Wer Radfahren als Sport betreibt, egal ob auf dem Trail, der Straße oder mit dem Gravelbike auf Schotter, wird kaum bestreiten, dass ein Fahrradhelm das absolute Mindestmaß an Schutzausrüstung darstellt. Diese 250 bis 400 Gramm unterschiedlichster Kunststoffe können Leben retten und sollten schon aus Respekt vor der Ingenieursleistung immer auf dem Kopf getragen werden.
Auch Brille oder Goggle schützen zuverlässig vor Fahrtwind, Steinchen und Insekten. Bei Handschuhen, Protektoren für Knie, Ellenbogen und Rücken, Brust- oder Oberkörperschutz gehen die Meinungen auseinander. Die Vielfalt an Tools, um im Falle eines Unfalls geschützt zu sein, wird jedoch immer größer und cleverer.
Warum ein Unfallsensor Mountainbike sinnvoll ist
Dank erschwinglicher Messtechnik heben Helmsensoren zur Erkennung von Stürzen die Sicherheit beim Mountainbiken auf ein neues Level. Was früher unbezahlbar war, lässt sich heute schon ab 50–100 Euro nachrüsten. Die Entwicklung geht weiter, wie die Quin-Technik von O'Neal zeigt. Auch Helme mit NFC-Technologie oder Recco-Reflektoren tragen dazu bei, im Notfall schnell Hilfe zu organisieren.
Die 7 gängigsten Sicherheitssysteme im Überblick
O'Neal Quin

An Fullface-Helmen von O'Neal befindet sich der Quin-Sensor in einem kleinen Fach am unteren Helmrand im Bereich des Nackens/Hinterkopfes.
O'Neal Quin, die aktuell umfangreichste Technologie zur elektronischen Sturzerkennung für Mountainbiker*innen ist für die Helme der kalifornischen Ausrüstungsmarke O'Neal optimiert, wiegt neun Gramm und kann an kompatiblen Halbschalen- und Fullface-Helmen für 130 Euro nachgerüstet werden. Voraussetzung ist ein entsprechender Montageport. Die Akkulaufzeit beträgt etwa 30 Tage, eine kostenfreie und eine kostenpflichtige Nutzungsart per Abo stehen zur Auswahl. Im kostenfreien Modus muss der Sensor vor einer Fahrt durch leichtes Schütteln des Helms aufgeweckt und mit der Quin-App verbunden werden. Erkennt Quin einen Sturz, startet die App einen 10-Sekunden-Alarmtimer. Wird dieser nicht abgebrochen, geht eine Notfallmeldung an die zuvor gespeicherten Notfallkontakte. Zwölfmal können Notrufe zudem manuell abgesetzt werden, eine basale Leistungsanalyse und das Monitoring der Helmlebensdauer sind ebenfalls inbegriffen. Im Bezahlmodus für 85 Euro pro Jahr kommt ein großes Sicherheitsplus hinzu: In 32 Ländern sendet Quin den Notruf direkt an Rettungskräfte, nicht "nur" an private Kontakte.
Twiceme

Das Symbol auf dem Helm zeigt an, wo sich der Twiceme-Chip am Helm befindet.
Im Gegensatz zu Quin enthält Twiceme keine Sturzerkennungs-Sensorik, sondern stellt Rettungskräften medizinische Informationen zur Verfügung. Beim Kauf eines Helms mit Twiceme-Chip kann dieser per NFC-App beschrieben werden. Die Smartphone-App ist äußerst klar strukturiert und notfallgerecht optimiert. Wenn man die App öffnet, erscheint als Erstes eine rote Schaltfläche, mit der ein Notruf abgesetzt wird. Hier hat man die Wahl zwischen einem medizinischen Notfall, Feuerwehr und Polizei. Entsprechend der zuvor eingegebenen Landeskennung werden die lokalen Nummern angezeigt. Gleich darunter gibt es eine Standortinformation, um das Rettungsteam mit den GPS-Koordinaten des aktuellen Standorts zu versorgen. Darunter erst erscheint die Scan-Funktion, um den Twiceme-Chip auf einem Helm auszulesen. Hier werden sofort Name, Geburtsdatum, gesprochene Sprachen angezeigt, und erneut gibt es die Funktion, um den aktuellen Standort an die gespeicherten Notfallkontakte zu senden. Diese Notfallkontakte sind in einem zweiten Datenreiter gespeichert. Zudem können Angaben zu Dokumenten wie Ausweis, Sozialversicherungsnummer und Versicherungen gespeichert werden. Via Beacon-Datenpaketen kann man den Standort anderer Nutzer verfolgen, zudem erinnert die App an den regelmäßigen Check des Helms, um Verschleiß und Alterung zu überwachen.
Aleck/Tocsen

Die App des Aleck/Tocsen-Systems glänzt weiterhin mit klarer Anwenderführung. Da die Produktion pausiert wurde, ist die Zukunft aber ungewiss.
"Hast du dein Tocsen schon verbunden?" – noch lange nach der Einführung erster Crash-Sensoren galt der Markenname des Freiburger Start-ups fast als Synonym für die Technologie selbst. Fünf Jahre nach der Gründung soll die Nutzerzahl bei rund 30.000 gelegen haben, weshalb Hersteller wie Uvex, Alpina und Ekoi das System in ihre Helme integrierten. 2023 wurde Tocsen vom US-Unternehmen Aleck übernommen, danach wurde es ruhig um Aleck/Tocsen. Die Klebe-Sensoren lassen sich weiterhin mit der Aleck-App verwenden, doch laut Unternehmensangaben wurden Produktion und Vertrieb eingestellt. Technischer Support bleibt jedoch verfügbar.
Specialized Angi

Angi funktioniert mit fast jedem Fahrradhelm, und die meisten Specialized-Helme ab 2019 sind kompatibel, sodass der Sensor einfach angebracht werden kann.
Auch das Unternehmen mit dem großen "S" bietet unter dem Namen Angi einen Unfallsensor an. Der Sensor ist aktuell direkt beim Hersteller für 50 Dollar erhältlich und benötigt wie bei Aleck/Tocsen eine konstante Verbindung zum Smartphone. Das ursprünglich erforderliche, kostenpflichtige Abo für die Notfall-Funktion wurde inzwischen abgeschafft. Der Angi-Sensor erkennt Stürze und sendet nach Ablauf eines Alarmtimers automatisch einen Notruf an die hinterlegten Notfallkontakte. Befindet man sich in einem Gebiet mit schlechter Netzabdeckung, kann eine Fahrzeit voreingestellt werden, nach deren Ablauf ebenfalls ein Notruf ausgelöst wird.
Airmaker

Durch Drehen des orangenen Unterteils wird der Airmarker manuell ausgelöst und der Ballon bläst sich auf.
Mit seinen Maßen von etwa 25 × 9 cm und einem Gewicht von 890 Gramm inklusive Heliumkartuschen nimmt der Airmarker R.One einiges an Platz im Rucksack ein. Seine Funktion als "fliegendes Pannendreieck" ist jedoch einzigartig: Der Signalballon mit 40 cm Durchmesser steigt bis zu 45 Meter in die Höhe und leuchtet im Dunkeln bis zu drei Tage. Bei 10 Lux wird die Leuchtfunktion aktiviert, bei 20 Lux wieder deaktiviert; dazwischen blinkt das Gerät im Zwei-Sekunden-Rhythmus. Nach einem Einsatz muss der Airmarker zurückgeschickt werden, der Hersteller gewährt dabei 25 Prozent Rabatt auf ein wieder einsatzfähiges Gerät. Aufgrund von Größe und Gewicht ist er besonders für Gruppen oder anspruchsvolle Solobiker*innen abseits der ausgefahrenen Wege geeignet. Preislich liegt er mit 199 Euro auf dem Niveau eines hochwertigen Bike-Helms.
Garmin

Wer Notfallkontakte im Edge hinterlegt, kann auf Hilfe hoffen. Wer fährt wie andere stürzen, kann unbeabsichtigte Notrufe auslösen.
Der Navi-Gigant hat in den Geräten der Edge-Serie eine Notfallhilfe integriert, da die entsprechenden Beschleunigungssensoren ohnehin an Bord sind. Das Prinzip ähnelt den Sensoren, die im oder am Helm befestigt werden: Erkennt das Navi eine Beschleunigung, die von üblichen Bewegungsmustern abweicht, startet ein 30-Sekunden-Alarmtimer. Kann der Nutzer den Timer stoppen, wird keine Notfallmeldung gesendet. Andernfalls übermittelt das Navi über das verbundene Smartphone eine Nachricht an die zuvor gespeicherten Notfallkontakte. Voraussetzung dafür ist eine aktive Verbindung des Navis mit einem Smartphone und Netzempfang.
Recco

Der Recco-Reflektor ist entweder fest ins Equipment eingebaut oder kann als Sticker am Helm befestigt werden.
Skifahrer*innen ist das Recco-Logo schon lange ein Begriff, doch nur wenige wissen, wie die Technik tatsächlich funktioniert. Recco ist ein passives System, das selbst nicht aktiv arbeitet, im Notfall aber entscheidende Aktionen ermöglicht. Zentrales Element ist der Recco-Reflektor, ein nur vier Gramm leichter und 13 x 51 x 1,5 Millimeter großer Chip, der in Helmen, Jacken, Rucksäcken, Protektoren oder Schuhen integriert oder separat befestigt werden kann. Der Reflektor besteht aus einer Diode und einer Antenne, benötigt keine Stromversorgung und ist durch seine Ummantelung nahezu unzerstörbar. Bei einem Rettungseinsatz sendet ein Helikopter mit Recco-Detector Radarsignale aus, die ein Gebiet von etwa einem Quadratkilometer in nur sechs Minuten scannen. Wird das Signal vom Reflektor zurückgeworfen, kann das Rettungsteam die vermisste Person schnell lokalisieren.
FAQ zu Unfallsensoren für Mountainbiker
Unfallsensoren sind besonders dann sinnvoll, wenn du alleine unterwegs bist oder auf anspruchsvollen Trails, abseits der Wege oder in unübersichtlichem Gelände fährst. Sie erhöhen die Chance, dass im Ernstfall schnell Hilfe kommt, indem sie Rettungskräfte oder Notfallkontakte automatisch alarmieren. Auch erfahrene Mountainbiker*innen profitieren von dieser zusätzlichen Sicherheit.
Ja, viele Systeme wie O'Neal Quin, Specialized Angi oder Twiceme lassen sich problemlos in vorhandene Helme integrieren. Je nach Modell benötigst du jedoch einen speziellen Montageport oder musst die Sensoren an bestimmten Stellen anbringen. Eine fachgerechte Installation ist wichtig, damit der Sensor korrekt funktioniert und zuverlässig Stürze erkennt.
Die Preise variieren stark: Einfache Sensoren wie Specialized Angi kosten rund 50 Euro, während Spezialgeräte wie der Airmarker R.One etwa 199 Euro kosten. Verglichen mit einem hochwertigen Bike-Helm sind diese Geräte eine überschaubare Investition, die im Notfall potenziell Leben retten kann.
Das hängt vom System ab. Viele Sensoren benötigen eine aktive Verbindung zum Smartphone, um Notfälle zu melden. Passive Systeme wie Recco funktionieren hingegen unabhängig von Netzempfang oder Smartphone, da sie auf Radarreflexionen reagieren und Rettungsteams so orten.
Unfallsensoren arbeiten mit Beschleunigungs- oder Neigungssensoren, die ungewöhnliche Bewegungen erkennen. Kein System kann jeden Unfall garantieren melden, aber sie erhöhen die Chance, dass Hilfe rechtzeitig kommt. Bei den meisten Systemen kann der Fahrer Fehlalarme innerhalb eines kurzen Zeitfensters stoppen.
Fast alle Sensoren verfügen über einen Alarmtimer, der aktiviert wird, sobald ein Sturz registriert wird. Kann der Fahrer innerhalb von 10–30 Sekunden reagieren, wird der Notruf abgebrochen. So wird verhindert, dass unnötig Rettungskräfte alarmiert werden.
Die Akkulaufzeit variiert je nach Modell: O'Neal Quin hält etwa 30 Tage, Twiceme oder passive Systeme können mehrere Monate durchhalten. Regelmäßige Kontrolle und rechtzeitiges Aufladen sind empfehlenswert, damit der Sensor jederzeit einsatzbereit ist.
Bei Systemen wie Twiceme kannst du Name, Geburtsdatum, medizinische Daten, Versicherungsinformationen und Notfallkontakte speichern. Das erleichtert Rettungskräften die Arbeit, da sie wichtige Informationen sofort abrufen können. Einige Apps erinnern auch daran, den Helm regelmäßig auf Verschleiß oder Alterung zu prüfen.
Einige Systeme, wie der Specialized Angi, bieten eine Notfall-Funktion auch ohne stabile Netzverbindung: Du kannst eine maximale Fahrzeit einstellen, nach deren Ablauf automatisch ein Notruf ausgelöst wird. Modelle wie O'Neal Quin sind in mehreren Ländern aktiv und können Notfälle direkt an Rettungskräfte melden, während andere Systeme nur private Kontakte alarmieren.
Die meisten Sensoren sind spritzwassergeschützt und funktionieren auch bei Regen, Schnee oder Kälte. Passive Systeme wie Recco benötigen keine Stromversorgung und sind besonders robust, sodass sie bei extremen Wetterbedingungen zuverlässig arbeiten.
Unfallsensoren eignen sich für alle Arten von Mountainbiking, vom Trail über Enduro und Downhill bis zu Cross Country und Gravel. Besonders hilfreich sind sie bei Alleinfahrten, abgelegenen Touren, langen Tagesausflügen oder extremen Wetterbedingungen, da sie die Sicherheit deutlich erhöhen.
Fazit: Unfallsensoren erhöhen die Sicherheit für Solo-Rider
Unfallsensoren für Mountainbikes erhöhen die Sicherheit auf Trails, Straßen und Gravelstrecken erheblich. Ob aktive Sturzerkennung wie O’Neal Quin oder passives System wie Recco – für jede Fahrweise gibt es das passende Sicherheitssystem. Schon einfache Sensoren ab 50 Euro können im Notfall entscheidend sein. Wer regelmäßig allein fährt oder anspruchsvolle Touren unternimmt, sollte über ein solches System nachdenken.





