- Touren rund um Sospel an der Côte d’Azur
- Infocenter
- Trailguide: Sospel – In Gottes Hintergarten
Touren rund um Sospel an der Côte d’Azur
1. Mont Agaisen
Länge | 14,13 km |
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Dauer | 1:24 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 449 Meter |
Höhenmeter absteigend | 449 Meter |
Tiefster Punkt | 353 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
2. À la plage
Länge | 28,58 km |
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Dauer | 3:13 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 1004 Meter |
Höhenmeter absteigend | 1356 Meter |
Tiefster Punkt | 352 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
3. Olivetta
Länge | 28,84 km |
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Dauer | 2:41 Std |
Schwierigkeitsgrad | Schwer |
Höhenunterschied | 822 Meter |
Höhenmeter absteigend | 822 Meter |
Tiefster Punkt | 352 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
Diese Tour findest du auch bei unserem Partner
4. Cime du Petit Braus
Länge | 18,31 km |
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Dauer | 2:08 Std |
Schwierigkeitsgrad | Mittelschwer |
Höhenunterschied | 768 Meter |
Höhenmeter absteigend | 767 Meter |
Tiefster Punkt | 353 m ü. M. |
Höchster Punkt | m ü. M. |
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Infocenter
Lage & Charakter: Sospel liegt nahe an der italienischen Grenze in den französischen Seealpen (Dept. Alpes-Maritimes), knapp 20 Kilometer von Menton und dem Mittelmeer entfernt am Fluss Bévéra. Obwohl nur wenige Kilometer von der mondänen und umtriebigen Côte d’Azur entfernt, wirkt der beschauliche Ort mit seinem mittelalterlich geprägten Zentrum und der Zollbrücke aus dem 13. Jahrhundert wie aus der Zeit gefallen.
Anreise: Mit dem Pkw geht es über Mailand nach Genua und dann an der ligurischen Küste entlang auf der Autostrade dei Fiori (A8) bis nach Menton. Dann auf der D2566 rund 15 km nach Norden bis nach Sospel. Mit dem Zug: Sospel besitzt einen Bahnhof und ist via Nizza oder Cuneo erreichbar. Flug: Der nächste Flughafen ist Nizza.
Beste Reisezeit: Das Klima des Ortes, der rund 400 m über dem Meer liegt, ist gemäßigt warm, wobei die Temperatur selbst im Winter selten unter den Gefrierpunkt fällt. Ideal für Biker sind Frühjahr und Herbst.
Übernachtung: Es gibt nur ein paar kleine Hotels in Sospel, und diese sind eher einfach ausgestattet. Wer etwas mehr Komfort wünscht, sollte sich in Menton umschauen.
- Auberge du pont vieux: 3 Avenue Jean Médecin, 06380 Sospel, +33 672 52 25 20, auberge-du-pont-vieux.business.site
- Ferienhäuser: Der Veranstalter der "Trans Provence", Ash Smith, vermietet über Air BNB ein Ferienhaus für bis zu acht Personen: "Spacious villa with pool and garden in Sospel".
- Camping: Knapp drei Kilometer entfernt von Sospel liegt der Campingplatz "Sainte Madeleine". Er wird von dem Ehepaar Veronique und Gèrard Garriou betrieben. Liebevoll angelegt mit großem Pool, schattigen Stellplätzen und gemütlichen Chalets (für bis zu sechs Personen), schmiegt er sich in die kleine Kuhle der umliegenden Berge. Camping Domaine Sainte Madeleine, Route de Moulinet, 06380 Sospel, +33 688 48 22 89, camping-sainte-madeleine.com
Essen: La Béoua d’Afi bietet afrikanische Speisen in einem herrlichen Ambiente, Place Saint-Joseph, 06380 Sospel, +33 9 54 96 99 07
Guides, Shuttle, Shops:
- Touren/Camps: Trailrock von unserem Autor Patrick Wiedemann veranstaltet inzwischen auch Enduro-Camps in Sospel, trailrock.de
- Shuttle: Roya Evasion, 11 Bld Rouvier, 06540 Breil sur Roya, +33 6 78 75 16 64, royaevasion.com
- Bikeshops: Sport 21 Cycles, 13 Route de Sospel, 06500 Menton, +33 4 93 86 69 51; R Bike, 19 Port de Garavan, 06500 Menton +33 6 26 03 31 37
Trailguide: Sospel – In Gottes Hintergarten
Mein Vorderrad fällt förmlich über die Stufe des Trails und verliert sofort Traktion. Ich versuche, zentral im Bike zu bleiben. Das Gefälle ist so steil, dass ich es nur durch eine extrem tiefe Stellung schaffe, die Spur zu halten. Mein Blick geht auf den Weg: auf eine Abbruchkante – und den darunterliegenden Ort. Jesses! Ich schlingere auf eine Kurve zu und weiß genau: Die muss ich schaffen, ein Absteigen ist nicht mehr möglich, ich bin schon zu schnell! Adrenalin schießt durch meinen Körper – und Gedankenfetzen durch den Kopf.
Es ist keine Stunde vergangen, seit wir angereist sind, und schon stecke ich in Schwierigkeiten. Wenn ich diese verdammte Kurve nicht erwische, ist der Weg nach unten ein direkter und wahrscheinlich schmerzhafter. Dabei hat unser Guide Ash, seines Zeichens Organisator des legendären Etappenrennens Trans Provence, bei unserer Ankunft in Sospel gesagt, hier gäbe es keine anspruchsvollen Trails. Das war wohl dieser britische Humor, über den ich jetzt gerade ganz und gar nicht lachen kann.
Idylle weitab des Trubels
Das mittelalterliche Dorf Sospel befindet sich rund 20 Kilometer nördlich von Menton, oberhalb der sonst so trubeligen Côte d’Azur: quasi der Hintergarten Gottes! Mit seinen nur 3800 Einwohnern liegt es in purer Idylle auf 350 Meter Seehöhe am Rand des Mercantour-Nationalparks, einen Steinwurf entfernt von der italienischen Grenze. Ein bisschen abenteuerlich ist schon die Anfahrt von der Küste über eine serpentinenreiche, enge Straße, die in einem zweieinhalb Meter schmalen, einspurigen Tunnel gipfelt, bevor es in den Ort hinuntergeht.

Außer den steilen, schroffen Bergen, die ihn umgeben, hat der Ort auf den ersten Blick Bikern wenig zu bieten. MTB-Infrastruktur à la Finale, Saalbach und Co.? Fehlanzeige. Alles für den täglichen Bedarf bekommt man in einer Metzgerei, zwei Bäckereien sowie zwei Tante-Emma-Läden, und neben drei Restaurants gibt es jetzt außerhalb der Hauptsaison exakt ein offenes Hotel. Kein regelmäßiger Shuttleservice zu den Trailheads, keine Bergbahnen, keine Bikeshops und schon gar keine Après-Bikebars!
Aber gerade deshalb haben Kathi und ich uns Sospel ausgesucht: weg von den Hotspots für Tausende von Bikern, weg von Flowtrails aus der Retorte. Dafür locken hier nämlich – so viel vorweg – unzählige Enduro-Trails in himmlischer Ruhe. Diese Pfade sind über die Jahrhunderte durch die Bewirtschaftung der Berghänge, durch Händler, die von einem Tal ins andere zogen, aber auch durch die zwei Weltkriege entstanden. Allen ist eines gemeinsam: Anspruchsvoll sind sie – was mich zurück in die Realität bringt: Die Kurve habe ich gerade so geschafft, der Trail wird etwas flacher, sofern man hier von "flach" sprechen kann. Und die besagte Abbruchkante ist der Beginn einer mehr als 100 m hohen Felswand. Also weiterhin die feine Klinge beim Fahren ziehen! Kein Wunder, dass viele französische Bike-Legenden wie Fabian Barel hier ihr Heimat- und Trainingsrevier haben. Schmal carvt der Weg nun dahin, nach jeder Kurve warten neue fahrtechnische Herausforderungen: hohe Wurzeln, rutschiger Untergrund oder der eine oder andere Felsabsatz. Aber je länger ich fahre, desto mehr begeistert mich die Vielfalt der provenzalischen Trails, meine Mundwinkel wandern weit nach oben. Weniger Adrenalin, mehr Fahrlaune.

Unten angekommen setzt Kathi unseren Guide Ash gleich unter Druck – sie will die nächsten Tage viel mehr davon! Ash grinst: "Sospel ist ein Traum für Biker. Es gibt überall Trails, und auf der Landkarte sehen die vielen Pfade aus wie ein Teller Spaghetti! Viele davon wurden vom hiesigen Bike-Verein freigeschnitten, andere liegen komplett zu oder sind für das Befahren mit dem Bike gänzlich ungeeignet." Eine ständige Wegepflege kann bei der Vielzahl der Wege laut Ash kaum stattfinden. Deshalb ist es nicht ratsam, auf die üblichen Online-Trailkarten zu vertrauen: Besser ist es, einen hier ansässigen Guide zu fragen, welche Pfade frei und fahrbar sind. "Sonst kommt man nicht umhin, auch mal den Rückweg nach oben anzutreten, weil es einfach nicht weitergeht", so Ash.

Noch ein kurzes Stück auf der Straße, und wir sind zurück in Sospel, fahren mitten durch den historischen Ort und über sein Wahrzeichen: die mittelalterliche Mautbrücke aus dem 13. Jahrhundert. Überquert wird damit der Fluss Bévéra, der jedoch jetzt kaum Wasser führt. Ein Einheimischer am Ufer erzählt uns, dass dieses Rinnsal durchaus zum reißenden Fluss werden kann: "In den letzten Jahren hatten wir immer wieder schwere Unwetter! Da kommt es vor, dass die Bévéra über die hohen Begrenzungsmauern tritt!"
Weiter geht es zu unserer zweiten Tour. Diese ist ein wenig entspannter und windet sich um den im Norden thronenden, von ursprünglichen Wegen durchzogenen Hausberg von Sospel, den Mont Agaisen. Zur Anfahrt nutzen wir bequem eine Asphaltstraße. Unterhalb des Monte Grosso befindet sich eine prägnante Wegekreuzung: In alle Richtungen erkennt man die Trail-Einstiege. Wir nehmen uns den Weg zur alten Bunkeranlage vor. Zunächst führt er kupiert, überwiegend bergab, aber mit einigen anspruchsvollen Bergaufstücken zu Überresten des 2. Weltkriegs. Hier verlief die Verlängerung der "Maginot"-Festungslinie nach Süden, auch als "kleine Maginot-Linie" bekannt. Die beeindruckende Festungsanlage besteht aus einem Eingangsblock, mehreren Artillerieblöcken und einem Beobachtungsblock
Spuren blutiger Geschichte
Immer wieder führt uns der Weg direkt über oder durch die Bunkeranlagen, und einige Male halten wir ob der bedrückenden Geschichte einfach mal inne. Die umgebende Landschaft ist atemberaubend. Wir sehen über die umliegenden Bergkuppen und können schemenhaft am Horizont das Meer erkennen. Dann geht es anspruchsvoll in engen, steilen Spitzkehren und über eine ausgesetzte Mauer nach unten. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir unseren Ausgangspunkt.

Am nächsten Tag wollen wir hinauf zum Col de Brois, einem der vielen Gipfel, die Ausgangspunkte für zahlreiche Trail-Abfahrten in alle Himmelsrichtungen sind. Die Aussicht am Einstieg ist genial, weit der Panoramablick ins ligurische und provenzalische Hinterland. Wir biegen in den Singletrail ein, zuerst im Wald, dann auf freier Fläche, erst wurzelig, dann rutschig, mit kleinen Kieselsteinen überzogen. Der Abwechslungsreichtum der Pfade hier kennt keine Grenzen! Immer wieder fahren wir aber auch kurze, knackige Passagen bergauf, bevor es wieder nahe der Falllinie nach unten geht. Gerade die Wege im offenen Gelände sind oft ausgesetzt, mal rechts, mal links bricht es steil nach unten weg. Ich male mir lieber nicht aus, wie es wäre, wenn man auf diesem schmalen Weg an den vielen spitzen Stein- und Felskanten hängen bleibt. Immer wieder heißt es also: Obacht geben, auch auf den einfacheren Passagen!
Bei jeder Runde kehren wir nach Sospel zurück. Dabei kommen wir auch durch die historische Altstadt, vorbei an der imposanten Kathedrale Saint-Michel. Die Kirche aus dem 17. Jahrhundert ist gewaltig, mit beeindruckender Treppe vor dem Haupteingang. Erstaunlich, dass dieser kleine Ort eine so große Kathedrale hat.

Nach dem vierten Loop lassen wir den Tag in der Bar direkt in der Ortsmitte ausklingen, schließlich wollen wir ja auch das "savoir-vivre" nicht zu kurz kommen lassen. Außerdem kann man dort an Schönwettertagen mit den sehr freundlichen Einohnern ins Gespräch kommen – und Supersportwagen der obersten Preisklasse aus dem nahen Fürstentum Monaco bewundern. Durch Sospel führt nämlich die berühmt-berüchtigte Bergstraße zum Col de Turini, auf der jedes Jahr die abschließende Nachtetappe der Rallye Monte Carlo ausgetragen wird, die "Nacht der langen Messer". Auch die Tour de France ist dort oben regelmäßig zu Gast. Für Mountainbiker hält der Col de Turini ebenfalls ein paar klasse Abfahrten bereit, allerdings ist die rund 20 Kilometer lange Teerauffahrt schon zermürbend.
Aus der Höhe direkt ans Meer
Am nächsten Tag begeben auch wir uns auf berühmte Pfade und fahren eine Etappe der Trans Provence nach: von Sospel aus hinunter ans Meer in die Kleinstadt Menton. Zuerst bringt uns eine Forststraße von Sospel zum 1213 m hohen Mont Roulabre. Dort angekommen führt uns unser Weg durch dichten Pinienwald mit herausragendem Serpentinenanteil. Schier endlos zieht sich dieser Trail mit butterweichem Nadelteppich dahin. Am Ausstieg, auf eine Forststraße, blitzt bereits das Mittelmeer hervor – cool! Immer wieder werden wir nach kurzen Anstiegen mit weiteren Trails belohnt. Anspruchsvoll natürlich, aber auch mit viel Fahrspaß fahren wir so dem Meer entgegen. In Menton angekommen, springen wir ins kühle, salzige Nass, bevor wir die touristischen Vorzüge der Côte d’Azur bis in die Abendstunden hinein genießen. Mit dem Taxi ruckeln wir schließlich zufrieden – wenn auch mit schwerem Kopf – zurück zu unserem Campingplatz "Domaine Sainte Madeleine", nur drei Kilometer von Sospel entfernt, in authentischer Umgebung inmitten unberührter Natur. Einige Trails enden hier direkt an den Olivenhainen, nicht nur deshalb ist er der ideale Unterkunftsort für Bike-Camper. Auch an den folgenden Tagen nehmen wir noch zahlreiche, unglaublich vielfältige, stets anspruchsvolle Trails in den umliegenden Bergen in Angriff. Der kleine, gemütliche Ort ist dabei immer wieder Ausgangs- und Endpunkt unserer Touren. Die Menschen, die wir dort treffen, sind unglaublich herzlich und immer für ein nettes Gespräch zu haben. Biker sind hier wirklich willkommen.

Kathi und ich sind uns einig: Die lange und mühsame Anfahrt in dieses göttliche Kleinod hat sich absolut gelohnt! Sospel taugt vielleicht nicht für die große Masse an Bikern, aber Sospel ist ruhig und verträumt, die Trails sind anspruchsvoll, wild, einzigartig – und bleiben im Gedächtnis.