Das Radon Deft kam 2022 erstmals auf den Markt und positionierte damit ein potentes Bosch-Enduro zu einem erstaunlich fairen Preis. Für 2025 wurde das Modell nun umfassend überarbeitet und kommt mit dem neuen Bosch-CX-Motor der fünften Generation.

Anstelle des Bosch-System-Controllers lässt sich auch das neue Kiox-400C-Display ins Oberrohr integrieren.
Ausstattung und Details
Bei der Neuauflage des Deft wurde der Reach verlängert, was die Geometrie spürbar moderner macht. Neu ist auch, dass im Unterrohr nun der große Bosch-800-Wh-Akku Platz hat. Diesen und das optimierte Chassis teilt sich das Deft 10.0 mit seinen günstigeren Geschwistern – dem Deft 8.0 800 für derzeit 4769 Euro und dem Deft 9.0800 für 5669 Euro; aktuell sind die neuen Deft-Modelle übrigens um bis zu 720 Euro reduziert. Und: Auch die Vorgängermodelle mit Bosch-Gen-4-Motor und 750-Wh-Akku sind noch verfügbar und sogar noch stärker im Preis gesenkt.
Zurück zu unserem Testbike 10.0 800, dem "Anführer" der Deft-Modelle. Natürlich sind 6479 Euro eine Menge Geld für ein E-MTB. Doch das Deft 10.0 punktet mit durchgehend edler Ausstattung. Von einem Vergleich mit dem sündteuren Megamo ganz zu schweigen. Neben Carbon-Rahmen (mit Alu-Hinterbau) und vielfältig einstellbarer High-End-Factory-Federung von Fox glänzt das Deft mit edlen Details: Race-Face-Carbon-Kurbel, Sram X0 Eagle Transmission, die leider nicht vom E-Bike-Akku gespeist wird, sowie robuste Newmen-Laufräder. Doch trotz Highend-Parts ist das Radon in Größe M mit 24,5 kg kein Leichtgewicht. Klar, die massive Fox-38-Gabel bringt Gewicht mit, ebenso die dem Einsatzbereich entsprechende Double-Down-Karkasse des Maxxis-Hinterreifens. Dennoch zeigen andere Enduros – siehe Megamo –, dass deutlich leichtere Bauweisen möglich sind, fette Karkasse hin oder her.
Fahreindruck Radon Deft 10.0 800
Genug der Theorie – wie schlägt sich das neue Deft auf dem Trail? In verblocktem Terrain überzeugt es mit hoher Lenkpräzision. Die extra schlaghungrige Fox-38-Gabel harmoniert perfekt mit dem sensibel ansprechenden Viergelenk-Hinterbau und bügelt selbst ruppige Downhills mit wüsten Wurzelpassagen souverän glatt. Für konstante Traktion sorgt das bissige Maxxis-Reifen-Duo, während die 29-Zoll-Laufräder Hindernisse locker überrollen und in tiefen Schlaglöchern nicht versacken.
In Kombination mit dem langgezogenen Radstand und den 459-mm-Kettenstreben vermittelt das Radon bergab ein durchweg sicheres, sattes Fahrgefühl. Nur in krass schnellen Downhills zeigt sich das Deft bedingt durch den für ein modernes E-Enduro steileren 64,5-Grad-Lenkwinkel nicht von seiner souveränsten Seite. Hier lässt es etwas Laufruhe und Tempo liegen. Der fordernde, kurvige Zickzack-Trail entspricht klar den Vorlieben des vorn angenehm wendigen Radon.
Gut ausbalanciert lässt sich das Bike am Race-Face-Lenker – der mit komfortablem Rise und spürbarer Eigendämpfung punktet – präzise in Anlieger drücken. Kritik verdient die geringe Absenkung der Fox-Variostütze: 120 mm sind in steilen Abfahrten schlicht zu wenig. Beim starken Einlenken fällt zudem der Lenkeinschlagsbegrenzer auf, an den man sich erst gewöhnen muss.
Bergauf sammelt das E-Enduro Pluspunkte: Der kräftige Bosch-CX-Motor schiebt mit druckvoller, angenehm leiser Unterstützung, die in Kombination mit der starken Hecktraktion und der üppigen Reifenauflagefläche für souveränes Klettern sorgt. Die Sitzposition wirkt dank 602-mm-Oberrohr und moderatem 76-Grad-Sitzwinkel sportlich, aber nicht perfekt für extreme Steilanstiege. Speziell größere Fahrer müssen bei sehr steilen Rampen etwas korrigieren und auf dem Sattel nach vorne rutschen, um optimalen Druck aufs Pedal zu bringen.
Das mochten die Tester
hochwertige Parts
gutmütiges Handling, präzise Lenkung
gute Klettereigenschaften
Fox-Factory-Fahrwerk
Das mochten die Tester weniger
hohes Gewicht
Lenkwinkel etwas steil für maximalen Highspeed
Variostütze nur 120 mm