Hayes Dominion A4 - Mountainbike-Bremsen im Test

Hayes Dominion A4 im Test
Hayes Dominion A4 - US-Anker zurück an der Spitze?

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Zuletzt aktualisiert am 01.02.2024

Aufbau, Details & Gewicht

Groß, kantig, weit vom Lenker abstehend: Der Anblick des Hebelgehäuses (axial, Flip-Flop) lässt historische Gefühle aufkommen. Auch die zweiteilige, verschraubte Nehmereinheit ist ein prächtiger Brummer aus kaltgeschmiedetem Alu. Scheinbar konzentrierten sich die Milwaukees bei der Entwicklung vor rund sechs Jahren weniger auf die Optik. Stattdessen soll die Dominion A4 die steifste und stärkste Bremse sein, die Hayes je gebaut hat. Gewichtstechnisch gehört die Bremseinheit mit 304 g zu den wuchtigen, vier Kolben à 17 mm Durchmesser stehen ebenso für Power wie die dicke, DOT führende Kevlarleitung (Außendurchmesser 5,3 mm statt der üblichen 5,0 mm). Für "Kurzfingrige": Die A4 gibt es auch als Variante mit extrem kleinem Hebel. Die recht leichten Discs liefert Hayes D-Series (160–220 mm), Beläge gibt es zwei.

Hier gibt es den ganzen Vergleichstest als PDF!

Montage & Setup

Keine Bremse bietet hier so viele Auffälligkeiten! Das beginnt am Sattel mit zwei Madenschrauben, die gegen die Postmount-Schrauben drücken. Mit ihrer Hilfe ist die Bremse blitzschnell schleiffrei ausgerichtet – genial! Dazu bietet die A4 zwei Entlüftungsports am Sattel, wodurch dieser unabhängig vom Hebel durchspült werden kann. Generell klappt die Entlüftung gut, wobei wir für die Heckbremse einen zweiten Durchgang brauchten. In Sachen Setup besitzt die Hayes eine selbst mit dicken Handschuhen bestens bedienbare Griffweitenverstellung. Die im Geber versteckte 2-mm-Inbusschraube zur Leerwegverstellung ignoriert man hingegen besser. Zum einen ist sie kurios winzig, zum anderen wird jede  A4 ab Werk so kalibriert, dass der Leerweg der Kolben nahezu gen null tendiert, die Bremse dennoch nicht schleift. Nervig: Die großen, eckigen Beläge lassen sich nur fummelig nach unten entnehmen.

Ergonomie & Dosierbarkeit

Top: Der breite, trotz der vielen Vertiefungen vielleicht minimal zu glatte Alu-Hebel schmiegt sich mit seiner üppigen "Kuhle" genial dem Finger an. Durch die hochwertige Kugellagerung ist er zudem ausgesprochen leichtgängig, mit hoher Rückstellkraft. Zwar bietet der Hebel selbst einen je nach Griffweite mehr oder weniger langen Leerweg, die Kolben aber wie angesprochen quasi nicht. Entsprechend zeigt die A4 einen glasklaren, sehr definierten Druckpunkt. Wer dies liebt, wird sie zur Favoritin unter den Testkandidatinnen küren! Dennoch entfaltet sich die Bremskraft nicht zu abrupt, sodass sich die US-Stopper überraschend fein, nach etwas Eingewöhnung sogar rundum prima dosieren lassen.

Bremskraft & Standfestigkeit

Auf dem Trail löst die Dominion das Versprechen ein, das "dicke Ding" würde selbst eine radelnde Elefantenhorde sicher ins Tal geleiten. Die Hayes packt so kraftvoll zu, wie sie aussieht, auch wenn eine Magura MT7 am langen Ende vielleicht noch einen Tick drauflegen kann. Das üppig verteilte Material am Sattel sorgt wiederum für hohe Hitzeableitung, wie bei eigentlich allen Bremsen im Test bedarf es schon einer sehr übertriebenen Schleifbremsung samt hohem Systemgewicht, um die "Dominatorin" überhaupt in den Bereich von Bremskraftverlusten zu bekommen.

Beläge

Zwei Varianten offeriert Hayes. Ab Werk ist ein semimetallischer Belag (T106, Bild) montiert, also ein eigentlich organischer Belag, aber mit erhöhtem Metallanteil. Dazu gibt es einen rein gesinterten (T100). Uns genügten Biss und Hitzeresistenz der T106er-Beläge. Wer viel im Nassen unterwegs ist, greift aber besser zum "Hard Metal".

Tuning

Hauseigene Upgrades bietet Hayes abgesehen von der A4-Variante mit Mini-Hebel nicht. Wie bei der Trickstuff Direttissima haben wir sehr gute Erfahrungen mit den Grip-Pads von Lizard Skins gemacht, um den ergonomischen, durch die glatte Oberfläche jedoch einen Tick (zu) rutschigen Hebel zu optimieren. Tuningbeläge gibt es von vielen Herstellern, wir fuhren zum Test die giftigen ("grün") von Galfer – Geschmackssache, aber klasse!

Test-Fazit

Die Dominion A4 darf sich mit Stolz Wuchtbrumme nennen! Der optisch biedere Eindruck mag polarisieren, Bremskraft, Standfestigkeit und – nach etwas Eingewöhnung – Modulierung sind superb, auch mit ihren teils genialen Features begeistert die Hayes. Höchst knapp am "überragend" vorbei.

  • Preis/Gewicht: 530 Euro / 492 g (304 g + 188 g
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  • Kolben/Bremsmedium: 4 x 17 mm / DOT 5.
  • Einstellbarkeit: Hebelweite, Leerwe
  • empfohlene Discs: D-Series (160, 180, 203, 220 x 1,95 mm)
  • Beläge: T106 (mitgeliefert, semimetallisch), T100 (metallisch)

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