Deviate Claymore im Test: Das kann das Schotten-Enduro

Deviate Claymore im Test
Boutique-Brand mit neuem Enduro

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Veröffentlicht am 25.07.2025

Mit gerade einmal zwei Modellen im Programm ist die Marke Deviate aus Schottland eine echte Boutique-Brand. Neben dem getesteten Claymore, einem potenten Enduro, bieten die Schotten mit dem Highlander II auch ein kurzhubigeres Trailbike an. Beide Bikes setzen auf einen auffälligen High-Pivot-Hinterbau.

Kurz & Knapp:

  • Preis: ab 7550 Euro
  • Gewicht: 16,3 kg
  • Größen: M, L und XL
  • Rahmenmaterial: Carbon
  • Federweg: 180-/165-mm-Federweg
Agron Beqiri
High Pivot, no problem? High-Pivot-Designs spielen ihre Stärken vor allem im Enduro- und Downhill-Einsatz aus. Beim Einfedern bewegt sich das Hinterrad zurück und rollt dadurch geschmeidiger über Hindernisse – erklärt Chris Deverson, Mitgründer und Chefentwickler von Deviate. Die Position von Umlenkrolle, Kettenblatt und Hauptdrehpunkt erlaubt zudem eine gezielte Abstimmung von Anti-Squat und Pedalrückschlag. Typische Nachteile sind ein komplexerer Antrieb mit längerer Kette, zusätzlichem Verschleiß an der Umlenkrolle sowie etwas mehr Gewicht und möglicher Geräuschentwicklung. Doch: Beim Claymore hat Deviate das Konzept mustergültig umgesetzt. Das System läuft leise, effizient – und dank Lager- und Umlenkrollen-Austauschprogramm bleiben auch die Wartungskosten im Rahmen.

Das mochten die Tester

 sehr feinfühliges Fahrwerk

 effizienter Kletterer

 leise trotz High-Pivot-Design

 großer Dropper-Hub (240 mm)

 verspieltes Handling

 hochwertige Ausstattung

Das mochten die Tester weniger

 hoher Einstiegspreis

 nur drei Größen erhältlich

Ausstattung und Details

Im Online-Konfigurator kann man die schicken Carbon-Rahmen mit Parts etablierter Marken oder auch von kleineren Herstellern wie Cane Creek, Hope oder EXT bestücken.

Unser Testbike in Größe L kam mit 180-mm-Fox-38-Gabel und dem neuen Float X2 im Factory Trimm. Ein weiteres Highlight: die 240-mm-Dropper-Post von One Up, die viel Bewegungsspielraum garantiert. Ein Mix aus Shimanos XT- und SLX-Komponenten übernimmt den Schaltvorgang, bei den Bremsen setzt Deviate am Testbike auf solide XT-Stopper.

Unser Testbike in Größe L liegt preislich bei stolzen 9070 Euro. Wer tiefer einsteigen möchte, bekommt den günstigsten Komplettaufbau ab 7550 Euro. Der edle Rahmen ist in den Größen M bis XL erhältlich und kostet inklusive Dämpfer 3999 Euro. Die Enduro-Waffe trägt nicht ohne Grund den Namen eines schottischen Langschwerts. Das Claymore wurde gebaut, um die härtesten Trails zu shredden. Kein Wunder, dass es bei Enduro-Racern beliebt ist – nicht zuletzt wegen lebenslanger Garantie, Crash-Replacement und kostenloser Ersatzlager direkt vom Hersteller.

Am Heck kommt das Enduro mit 165-mm-Federweg und wahlweise 29er- oder Mullet-Bereifung. Mit einem Lenkwinkel von 63,8 Grad fällt das Claymore für ein modernes Enduro – besonders mit 180-mm-Gabel – nicht übermäßig flach aus. Der Reach ist hingegen lang und bietet viel Bewegungsfreiheit, der Hinterbau ist mit 442 mm moderat gehalten, sodass der Radstand kompakt bleibt. Mit tiefer Front und steilem 77-Grad-Sitzwinkel sitzt man bergauf deutlich vortriebsorientiert auf dem Claymore – fast schon leicht gestreckt.

Fahreindruck Deviate Claymore

Trotz seines Gewichts von 16,3 kg klettert das Enduro effizient und zielstrebig, auch wenn es bei weitem keine Sprintmaschine ist. Auf flachen Trails wirkt die Sitzposition zunächst etwas ungewohnt.

Für zusätzlichen Effizienzgewinn sorgt der High-Pivot-Hinterbau: Die Umlenkrolle bleibt dabei weitgehend flüsterleise und ohne spürbaren Tretwiderstand – nur bei extremem Matsch ist ein Surren hörbar.

Bergab spielt das System seine Stärken voll aus: satte Traktion, viel Kontrolle und ein sensibles Ansprechverhalten selbst beim harten Anbremsen. Auf ruppigen Stufensektionen und langen Wurzelteppichen bleibt das Heck aktiv – ohne lästigen Pedalrückschlag. Trotz der satten Federung ist das Claymore angenehm verspielt. Spontane Linienwechsel oder kleine Sprünge gelingen mühelos. Man sitzt tief im Rad, kann das Fahrwerk effektiv arbeiten lassen und auch mal eine etwas passivere Fahrweise wählen.

Wer mehr Übersicht mag, sollte die tiefe Front um ein bis zwei Spacer anheben – das bringt merklich mehr Sicherheit. Typisch für Bikes mit Eingelenker-Design verlängern sich beim Einfedern die Kettenstreben – das Claymore wächst in der Kurve bei aktiver Fahrweise spürbar in die Länge. Das sorgt zwar für viel Traktion, verändert aber das Handling: Der Kurvenradius fühlt sich weiter an, man muss die Linie entsprechend anpassen. Hat man sich daran gewöhnt, lässt sich das Bike jedoch präzise und mit ordentlich Grip durch schnelle Kurven jagen. Trotz klarer Race-DNA bleibt das Claymore komfortabel genug für entspannte Touren abseits des Renneinsatzes.