Mountainbiken im Südwesten von Mallorca – Infos, MTB-Tourentipps, GPS-Daten
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Sonne, Strand, Berge, Meer: Der Südwesten Mallorcas bietet ­alles für einen ereignisreichen MTB-Urlaub. Vorausgesetzt, man kennt die richtigen Trails. Wir stellen vier Mountainbike-Traumtouren in der Region vor - inklusive GPS-Daten.

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Foto: Ralf Schanze

Lage: Mallorca ist die größte Baleareninsel. Sie liegt 150 km vor der Küste Barcelonas. Sie hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von 78 km und eine Ost-West-Ausdehnung von 98 km.

Beste Reisezeit: Frühjahr und Herbst! Auch im Winter gibt es oft warme Tage bis 20 Grad, aber es regnet öfter.

Anreise: Mallorca wird regelmäßig von fast allen deutschen Flughäfen angeflogen. Außerhalb der Ferien gibt’s oft Schnäppchenpreise mit Hin- und Rückflug für 100 Euro.

Allgemeine Infos: www.spain.info

Übernachtung: Clubhotel Valentin Park, ein 3-Sterne-Hotel am Ortsrand von Paguera (www.valentinhotels.com);

Bahia del Sol, ein 4-Sterne-Hotel mit Radstation in Santa Ponsa (www.hotel-bahia-delsol.com).

In einer Finca oder einem Landhotel erlebt man das „echte“ Mallorca, ohne auf Komfort zu verzichten. Anbieter gibt es viele, z. B. www.casaruralmallorca.net

Essen & Trinken: Mesón Ca‘n Torrat, C. Mayor 29-31, Calvia: legendäre Rennrad-Bar mit vielen Trikots unter der Decke;

La Hacienda, C/ Pau Casals 1, Paguera: rustikales Steakhouse im Zentrum von Paguera (www.haciendasteakhouse.es).

Bikeshop: Bimont in Palma, der einzige Bikeshop im Südwesten (www.bimont.com)

Touren und Verleih: Rad International hat im Clubhotel Valentin Park und Hotel Bahia de Sol eigene Stationen. Hochwertige All-Mountain-Fullys kosten z. B. 27 Euro/Tag und 139 Euro/Woche (www.rad-international.com).

Landkarten: Die Station Rad International hält zwei hervorragende eigene Topokarten im Maßstab 1:35 000 bereit. Unter ISBN 9783935806237 auch im Buchhandel erhältlich.

Touren

MTB-Reisereportage Mallorcas Südwesten

Manchmal fühlt man sich beim Mountainbiken wie im Märchen. Alice-im-Wunderland-gleich cruise ich schon seit einer kleinen Ewigkeit über einen schmalen Trail, der links und rechts von wilden rosa blühenden Erikasträuchern gesäumt wird. Die Waden lassen sich sanft von langen Gräsern streicheln, die zwischen den duftenden Blumen wachsen.

Vom Meer, das am Horizont tiefblau zu uns herüberfunkelt, weht ein lauer Wind, der eine Brise von Salz, Sommer und Freiheit ausatmet. Das Bike wirft sich wie von selbst in die langgezogenen Kurven, die bergab zur Küste ziehen. Von mir aus könnte es ewig so weitergehen. Dabei bin ich gar nicht im Märchen. Auch nicht im Wunderland. Sondern auf Mallorca.

Nie und nimmer hätte ich gedacht, dass ich eines meiner Bike-Highlights 2015 gerade auf Mallorca erleben würde. Deutschlands allerliebste Ferieninsel gilt ja als Mekka der Schmalreifen-Fraktion. Rennradler aller Couleur schwärmen von gut geteerten Landstraßen, beschaulichen Dörfern sowie wunderbarer Natur und schlagen hier auf „Malle“ im Frühjahr zu Tausenden ihr Trainingslager auf.

Neue Terrains für Mountainbiker

Nur Mountainbiker und Mallorca wollten irgendwie nie so richtig zueinander finden. Obwohl die Insel doch fernab von Ballermann & Co. eigentlich alles zu bieten hat, was auch Biker schätzen: einsame wie anspruchsvolle Trails, Berge bis fast 1500 Meter Höhe, ganzjährig mildes Klima und eine gigantische Infrastruktur für Urlauber.

Doch Mallorcas Bauern und Fincabesitzer haben das Ganzjahresmärchen für Mountainbiker mit einem bösen Fluch belegt: Überall Zäune, verschlossene Tore, unpassierbare Weiden, die von hüft hohen Steinmauern umgeben sind. Private Landeigentümer haben auf der größten Baleareninsel schon so manche Traum-Tour zum Alptraum gemacht. Wer nicht mit Guide unterwegs war und sich blind auf GPS-Daten verlassen hat, stand nicht selten plötzlich im Bike-Nirgendwo.

Mountainbikestationen fanden sich bislang vorwiegend an der zwar schönen, aber in Sachen Höhenmeter weniger spannenden Ostküste – weitab vom mächtigen Tramuntana-Gebirge im Westen. Doch der besonders reizvolle Südwesten erwacht.

In Paguera etwa – keine 25 Kilometer von der Inselhauptstadt Palma entfernt – entstand Anfang 2015 ein nagelneuer Bikepark. Er befindet sich auf dem 290 Meter hohen „Sa Bruta“, dem Hausberg der 4000-Seelen-Gemeinde. Es gibt neun Strecken, die Beschilderung orientiert sich an der Klassifizierung von Skipisten (blau, rot, schwarz). Raufkurbeln muss man übrigens selbst, eine Seilbahn ist aber im Gespräch.

Bezeichnenderweise ist es ein Regensburger, der sich mit viel Herzblut um das Trailnetz im Südwesten der Insel kümmert. Zusammen mit seinem Team hat Harald Sandner auch den Bikepark in die Bergflanken oberhalb von Paguera modelliert. Über die Eröffnung hat Anfang 2015 nicht nur die lokale Presse groß berichtet. Auch die Bürgermeisterin war vor Ort. Harald weiß eines ganz genau: Ohne die Unterstützung der Gemeinden und Behörden läuft auf Mallorca gar nix!

Und ohne die mächtigen Großgrundbesitzer erst recht nicht. Also hat Harald von Anfang an diplomatisch mit den Eigentümern entlang seiner Trails geredet, hat Genehmigungen eingeholt, Wege frei geschnitten und Kontakte zur lokalen Bikeszene geknüpft. Und siehe da, jetzt fluppt es: Harald & Co. registrieren seit geraumer Zeit immer mehr Stollenfans unter der Kundschaft, Tendenz steigend.

Keine Spur vom Ballermann

Kein Wunder, bei diesen Wegen! Unser Weg führt uns aus dem Dschungel aus Erikasträuchern hinab in das kleine Örtchen Sant Elm. Nightmare on Elm Street? Im Gegenteil! Hier scheint die Zeitrechnung des Tourismus früh stehengeblieben zu sein. Um die kleine Sandbucht, in der sich die Sonnenanbeter auf bunten Handtüchern räkeln, reihen sich nur ein paar Mittelklasse-Hotels sowie eine Handvoll Restaurants.

Wir kehren in eine Bar ein, um uns zu stärken. Unser Guide Otto empfiehlt uns „Pan amb olio“. Das Bauerngericht besteht aus einer Scheibe geröstetem Brot, das mit einem Tomatenmus und etwas Olivenöl bestrichen wird und dann wahlweise mit mallorquinischem Käse oder Schinken belegt wird. Eine ebenso einfache wie schmackhafte Brotzeit.

Gestärkt und ausgeruht geht es am späten Nachmittag weiter zum „Torre de En Caals Bannett“. Er markiert den westlichsten Punkt der Insel. Ein wilder, zum Teil recht verblockter Weg führt uns hinab zu dem kleinen Steinturm. Wir genießen in der Abendsonne den Blick hinüber zu der kleinen, vorgelagerten Insel Sa Dragonera. Ein Segelboot zieht am Horizont einsam seine Runden, und das tiefe Blau des Mittelmeers scheint das weiße Segel in der Ferne fast zu verschlucken. Ganz friedlich ist die Insel hier, unendlich romantisch – keine 40 Kilometer vom Promillewahnsinn am Ballermann entfernt.

Ein Hauch von Pioniergeist liegt in der Luft

Märchen der Superlative: Am nächsten Tag steht nach dem westlichsten Punkt nun die höchste bewohnte Ortschaft der Insel auf dem Tourenprogramm. Otto lotst uns mit sicherem Gespür über steile Rampen und ruppige Trails, die früher nur von Eseln bezwungen werden konnten, zum Örtchen mit dem biblischen Namen Galilea. 400 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, gönnen wir uns in dem Bergdörflein erst einmal einen dampfenden Café con leche.

Dann geht es weiter über steile Rampen bis zur Passhöhe. Während ich im kleinsten Gang mit brennenden Oberschenkeln dem Gipfel entgegenstrample, schwinden in mir auch die letzten Zweifel, dass Malle ein Kindergeburtstagsrevier ist. Im Gegenteil: Die verblockten Trails, stellenweise im S2–S3-Niveau, sind alles andere als eine Larifari-Fahrt. Wer hätte das gedacht? Schließlich erreichen wir den höchsten Punkt, und vor uns öffnet sich der Blick auf ein überwältigendes Bergpanorama mit dem „Puig Galatzo“, Mallorcas südlichstem Eintausender, und dem Tor zum Tramuntana-Gebirge.

Lange können wir die Aussicht nicht genießen, denn Otto rauscht schon durch einen Pinienhain in den nächsten anspruchsvollen Trail, der uns ordentlich durchschüttelt und schließlich an der „Finca Publica de Galatzo“ ausspuckt. Eine kurze Besichtigung führt in die Vergangenheit des im Jahre 1648 erbauten Gebäudes. Seine alten Mauern erzählen von einem harten und einsamen Landleben, das es so auf Mallorca schon lange nicht mehr gibt.

Wer danach sucht – oder den richtigen Guide hat – wird jedoch noch den einen oder anderen zauberhaften Ort finden. So wie die Bucht „Cala Egos“, die wir auf der nächsten Tour als Ziel haben. In einem ebenso spektakulären wie anspruchsvollen Downhill geht es an der Steilküste hinab zur türkis unter uns funkelnden Sandbucht. Das Bad im Meer lassen wir uns auch nicht entgehen.

Vor allem dafür kommen jährlich auch die zehn Millionen Touristen nach Malle, allein vier Millionen davon sind Deutsche, darunter unzählige Rennradler, die eine auf sie optimal zugeschnittene Infrastruktur zu schätzen wissen. Auch wir unternehmen am nächsten Tag zum Abschluss unserer Bike-Woche noch eine Rennrad-Tour. Aber wenn wir wählen müssten, würden wir uns fürs Mountainbike entscheiden. Auch oder gerade deshalb, weil es hier im Westen erst am Aufblühen ist. Mountainbike und Pioniergeist – das passt einfach zusammen!

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06 / 2023

Erscheinungsdatum 02.05.2023