Nicolai GT1 E-BOXX im Test

Nicolai GT1 E-BOXX EWB im Test
Handgeschweißtes Getriebebike - Made in Germany

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Veröffentlicht am 03.05.2025

"Made in Germany" – lautet das Motto dieses Tests, denn hier treffen zwei innovative deutsche Marken aufeinander, die hierzulande fertigen: zum einen Nicolai, bekannt für handgefertigte Alu-Rahmen mit außergewöhnlicher Geometrie und kultiger Schweißoptik. Zum anderen 3X3, eine neue Marke der H+B Hightech GmbH aus Adelmannsfelden in Baden-Württemberg, die sich mit der neuen Nine-Getriebenabe erstmals in der Fahrradbranche präsentiert.

Das mochten die Tester

 wartungsfreie 9-Gang-Nabe mit hoher Bandbreite

 leiser und langlebiger Gates-Riemenantrieb

 sehr hohe Laufruhe und Stabilität

 Fahrwerk mit top Performance

Das mochten die Tester weniger

 extrem hohes Gesamtgewicht

 spürbare Gangsprünge

 wenig Spritzigkeit und Verspieltheit auf dem Trail

Ausstattung und Details

Wie der Name der Marke 3X3 schon sagt, bietet die Schaltung neun Gänge mit internem Planetengetriebe, ähnlich wie man es von der Rohloff-Nabe kennt. Besonders ist die komplett wartungsfreie Bauweise – ein Ölwechsel ist nicht nötig, stattdessen sorgt eine interne Fettschmierung für dauerhafte Funktion. An unserem Testbike ist die Schaltung mit elektronischem Funkschalter verbaut.

Wer das Alu-Bike, das mit Mullet-Setup und 160 mm Federweg vorne und hinten fast schon im Enduro-Segment wildert, auch im Alltag oder für Touren nutzen möchte, kann das optionale Explorer Kit dazubestellen. Es umfasst Schutzbleche, einen Gepäckträger und Lichtanlage gemäß StVZO. Der Aufpreis liegt bei 900 Euro. Der Rahmen des GT1 E-Boxx besteht – wie bei Nicolai üblich – aus hochwertigem 7020-T6-Flugzeugaluminium. Die markante, kantige Optik des Rahmens ist Geschmackssache – aber ein klares Erkennungsmerkmal.

Portrait des Mountainbike-Redakteur-Trainees Paul Weinbrenner mit Fahrradhelm und Fahrradbrille und einem Troy Lee Designs Jersy
Paul Weinbrenner
Trainee

Sechs Größen sind erhältlich. Unser Testrad in Größe L bringt es auf einen stolzen 515-mm-Reach, einen hohen Stack von 655 mm, einen flachen Lenkwinkel von 64,3 Grad, einen effektiven Sitzwinkel von 77,9 Grad und eine Kettenstrebenlänge von 447 Millimetern. Insgesamt ergibt das einen sehr langen Radstand von 1336 mm.

Dennis Stratmann

Nicolai setzt am GT1 E-Boxx EWB noch auf den bewährten Bosch CX der vierten Generation mit einem 750-Wh-Akku und Kiox-300-Display. Als Antriebsstrang vertraut Nicolai auf einen Gates Carbon Drive, der für einen flüsterleisen Betrieb sorgt und praktisch wartungsfrei ist.

Fahreindruck Nicolai GT1 E-BOXX

Auf dem Trail zeigt sich: So träge wie man es bei den Zahlen der Geometrie vielleicht erwarten würde, fährt sich das Bike nicht. Zwar spürt man das hohe Systemgewicht von über 28 Kilo – vor allem auch die zwei Kilo schwere Nabe am Heck, aber die Front lässt sich gut um enge Kurven manövrieren, das Heck folgt stabil. Die Sitzposition ist aufrecht, fast tourenorientiert, man fühlt sich dank hoher Front sicher.

Gerade auf langen Strecken vermittelt das Bike viel Komfort. Was allerdings fehlt, ist eine gewisse Spritzigkeit im Antritt und ein aktiver "Pop", also das lebendige Fahrgefühl. Kleine Sprünge, schnelle Richtungswechsel oder verspielte Fahrmanöver gelingen nicht ganz so mühelos, was vor allem am hohen Gewicht liegt.

Das Fahrwerk von EXT überzeugt. Besonders auf ruppigen, schnellen Trails zeigt es seine Stärken und bleibt sensibel und satt. Die Abstimmung der Gabel mit ihren zwei Luftkammern ist allerdings etwas aufwendiger, zahlt sich aber aus, wenn man die passende Einstellung gefunden hat.

Die "elektronische" Schaltung der 3X3-Nabe funktioniert intuitiv. Jeder Gang sitzt sauber, auch wenn es beim Schalten zu einer kurzen Antriebsunterbrechung kommt, um die Mechanik zu schonen. Besonders cool und hilfreich ist die Ganganzeige im Bosch-Display.

Kritisch zu sehen sind allerdings die groben Gangsprünge – speziell zwischen dem siebten und achten Gang fehlte uns oft der passende Zwischenschritt. Für Ruhe sorgt der Gates Carbon Drive. Schlamm, Dreck und Nässe bringen ihn nicht aus der Ruhe.