in der Branche haben mit ähnlichen Ansätzen experimentiert – dass es bislang niemand gemacht hat, wird seinen Grund haben. Wir werden die Entwicklung weiter beobachten, grundsätzlich muss das Produkt aber erstmal den Markteintritt schaffen. Es gibt noch keine Verkaufszahlen, keine Erfahrungswerte – insofern können wir keine konkrete Einschätzung abgeben. Wahoo steht in ständigem Austausch mit seiner Community und nutzt solches Feedback aktiv, um neue Produkte kundenorientiert zu entwickeln. So haben z.B. beim neuen Elemnt Ace Kundenwünsche in vielen Bereichen Einfluß auf Entwicklung und das serienfertige Produkt genommen. Aus dem Feedback über verschiedenste Kanäle heraus steht für den Moment eine vollintegrierte, radgebundene Headunit-Lösung für den Performance-Bereich für Wahoo nicht auf der Prioritätenliste."

Aktuelle Wahoo Elemnt-Radcomputer - mit dem neuen Flaggschiff Elemnt Ace ganz rechts.
Garmin äußerte sich gegenüber ROADBIKE, wollte die Einschätzung aber nicht zur Veröffentlichung freigeben – man kommentiere in keinem Produktbereich offiziell Lösungen der Konkurrenz. Von Hammerhead hieß es lapidar: "Wir werden dazu nichts kommentieren."
Demgegenüber sagte Daniel Conka, Division Manager Product Concept bei der SIGMA Elektro GmbH: "Wir finden den Ansatz grundsätzlich super. Der Lenker ist ansprechend designt und verfolgt ein spannendes Konzept. Das Flitedeck zeigt auf, wohin die Reise in Sachen Lenkercockpit grundsätzlich gehen kann. Es ist mit einem Verkaufspreis von rund 2000 Euro im Premiumbereich platziert und richtet sich an eine spitze Zielgruppe, die bereit ist, viel Geld für diese Technik auszugeben, wobei diese hohe Individualisierung den Preis rechtfertigt. Wir selbst verfolgen seit einigen Jahren ähnliche Ansätze und versuchen, unser Bikezubehör so integrativ wie möglich zu entwickeln. Full customized Lösungen bieten wir momentan nicht an, da wir mit unseren Produkten die breite Masse erreichen wollen und auf ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis achten. Die Ansprüche unserer Zielgruppe sind zu divers für eine so hohe Individualisierung. Zudem ist uns eine flexible Montagemöglichkeit der Produkte am Lenker wichtig." Die Aussichten beurteilt er zurückhaltend: "Das Flitedeck richtet sich wie gesagt an eine eher spitze Zielgruppe, bei der Geld keine große Rolle spielt. Was im wahrsten Sinne schwer wiegt, ist das Gewicht des Lenkers. Wer sich ein Carbonrad kauft und jedes Gramm am Bike sparen will, wird sich gegebenenfalls überlegen, ob er einen 800 Gramm schweren Lenker wählt. Der Wunsch nach individuellen Lösungen besteht weiterhin. Dies ist auch eine der Stärken von Nachrüstprodukten, die auf die individuellen Wünsche eingehen und auch an die wachsenden Anforderungen des Kunden eingehen können. Hier ist ein Wechsel von Produkt A auf B sehr einfach möglich. Am Ende entscheidet der Kunde, welchen Fokus er legt und was es ihm Wert dafür auszugeben."

Sigma erfreut sich einer treuen Fangemeinde - unter anderem mit dem in Deutschland produzierten Radcomputer Rox.
Klar ist: Bis Garmin, Wahoo, Sigma, Hammerhead und Co. tatsächlich mit der neuen Konkurrenz umgehen müssen, liegt noch ein weiter Weg vor den ambitionierten Newcomern von Flitedeck.
Übrigens: Sechs GPS-Radcomputer zwischen 170 und 400 Euro haben unlängst unsere Kollegen vom MOUNTAINBIKE-Magazin getestet.