Gerade erst hat Henri Kiefer in Ilmenau seinen Titel als Deutscher Meister verteidigt – nun krönt er seine Saison mit dem Vizeweltmeistertitel im Downhill. Trotz starker Qualifikationszeit musste der gebürtige Rheinland-Pfälzer früh auf die berüchtigt steile Strecke von Champéry. Denn bei Weltmeisterschaften gilt die Startreihenfolge nach Weltcup-Rangliste, nicht wie gewohnt nach Quali-Ergebnissen. Schon in der Qualifikation hatte Kiefer mit Platz sieben ein Ausrufezeichen gesetzt.

„Mein Rennlauf war nahezu perfekt. Ich hatte eine großartige Intensität und war unglaublich reaktionsschnell auf dem Bike. Zwar habe ich einen Fehler gemacht, bei dem ich fast von der Strecke abgekommen wäre, doch ich habe die ganze Zeit an mich geglaubt – und es am Ende geschafft“, erklärte Kiefer gegenüber Pinkbike.
Der Rennlauf: Vier Sekunden Vorsprung und der Hot Seat
Mit einem nahezu perfekten Lauf und vier Sekunden Vorsprung katapultierte er sich auf den Hot Seat, wo er lange Zeit unangefochten blieb. Selbst Stars wie Benoît Coulanges, Troy Brosnan, Andi Kolb und Titelverteidiger Loris Vergier konnten seine Bestzeit nicht unterbieten. Als Ronan Dunne ins Ziel kam, stand Kiefer die Anspannung ins Gesicht geschrieben – doch auch er scheiterte knapp um eine halbe Sekunde.
Nur Goldstone schneller
Erst Top-Favorit Jackson Goldstone gelang es schließlich, Kiefers Zeit um knappe zwei Sekunden zu unterbieten. Damit schreibt Henri Kiefer Geschichte: Er ist der erste deutsche Fahrer überhaupt, der bei einer Downhill-Weltmeisterschaft in der Elitekategorie der Männer das Podium erreicht. Zuvor hatte nur Nina Hoffmann (Santa Cruz Syndicate) 2022 in Les Gets Silber für Deutschland geholt.
Kiefers sportlicher Werdegang
Kiefer selbst ist längst kein Unbekannter: 2023 gewann er bei der Junioren-WM in Fort William Gold, 2025 bestreitet er nun seine erste Elite-Saison. Mit Platz drei beim Weltcup in Leogang machte er bereits früh auf sich aufmerksam. Der Youngster stammt aus Schoden im Landkreis Trier-Saarburg und fährt seit 2022 für das deutsche Canyon CLLCTV-Team.

Generationswechsel! Henri Kiefer, Jackson Goldstone und Ronan Dunne (v.l.n.r.) sind alle drei erst in den letzten paar Jahren aus der Junioren- in die Elitekategorie aufgestiegen - und haben sie ordentlich aufgemischt!
Die weiteren Deutschen im Einsatz
Max Hartenstern (Cube Action Team) hatte nach einem Sturz im Training eine Daumenverletzung erlitten, startete aber dennoch ins Finale. Sein Run begann stark, doch im unteren Streckenabschnitt fehlte ihm nach eigener Aussage die Kraft. Eine harte Kompression konnte er nicht mehr abfangen, wurde von der Strecke katapultiert und leider disqualifiziert.
Nina Hoffmann (Santa Cruz Syndicate), die in La Thuile dieses Jahr noch einen Weltcupsieg feiern konnte, erwischte in Champéry nicht ihren besten Tag. "Ich habe heute leider nicht in meinen Flow gefunden. Schon in der ersten Kurve habe ich gemerkt, dass ich viel zu steif und zu vorsichtig fahre", erklärte die Saalfelderin. Am Ende blieb für sie nur ein enttäuschender Platz 19.

Im Damenrennen bot sich ein ähnliches Szenario: Myriam Nicole ging früh mit einer Topzeit in Führung. Erst die letzte Frau am Berg, Vali Höll, konnte ihre Zeit unterbieten und krönte sich damit zum vierten Mal in Folge zur Weltmeisterin. Marine Cabirou (rechts) komplettierte das Podium.
Vali Höll im Interview
Kurz vor der WM in Champéry haben wir einen Podcast mit, nun vierfacher Weltmeisterin, Vali Höll aufgenommen. Wir sprechen über Valis aktuelle Saison und wie sie mit dem enormen Druck umgeht. Außerdem verrät sie uns, was ihr persönliches Fahrwerkssetup ausmacht und was ihr liebstes österreichisches Essen ist. Du findest unseren den MOUNTAINBIKE-Podcast als Videocast auf YouTube oder als Audio auf Spotify, Deezer und itunes/Apple Podcasts, Overcast, Podcast-App, Audio Now, Acast, Google Podcasts und auf vielen anderen Plattformen und Apps.