Nach Monaten voller Unsicherheit rund um das Sanierungsverfahren von YT Industries gibt es eine Wendung, die in der MTB-Szene kaum jemand erwartet hatte: YT ist zurück. Gründer Markus Flossmann hat die Marke zurückgekauft und führt sie nun unter der neu gegründeten YOUNG TALENT INDUSTRIES GmbH weiter.
Die neue Gesellschaft ist seit dem 15. November 2025 offiziell am bekannten Standort in Hausen aktiv – mit einem klaren Kurswechsel: kleiner, schlanker, fokussierter.
"Back to the Roots" – Neustart unter neuer Struktur
Flossmann lässt keinen Zweifel daran, wohin die Reise gehen soll: zurück zu dem, was YT einst groß gemacht hat.
"Back to the roots. Das ist kein Marketing-Slogan, sondern ein Versprechen. Wir konzentrieren uns wieder auf das, was YT stark gemacht hat: kompromisslose Bikes, faire Preise und echte Leidenschaft für den Sport. Rough, real und authentisch", erklärt Flossmann.
Ein Kernteam aus der früheren YT Industries GmbH ist laut Pressemitteilung weiterhin dabei. Know-how, Entwicklungskompetenz und die DNA der Marke sollen so erhalten bleiben.
Alte Bestellungen – Verantwortung für Kund*innen
Ein zentraler Teil des Neustarts ist die Aufarbeitung offener Bestellungen aus der insolventen YT Industries GmbH.
Laut Flossmann wurden fast alle offenen Orders bereits erfüllt oder erstattet, nur wenige Fälle befinden sich noch in der finalen Klärung.
Sollten Kund*innen trotz aller Bemühungen übersehen worden sein, wurde eigens die Mailadresse stormsurvivor@yt-industries.com eingerichtet. Anfragen die dort aufkommen sollen mit höchster Priorität bearbeitet werden.
Flossmann betont:
"Jede Kundin und jeder Kunde, der YT vertraut hat, bekommt das, was bezahlt wurde. Das war immer mein Versprechen."
In der Anfangsphase könne es zwar noch zu Verzögerungen kommen, die neue Organisation arbeite jedoch mit Hochdruck an der Abarbeitung.
Service-Offensive statt "Mill" – globales Netzwerk geplant
Ein weiterer strategischer Bruch: Das frühere "Mill"-Konzept gehört der Vergangenheit an. YT will ein globales Service-Netzwerk etablieren, das näher an den Kund*innen ist und schneller reagieren kann – besonders in Nordamerika und dem Vereinigten Königreich.
Bis das Netz steht, soll der zentrale Service erreichbar bleiben.
Bikes wieder verfügbar – stabilisierte Prozesse
Nach anhaltenden Lieferengpässen sind nun fast alle YT-Modelle wieder auf Lager. Für EU- und UK-Kund*innen sollen Bikes im Laufe der nächsten Woche und über November hinweg wieder online gehen; die USA folgen später.
Ausblick: Stabilisierung, neue Produkte, Vertrauen zurückgewinnen
In den kommenden Monaten soll der Fokus darauf liegen, den operativen Betrieb zu festigen, neue Bikes zu entwickeln und das Vertrauen der Community zurückzugewinnen. Flossmann kündigt zudem an, bald persönlich die gesamte Geschichte des Comebacks zu erzählen. Wir sind gespannt!
Rückblick: Was zuvor passiert war
Bevor der Neustart möglich wurde, hatte YT eine schwierige Phase hinter sich. Die Marke leitete ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung ein, um sich langfristig neu aufzustellen und die Zukunft des Unternehmens zu sichern.
Als Gründe nannte YT damals vor allem den anhaltenden Preisdruck in der Branche, Probleme mit Zulieferern sowie Unsicherheiten im US-Markt – insbesondere im Hinblick auf die Zollpolitik des damaligen US-Präsidenten. Innerhalb der bestehenden Struktur standen keine zusätzlichen finanziellen Mittel mehr zur Verfügung, eine umfassende Neuausrichtung war aus Sicht des Unternehmens unumgänglich.
In einer Video-Botschaft erklärte Gründer Markus Flossmann, dass dieser Schritt zwar schwergefallen sei, aber notwendig gewesen sei, um die Marke strategisch neu auszurichten. Man befand sich zu dieser Zeit bereits in Gesprächen mit potenziellen Partnern und gab sich zuversichtlich, mittelfristig wieder auf Kurs zu kommen.
Trotz des Sanierungsverfahrens betonte YT, dass Geschäftsbetrieb, Kundenservice und Garantieabwicklung wie gewohnt weiterlaufen würden. Für Fans und Kund*innen sollten Produktneuheiten in den kommenden Monaten vorgestellt werden. Wichtig war auch der Hinweis, dass die nordamerikanische Gesellschaft nicht vom Verfahren betroffen sei.
Zur Einordnung: Ein solches Verfahren bedeutet, dass ein Unternehmen in finanzieller Schieflage weiterhin selbst die Kontrolle über die Restrukturierung behält, anstatt diese an einen externen Insolvenzverwalter zu verlieren. Das Ziel: die Probleme aus eigener Kraft lösen und gleichzeitig den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.
Vor diesem Hintergrund bekommt der jetzige Neustart – zurück in Gründerhand und mit neuer Struktur – zusätzliche Bedeutung und zeigt, wie tiefgreifend die Veränderungen im Hintergrund waren.
Im Video: Das sagte Gründer Markus Flossmann zur Lage
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