Bewertung:
Was uns gefällt:
Sehr schnelles, dennoch genügsames Race-Hardtail mit erstaunlichem Fahrkomfort
Extra leichter Carbon-Rahmen, der den Dauertest völlig problemlos wegsteckte
Generell bis auf einen Kettenriss (siehe rechts) keine Defekte/Probleme über rund 3000 km
Innovative Blattfeder-Sattelstütze bewährte sich im Dauertest, zeigte sich wartungsfrei
Fox-Federgabel mit einstellbarer Terralogic-Dämpfung in der Praxis unauffällig gut, Dichtungen aber verschmutzt
Was uns nicht gefällt:
Steuersatz (Canyon) war anscheinend fettfrei montiert, unteres Lager stark angerostet
Etwas hoher Kettenverschleiß: Riss bei km 1500, zweite Kette bereits stark gelängt
Formel-1-Champ Sebastian Vettel gibt seinen Rennboliden ja bekanntlich Jahr für Jahr neue Frauennamen. Luscious Liz, Kate’s Dirty Sister, Randy Mandy, Kinky Kylie, Hungry Heidi – spätpubertärer Kram halt. Unser Volontär und CC-Bundesliga-Fahrer Lukas Hoffmann machte es dem Ferraristi nach, taufte sein Canyon Exceed CF SLX 9.9 SL auf den Namen Helene. Warum? Weil es „ähnlich aufreizend ist wie der deutsche Schlagerstar Helene Fischer im Funkel-Konzert-Overall“.
Der eher dem Independent- oder harten Gitarren-Rock zugeneigte Rest der Redaktion schwieg dazu – sei es aus Betroffenheit oder einfach aus Barmherzigkeit ...

Genug der Albernheiten, in erster Linie ist das Canyon Exceed CF SLX 9.9 SL ein höchst seriöses Sportgerät, auch für den Profi-Renneinsatz. Beweis gefällig? Kaum hatte die Koblenzer Versendermarke ihren Neuling präsentiert, schon krallte sich Alban Lakata damit den Marathon-Weltmeistertitel. Auch die Eckdaten lesen sich meisterlich, so soll der Carbon-Rahmen laut Canyon nur 870 g wiegen. 2016 war das die Benchmark für einen 29"-Großserienrahmen, 2017 könnte das Scott Scale diese Marke noch mal unterbieten.
Für den Dauertest bestellten wir das viertteuerste Exceed-Modell, das Canyon zunächst für 4199 Euro, später für 3599 Euro anbot. Angesichts der edlen Parts ein mehr als fairer Deal: komplette(r) Shimano-XTR-Schaltung/Antrieb, Systemlaufräder von Mavic, Fox-32-Federgabel mit innovativer Terralogic-Dämpfung, dazu Canyon-, Fizik- und Ergon-Parts.
Klar, dass Lukas mit diesem Renner zünftig angaste. Über 3000 km zeigt der Tacho an, davon viele bei Marathons, aber auch auf anspruchsvollen Trails rund um Stuttgart oder den Deister bei Hannover sowie – als Jahreshöhepunkt – in Ascona, Schweiz, zusammen mit Megastar Nino Schurter. Lukas: „Ein regelrechtes Herunterhechten verblockter Trails mit dem Olympiasieger im Nacken ...“

Dabei begeisterte das Canyon Exceed CF SLX 9.9 SL speziell mit rundum perfektem, eher unaufgeregtem Handling sowie mit seinem für ein Hardtail überraschend hohen Komfort, gespeist aus dem gezielt vertikal flexenden hinteren Rahmendreieck und der Blattfeder-Sattelstütze. „Auf schnellen Schotterpisten liegt es wie ein Brett“, so Lukas.
Um die 9-Kilo-Marke zu unterbieten, nahm unser Volontär während des Tests ein paar Tuning-Maßnahmen vor: Carbon-Sattel, Umbau auf 1 x 11, Laufräder von Tune für den Renneinsatz. Defekte und Verschleiß beschränkten sich dafür auf einen Kettenriss (km 1500) sowie auf einen Tausch der Bremsbeläge.
Naturgemäß gibt es im Werkstattbericht bei einem Hardtail weniger zu beanstanden. Was nicht dran ist – Federbein, Hinterbaulagerung – geht nun mal nicht kaputt. Einige Schwachstellen entdeckte unser Laborleiter Haider Knall dennoch. So blüht am anscheinend fettfrei montierten Canyon-Steuersatz der Rost, immerhin dreht er noch relativ sanft. Die in der Praxis top funktionierende Fox-Forke zeigt sich recht verschmutzt, auch in den Dichtungen klebt der Dreck – hier wäre zumindest ein kleiner Service ratsam.
Der XTR-Antrieb sollte ebenfalls gereinigt werden, Innenlager, Kettenblatt und Kassette sind technisch aber noch in Ordnung. Die Shimano-Kette hat sich jedoch deutlich gelängt – etwas zu früh nach ca. 1500 km. Bremse (XTR) sowie Laufräder sind hingegen in gutem, altersgerechtem Zustand.
Canyon Exceed CF SLX 9.9 SL: Getestet von Lukas Hoffmann

- Preis des Bikes: 3599 Euro
- Testumfang: 3159 km / 59633 Hm
- Alter/Beruf: 21 Jahre, Volontär MOUNTAINBIKE
- Größe, Gewicht: 1,76 m, 64 kg
- Bevorzugte MTB-Kategorie: CC/Marathon
- Fahrstil: bergab immer die direkte Linie, bei Sprüngen möglichst nah am Boden. Berghoch nahezu immer Vollgas, gerne auch technische Anstiege.
Zwischenbericht 09 2016

Ich liebe Hardtails, beson ders mit leichtem Carbonrahmen. Als Racer geht es bei mir immer um Geschwindigkeit und Gewicht.
Mit dem Exceed habe ich nun einen perfekten Partner für Sprints bergauf und rasante Downhills gefunden. Dabei begeistert mich das unaufgeregte, aber dennoch wendige Handling, der Hinterbau bietet spürbaren Flex, sprich Komfort. Die edle Shimano-XTR-Gruppe und die Fox-Federgabel bilden ein Sorglos-Paket. Veränderungen habe ich dennoch vorgenommen: Für trockene Bedingungen rotieren jetzt Vee-Tire-Railtracker-Reifen auf TuneDreckschleuder-Laufrädern. Für Fahrten im Mittelgebirge reicht mir ein 1 x 11-Antrieb aus. Ergebnis: Das Bike speckte im Vergleich zum Serientrimm durch Einsparen von Schalthebel, Zug und zweitem Kettenblatt nochmals deutlich ab. Außerdem habe ich ein ovales Kettenblatt von absoluteblack montiert.
Zwischenbericht: 07 2016

Schon bei der Präsentation vor einem Jahr sorgte das Race-Hardtail Exceed für Aufsehen: Das Rahmengewicht gab Canyon mit sensationellen 870 g (Gr. M) an. Und Alban Lakata wurde mit dem Exceed gleich mal Marathon-Weltmeister. Ein Glänzen hatte ich in den Augen, als das Carboni pünktlich zu meinem Geburtstag geliefert wurde. Das strahlende Rot am Rahmen brachte dem Rad gleich seinen Spitznamen: Helene. Warum? Der deutsche Schlagerstar Helene Fischer ist im Funkel-Konzert-Overall ähnlich aufreizend wie das Exceed. Bislang habe ich nur den Original-FizikSattel durch ein Carbon-Modell von Tune ersetzt was gleich mal 150 g spart. Durch kommendes Tuning hoffe ich, das Gesamtgewicht noch unter 9 Kilo zu drücken. Ansonsten ist das Exceed eine Waffe. Auf nahezu allen Heimanstiegen hagelt es gerade persönliche Rekorde: Strava lügt nicht, Helene macht mich atemlos. Generell fährt sich dasExceed herrlich agil, rassig, aber auch erstaunlich spurtreu etwa auf extrem schnellen Schotterabfahrten. Auch das erste Rennen haben wir hinter uns: Bei der Schönbuch Trophy gab es Matsch und Modder im Überfluss (Bild). Kein Problem für das Exceed, nach der Schlammschlacht knarzte nix, brauchten lediglich die Schaltzüge Zuwendung.
Das hat uns besonders gefallen:
- Edles, rassiges Race-Hardtail
- Ausgezeichnetes, sicheres Handling
- Bislang keine Probleme im Dauertest
- Leichte, aber robuste Ausstattung mit Shimanos XTR-Gruppe (2 x 11) –
Kurz & Knapp: 457 km
Preis 4199 € Gewicht 9,5 kg
LUKAS HOFFMANN, Volontär: „Ob
auf der Rennstrecke oder dem Hometrail – das Exceed bricht Rekorde.“
Canyon Exceed CF SLX 9.9 SL (Modelljahr 2016) im Vergleichstest