Lage: Elba liegt nur rund zehn Kilometer vom italienischen Festland der Region Toskana entfernt.
Beste Reisezeit: Frühling und Herbst. Im Sommer ist es nicht nur zu heiß, sondern völlig überlaufen – vor allem im August. Dank milden Klimas taugen selbst die Wintermonate zum Bike-Urlaub.
Anreise: Mit dem Auto von Stuttgart über die Schweiz, Mailand, Parma, Livorno bis Piombino sind es 900 km. Von München über Brenner, Modena und Florenz rund 800 km. Das Übersetzen mit der Fähre von Piombino bis Portoferraio dauert rund eine Stunde (www.mobylines.de; www.toremar.it).
Übernachten: Hotel Lacona, Tel. 0039/0565964054, www.hotellacona.it
Ansonsten empfehlen sich auch eine Vielzahl an Campingplätzen sowie Ferienwohnungen.
Einkehr: Cavallino Rosso in Lacona, Via del Moletto, sehr gut italienische Küche; Ristorante Publius in Poggio, Wild- und Grillgerichte bei traumhaftem Ausblick, www.ristorantepublius.it;
Zero-Gradi-Eisdielen: In Portoferraio am Hafen, im Zentrum von Marina di Campo und in Marciana das beste Eis der Insel genießen.
Bike-Shops: Ciclo Sport, Portoferraio, Tel. 0039/0565/914346; Calamita Bike, Capoliveri, Tel. 0039/0565/967024.
Events: Elbaman (Ironman-Triathlon, www.elbaman.it ), MTB Elba ovest (kerniges Mountainbike-Event, www.elbaovest.com).
Karten: Kompass Blatt 650, "Isola d’Elba", 1:30000, 6,95 Euro.
Info: Info Elba, info@infoelba.it, www.infoelba.net
Tourdaten: Sehr empfehlenswert: www.capoliverilegendcup.it
Elba-Reportage: Elbarado
Über den Lenker fliegend überlege ich mir, wie ich der Notrufzentrale übers Handy klarmachen kann, wo ich stecke. Die finden mich doch nie!? Erstaunlicherweise lande ich auf den Beinen, bin aber durch den Schwung gezwungen, den Abhang hinunterzurennen.
Beim Downhill mitten im Niemandsland der Insel lag plötzlich dieser dämliche Felsbrocken im Weg, riss das Bike einfach unter mir weg. 50 Meter unterhalb des Abflugs kommt mein Körper endlich zum Stillstand – mein Herz rast noch einige Minuten weiter.
Man sollte während der Abfahrt halt nicht das Inselpanorama genießen, sondern die Augen auf den Weg richten. Gar nicht so einfach bei diesen Ausblicken!
Zwar gehört Elba mit knapp 30 auf 20 Kilometern Ausdehnung und gerade mal 223 Quadratkilometern zu den kleineren Mittelmeerinseln, doch die Berge sind nicht ohne – im Osten geht’s auf über 500 Meter rauf, der Gipfel des Monte Capanne im Westen (mit dem Bike nicht zu bezwingen) liegt gar auf 1017 Metern Meereshöhe.
Aber egal auf welcher Erhebung man sich gerade befindet, die Sicht zur Küste runter ist überall gigantisch – und der Faktor Ablenkung entsprechend hoch.
Also zusammenreißen und schön auf die Wege konzentrieren. Die haben es nämlich in sich: Manchmal sintflutartige Regenfälle reißen übers Jahr mächtige Furchen in die unbefestigten Trails und Trampelpfade, die sich dadurch ständig verändern. Dabei verlangen sie einem schon ohne dieses Handicap fahrtechnisch einiges ab.
Und sogar die offiziellen Straßen der Insel gleichen häufig eher einer Offroad-Piste als einem Asphaltband – laut fluchende Rennradfahrer, die Mountainbiker auf holprigen Passabfahrten "aufschnupfen", zeugen davon.
Für Stollenritter ist Elba dagegen ein Paradies. Kein Kartenmaterial der Welt dokumentiert alle Möglichkeiten – nicht einmal die recht gute Kompass-Karte der Insel im Maßstab 1:30 000. Selbst ich als Serientäter mit immerhin 13 Elba-Besuchen entdecke jedes Jahr neue, einsame Trails.
Apropos einsam: Wer die Hauptwege verlässt, radelt oft stundenlag, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Was im Ernstfall auch Nachteile haben kann ...
Und so beschließe ich nach meinem glimpflich verlaufenen Abflug, passende Begleiter zu suchen. Mein fünfjähriger Sohn ist noch nicht ganz so weit, und meine Frau muss auf die kleine Tochter aufpassen. Dafür rollen mir bei der nächsten Ausfahrt Gerhard und Werner über den Weg, die sich zum ersten Mal auf Elba austoben und sich mir nicht zuletzt deshalb spontan anschließen.
Im Dreierpack geht’s fortan vor allem auf der Straße dank Windschattenfahrens wesentlich zügiger voran. Und im Gelände verschafft uns der Teamgeist die nötige Sicherheit. Wir stacheln uns gegenseitig zu Höchstleistungen an und powern uns so richtig aus.
Als Belohnung für den Einsatz gibt es nach der Tour spitzenmäßiges italienisches Eis, das sorgt für die nötige Abkühlung und die dringend benötigte Energiezufuhr. Außerdem freuen wir uns auf ein Bad im Meer. Selbst jetzt, Ende September, ist es noch angenehm warm. Annehmbare Wassertemperaturen herrschen mindestens bis Ende Oktober – ganz Harte stürzen sich auch noch später im Jahr in die Fluten.
Mit Frau und Kindern im Auto fahre ich am darauffolgenden "Ruhetag" über einen meiner Lieblingsorte, San Illario in Campo, hinauf zum Perone. Sohn Hannes und ich klinken uns aus und stapfen über den Gratweg und den Klettersteig bis zum Capanne-Gipfel, den Frau und Tochter Maira nach Weiterfahrt bis Marciana und unter Zuhilfenahme der Gondel vor uns erreichen.
Ausnahmsweise hüllt sich der mit riesigen Antennen bestückte Gipfel mal nicht in eine Wolkenmütze, sodass uns ein bombastischer Ausblick erwartet. Im Westen zieht sich Korsika am Horizont entlang, im Osten liegt uns das Festland der Toskana quasi zu Füßen. Nach einer Latte Macchiato im Kiosk der Bergstation gondeln wir gemeinsam ins Tal und sammeln in den herbstlichen Wäldern um Marciana und Poggio noch eine Tüte Maronen fürs Abendessen.
Die Königsetappe dieses Jahres führt ins Zentrum der Insel. Gleich nach dem Frühstück treffe ich mich bei strahlendem Sonnenschein mit Gerhard und Werner. Was dabei nicht fehlen darf sind Tourenschuhe und langärmlige Klamotten: Die Trails sind oft ziemlich zugewachsen. Dann heißt es absteigen, denn auch bei warmem Wetter freut man sich, wenn am Ende des Tages die Arme nicht total zerkratzt sind ...
Zunächst strampeln wir bei angenehmen 18 Grad auf den Monte Tambone. Um die Mittagszeit sind auch im Herbst über 25 Grad keine Seltenheit – aber immer noch erträglicher als hochsommerliche 40. Nach reichlich Auf und Ab sowie einem herrlichen Singletrail entlässt uns der Wald beim Napoleon-Museum in San Martino zurück in die Zivilisation.
Ein Besuch dieser wunderschön gelegenen Villa lohnt immer – allein schon des putzig kleinen Bettchens wegen, in dem der französische Herrscher während seines Zwangsexils einst schlief. Wir lassen die Touristenhochburg jedoch links liegen und konzentrieren uns aufs Biken. Wenige Minuten auf der Hauptstraße, dann biegen wir wieder ins Hinterland ab und genießen die Abgeschiedenheit.
Da wir bei dem strahlenden Wetter eine Fotopause nach der anderen machen, wird die Zeit langsam knapp – die Jungs, deren Ferienwohnung in einem anderen Eck der Insel liegt, müssen sich so langsam von mir trennen, um ihre Mädels nicht zu verärgern. Ich kämpfe mich also wieder mal solo den Schlussanstieg durch den Wald hinauf und wundere mich, dass es so schlagartig dunkel wird.
Als es plötzlich zu donnern beginnt, geht mir ein Licht auf: Elba überrascht immer wieder mit ungewöhnlichen Wetterlagen. Die hohen Berge bremsen je nach Windrichtung die Wolken ab. So ist es nicht ungewöhnlich, dass im einen Teil der Insel die Sonne vom Himmel brutzelt, während auf der anderen Seite gelegentlich Land unter herrscht.
Und ich gerate genau in so eine Unwetterzone, na prima. Mit eingezogenem Genick hechle ich dem Gipfel des Monte San Martino entgegen, um so schnell wie möglich wieder talwärts und in Sicherheit zu kommen. Kurz vor der Kuppe blendet mich plötzlich dieser grelle Blitz, und ohne spürbare Zeitverzögerung folgt ein grollender Donner und rüttelt mich durch.
Das war knapp – aber eigenartigerweise der letzte Donner des Tages. Bereits auf dem Singletrail runter nach Lacona blinzelt mir wieder die Sonne zu. Und unten am Strand lümmeln die Touristen auf ihren Tüchern im Sand, als sei nichts geschehen. Was für eine Insel, denke ich, und gönne mir auf den Schrecken erst mal ein kühles Bierchen an der Strandbar.
Tags darauf steht als Abschluss des wieder mal viel zu kurzen Urlaubs die Familienrunde auf dem Programm. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge, denn in Capoliveri startet auch die geniale, gut ausgeschilderte Strecke des Bike-Rennens "Capoliveri Legend Cup".
Rund 46 km lang ist dieses trailreiche Vergnügen am Monte Calamita – aber na gut, dann hätte ich anders planen müssen. Und so umrunden wir nun bei strahlendem Sonnenschein auf kinderleichten Wegen den Südostzipfel Elbas: meine Frau und mein Sohn auf ihren Bikes, während die knapp einjährige Maira im Anhänger Platz nehmen und den Papa ausbremsen darf.
Tief und fest schläft das Töchterchen, als wir nachmittags den Anstieg nach Capoliveri erklimmen. Und bestimmt träumt sie von Elba. Ganz der Papa. Keine Sorge, mein Goldschatz, wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal hier.





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