Cervélo präsentiert neuen Aero-Renner S5

Das schnellste Rad im Peloton?
Cervélo präsentiert neuen Aero-Renner S5

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Veröffentlicht am 08.07.2025
Cervélo präsentiert neuen Aero-Renner S5
Foto: Gruber Images

Kurz & Knapp

  • 6,3 Watt schneller als das Vorgänger-S5
  • 124 Gramm leichter
  • neues One-Piece-Cockpit
  • zwei Millimeter tieferes Tretlager
  • eigens optimierte Laufräder Reserve 57/64
  • Preis: ab 9499 Euro, im Top-Spec 13.499 Euro

Die fünfte Generation von Cervélos Aero-Flaggschiff S5 will mehr als nur ein Upgrade sein – sie ist eine umfassende Neuausrichtung, getrimmt auf maximale Effizienz, Integration und Systemperformance. Die Kanadier sprechen selbstbewusst vom "schnellsten Rad, das wir je gebaut haben" – ein Anspruch, der sich nicht nur in Windkanaldaten, sondern auch in technischen Details manifestiert. Im Vergleich zum Vorgängermodell spart das neue S5 laut Cervélo über sechs Watt – bei ansonsten gleichen Bedingungen.

Dabei gab's einen klaren Auftrag: "Don't f*** up an already amazing bike", wie die Profis vom Erfolgsrennstall Visma – Lease a Bike den Produktentwicklern mit auf den Weg gaben. Heraus kam laut Cervélo "das schnellste Rad im Peloton", angeblich über fünf Watt schneller als der schnellste, namentlich nicht genannte Mitbewerber. Mit dem neuen S5 soll das Rad von Jonas Vingegaard exakt 6,8 Kilogramm wiegen – gut möglich also, dass der Däne das S5 auch auf anpruchsvollen Bergetappen dem Kletterrad Cervélo R5 vorzieht.

Alles neu am Cockpit

Herzstück der neuen Aerodynamikstrategie ist die deutlich vergrößerte V-förmige Öffnung zwischen Oberlenker und Gabelkrone. Sie kanalisiert den Luftstrom effizienter am Unterrohr vorbei – ein Konzept, das Cervélo bereits seit Jahren verfolgt, nun aber verfeinert hat. Immerhin ein Watt der Gesamtersparnis sollen aus dieser Modifizierung herrühren. Das neue Cockpit HB19 ist einteilig konstruiert, leichter und aerodynamisch schlanker als sein Vorgänger. Reach und Drop wurden reduziert (75 mm Reach, 125 mm Drop), die Oberlenkerfläche deutlich abgeflacht. Besonders clever: Das neue Cockpit bleibt mit älteren S5-Rahmen kompatibel und erlaubt weiterhin individuelle Anpassungen via Spacer, Vorbaulängen (80–130 mm) und Breiten (38–44 cm).

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Cervélo trägt mit dieser Anpassung auch der neuen Sram Red AXS Rechnung, deren ergonomisch längere Griffe den Reach effektiv vergrößern. Um das auszugleichen, wurde der Reach des Cockpits um fünf Millimeter verkürzt – ein seltenes Beispiel, wie Hersteller auf die Komponentenentwicklung anderer Marken reagieren. Das neue Tretlager sitzt zwei Millimeter tiefer, was in Kombination mit kürzeren Kurbeln (Trend: 160–165 mm) den Schwerpunkt senkt. Ziel: spürbar mehr Kontrolle in schnellen Kurven durch einen tieferen Schwerpunkt – auch mit breiteren Reifen bis 34 mm, die problemlos Platz finden.

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Gewicht runter, Performance rauf

Die Rahmenplattform wurde vollständig neu aufgebaut. Der Rahmen selbst spart 124 Gramm gegenüber dem Vorgänger, ohne an Torsions- oder Tretlagersteifigkeit zu verlieren. Möglich macht das ein überarbeitetes Carbon-Layup, neue Fertigungsprozesse und detailverliebte Optimierungen – z. B. leichtere Logos, minimalistische Hardware, eine überarbeitete Sattelstütze mit Aluminium-Verstärkung und ein Carbon-Monocoque.

Unterstützt wird das durch neue Rohrprofile mit schärferen Kanten, insbesondere an Gabelscheiden, Unterrohr und Sitzstreben. Die Formen wurden per CFD-Analyse im Verbund mit Reifen, Laufrädern und Cockpit optimiert – ganz nach dem Motto: Aero ist systemisch. In Summe mit dem Cockpit spart das Rahmenset laut Cervelo nun drei Watt gegenüber dem Vorgänger. Die übrige Ersparnis stammt von den Laufrädern.

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Reserve 57/64 Laufräder: Optimiert für das S5

Die neuen Reserve-Laufräder (57 mm vorn, 64 mm hinten) wurden speziell für die neue Rahmengeometrie des Cervélo S5 entwickelt. Mit asymmetrischen Felgenprofilen, ruhigem Seitenwindverhalten und einem im Windkanal auf das Sitzrohr des S5 abgestimmten Felgenverlauf sind sie ein zentrales Element der Aero-Gesamtstrategie. Das asymmetrische Felgenbett verbessert angeblich nicht nur die Aerodynamik, sondern erhöht auch die Seitensteifigkeit um 10 Prozent. Mit einer Maulweite von 25,4 mm vorn und 24,4 mm hinten gibt Cervelo 29 mm breite Reifen als optimales Setup an. So holt das Cervélo S5 weitere drei Watt heraus, sodass in Summe über sechs Watt Ersparnis zu Buche stehen sollen.

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Modelle & Preise

Das neue Cervélo S5 ist ab sofort in vier Ausstattungsvarianten erhältlich:

  • S5 RED AXS (Topmodell): 13.499 €
  • S5 Force AXS / Ultegra Di2: je 9.499 €
  • Rahmenset: 5.499 €

Der Fahreindruck

Das neue Cervélo S5 wurde im Service Course von Visma – Lease a Bike im niederländischen ’s-Hertogenbosch präsentiert. An einem kühlen, windigen Tag Anfang Juni 2025 beeindruckte uns das Cervélo S5 nicht nur durch seine Geschwindigkeit, sondern auch durch seine Kraftübertragung, Agilität und Seitenwindstabilität. Selbst bei böigem Wind blieb das Fahrverhalten souverän und in schnellen Kurven äußerst direkt und spurtreu – ein Ergebnis der gelungenen Abstimmung aus Geometrie, Laufrädern und Cockpit.

In Sachen Komfort zeigt sich das S5 nicht unbedingt gnädig, sodass Fahrer bei Bedarf diesen eher über breitere Reifen als die standardmäßigen 29 Millimeter von Vittoria herausholen müssten. Zudem stieß unser Testfahrer Eric Gutglück (Schuhgröße 46) mit dem rechten Fuß immer wieder an der rechten Kettenstrebe an, die recht ausladend ausfällt – Sportler mit kleineren Füßen dürften hier evtl. keine Probleme bekommen. Gut gefiel uns auch, dass sich das Cockpit in der Höhe leicht einstellen lässt, ohne die Gabel zu kürzen. Dazu werden einfach die beiden Schrauben unter der Vorbaukappe gelöst, die Spacer demontiert und das Cockpit wieder festgezogen. Durch die zwei Schrauben steht der Lenker zudem hundertprozentig gerade.

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ROADBIKE meint:

Cervélo bleibt sich treu – und legt die Aero-Messlatte mit dem neuen S5 nochmals höher. Die Integration ist durchdacht, das Systemgewicht gesenkt, das Cockpit verbessert. Wer absolute Effizienz sucht – und bereit ist, dafür tief in die Tasche zu greifen –, bekommt eines der aktuell schnellsten (wenn nicht gar schnellste) Rennräder auf dem Markt. Vielleicht nicht unbedingt revolutionär – aber konsequent weiterentwickelt.