Mehr ist mehr! Mit dem neuen Freerider Poacha setzt Ghost ein Zeichen und will das Beste aus der Downhill- und Enduro-Welt vereinen. Ob dieser Kompromiss funktioniert und warum man heutzutage überhaupt noch ein Freeride-Bike braucht, klären wir in diesem Einzeltest. Denn seit Jahren werden die Enduro-Bikes, die wir testen, immer potenter und sind bergab kaum noch zu toppen.

Im Hinterbau des Freeriders ist auch ausreichend Platz für einen Stahlfederdämpfer oder einen Dämpfer mit mehr Hub.
Ausstattung und Details
Das Ghost bietet jetzt das Federwegplus. Damit wollen sie Fahrern und Fahrerinnen die Möglichkeit geben, es am Wochenende im Bikepark ordentlich krachen zu lassen, ohne sich Gedanken ums Bike machen zu müssen – das steckt eh alles weg. Gleichzeitig versucht das Poacha bergauf nicht komplett durchzuhängen, um auch für kleine Hometrail-Runden oder Trails außerhalb des Parks pedalierbar zu bleiben. Dafür sorgen das effiziente Heck, das bergauf mit betätigtem Plattformhebel nicht absackt, und das steife Carbon-Layup zusammen mit dem extrem steilen 79-Grad-Sitzwinkel.
Da in Größe M der Reach um einiges schrumpft, stand Tester Paul mit einer Körpergröße von 1,80m zwischen den Rahmengrößen. Abhilfe kann in solchen Fällen das asymmetrische Headset schaffen. Man kann verschiedene Lager einpressen, die den Reach und den Radstand um 5 mm verlängern oder verkürzen. Eine weitere Geo-Verstellung bietet der Flip-Chip am Hinterbau. Dieser stellt im Low-Setting den Lenkwinkel von moderaten 64 Grad auf Downhill-typische 63,5 Grad und senkt das bereits recht tiefe Tretlager um weitere 5 mm ab. So steht man sehr integriert im Rad.
Ausgeliefert wird das Poacha mit Flip-Chip im High-Setting. In drei Ausführungen gibt es den neuen Freerider jeweils aus Carbon für 4999, 6499 und in der getesteten Top-Ausstattung mit Ultimate-Fahrwerk für 8000 Euro. Die Modelle sind jeweils sinnig und für ihren Preis top ausgestattet. Selbst das günstigste Poacha kommt mit Maven-Bremsen, die ordentlich zupacken. Freeride-typisch hat das Poacha eine Doppelbrückenfreigabe für Downhill-Gabeln, und auch am Heck lässt sich der Federweg mit einem Dämpfer-Upgrade auf 190 mm Hub erweitern.
Die Geometrie ist lang und hoch. Selbst für Größe L ist der 496-mm-Reach krass, und mit einem zünftigen 1291-mm-Radstand hat man einiges an Bike unter sich. Das bietet viel Sicherheit, wenn es schnell und steil wird, fordert aber auch viel Nachdruck in Kurven. Hintenrum ist das Poacha kürzer, dank 27,5er-Hinterrad und moderaten Kettenstreben. Dadurch bringt man das Bike zwar schnell auf die Hinterbeine für Manuals und sonstige Manöver, unseren Testern fehlte aber etwas die Balance zwischen dem vorderen und hinteren Rahmendreieck. Zusammen mit dem wenig nachgiebigen Rahmen war das Bike teils fordernd zu fahren.

Das sportliche Design des Poacha soll bei Ghost eine neue Ära einleiten, mit Fokus auf die MTB-Kernzielgruppe – weiterhin mit fairen Preisen.
Fahreindruck am Ghost Poacha
Dank des extrem steilen 79-Grad-Sitzwinkel sitzt man bei knackigen Anstiegen zentral im Bike und kriegt viel Power aufs Pedal, die das Poacha effizient auf den Trail bringt.
Sein recht hohes Gewicht merkt man dem Bike trotzdem an – bergauf tritt man nur, wenn man mit einer Abfahrt belohnt wird.
In dieser zeigt sich das Rock-Shox-Fahrwerk sehr potent: Es spricht gut an, schluckt viel weg und wird gegen Ende straffer. Es macht sowohl über Wurzeln als auch beim Springen Spaß. Und wenn man mal zu weit oder zu kurz springt, verzeiht das Poacha viel – das ist einer der Vorteile von mehr Federweg.
Gleichzeitig kann man es dank des steifen Rahmens, des effizienten Hecks und der überragend rollenden Continental-Reifen auch in flachen Stücken auf Tempo halten.