Tschüss Trail 429, hallo Trailcat: Die US-Schmiede Pivot frischt sein Kult-Trailbike auf – und splittet es zukünftig in zwei Varianten. Die Details:
Kurz & knapp: Pivot Trailcat
- 29"-Trailbike mit 150/135 mm (LT) ...
- ... oder mit 140/120 mm Federweg (SL)
- Vollcarbonrahmen mit vielen extra Features
- Ab 6600 Euro (LT) und 6400 Euro (SL)
Trailbike der Superlative?
Die Nachfolgerin des Trail 429 treibt dessen Stärken weiter voran. Dafür setzt Pivot am Trailcat auf eine moderate und verspielte Geometrie zusammen mit fast Enduro-tauglicher Ausstattung, alles ohne Übergewicht zu erzeugen – zumindest an unserem Testbike, das in der LT-Variante 13,8 kg wiegt. Dieses begeistert für seinen hohen Preis von 11.500 Euro mit Traumbike-Ausstattung, zum Beispiel mit den Reynolds Carbon-Felgen und dem satten Klang des Industry-Nine-Freilaufs. Die Maven Powerstopper stellt Sram in der Ultimate-Variante, die trotz 180-mm-Rotoren, vorn und hinten, ordentlich zupacken. Ausgerüstet wird die Mineralölbremse ab 8800 Euro. Auch in der Grundausstattung für 6600 Euro setzt Pivot auf starke 4-Kolben-Shimano-SLX-Bremsen mit 203-mm-Rotoren.
Video-Review
Auf Youtube haben wir das Bike bereits in einem ausführlichen Video-Review für euch getestet und alle Informationen zu den beiden neuen Trailbikes von Pivot zusammengefasst:
Abfahrtstaugliche Ausstattung

Neben Flip-Chip und Handschuhfach hat der Rahmen des Trailcats weitere schlaue Details, wie einen Serviceport unter dem Tretlager sowie Anschraubpunkte am Oberrohr für weitere Accessoires. Alle Features gibt es sowohl am LT als auch am SL, die sich dieselbe Rahmenplattform teilen.
Für perfekten Grip in der Abfahrt sorgen die Minion-DHRII- und Dissector-Reifen von Maxxis, die Pivot an allen Modellen aufzieht – auch an der SL-Variante mit 140 und 120 mm Federweg. Ungewöhnlich ist die stärkere Exo+-Karkasse am Vorderreifen mit einer schwächeren Exo-Karakasse hinten am besser rollenden Dissector. Trotzdem möchte das Trailcat LT (150/135 mm) in der Abfahrt keine Kompromisse machen. Dazu trägt auch das potente Fox-36er-Factory-Fahrwerk bei. Wem daran die Einstellrädchen für Low-/Highspeed Kompression und Rebound zu viel des Guten sind, wird sicher mit der Fox-Performance-Ausstattung der günstigeren Modelle glücklich.
Trailcat SL: eine Rahmenplattform, zwei Federwerge

Auch das Trailcat SL ist mit griffigen Reifen und starken Bremsen für die Abfahrt gewappnet.
An der gleichen Rahmenplattform bietet Pivot auch weniger Federweg an (140/120 mm). Dadurch kommt das Bike bergab schneller an seine Grenzen, fährt sich aber noch flotter bergauf. Mit den gleichen Features am Rahmen und ebenfalls Sram-Maven-Bremsen sowie derselben Maxxis-Bereifung wiegt es 600 g weniger als unser LT-Testbike, also 13,2 kg. Die Geometrie wird mit der kürzeren 34er-Fox-Gabel steiler. Der Lenkwinkel im Low-Setting bei 65,8° und der Sitzwinkel bei 76°, was beides immer noch moderat ist.
Verspielte, tourentaugliche Geometrie
Auch diese kommen mit Vollcarbonrahmen samt Flip-Chip. Wer sein Bike noch spritziger mag, kann daran die Geometrie ins High-Setting umstellen, wodurch Sitz- und Lenkwinkel steiler werden. Im getesteten Low-Setting des Trailcat LT steht letzterer aber typischen 65,3 Grad und auch Stack sowie Reach fallen in Größe M mit 629 und 460 mm moderat aus, ebenso der Radstand. Das macht das Bike zusammen mit den kurzen 431 mm Kettenstreben wendig. Diese wachsen außerdem ab Größe M minimal zum vorderen Rahmendreieck mit. Der Sitz im Rad ist tourentauglich, wobei der effektive Sitzwinkel von 75,6 Grad flach steht und einen zusammen mit dem langen 631 mm Oberrohr weniger aggressiv im Bike positioniert, als das an vielen modernen Trailbikes der Fall ist.
Direktes Handling mit viel Vortrieb

„Selten hat mich ein Bike auf den Trails so überrascht. Flink und präzise schnellt das Trailcat LT auch auf flachen Stücken immer weiter voran.“ Paul Weinbrenner, Redaktionstrainee
Die tourentaugliche Geometrie schont Rücken sowie Handgelenke und ist perfekt für lange Tage im Sattel. Wenn es bergauf wirklich steil wird, fehlt, vor allem mit einem hohen Cockpitaufbau, manchmal der Druck auf dem Vorderrad und man hat das Gefühl weit hinten im Rad zu sitzen, auch wegen der kurzen Kettenstreben. Bergab macht das kurze Heck wiederum Spaß und in Kombination mit viel Grip an der Front lässt sich das Trailcat durch enge Trails und Kurven drücken, wobei das präzise Handling positiv auffällt. Insgesamt generiert das Bike viel Vortrieb, was sich ebenso wie seine direkte Kraftübertragung auf die Steifigkeit von Carbon-Rahmen und -Anbauteilen zurückführen lässt. Das dadurch hohe Trail-Feedback kann aber auch ermüden. Wer mehr Komfort sucht, findet nachgiebigere, aber immer noch hochwertige Alu-Teile an den Einstiegsmodellen.
Potenter DW-Link-Hinterbau

Sensibel und potent bergab – bergauf nervös.
Beide Federwegs-Varianten kommen mit dem patentierten DW-Link-Hinterbau, dessen 135 mm Hub am LT und die 120 am SL, sich jeweils nach mehr anfühlen. Der Dämpfer spricht sensibel an und hat in der Federwegmitte genügend Gegenhalt, um auch mal stärkere Schläge wegzustecken. Dessen Plattform-Hebel betätigt man bergauf leider regelmäßig, da das Heck zum Wippen neigt. Dafür generiert es auch in technischen Uphill-Passagen viel Grip.
Pivots neue lebenslange Garantie

Zusammen mit ihrem neuen Trailbike hat Pivot eine neue lebenslange Garantie auf ihre Rahmen vorgestellt.
Für beide Federweg-Varianten gilt außerdem Pivots neue lebenslange Rahmen- und Lager-Garantie. Ebenso für alle Pivot-Bikes, die am oder nach dem 1. Januar 2024 gekauft wurden. Diese kann man bis zum 1. April, bzw. danach 30 Tage nach einem Neukauf in Anspruch nehmen.
Unser Testjahrbuch: 120 Bikes im Überblick
Der Vorgänger – 2021: Pivot Trail 429

Die neuen Trailcat-Bikes sind die konsequente Fortsetzung des Trail 429.
Schon am Vorgänger, dem Trail 429, war das Ziel, Race-Gene aus dem CC-Bereich und die Vielseitigkeit eines All-Mountain-Bikes zu vereinen. Dafür standen 120 mm am Heck sowie 130 mm oder 140 mm Federweg an der Gabel zur Verfügung.
120 mm Federweg klingen erstmal nicht nach überragendem Trailspaß. Doch tatsächlich war das Heck mit 120mm-Hub-Dämpfung bereits sehr potent.
Auch in Sachen Geo hatte sich bei Pivots Trailbike einiges getan: während der Reach um 15 mm auf 460 mm (Gr. M) gewachsen ist, wurde der Lenkwinkel um 0,8 Grad flacher. Dieser betrug für die damalige Zeit flache 66,5 Grad. Auch einen Flip-Chip gab es bereits am DW-Link-Hinterbau.
Rückblick – 2018: Pivots neues 29"-Trailbike

In der Version von 2018 stand der Dämpfer noch horizontal im Rahmen. So wie es bei allen Pivot Klassikern der Fall war.
Pivots-Trailbike von 2018 rollte ebenfalls auf 29"-Laufrädern, nur der DW-Link-Hinterbau war mit einer waagrechten Dämpfer-Montage aufgebaut. Gleich geblieben ist das Hebelprinzip, das auf einen virtuellen Drehpunkt setzt. Vorne kam das Bike mit bis zu 140 mm, das Heck bot 120 mm an Hub. Schon damals war das Thema Mullet ein Thema: 27,5+-Laufräder passten bis zu 3,0" Breite ins Bike, Twentyninerpiloten konnten maximal 2,6-Zoll breite Reifen montieren.
In der Shimano-Pro-Variante kostete das Bike 6948 Euro. Ein Fox DPX2-Dämpfer gab es für 150 Euro Aufpreis. Das Gewicht betrug um die 13,6 kg in Größe L.