Flatpedale fürs Mountainbike im Test (2022)

MTB-Pedale: Wer bietet ausreichend Grip?
Test: Flatpedale für Mountainbiker

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Zuletzt aktualisiert am 26.09.2022
MTB-Schuh und MTB-Flatpedale Hero Shot
Foto: Björn Hänssler

Fragt man Bikerinnen und Biker nach ihrem bevorzugten Pedalsystem, wähnt man sich beinah im Tierreich, denn die Antwort führt schnell zur Rudelbildung von Klickpedal-Fans auf der einen und "Flatpedalisten" auf der anderen. Während All-Mountaineers und Enduristi die Trails meistens auf Flatpedals rocken, sind die leistungsorientierte XC- oder Marathon-Fraktion sowie die entspannten Genuss-Tourer vielfach auf Klickpedale eingeschworen. Was bei Racern sinnvoll ist, da sie kein Watt ungenutzt lassen wollen, ist in der riesigen Tourergemeinde hingegen durchaus fragwürdig. Denn die Vorteile des Flatpedal-Systems sind allen Unkenrufen zum Trotz größer als seine Nachteile.

Mountainbike: Flatpedale oder Klickpedale?

Argumentiert man "weich", bieten Flatpedal-Schuhe aufgrund des anschmiegsameren, meist klassisch geschnürten Obermaterials zum Beispiel einen höheren Tragekomfort als das harte Klett-Ratsche-Prinzip von XC-Klickschuhen – das kann auf langen Touren Schmerzen verhindern. Ihre Sohlen absorbieren Erschütterungen durch dämpfende Zwischensohlen zudem besser als steife Carbon oder Nylonsohlen, was die Gelenke schont. Zudem ist eine variable Positionierung des Fußes möglich. Beim Gehen rollen sie weich ab, was bei Schiebepassagen auf der Tour genauso prima funktioniert wie auf der Hüttenterrasse.

Argumentiert man "hart", werden die Vorteile der losen Bindung von Pedal und Schuh noch deutlicher. Denn weil kein Bindungsmechanismus ausgelöst werden muss, ist der Fuß blitzschnell auf dem Boden abgesetzt, was die Kombination aus Flatpedal und klickfreiem Schuh unschlagbar sicher macht. Somit ist die Kombi ein wahres Experimentierlabor, um an der Fahrtechnik zu feilen, sich an ein neues Trail-Schwierigkeitslevel zu wagen und mehr Selbstvertrauen zu gewinnen. Etwa, wenn man vor einer kniffligen Passage steht: Mit Flatpedals ist man sofort voll konzentriert, hat den Fuß schnell "ready to rumble" auf dem Pedal und erleidet nicht den ersten Sturz schon beim hektischen Einklicken in den Mechanismus. Und noch ein Vorteil: Bei Matsch und vor allem Schnee setzen sich Flatpedals anders als Klickpedale kaum zu, die Pins halten Kontakt zur Sohle. Und die Effizienzeinbuße gegenüber Klickschuhen? Die kann geringer sein, als man gemeinhin denkt. Wenn ein bissiges Pedal mit großer Plattform und ein dazu gut passender Schuh zum Einsatz kommt, ist die Kraftübertragung hoch und gar ein "Schieben" des Pedals wird möglich.

MTB-Plattformpedale im Test

Die Preisspanne der Pedale klafft deutlich weiter auseinander. Vom preiswerten Reverse für 70 Euro bis zum viermal so teuren Syntace mit Titanachse für 289 Euro reicht das Spektrum. Die präzise Fertigung und Verwendung von Highend-Materialien schlägt sich bei Letzterem aber auch in tadelloser Funktion und geringstem Gewicht nieder. Der häufigste Einsatzzweck von Flatpedals, nämlich ruppiges Terrain mit Steinschlaggefahr und Pedalaufsetzern, erlaubt jedoch die Frage, ob derart viel Geld bei einem oftmals schnell ramponierten Bauteil gut angelegt ist. Die riesig dimensionierten Lager des Syntace versprechen aber eine lange Lebensdauer. Bei Shimano und Crankbrothers war hier hingegen bereits nach kurzer Zeit leichtes Spiel spürbar.