Kurz und knapp:
- neues, sehr vielseitiges Rennrad von Basso
- SV = Sempre Veloce = immer schnell
- ersetzt das bisherige Diamante SV
- in Italien produziert, lackiert und montiert
- aerodynamisch, leicht, komfortabel
- 35 Millimeter Reifenfreiheit
- Preis Komplettrad: ab 7949 Euro
Grundlegende Informationen
Die italienische Radmarke Basso hat ein neues Rennrad-Flaggschiff im Angebot: das SV. Die Abkürzung steht für Sempre Veloce. Übersetzt heißt das: immer schnell. Der Name ist einerseits Programm, sollte andererseits aber nicht überbewertet werden. Denn wer ein reines Wettkampfrad erwartet, irrt: Profiradsportlerinnen und -sportler sind nicht die Zielgruppe des SV. Vielmehr soll eine große Bandbreite an Nutzerinnen und Nutzer vom SV überzeugt werden: von ambitionierten Maratonisti über Langstreckenfans bis hin zu sportlich orientierten Allroadfahrerinnen und -fahrern.
Ihnen allen bietet Basso mit dem neuen SV eine Plattform an, die durchdacht ist und anschlussfähig sein dürfte: Die Gene des bisherigen Wettkampfrades Diamante SV treffen auf Elemente aus der Endurance- und Allroad-Ecke. Heraus gekommen ist mit dem SV ein sehr leichtes, aerodynamisches und vielseitiges Rad, das wahlweise als sportliches Endurancebike oder komfortables Wettkampfrad beschrieben werden kann. Das bisher angebotene Diamante SV streicht Basso dafür aus dem Programm.

Das neue Basso SV in der Farbvariante Viola Galaxy. Insgesamt sind vier Farboptionen für das SV erhältlich.
Geometrie und Rahmendetails
Die Geometrie des neuen SV wurde im Vergleich zum Diamante SV deutlich überarbeitet: Der Stack ist höher, der Reach kürzer, man sitzt dadurch etwas aufrechter und weniger gestreckt, aber dennoch sportlich. Die etwas entspanntere Sitzposition bedeutet aber keineswegs, dass einem im Sattel die Füße einschlafen – im Gegenteil: Radstand und Kettenstreben sind eher kurz, der Lenkwinkel steil. Die Folge: Bei angenehmer Sitzposition fährt sich das SV sportlich-agil und offenbart einen temperamentvollen Charakter. Davon konnte ich mich beim Pressecamp zur Präsentation des SV am Firmensitz unweit von Bassano del Grappa bei gleich drei Touren überzeugen.

ROADBIKE-Redakteur Moritz Pfeiffer auf dem neuen Basso SV während einer der Ausfahrten beim Basso-Pressecamp in den Bergen hinter Bassano del Grappa.
Auffällig ist das geringe Gewicht: Gerade mal 7,285 Kilogramm wog mein Testrad – in Rahmengröße 58 inklusive Pedale, Flaschenhalter, Computerhalterung und 32 Millimeter breiten Reifen. Verantwortlich dafür zeichnet das neue Carbon-Layup aus Torayca-Carbonfasern der Güteklasse T1100 und T1000. Für den unlackierten Rahmen in Größe 54 gibt Basso 790 Gramm an, die Gabel soll 370 Gramm leicht sein.
Ebenfalls neu: Das Oberrohr weist deutlich mehr Slooping auf, senkt sich also zum Sitzrohr hin ab. Dadurch und dank der tiefer angesetzten Sitzstreben wandert die neue Drei-Schrauben-Klemmung der Sattelstütze weiter nach unten, was durch den längeren Auszug der Stütze den Komfort erhöht. Tatsächlich fährt sich das Basso SV recht komfortabel. Apropos Sattelstütze: Diese ist aerodynamisch vorteilhaft D-förmig geformt und wahlweise mit und ohne Setback erhältlich (0 vs. 15 mm).

Aerodynamische Rohrformen, abfallendes Oberrohr, tief angesetzte Sitzstreben, dazu das ungewöhnliche Fuga-Cockpit und die neue Sattelstützklemmung mit drei Schrauben: Beim neuen SV betreibt Basso keine behutsame Modellpflege, sondern entfernt sich relativ deutlich vom Vorgänger Diamante SV.
Die Steifigkeiten im Tretlager und am Lenkkopf will Basso gegenüber dem Vorgänger Diamante SV erhöht haben, die Stabilität des hinteren Rahmendreiecks soll auf identisch hohem Niveau gehalten worden sein. Je nach gewünschter Ausrichtung kommt das Rad mit 28 Millimeter Reifen oder – wie im Falle meines Testrads – mit 32-Millimter-Pneus, die für satte Straßenlage sorgten. Maximal passen 35 Millimeter breite Reifen durch Rahmen und Gabel, was das Einsatzgebiet des neuen Basso SV von reinen Highspeedtouren auf Flüsterasphalt erheblich erweitert: ruppige Straßen, Kopfsteinpflaster oder gar Waldautobahn? Das SV ist für allerlei zu haben. Und dank optionalem UDH-Ausfallende auch technisch zeitgemäß.

Im Wiegetritt fährt sich das Basso SV ausgesprochen agil - auch dank des schmalen Cockpits. Nach einigen Kilometern hat man sich an die Lenkung gewöhnt.
Verbesserte Aerodynamik
Auch in punkto Aerodynamik will das SV gegenüber dem Vorgänger Diamante SV einen Schritt nach vorne gemacht haben: Satte 16 Prozent schneller soll es sein, wobei Basso einräumt, keine Windkanaltests durchgeführt, sondern das Rad "nur" anhand von computerbasierten CFD-Simulationen windschnittiger gemacht zu haben. Für Windschlüpfigkeit sorgt neben den Aeroshapes am Rahmen und der D-förmigen Sattelstütze vor allem das neue Fuga-Cockpit aus Carbon.

Schmale Stirnfläche, Aero-Rohre, Carboncockpit - das Basso SV will deutlich aerodynamischer sein als sein Vorgänger.
Dieses integriert die Bremsleitungen, was nicht nur schneller macht, sondern auch für geringeren Luftwiderstand sorgt. Das ist mittlerweile allerdings Standard – innovativer wirkt die Passform des Fuga-Cockpits: An den Griffen ist es gerade mal 370 Millimeter breit, im Unterlenker sind es dank Flare mit 400 Millimetern auch weniger als man es in vielen Rahmengrößen gewöhnt ist. Andere Breiten gibt es nicht, allerdings stehen sieben Vorbaulängen zwischen 70 und 130 Millimetern zur Auswahl. Wer dieser aerodynamisch optimierten Körperhaltung mit eng zusammengezogenen Schultern nichts abgewinnen kann, bekommt das SV aber auch mit Bassos beliebter Levita-Lenkervorbaueinheit aus Carbon, die in sechs unterschiedlichen Vorbaulängen bzw. Lenkerbreiten erhältlich ist.

Das neue Fuga-Cockpit ist an den Griffen 370 mm breit, im Unterlenker sind es dank Flare 400 mm. Wem das zu schmal ist: Das neue Basso SV gibt´s auch mit dem klassischen Levita-Cockpit.
Nachdem es sich anfangs etwas ungewohnt angefühlt hatte, gefielen mir die neuen Cockpit-Dimensionen immer besser, je länger die erste Tour dauerte. Erstaunlich: Basso montierte am Testrad keinen einzigen Spacer unter der Lenkervorbaueinheit. Das sieht am Übergang von Rahmen zum Cockpit natürlich harmonisch und sexy aus, und dank des etwas längeren Steuerrohrs gerät die Position auch nicht zu niedrig – für den Dauereinsatz wären mir persönlich ein oder zwei Spacer dennoch lieber.

Alle Basso-Bikes werden vollständig in Italien produziert, lackiert und montiert - derzeit an drei verschiedenen Standorten, doch Basso will investieren und alles am Hauptsitz zusammenfassen.
Praxiseindruck von Redakteur Moritz Pfeiffer
Steile Anstiege, Rollerberge, schnelle und verwinkelte Abfahrten, Tempobolzen auf der Ebene, schmale Feldwege, Schotter und breite Straßen – die Rennradregion um Bassano del Grappa ist ausgesprochen vielseitig. Die Ausfahrten hatten entsprechend einiges zu bieten. Das neue Basso SV machte dabei auf jedem Terrain eine gute Figur. Motto: draufsitzen, wohlfühlen. Zugegeben: Das mag daran liegen, dass ich großer Fan des Konzepts "etwas entspanntere Sitzposition, dennoch sportlich-agiles Bike" bin. Oder aber einfach an der Tatsache, dass Basso hier ein clever durchdachtes Rennrad auf die Reifen gestellt hat.

Am Monte Grappa erinnern Schriftzüge auf der Straße, wer hier beim letzten Giro d'Italia hochfuhr (mutmaßlich etwas schneller).
Das Rad reagiert blitzschnell - egal, ob es sich um Lenkbefehle oder um einen Antritt handelt. Das geringe Gewicht macht Spaß, ständig möchte man im Wiegetritt noch weiter beschleunigen oder die Gruppe mit einem trockenen Antritt aus dem Hinterhalt überraschen. Auf flachen Passagen hält es sehr gut hohes Tempo, kurvige Abfahrten machen viel Spaß und trotz des wendigen Charakters wird die Lenkung nie nervös, vielmehr zirkelt man allzeit präzise und voller Kontrolle um jede Serpentine.
Bei den Abfahrten rund um Bassano del Grappa vermittelte das Rahmenset des SV jederzeit volles Vertrauen: Ob bei Highspeed-Schussfahrten bergab Richtung Marostica oder auf der ebenso steilen wie verwinkelten Abfahrt vom Monte Grappa zeigte sich das Rahmenset stabil und verwindungssteif und lenkte sich jederzeit präzise und vorhersehbar.

Bassano del Grappa ist ein guter Startort für abwechslungsreiche Rennradtouren. Wenige Meter entfernt von der berühmten, hier im Hintergrund zu sehenden Holzbrücke Ponte Vecchio hat unlängst das Bassano Club House eröffnet - eine Art Concept Store von Basso mit Café-Restaurant, Fahrradgeschäft, Werkstatt und Appartments.
Auf einen Praxistest in Extremsituation hätte ich verzichten können, aber auch hier bewährte sich das Rad: Auf regennasser Fahrbahn rutschte in einer Kurve der Vordermann wegen überhöhten Tempos weg, nur wenige Zentimeter vor meinem Vorderrad – das Basso SV reagierte auch bei der ungeplanten, blitzschnellen Richtungsänderung bei gleichzeitigem Bremsen exakt wie verlangt (und erhofft), ich konnte einen eigenen Sturz vermeiden.
Könnte die betont wendige Lenkung dennoch manche Piloten überfordern? Auf Asphalt vermutlich nicht, wer jedoch die 35 Millimeter Reifenfreiheit ausnutzen möchte, könnte sich auf Schotter etwas mehr Laufruhe wünschen. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt: Dank des etwas kürzeren Oberrohrs bin ich hin und wieder im Wiegetritt mit dem Knie an den abgeflachten Oberlenker gestoßen. Dessen ungeachtet würde ich die Frage "Könntest du dir vorstellen, das Rad auch dauerhaft zu fahren" im Falle des neuen Basso SV bedenkenlos und gerne mit Ja beantworten – das ist nicht bei allen Neurädern so...

Auch bergab und selbst in ungewollten Extremsituationen ließ sich das Basso SV trotz seines sehr lebhaften Charakters jederzeit vorhersehbar und sicher steuern.
Positionierung und Made in Italy
Im Portfolio ersetzt das neue SV ab sofort das Diamante SV als sportliches Allround-Rennrad. Neben dem deutlich klassischer anmutenden, zeitlosen Diamante, dem Endurance-Renner Astra, dem Einstiegsmodell Venta R und dem Gravelbike Palta ist es der modernste, leichteste und verspielteste Flitzer aus der Rahmenschmiede im Veneto. Und das übrigens im Wortsinne, denn Basso produziert, lackiert und montiert alle seine Fahrräder in Italien – und alle in der Region um Bassano del Grappa.

Anders als so manche andere italienische Marke produziert Basso tatsächlich in Italien statt in Fernost. Die Carbonrahmen entstehen im Werk in Vicenza, wie auf jedem Rad stolz vermerkt ist.
Das 1977 gegründete Unternehmen mit Familiennamen (übrigens ist man nicht verwandt und verschwägert mit Ex-Profi und Giro-Sieger Ivan Basso) verfolgt dabei ambitionierte Ziele und einen klaren Wachstumskurs: Von derzeit rund 80 will Basso mittelfristig auf 400 Mitarbeiter wachsen – und dafür mit einer Investition von zehn Millionen Euro den Hauptsitz in San Zenone degli Ezzelini vor den Toren von Bassano del Grappa ausbauen. Dort sollen sich dann neben Showroom, Restaurant und Radsporthotel auch Carbonrahmenproduktion, Lackierung und Montage befinden, die derzeit noch auf drei Standorte im Veneto verteilt sind. Schon 2025 soll mit den Umstrukturierungsmaßnahmen begonnen werden. Bereits fertiggestellt ist das im Mai 2024 eröffnete Bassano Club House – ein Concept Store mit Café-Restaurant, Fahrradgeschäft, Werkstatt, Appartments, regelmäßigen Events und Ausfahrten. Das neue Modell SV spielt eine wichtige Rolle für die ambitionierte Firma, die neben Alcide Basso mittlerweile von dessen Söhnen Alessandro und Leonardo geführt wird.

Leonardo, Alessandro und Alcide Basso (von links nach rechts) in der Lackiererei von Basso.
Ausstattungsvarianten und Preise
Um einen möglichst großen Käuferkreis anzusprechen, bietet Basso das neue SV in sieben Rahmengrößen zwischen 45 und 61 cm an. Vier Farboptionen stehen zur Auswahl – neben den in diesem Artikel bereits gezeigten Rosso Vivo und Viola Galaxy ein klassisches Schwarz und ein dominierendes Weiß. Was die Ausstattung angeht, kann man beim Basso SV per Konfigurator wählen aus vier Komponentengruppen von Shimano, Sram und Campagnolo mit zahlreichen Übersetzungsoptionen, vier Laufradsätzen, den beiden Lenkervorbaueinheiten Fuga und Levita sowie den Sattelstützen mit und ohne Setback.

Das Basso SV gibt es in sieben Rahmengrößen, vier Farben und zahlreichen Ausstattungsoptionen.
Beispielhafte Aufbauten kosten bei Basso wie folgt:
- mit Campagnolo Super Record Wireless und Campagnolo Bora WTO 45-Laufrädern 11 999 Euro
- mit Shimano Dura-Ace Di2 und DT Swiss ARC 1100-Laufrädern 11 799 Euro
- mit Shimano Dura-Ace Di2 und Fulcrum Sharq-Laufrädern 11 799 Euro
- mit Shimano Dura-Ace Di2 und DT Swiss ARC 1600-Laufrädern 10 499 Euro
- mit Sram Red AXS und DT Swiss ARC 1100-Laufrädern 11 999 Euro
- mit Sram Red AXS und Fulcrum Sharq-Laufrädern 11 999 Euro
- mit Shimano Ultegra Di2 und DT Swiss ARC 1100-Laufrädern 8999 Euro
- mit Shimano Ultegra Di2 und Fulcrum Sharq-Laufrädern 8999 Euro
- mit Shimano Ultegra Di2 und DT Swiss ARC 1600-Laufrädern 7949 Euro
Das Rahmenset ist auch separat erhältlich und kostet dann inklusive Rahmen, Gabel, Steuersatz, Lenkervorbaueinheit und Sattelstütze 4999 Euro. Kompletträder und Rahmenset sollen ab sofort im Fachhandel erhältlich sein.

Die Farboption Rosso Vivo kostet 450 Euro Aufpreis - passt aber auch extrem gut zum ROADBIKE-Outfit, wie wir finden.