Where Super meets Natural – so lautet Specializeds Werbeslogan für das brandneue Turbo Levo. Ob das ikonische E-MTB, das mit jeder Iterationsstufe prägende Neuerungen brachte, in seiner vierten Generation noch einmal einen draufsetzen kann, durften wir hautnah erfahren. Specialized lud ein – und zwar mitten ins Atlantikparadies, auf die Wander- und Mountainbike-Insel Madeira (Portugal).
Kurz & knapp: Specialized Turbo Levo
- überarbeitetes Fullsize-E-MTB von Specialized
- Preise: ab 7999 Euro // Gewicht: ab 23,8 kg
- neuer 3.1-Motor mit bis zu 111 Nm Drehmoment
- Akku mit bis zu 840 Wh und schneller Ladezeit
- spezielles Staufach im Rahmen
- mit Alu- und Carbonrahmen erhältlich
- 160/150 mm Federweg & Mullet-Laufräder
Schon auf den ersten Blick fällt die optische Veränderung auf: Weniger bauchiger Motorbereich und eine Designsprache, die an das im Vorjahr vorgestellten Stumpjumper erinnert. Weg von der ikonischen Einarmstrebe um den Dämpfer. Doch es sind vor allem die inneren Werte, die das neue Turbo Levo besonders machen sollen.

Die Zugverlegung (in dem Fall Dropperpost, Remote und Hinterradbremse) erfolgt nicht durch den Steuersatz, sondern durchs Steuerrohr.
Der neu entwickelte 3.1-Motor soll mit 101 Nm Drehmoment und 666 Watt Leistung für ordentlich Vortrieb sorgen. In der S-Works-Variante liefert das neue Aggregat sogar 111 Nm und 720 Watt. Was zeigt, dass Specialized auch in Sachen Verkaufsstrategie neue Wege geht. Für alle Modelle verfügbar sind jedoch die beiden neuen Akkus – mit wahlweise 840 oder 600 Wattstunden. Zusätzlich steht ein 280-Wh-Range-Extender zur Verfügung. Über den neuen Smart Charger soll der große Akku sogar in unter einer Stunde auf 80 Prozent aufgeladen sein. Die neuen Akkus sind nicht nur leistungsstärker, sondern auch kompakter und lassen sich seitlich aus dem Rahmen entnehmen.

Das Turbo Levo kann jetzt auch mit Range Extender „only“ betrieben werden – das Drehmoment bleibt erhalten, die Leistung wird jedoch auf 360 Watt halbiert.
Disruptives Feature: Staufach im E-MTB
Da das Rahmencover nicht mit der Batterie verbunden ist, sondern direkt am Rahmen verschraubt wird, hat Specialized jetzt erstmals ein Rahmenstauchfach an einem E-MTB geschaffen. Oberhalb des Akkus, am Übergang von Unterrohr zu Oberrohr, passt eine kleine, mitgelieferte Tasche hinein, die mittels Magneten im Rahmen fixiert wird. Mit dem kleinen 600er-Akku entsteht sogar noch mehr Stauraum unter dem Batteriedeckel. Das neue Design des Batteriedeckels soll zudem für eine höhere Festigkeit des Rahmens sorgen.

Unter dem Rahmencover entsteht ein Staufach – inklusive einer magnetischen Tasche, die oberhalb des Akkus fixiert wird. Mit dem kleineren 600-Wh-Akku gibt es zusätzlich mehr Stauraum.
Specialized gibt das Levo nun sogar für Federgabeln mit bis zu 180 mm Federweg frei. Serienmäßig setzt es als E-All-Mountain jedoch auf 160 mm Hub an der Front und 150 mm am Heck. Specialized bleibt beim bewährten Viergelenker und verbaut nun auch am Levo den neuen pantentierten Genie-Dämpfer, der auch schon am Stumpi sowie Levo SL zum Einssatz kommt. Er soll sensibles Ansprechen auf den ersten 70 Prozent des Hubs bieten, bevor eine starke Endprogression einsetzt. So sollen mehr Hub bei gleicher Kraft gegenüber des Levo 3 zur Verfügung stehen.
Turbo Levo – ab jetzt auch in Alu!

Ab jetzt gibt es das Turbo Levo auch in Alu!
Nachdem Specialized das Levo mit Carbonrahmen im Frühjahr 2025 präsentierte, folgt jetzt im Mai die Aluminumversion: Mit maximal 666 Watt und 101 Newtonmetern Unterstützung ist auch das Alu-Levo mit ordentlich Dampf ausgestattet. Cool: Auch in den günstigeren Modellen kommt der clevere Genie-Dämpfer zum Einsatz, bei den Gabeln setzen die US-Amerikaner auf Marzocchi-Modelle und mechanische Sram-T-Type-Schaltungen. Preislich geht es beim Alloy für 5999 Euro los, das Comp kostet 6999 Euro, beide sind bereits ab Werk mit 780 Wh Akku ausgestattet.
Turbo Levo: Gewicht & Ausstattung des Testbikes
Gewichtstechnisch bringt es unser getestetes S-Works-Modell mit seiner "Build to go big"-Ausstattung auf 23,8 kg. Specialized zeigte auf Madeira auch einen gewichtsoptimierten Individualaufbau, der unter 20 kg auf die Waage brachte. Vorerst wird das neue Levo 4 in vier Carbon-Modellvarianten erhältlich sein, mit Preisen von 7999 bis 14.499 Euro. Eine Aluminium-Version ist im Mai 2025 gefolgt.
Unser Testrad setzt auf kräftige Sram-Maven-Bremsen mit 220-mm-Bremsscheiben, die neuen Specialized-Butcher-Reifen und den hauseigenen Roval-Carbon-Laufradsatz. Im Heck arbeitet der Fox Float X als Genie-Variante, an der Front überzeugt eine fette Fox-Factory-38-Gabel mit Grip-X2-Kartusche. Ebenfalls aus dem Hause Fox: die Transfer-Neo-Wireless-Sattelstütze, der im Levo-4-Rahmen mehr Einschubtiefe als beim Vorgängermodell zur Verfüngung steht. Abgerundet wird das edle Paket mit Sram-XX-Transmission-Schaltgruppe und einem speziell für die S-Works-Variante designtem Carbon-Yoke, das 60 g Gewicht einsparen soll.

Während das S-Works-Topmodell sündhaft teure 14.499 Euro kostet, liegt das Turbo Levo Pro (Foto) bei ebenso krassen 11.999 Euro.
Das Levo 4 rollt in Mullet-Konfiguration (29"/27,5") über die Trails – ein Umbau auf 29" hinten ist nicht möglich. Dafür lässt sich das Bike an drei Stellen individuell anpassen: an den Kettenstreben per Flipchip von 435 auf 444 mm, am Dämpfer-Yoke um ± 6 mm Tretlagerhöhe und der Lenk- und Sitzwinkel am Steuersatz um 1°. Praktisch: Specialized bietet nun an, einmal jährlich die Hinterbaulager kostenlos austauschen zu lassen, wie schon beim neuen Stumpjumper.
Zwei-Klassen-Gesellschaft: der neue 3.1-Motor
Der Motor ist eine vollständige Neuentwicklung, die Specialized wieder bei Automobilzulieferer Brose fertigen lässt (deren E-Bike-Sparte gerade an Yamaha verkauft wurde). Mit Ausnahme des Drehmomentsensors wurden alle Bauteile überarbeitet. Ein Riemen? Gehört der Vergangenheit an. Stattdessen setzt Specialized auf ein robusteres Direktantriebssystem. Verfügbar ist der 3.1-Motor in zwei Software-Varianten: Die meisten Levo-Modelle erhalten 666 W Leistung und 101 Nm Drehmoment, während die S-Works-Version mit 720 W und 111 Nm noch eine Schippe drauflegt.

Kleiner und stärker: Der 3.1-Motor im Querschnitt
Das Motorgehäuse selbst soll 20 Prozent kleiner geworden sein als der Vorgänger. Besonderes Augenmerk bei der Neuentwicklung lag natürlich auf der Performance. So soll der Neue bereits bei niedrigen Kadenzen ab 30 Umdrehungen pro Minute mehr Leistung bieten und auch ab 70 U/min konstant bleiben, hier verlor der Alte wohl an Leistung. Ein Highlight für Uphill-Fans: Dank "Backspin"-Funktion kann das Pedal rückwärts gedreht werden, ohne den Motor-Nachlauf zu unterbrechen – ein Feature, das im technischen Gelände wertvolle Sekunden bringen kann. Neben der Batterie im Unterrohr kann das Levo auch nur mit Range Extender betrieben werden. Das Drehmoment bleibt dabei voll erhalten, die Leistung wird jedoch von 720 Watt auf 360 halbiert.
Leiser und effizienter
Auch die Geräuschentwicklung war ein zentrales Thema bei der Entwicklung. Ziel war es, eine gleichbleibende, präzise abgestimmte Klangkulisse zu schaffen – eine Schwäche des Vorgängermodells. Specialized setzt auf "Motor Potting" (innere Bauteile werden mit Harz umschlossen) zur besseren Wärmeableitung und Reduzierung des heulenden Geräuschs. Statt Plastikzahnrädern kommen langlebige, schrägverzahnte Stahlzahnräder mit DLC-Beschichtung (Diamond Like Coating) zum Einsatz, die für geringe Reibung und hohe Haltbarkeit sorgen sollen.
Auch die Konstruktion selbst wurde optimiert: Der Zahnradträger ist vom Gehäuse entkoppelt, um Vibrationen zu minimieren. Ein Gyrosensor gibt dem Motor zudem in Echtzeit den Neigungswinkel des Bikes durch. Das Magnesiumgehäuse mit korrosionsgeschützten Inserts rundet das durchdachte Design ab.
Smarte Features des Turbo Levo Gen 4
Auch in Sachen App und Motortuning hat das neue Levo zugelegt. Ideal für Ausfahrten in der Gruppe oder zum Energiesparen: Per Micro Mode kann die Unterstützung in 10-Prozent-Schritten fein angepasst werden. Der neue Dynamic Micro Tune geht noch weiter: Er erlaubt ebenfalls die Feinjustierung, gibt bei hohem Pedal-Input aber dann das volle Drehmoment frei – perfekt für wechselndes Gelände. Gelungen ist auch das Training nach Herzfrequenz: Der Motor steuert so viel Unterstützung bei, dass man konstant im gewünschten Pulsbereich bleibt. Alle Einstellungen lassen sich bequem am Rad per neuem Remote-Joystick oder per App vornehmen. Das neue Master-Mind-Display überzeugt mit brillanter Darstellung und zeigt neben Fahrdaten auch Herzfrequenz (Pulsgurt vorausgesetzt) und Fahrerleistung an. Highlight: Die Apple-AirTag-Integration im Display erlaubt per "Wo ist?"-App das Tracking des Bikes.

Das neue Turbo Levo lässt sich jederzeit per „Wo ist?“-App verfolgen, wodurch die Wahrscheinlichkeit eines Diebstahls deutlich reduziert werden soll. Das praktische Tracking-System von Apple funktioniert sogar auf Android-Geräten.
Auf dem Trail: Turbo Levo First Ride
Schon nach kurzer Setup-Phase ging’s los – und direkt beeindruckte der neue S-Works-Motor mit kraftvollem Schub und fein dosierbarer Unterstützung, besonders im Trail-Modus meistertet man technische Anstiege spielerisch. Die zentrale Sitzposition und das agile Heck mit kurzem Kettenstreben-Setup sorgten für starke Klettereigenschaften und ein verspieltes Handling, das dem eines Bio-Bikes erstaunlich nahekommt. "An richtig steilen Stellen wurde das Vorderrad aber dann doch leicht – die Front hob teils ab", berichtet Tester Julian Claudi.

MOUNTAINBIKE-Testfahrer Julian Claudi kennt keine Gnade, wenn’s ums Testen geht. Für uns hat er das neue Levo 4 in Madeira hart rangenommen. Fazit: Das Bike liefert – besonders der neue Motor hat’s ihm angetan.
Bergab überzeugt das Levo 4 mit sicherem Geradeauslauf, hohem Komfort und auffallend leiser Geräuschkulisse – kein Klappern, volle Konzentration aufs Fahren. Besonders gefallen hat der Dynamic Micro Mode, da man tatsächlich Akku spart, ohne auf die volle Leistung zu verzichten. Auch die neuen Trainingsfunktionen zeigen, wie durchdacht das System ist. Unser S-Works-Modell konnte uns im ersten Test jedenfalls überzeugen.

Ob es der Konkurrenz überlegen sein wird, muss unser Vergleichstest in der kommenden MOUNTAINBIKE-Ausgabe 07/2025 zeigen. Stay tuned!