Trailspaß ab 3750 Euro!
Sechs All-Mountains im Test (2022)

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Aktuelle All-Mountains erreichen so hohe Gewichte wie nie. Wir haben sechs beliebte Bikes der Klasse ab 3750 Euro getestet – sind diese Bikes wirklich noch Alleskönner?

MB Test All Mountains
Foto: Benjamin Zöller
In diesem Artikel:
  • 🏆 Die Gewinner auf einen Blick
  • Diese sechs All-Mountains haben wir getestet
  • Noch mehr All-Mountains – die Alternativen
  • Das sind die besten Tuning-Tipps für All-Mountains/ Mountainbikes mit 150 mm -Federweg
  • Ergebnisse im Detail

🏆 Die Gewinner auf einen Blick

  • Der MOUNTAINBIKE-Testsieg geht an das Canyon Spectral 29 CF 8 und überzeugt mit durchdachten, hochwertigen Parts sowie einem top Fahrverhalten.
  • Das YT Jeffsy Core 3 sichert sich den Kauftipp, dank tollem Fahrwerk, spaßigem Handling und der Kombination aus Carbon-Rahmen und erlesenen Parts.

All-Mountain-Bikes/ Link zum Testbericht

Preis

Gewicht

Testergebnis

Canyon Spectral 29 CF 8

4499 €

14,6 kg

Sehr gut

Cube Stereo 150 C:62 TM 29

4399 €

14,4 kg

Sehr gut

Focus Jam 8.9

4699 €

15,8 kg

Sehr gut

Giant Trance X 1

3799 €

15,2 kg

Sehr gut

Specialized Stumpjumper Comp Alloy

3750 €

14,9 kg

Sehr gut

YT Jeffsy Core 3

4199 €

14,7 kg

Sehr gut

Eines für alle und alles! In der altgedienten All-Mountain-Klasse kommt es traditionell auf den optimalen Mix aus Downhill- und Uphill-Performance und auf ausgewogene Fahreigenschaften an. Viele All-Mountain-Käuferinnen und -Käufer suchen in diesen Bikes sichere, aber auch effiziente Begleiter für ihre Touren. Auch fast jeder erfahrene Alpencross-Guide würde zu einem solchen Bike greifen.

MB Test All Mountains
Benjamin Zöller
In Sachen Handling wissen alle All-Mountains im Test sehr zu überzeugen – speziell bergab.

Üppige Federwege von bis zu 160 mm an der Front und 150 mm heckwärts versprechen, über schwieriges Gel nde hinwegzuhelfen, im Anstieg aber kein Schaukelstuhl-Feeling aufkommen zu lassen. Auch fürs Mittelgebirge geloben All-Mountains großen Spaß. Sie surren über Schotterpisten und flowige Trails, rocken aber genauso die lokale Downhill-Strecke und sind sich selbst als Begleiter für die tägliche Fahrt zur Arbeit nicht zu schade. Soweit zumindest das Wunschkonzert.

Wiegen diese Bikes zu viel?

Aber all das steht auf dem Spiel. All-Mountains feiern zwar gerade mit vielen Neuerscheinungen ein echtes Comeback und verdrängen in der Beliebtheit die Trailbikes, sie sind jedoch dabei mindestens eine Gewichtsklasse nach oben gerückt. In der Boxersprache: Halbschwer- statt Mittel- oder Weltergewicht. Schon unser Test der Highend-Klasse bis 7000 Euro (Ausgabe 01/2022) förderte Gesamtgewichte von über 14 Kilo zu Tage. Die "AMs der Mittelklasse" legen – soviel gleich vorweg – noch einmal ordentlich zu! Im Schnitt wiegen sie 14,9 Kilo, das schwerste Bike gar gewaltige 15,8 Kilo. Ähnlich verhält es sich bei der für das flotte Vorankommen nicht gerade unwichtigen rotierenden Masse. Bis zu 5500 g bringen Laufräder, Reifen, Schläuche oder Milch, Bremsscheiben und Kassetten auf die Waage. Da stellt sich die Frage: Sind das wirklich noch ausgewiesene Allrounder?

MB Test All Mountains
Benjamin Zöller
Kratz die Kurve! In Schräglage sind Reifen mit klebriger Gummimischung Gold wert. Der Nachteil: Bergauf geht es gemütlich zu.

Zunächst einmal zeigt sich, dass die Lieferprobleme der Radbranche weiter bestehen. Von 15 eingeladenen Herstellern konnten nur sechs ein Bike bis 4500 Euro zum Test stellen! Umso erfreulicher, dass es sich dabei um attraktive, marktrelevante Modelle handelt. So schickte uns Versender Canyon das Spectral 29 CF 8 für 4499 Euro mit 160/150-mm-Fahrwerk. Cube lieferte das beliebte Stereo 150 C:62 TM 29 – für 4399 Euro und ebenfalls mit 160/150 mm Hub. "Frisch gebacken" steht das Focus Jam 8.9 mit Carbon-Rahmen sowie 150-mm-Fahrwerk für 4699 Euro am Start. Giant ist mit dem kurzhubigen (150/135 mm) Trance X 1 mit Alu-Rahmen vertreten, das 3799 Euro kostet. Auch Specialized setzt auf Aluminium und entsendete das Stumpjumper (statt des nicht lieferbaren "Evo") mit nur 140/130 mm Federweg für attraktive 3750 Euro. Versender YT aus Forchheim ist mit dem Jeffsy Core 3 mit Voll-Carbon-Rahmen und 150-mm-Fahrwerk für 4199 Euro mit dabei.

MB Test All Mountains
Benjamin Zöller
Schweres Geschütz: Im Cube-Carbon-Rahmen steckt der aus dem Downhill-Segment stammende Dämpfer Fox Float X2.

Ein Blick auf die Aufbauten verrät, warum die Bikes schwer ausfallen. So ist an fünf der sechs Bikes die "Ex-Enduro"-Federgabel Fox 36 (in unterschiedlichen Güteklassen) verbaut, die zwar exzellent performt, aber ihr Gewicht hat. Nur Specialized setzt am Stumpi auf die leichtere Fox-34er, die jedoch einen erstaunlich guten Job im Testvergleich macht. Wie angesprochen sind es zudem die schweren Laufräder, vor allem aber die massiven Enduro-Reifen mit teils extra verstärkten Seitenwänden, die auf die Waage drücken. Auch die weiteren Anbauteile wie Lenker und Co. stammen oft aus dem niedrigpreisigen Regal. Insgesamt variiert die Güte der Ausstattung stark. Deshalb haben wir abschließend Tuning-Tipps zusammengestellt, mit denen du die Bikes spritziger, leichter oder einfach besser machen kannst.

MB Test All Mountains
Benjamin Zöller
An fast allen aktuellen All-Mountains sind massive Gabeln verbaut, die vor Jahren den Enduros vorbehalten waren. Diese machen die Bikes aber auch schwerer.

Denn neben einer Menge Spaß bergab, brachte uns dieser Test (leider) die Bestätigung, dass sich "bezahlbare" All-Mountains kontinuierlich weg von ihrem eigentlichen Einsatzzweck entwickeln. Es sind nicht nur die Gesamtgewichte, sondern auch die immer griffigeren, vortriebshemmenden Reifen, die zum erschwerten Vorankommen beitragen. Die Heckfederungen zeigen sich ebenfalls nicht alle antriebsneutral. Immerhin fallen die Sitzpositionen durch die Bank weg vortriebsorientiert aus. Dennoch, es gibt sie noch, die empfehlenswerten All(eskönner)-Mountains: In diesem Test gewinnt das rundum gelungene Canyon Spectral vor dem ausbalancierten YT Jeffsy, das den Kauftipp erhält.

Diese sechs All-Mountains haben wir getestet

Noch mehr All-Mountains – die Alternativen

Merida One-Forty

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Hersteller
Merida One-Forty

Preis: ab 2349 €/Fachhandel

Das One-Forty von Merida setzte schon früh auf eine moderne Geometrie mit langem Reach, kurzem Vorbau und kompaktem Hinterbau. Damit sammelte es in vergangenen Tests viele Lorbeeren ein. Auch der per "Float-Link" angesteuerte Hinterbau mit 140 mm Federweg agiert bekannt super. Merida bietet acht Modelle des One Forty an, die zwischen 2349 und 10 599 Euro kosten. Das gezeigte 700er Modell kostet 3499 Euro und ist mit Rock-Shox-Pike-Gabel sowie Sram-GX-Schaltung solide ausgestattet.

Propain Hugene

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Hersteller
Propain Hugene

Preis: ab 3599 €/Direktvertrieb

Im Online-Shop des Allgäuer Versenders Propain ist das Hugene wahlweise mit 140-mm- oder 150-mm-Federgabel zu haben. Das Heck bietet 140 mm. Ab fairen 3600 Euro bekommt man den hochwertigen Carbon-Rahmen mit moderner, laufruhiger Geometrie. Via Baukastensystem können die Propain-Bikes mit erlesenen Parts wie Fox-Factory-Fahrwerk oder Sram-AXS-Schaltung veredelt werden. Sogar die Lackierung sowie die Farbe des Schriftzugs, der Griffe und des Sattels können individualisiert werden.

Radon Slide Trail 10.0 MS

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Radon Slide Trail 10.0 MS

Preis: 3699 €/Direktvertrieb

Radon schöpft beim Slide Trail aus dem Vollen. Für 3699 Euro freut sich der Kunde über ein Fox-Factory-Fahrwerk mit "goldener" Kashima-Beschichtung. Die weiteren Parts wie Sram-GX-Schaltung, Sram-G2-Bremsen sowie Newmen-Laufräder sind ebenso vorbildlich. Dazu gibt es einen Hauptrahmen aus Carbon mit Heck aus Alu. Die Geometrie ist zwar nicht die "hippste", doch in unseren Tests schlug sich das gefällig gezeichnete Slide Trail mit seinen 150 mm Hub vorne und 140 mm hinten stets sehr gut.

Rose Root Miller 3

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Preis: 3799 €/Direktvertrieb

Fox-36-Gabel und -DPX2-Dämpfer in hochwertigster Factory-Ausführung, Sram-GX-Eagle-Schaltung, gripstarke Schwalbe-Schlappen und ein solider, schnörkelloser Alu-Rahmen mit Sram-GX- 12-fach-Schaltung – was will man mehr? Für (Fully-)Einsteiger*innen ist das Root Miller von Rose mit seiner gutmütigen Geometrie perfekt geeignet, aber auch Versierte dürften an dem All-Mountain mit 150 mm Federweg vorne und hinten Gefallen finden. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist äußerst attraktiv.

Scor 4060 ST NX

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Scor 4060 ST NX

Preis: 4299 €/Direktvertrieb und Fachhandel

Scor ist die brandneue Tochtermarke des Schweizer Radherstellers BMC. Das Modell 4060 soll den Trailfan ansprechen und ist wahlweise mit 140 oder 160 mm Federweg am Heck fahrbar. Das 4060 ST NX erfreut mit solidem Voll-Carbon-Rahmen und tief sitzender "Lower-Link"-Heckfederung. Die Parts sind mit Rock-Shox-Pike-Select-Gabel, Sram-NX-Schaltung sowie Sram-Code-R-Bremsen fair und funktional gewählt. Die Geometrie fällt top-modern aus, und auch an ein Staufach im Rahmen wurde gedacht.

Scott Genius 920

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Scott Genius 920

Preis: 4499 €/Fachhandel

Vielleicht der Klassiker unter den All-Mountains ist das Scott Genius. Es überzeugt seit jeher mit seiner einzigartigen "Twin-Loc"-Technologie: Vom Lenker aus lässt sich die Heckfederung von 150 mm auf tritteffiziente 100 mm reduzieren. Auch ein Lockout ist zuschaltbar – die Gabel passt sich an. Nicht nur für Alpencrosser ist das ein tolles Feature. Aber auch bergab überzeugt das mit flacher, laufruhiger Geometrie versehene Genius. Das Modell 920 kommt mit Carbon-Alu-Rahmen und soliden Parts.

Das sind die besten Tuning-Tipps für All-Mountains/ Mountainbikes mit 150 mm -Federweg

Hier ein paar Gramm weniger, dort mehr oder bessere Funktionen – mit ein wenig Tuning erreichen die von uns getesteten "Mittelklasse"-All-Mountains echtes Spitzenniveau.

Kasette

An der Kassette sparen die Bike-Hersteller gerne. Hier sitzt dann verstecktes Gewicht.

Mb Tuning Tipps All-Mountains
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Was bringt es? Zum Vergleich: Eine Shimano-Deore-Kassette wiegt 600 g, eine XT nur rund 470 g. Das Tuning spart erheblich Gewicht ein und macht das Bike leichter, flinker.

Was kostet es? Eine Deore-Kassette kostet rund 100 Euro, eine XT liegt auch "nur" bei 155 Euro. Tipp: Aufrüsten, wenn die alte verschlissen ist!

Vario-Sattelstütze

Viel hilft viel! Bei Vario-Sattelstützen gibt es mittlerweile Modelle mit Verstellbereichen bis 240 mm.

Mb Tuning Tipps All-Mountains
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Was bringt es? Eine größere Absenkbarkeit des Sattels sorgt für mehr Spaß und Sicherheit bergab. Aber: Nicht jede Länge lässt sich in jedem Rahmen unterbringen.

Was kostet es? Die abgebildete Crankbrothers Highline 3 ist mit bis zu 200 mm Hub erhältlich – für 145 bis 200 Euro.

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Bremsen

Standfeste Bremsen sind an All-Mountains unabdingbar. Alle Bikes im Test sind in diesem Punkt gut gerüstet. Besser geht es dennoch.

Mb Tuning Tipps All-Mountains
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Was bringt es? Hochwertige Bremsen garantieren optimale Dosierbarkeit und geringes Gewicht. Sie erlauben zudem umfassendes Setup von Hebelweite und Druckpunkt.

Was kostet es? Die bockstarke Vierkolben-Bremse Magura MT5 gibt es im Set für unter 200 Euro.

Laufrad

Die meisten Testbikes kommen mit eher (sehr) preiswerten Laufradsätzen: solide, aber schwer.

Mb Tuning Tipps All-Mountains
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Was bringt es? Die sogenannte rotierende Masse hat enormen Einfluss darauf, wie schwerfällig oder leichtfüßig ein Bike ist – speziell an der Felge. Es muss nicht zwingend teures Carbon sein, auch leichte Alu-Räder überzeugen.

Was kostet es? Nur 550 Euro kostet unser 2021er Testsieger Veltec ETR Extradrei. Gewicht: 1790 g.

Carbon-Lenker

Viele Testbikes sind mit bocksteifen, aber schweren "Alu-Prügeln" ausgestattet. Hier lohnt Tuning!

Mb Tuning Tipps All-Mountains
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Was bringt es? Mit einem Carbon-Lenker kannst du locker 100 g einsparen, auch die Lastwechselfestigkeit ist bis zu 7-mal höher. Der Lenker muss seltener getauscht werden.

Was kostet es? Seriöse Lenker aus den teuren Kohlefasern gibt es ab 100 Euro – wie das abgebildete Modell von Level Nine.

Tubeless

Leichter, flinker, pannensicherer: Effektivstes Tuning ist der Umbau auf Schlauchlos-Reifen.

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Was bringt es? Das Gewicht wird reduziert, vor allem aber entfällt die Verlustreibung durch das Walken zwischen Reifen und Schlauch beim Abrollen.

Was kostet es? Alle Testbikes kommen mit Tubeless-Ready-Reifen. Milch, Ventile und ggf. Dichtband kosten bei Milkit 40 bis 60 Euro.

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Reifen

... sind der einzige Kontaktpunkt zwischen Bike und Untergrund – und entsprechend massiv(!) für die Fahrperformance verantwortlich.

Mb Tuning Tipps All-Mountains
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Was bringt es? Tauscht man etwa am Cube Stereo TM die Reifen gegen den (immer noch stabilen) Allrounder Schwalbe Nobby Nic Super Trail, spart man fast 200 g.

Was kostet es? Ein Satz Highend-Reifen liegt zwischen 80 und 120 Euro (UVP) – teuer, aber lohnend!

Ergebnisse im Detail

Punkte und Benotung

Alle unsere Biketests bauen auf einer der jeweiligen Kategorie entsprechenden Punktewertung auf, die alle wichtigen Fahreigenschaften wie z. B. Handling, Vortrieb, Downhill und Uphill umfasst. Ein Drittel der Gesamtnote steuern Laborerhebungen wie Gewicht, Rahmen-Verarbeitung und Ausstattung bei. Hauptsächlich ergibt sich die Note aus umfangreichen Testfahrten auf einer zuvor festgelegten, der Kategorie angepassten Teststrecke. An den Testfahrten nehmen drei bis vier erfahrene Testfahrer mit teils Rennerfahrung oder technisch fundiertem Wissen teil. Bei den All-Mountains standen vor allem die Allround-Eigenschaften und somit der gelungene Mix aus Vortrieb und satter Bergab-Performance im Fokus. Die notierten Bewertungen der Tester sowie die Punktevergabe aus dem Labor fließen in die untenstehende Punktetabelle ein. Bei maximal 1000 Punkten ist das Bike mit den meisten Zählern der Testsieger.

MB Ergebnisse All-Mountains-Test 04/2022
MOUNTAINBIKE

Das Spinnennetz

... zeigt, wo die Stärken und Schwächen des Bikes in Relation zum Testumfeld liegen. Je größer der Ausschlag in einer der acht Kategorien, desto prägender der jeweilige Charakterzug. Das Spinnennetzdiagramm visualisiert den Charakter des jeweiligen Bikes. Auf einen Blick lässt sich erfassen, ob das Bike zu deinen Anforderungen passt.

MB-All-Mountain-Test 2021 Geo
Die aktuelle Ausgabe
06 / 2023

Erscheinungsdatum 02.05.2023