Das derzeitige Portfolio an Pushbike-Fullys umfasst bei Bulls drei Modelle. Das potente Enduro Wild Creed, das Racefully Wild Edge und das Wild Ronin, das 140 mm Federweg vorne wie hinten aufweist: ein modernes All-Mountain-Bike, das mit durchdachter Ausstattung und Geometrie überzeugen will. Es richtet sich an Trail-Fans, die ein leistungsfähiges Bike für vielseitige Einsätze suchen, ohne gleich fünfstellig in die Tasche greifen zu müssen.

Eigenartig oder einzigartig? Spezielle Optik für maximale Hinterbau-Performance: Das Design des Viergelenkers teilt sich das Wild Ronin mit seinem kleinen und großen Bruder: dem Racefully Wild Edge (120/120 mm) und dem Enduro Wild Creed (170/160). Auch von den E-MTBs der ZEG-Eigenmarke kennen wir das Design schon. Der4-Link-Swingarm, wie Bulls das Konzept getauft hat, wurde aus dem Motorrad-Rennsport adaptiert und soll am MTB eine kleine Revolution sein. Bulls verspricht „maximale Steifigkeit, ein hervorragendes Ansprechverhalten“ und bestmögliche Traktion. Die Dämpferansteuerung über eine Wippe mit vier Gelenken steht im Mittelpunkt –kombiniert mit einer tief angesetzten Hinterbauschwinge. Die entstehenden Antriebskräfte sollen „effektiv ausgeglichen“ werden.
Ausstattung und Details
Einen hochwertigen Voll-Carbon-Rahmen weist das Wild Ronin 2 zum Preis von 4499 Euro dennoch auf, denselben wie die beiden anderen Wild Ronins. Das Topmodell Wild Ronin Team kostet 6999 Euro, während das Wild Ronin 1 für nur 3499 Euro vom herrenlosen Samurai (ja, das bedeutet Ronin übersetzt!) zu deinem Eigen wird. Nicht nur das schicke "Electric Yellow" unseres Testbikes gefällt – auch die sonstige Optik stimmt.
Auffällig ist der tiefliegende Hinterbau. Darüber hinaus begeistert das Wild Ronin mit interner Zugverlegung, aufgeräumtem Look sowie den Schraubösen (vier an der Zahl!) am Oberrohr, wo Zubehör wie Schlauch, Pumpe, Tool oder ein zweiter Flaschenhalter Platz finden.
Auch die Ausstattung kann sich sehen lassen: Eine komplette Shimano-SLX-Gruppe mit XT-Schaltwerk garantiert präzise Gangwechsel. Besonders erfreulich in dieser Preisklasse: die kraftvollen XT-Vierkolbenbremsen mit großen 203-mm-Discs! Ebenso an Bord: Mavic-Crossmax-Laufräder und die vielseitigen Nobby Nics in 2,4 Zoll Breite, die Grip und top Rollverhalten kombinieren. Eine tourige, schnelle Wahl für ein All-Mountain! Die um (nur) 150 mm absenkbare Sattelstütze der Bulls Eigenmarke Rumble ist ebenso funktional wie das Alu-Cockpit mit Race-Face-Lenker. Das Chassis wird abgerundet vom preiswerten Rock-Shox-Fahrwerk, bestehend aus Pike Select mit einfacher Charger-Kartusche und Deluxe-Select+-Dämpfer.
In Sachen Geometrie ist das Wild Ronin modern, aber nicht übertrieben progressiv gezeichnet –passend zur mehr in Richtung Trailbike denn in Richtung Enduro gedachten All-Mountain-Auslegung. Der Stack liegt bei 628 mm, der Radstand bei 1235 mm – beides Werte, die dem Bike vor allem in technischen Abfahrten Stabilität verleihen, ohne das Handling träge zu machen. Die Sitzposition auf dem Bulls fällt zentral und angenehm sportlich aus. Mit einem Reach von 480 mm, 65,5-Grad-Lenkwinkel und 76,5-Grad-Sitzwinkel in Rahmengröße L schafft Bulls einen guten Kompromiss aus Agilität und Laufruhe.

Große Trinkflaschen passen durch die hohe Position der Flaschenhalterösen am Unterrohr nicht oder nur mit Sidecage in den schicken, formschönen Rahmen.
Fahreindruck am Bulls Wild Ronin
Die Kombination mit 29-Zoll-Laufrädern sorgt für ausreichende Laufruhe sowie Kontrolle. Auf dem Trail überzeugt das Wild Ronin 2 durch sein ausgewogenes Fahrverhalten: Man fühlt sich wohl – nicht zu gestreckt, nicht zu kompakt. Bergauf profitiert man vom recht steilen Sitzwinkel, der einen guten Druck aufs Pedal ermöglicht. Trotz des relativ langen Radstands bleibt das Bike auch in engen Kehren überraschend wendig. Obwohl das Bike satt wirkt, zeigt es sich verspielt genug, um schnelle Richtungswechsel mitzumachen.
Im Talschuss zeigen sich die Federelemente als feinfühlig und schluckfreudig, bieten Traktion und Gegenhalt – selbst auf verblockten Trails. Dabei ist die Front früher am Limit: Der Dämpfer zeigt sich der Federgabel leicht überlegen, ohne eine zu krasse Diskrepanz zu verursachen. Besonders positiv fällt die Bremsperformance auf – die XT verzögert kräftig und punktgenau. Das Ronin 2 fährt sich wie ein solides, durchdachtes Trailwerkzeug. Es bleibt stets berechenbar und schenkt Sicherheit – genau das, was man sich von einem echten Allrounder erhofft.