Da wäre zunächst die Urform des Mountainbikes, das klassische Hardtail mit seiner maximal direkten Kraftübertragung von der Kurbel auf das Hinterrad. Zudem ist das Gewicht unschlagbar. Was nicht dran ist (in dem Fall die Heckfederung), wiegt auch nix ... Der Verzicht auf Dämpfer und Lagerung kann bis zu einem Kilo einsparen. Für den siegeswilligen Rennsportler sind das Welten!

Das Racefully mit zumeist 100-mm-Fahrwerk hingegen verzeiht im Renngeschehen mehr Fehler, bügelt Wurzelfelder souveräner weg und erfordert so die weniger perfekte Fahrtechnik und/oder Fahrlinie. Zudem bietet das vollgefederte Bike mehr Komfort am Heck, beansprucht die Haltemuskulatur des Racers weniger: Das kann vor allem bei langen, harten Rennen ein entscheidender Vorteil sein. Bergauf glänzt ein Fully zudem mit mehr Traktion, weil sich der Hinterbau Unebenheiten besser anpassen kann.
Key-Facts:
- 3999€ – 10499€
- "Iso-Strut"-Federbein in Zusammenarbeit mit Fox entwickelt
- Hinterbau bietet in Kombination mit flexenden Sitzstreben 60 mm "Federweg"
- Platz für 2 Flaschen im Rahmendreieck





Einen völlig neuen Versuch, Hardtail und Fully zu kreuzen und damit das Racebike zu revolutionieren, wagt nun Trek mit dem Supercaliber. Herzstück des Hinterbaukonzepts ist das "Iso-Strut"- Federungssystem, das Trek in enger Zusammenarbeit mit Fox entwickelte. Dabei sitzt ein kleiner Dämpfer in einem Rohr, das im Grunde dem Standrohr einer Fox-36-Gabel gleicht. Der Hinterbau gleitet beim Ein- und Ausfedern über zwei Führungsbuchsen, zugleich greift ein Bolzen auf den im Inneren sitzenden Dämpfer. Durch den großen Überlappungseffekt der Buchsen soll der Hinterbau, ähnlich wie bei einer Federgabel, ein sehr hohes Maß an Steifigkeit besitzen. Zudem wird der Dämpfer zum großen Teil im Iso-Strut-Rohr geführt und ist damit bestens vor Torsionskräften und Verdrehen geschützt.

60 mm Hub am "Hardfully"
Das Iso-Strut-Rohr ist fest am Rahmen verschraubt und somit Teil der Rahmenkonstruktion. Im Gegensatz zu anderen "Softtail"-Konstruktionen setzt Trek am Supercaliber-Hinterbau ein Hauptlager ein. Ansonsten befinden sich am Heck des Supercalibers aber keine weiteren Lagerpunkte. Der Federweg von 60 mm wird jedoch nicht nur vom Dämpfer im Inneren des Iso-Strut-Rohrs generiert, sondern auch durch vertikales Flexen der Sitzstreben. Da Carbon aufgrund der hohen Zugfestigkeit als Federmaterial sehr gut geeignet ist, ist das Verbiegen unbedenklich. Schlussendlich lässt sich der Dämpfer auch via Remote vom Lenker aus sperren und öffnen.
"Klasse, dass Trek außergewöhnliche Wege beschreitet – Racer werden das unglaublich schnelle Supercaliber lieben." Lukas Hoffmann, Redakteur
Aber wie sieht es mit dem Rahmengewicht aus? Unser Testrahmen in Größe S/M brachte 2171 Gramm mit Hardware wie Steckachse und Zugführung auf die Waage. Kein schlechter Wert, "ausgewachsene" Racefullys mit 100 mm Federweg am Heck sind aber teils leichter. Unsere Messprotokolle offenbaren: Mit 2048 Gramm wiegt das in der Rennszene beliebte Canyon Lux SLX samt Dämpfer über 100 Gramm weniger. Das Scott Spark RC von Olympiasieger Nino Schurter kommt als Frameset gar nur auf 1875 Gramm. Dass das fürstlich ausgestattete, aber auch sündteure Trek-Topmodell die magische 10-Kilo-Marke so zwar unterbietet, aber nicht pulverisiert, wundert also nicht.
So fährt sich das neue Trek
So viel zur Theorie. Wie fährt sich das spektakuläre Bike im Rennmodus? In einem Wort: brutal! Bei beherztem Antritt schießt das Trek nur so nach vorne, die Kraftübertragung ist genial. Auch die leichten Carbon-Laufräder sorgen mit den wenig profilierten Bontrager-Pneus für Vortrieb pur. Auf steilen Schotter-Uphills beeindruckt der Trek-Hinterbau selbst bei gesperrtem Dämpfer mit massig Traktion: Die flexenden Streben pressen die Reifen förmlich an den Boden. Aber auch mit offenem Federbein gibt sich der Hinterbau durch seine straffe Progression stets effizient, der Daumen bedient den Lockout in Folge nur selten.

Rein in die Abfahrt. Auf flowigen Abfahrten zeigt sich der wendige Charakter des Supercalibers, mit viel Drehfreude zwirbelt es über den Trail, reagiert zackig und direkt auf jedes Lenkmanöver. Bei knackigen Steinfeldern oder Sprüngen wird es für den Fahrer kniffliger: Der Federweg ist schnell "weggeschnupft", moderne Racefullys mit 100-mm-Hinterbau wirken souveräner, verzeihen Fahrfehler eher. Auch dem Handling fehlt durch die eher kurze Geometrie (Tipp: die nächste Rahmengröße zumindest Probe fahren) und den nicht so flachen Lenkwinkel etwas Laufruhe. Die 160-mm-Bremsscheiben sowie der schmale Lenker fördern ebenfalls nicht den Bergabspaß.

Im Vergleich zu einem Hardtail ist das Trek aber natürlich eine Macht im Talschuss. Unter dem Strich ist das teure Supercaliber eine reinrassige und formschöne Rennmaschine für ambitionierte Marathonisti. Nur XC-Racer mit Liebe für technische Tracks und Grammfeilscher wer- den mit dem Zwitter aus Hardtail und Fully möglicherweise nicht hundertprozentig glücklich.
innovative, formschöne Konstruktion
extrem effizient, top Vortrieb
noble Ausstattung
agiles, sehr direktes Handling
Trek Supercaliber | |
Preis/ Vertriebsart | 10 499 €/Fachhandel |
Gesamtgewicht | 9,7 kg |
Gewicht Laufradsatz | 3433 g |
Größen | S, S/M, M/L, L, XL |
Rahmenmaterial | Carbon |
Federweg | Gabel 100 mm, Rahmen 60 mm |
Schaltung | 1 x 12 Gänge, 34 : 10–50 Zähne, Sram-XX1-Eagle-AXS-Schaltgruppe |
Bremsen | Sram Level Ultimate 160/160 mm |
Federgabel | Rock Shox SID Ultimate Carbon |
Federbein | Trek Iso Strut/Fox Factory |
Laufräder | Bontrager Kovee XXX 30 |
Reifen (v/h) | Bontrager XR1 Team Issue 29 x 2,20" |
Sattelstütze | Bontrager XXX |
Anmerkung:
- Gewicht Laufräder (Laufradsatz, Reifen, Kassette, Bremsscheiben)
- Gesamtgewicht (komplett ohne Pedale)


Testergebnis: Überragend (905 Punkte)