Lage: Die Costa Blanca liegt in der spanischen Provinz Alicante und wird im Norden von der Costa de Azahar und im Süden von der Costa Calida eingerahmt. Größte Stadt: Alicante.
Reise-Info: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Grafenberger Allee 100, 40237 Düsseldorf, Tel. 02 11/6 80 39 80, E-Mail: duesseldorf@tourspain. es, www.spain.info
Beste Reisezeit: Der östlichste Zipfel Spaniens lockt auch im Winter mit angenehm mildem Klima. 300 Sonnentage sprechen für sich. Frühjahr und Herbst eignen sich mit gemäßigten Temperaturen am besten zum Biken. Achtung – im Hochsommer 40 Grad!
Anreise: Erreichbar ist die Costa Blanca/Marina Alta am besten über die etwa 100 Kilometer entfernten Flughäfen von Alicante und Valencia. Beide Flughäfen werden z. B. von Ryanair angeflogen. Ab hier weiter über die Küstenautobahn AP 7 (Maut!).
Hotel-Tipps: Sporthotel Los Caballos in der Nähe von Denia. Das Hotel verfügt über einen kleinen Pool und Tennisplatz. Der Hotelier selbst ist begeisterter Radsportler. Sporthotel Los Caballos, Buscarrons Norte 30, Els Poblets, Tel. 00 34/9 66 47 51 77, www.ferienoase.com
Strandhotel Los Angeles. Vier-Sterne-Hotel direkt am Sandstrand von Denia, www.hotellosangelesdenia.com
Essen und Trinken: El Jamonal de Ramonet, eine typisch spanische Tapas-Bar. Jede Menge Schinkenkeulen hängen von der Decke, und in der Auslage locken Tapas für jeden Geschmack. Paseo Saladar 106, Denia, Tel. 00 34/9 65 78 57 86.
Casa Frederico, ein super Fischrestaurant in Strandnähe. Wer Fisch und Meeresfrüchte liebt, sollte unbedingt hier essen gehen! C/Ausiás March 22, Denia, Tel. 00 34/9 65 78 30 41.
Hotel Los Caballos. Jeden Donnerstag wird der Holzofen angeheizt. Aus 20 frischen Zutaten kann sich hier jeder seine Lieblings-Pizza selbst zusammenstellen. Unbedingt reservieren! Buscarrons Norte 30, Els Poblets, Tel. 00 34/9 66 47 51 77.
Bike-Shops: Maximabikes in Ondara, Calle Blasco Ibáñez 27, Ondara/Alicante Tel. 00 34/9 65 76 72 90.
Extrem Cicles in Denia, Avinguda del Poeta Miguel Hernández, Dénia/Alicante, Tel. 00 34/9 66 42 23 61.
Karten: Karten in nützlichen Maßstäben für Mountainbiker sind Mangelware. Gleiches gilt für Wanderrouten, an denen man sich eventuell orientieren könnte. Am besten in den Touristinformationen nach aktuellen „rutas de senderismo“ (Wanderrouten) erkundigen.
Reiseführer: „Valencia und die Costa Blanca“ von Oliver Breda & Susanne Lipps-Breda, Verlag Travel House, 12 Euro.
Events: An der Costa Blanca findet alljählich eine Serie von rund 13 Cross-Country-Rennen statt. Absoluter Höhepunkt ist der MTB-Marathon Ende Mai.
Après-Bike-Tipps: Bodegas Xaló. Der im Jalon-Tal angebaute Wein kann hier gleich in Form von Vinos, Mistelas und Vermouth verköstigt werden. www.bodegasxalo.com
Oli-Ba-Ba, Chringuito am Dünenstrand von Oliva, der Szenetreff im Sommer, Playa de Oliva, final sector 5.
Zensa Lounge im neuen Yachthafen von Denia. Hier lässt sich herrlich dekadent nach dem Biken ein Longdrink schlürfen.
Touren
MTB-Reisereportage Costa Blanca
So muss Orangensaft! Der beste, den ich je getrunken habe. Süß umspült das frisch ausgepresste Nass den Gaumen. Dazu genau die richtige Mischung aus Fruchtfleisch und kühlem, erfrischendem Saft. Yummy! Wo, wenn nicht hier an der Costa Blanca, gibt‘s einen besseren „zumo de naranja“ ? Nirgendwo! Immerhin gilt Spaniens östlichster Küstenzipfel in der Provinz Alicante als das Orangen-Mekka Spaniens. Vitaminbomben, so weit das Auge reicht.
Doch die „weiße Küste“ hat noch viel mehr zu bieten. Das mediterrane Hinterland, das von einem rauen Kalksteingebirge durchzogen ist, bietet alle Voraussetzungen für spannende Touren. Nur ein paar Kilometer hinter der zugebauten Küste mit ihren unsäglichen Touristenhochburgen schlummern kleine, einsame Dörfchen ihren Dornröschenschlaf, umgeben von dichten Wäldern und weiten Feldern mit knorrigen Olivenbäumen.
Ich habe mich eine Woche bei Burkhard einquartiert, der nahe Denia ein kleines Sporthotel betreibt und selbst begeisterter Radler ist. Er führt nicht nur Rennradler über die Straßen des hügeligen Hinterlands, sondern auch Mountainbiker über kleine Pfade und einsame Pisten durch die Berge. Wir trinken unsere O-Saft-Gläser in der kleinen Dorfbar aus und rollen weiter.
Burkhard klärt mich erst mal auf, dass der Name „Costa Blanca“ nicht etwa was mit den weißen Sandstränden der Küste zu tun hat oder gar mit den weiß getünchten Häusern der Küstenörtchen. „Der Begriff Costa Blanca ist schlicht eine Erfindung von pfiffigen Tourismusmanagern, die damit in den fünfziger Jahren das Fernweh und die Fantasie potenzieller Touristen im kalten Nordeuropa anregen wollten“, erzählt Burkhard. Scheint geklappt zu haben ...





Auf den Trails im Hinterland
Derweil windet sich der Trail zwischen Olivenbäumen ins grüne Nichts. Über uns kreist ein Habicht. Vom Meer weht ein laues Windchen, das für „sunny lazy afternoon“-Stimmung sorgt. Und am Horizont sehen wir den blauen Streifen des Mittelmeers glitzern. Auch der Trail gibt sich Mühe, bei uns Hochstimmung aufkommen zu lassen: In smarten Kurven und kurzen Aufs und Abs zieht er durch die malerische Landschaft. Da ist er, der Costa-Blanca-Flow! Könnte ewig so weitergehen.
Dany hat diesen Flow schon vor Jahren entdeckt. Er begleitet mich und Burkhard mit seinem giftgrünen Norco-Bike. Wenn ein Schweizer Bikeshop-Besitzer extra zum Biken nach Spanien reist, dann muss schon was dran sein an diesen Trails. „Mich fasziniert dieser Wechsel aus entspannten Rollpassagen und knackigen Trailabschnitten“, erzählt Dany in bestem Schweizerdeutsch. In der Tat sind die Costa-Blanca-Touren nichts für Enduro-Freaks. Die Trails sind meist einfach, und am Ende des Tages stehen nur wenige Höhenmeter auf dem Tacho.
Doch dafür bietet das Landschaftskino jeden Tag einen anderen Oscar-verdächtigen Film.
So wie bei unserer nächsten Tour durch den Naturpark Montgo: Zum Einrollen geht es zunächst durch die Orangenplantagen von Els Poblets zum Golfplatz La Sella. Von dort führt uns der Weg an den Ruinen der drei Windmühlen von „Tosal dels Molins“ vorbei. Schließlich erreichen wir das ausgetrocknete Flussbett des Rio Gorgos. Der Anblick ist bizarr: In der Sonne glitzert eine vom Wasser glatt gewaschene, fast weiße Felslandschaft. Selbst durch die Sonnenbrille betrachtet blenden die Steine noch. Umso griffiger rollen unsere grobstolligen Reifen über das blendende Felsenmeer.
Erst das Vergnügen, dann die Arbeit ...
Hinter Javea ist der Trail-Spaß auf dem nackten Felsen erst mal vorbei. Es wartet ein knackiger Aufstieg, der auf einem Plateau in einen holprigen Wanderweg übergeht, dessen dornige Büsche uns die Waden zerkratzen. Der Ausblick über den Naturpark, die Steilküste, den Yachthafen von Javea und auf das Meer entschädigt jedoch mehr als genug für die Ritzer an den Beinen.
Schon bald darauf biegen Burkhard, Dany und ich in einen leicht verblockten Downhill ein. Das kanadische Norco ist mit seinem üppigen Federweg hier genau in seinem Element, und unter Danys sachkundiger Führung entschwindet es bald bergab unseren Blicken. „Wir sehen uns!“ ruft Dany noch beschwingt, und schon ist er im Dickicht verschwunden. Wir hoppeln mit unseren 29er-Hardtails hinterher und treffen ihn erst am Meer wieder.
Auf den Spuren der Eisenbahn
Am nächsten Tag sind wir dafür mit unseren Hardtails deutlich im Vorteil. Denn Burkhard führt uns über einen Teil der MTB-Marathon-Strecke, die jedes Jahr im Mai fast 500 Teilnehmer an die Costa Blanca lockt. Die Route führt über weite Strecken auf alten Bahndämmen durch enge Schluchten. An einigen Stellen wurden für den Bau der Bahnlinie reichlich Felsen weggesprengt oder gar enge Tunnels durch den Berg getrieben. Wir können uns lebhaft vorstellen, wie sich früher die Loks durch die engen Kurven dampften.
Die Durchquerung auf dem Mountainbike ist zwar viel umweltfreundlicher, aber nicht minder abenteuerlich. Wir haben nämlich keine Lampen dabei und rollen zunächst in ein schwarzes Loch. Bis Dany einfällt,dass sein Handy eine tolle Taschenlampen-App hat. Danys Smartphone erweist sich in dem dunklen Tunnel also als echte Erleuchtung.
Auf dem Rückweg zieht die Costa Blanca noch mal alle Register, um uns von ihrer Schönheit zu überzeugen. Wir fahren durch rosa blühende Mandelbaumplantagen und passieren eine alte Finca, deren brüchige Mauern und das eingefallene Dach von einer längst vergangenen Zeit erzählen. Eine Zeit, die hier fast stillzustehen scheint. Am Wegesrand sammelt ein alter Spanier mit wettergegerbtem Gesicht Weidenstöcke auf und packt sie auf einen morschen Holzwagen. Den zieht ein Gaul, der auch schon längst in Pension sein sollte.
Ausklang in Denia
Am späten Nachmittag rollen wir in den Hafen von Denia. An den Stegen tummeln sich die Millionärs-Yachten der europäischen High Society. Zwischen Palmenspitzen schauen am Horizont die Zinnen der Burg von Denia hindurch, die über der Altstadt thront. Keine Frage – die Costa Blanca ist ein schönes Fleckchen Erde.
Kein Wunder, dass sich rund um Denia auch zahllose sonnenhungrige Rentner niedergelassen haben und ihren Lebensabend hier verbringen. Ich nehme mir vor, schon mal die Immobilienpreise zu studieren.
Aber eins steht fest: Mein Mountainbike bringe ich mit!