Test E-Graveler: Storck E:Grix Pro Force XPLR eTap AXS 1x12

E-Gravelbike Storck E-Grix Pro Force im Test
Storcks federleichtes Premium-E-Gravelbike

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Zuletzt aktualisiert am 09.05.2024

Innovator Markus Storck ist in der Radbranche bekannt für außergewöhnliche und extravagante Konzepte. Mit dem E:Grix betreten die Frankfurter neues Terrain, denn ein E-Gravelbike hatte Storck bis dato noch nicht im Portfolio. Dass das neue Gravelbike mit E-Unterstützung E:Grix keine Standardnummer wird, schien irgendwie klar. Ergo ergänzten die Produktmanager das Konzept des erfolgreichen Grix mit einem leichten Antriebssystem, dem Mahle X20. Mit 11,9 kg gelang den Hessen auf Anhieb ein E-Grinder mit Race-Genen.

Storck E:Grix mit Mahle X20: federleichtes E-Gravelbike

Man muss schon genau hinsehen, dass man das Storck E:Grix als E-Bike entlarvt. Beim lockeren Herausheben aus dem Transportkarton glaubt man zuerst: Oh, versehentlich ein Rennrad eingepackt?! Auch nachdem man das Bike komplett vom Karton befreit hat, stellt sich leichtes Stirnrunzeln ein: Doch das falsche Testrad geliefert? Wir hatten ein E-Bike bestellt! Allerdings schimmert sodann an der harmlos erscheinenden schlanken Hinterradnabe das Label Mahle X20 – der Hecknabenantrieb – und die plötzliche Erkenntnis: ist das leicht!

Auch die Dimension der Rahmenrohre des filigranen Carbonrahmens lassen nicht sofort auf ein E-Bike schließen, denn das unaufdringliche Unterrohr mit dem integrierten 242 Wh-Akku fügt sich ins dezente Gesamtdesign des Nobel-E-Gravelers elegant ein. Die Montagepunkte versprechen die Befestigung umfangreichen Zubehörs wie Spritzschützer, Gepäckträger, Trinkflaschen usw. Dass die Sattelstütze und die schicke Lenker-Vorbaueinheit ebenfalls aus dem Wunderwerkstoff Carbon gefertigt sind, versteht sich beim Leichtgewicht E:Grix von selbst.

Mahle X20 Hecknabenantrieb

Seit im letzten Jahr Bosch, Fazua und TQ-Systems ihre smarten Antriebe mit sportlichem Ansatz auf den Markt gebracht haben, lassen sich immer mehr Hersteller zum Bau sportlicher E-MTBs, E-Renner und E-Gravelbikes verleiten. Mahle hat mit dem überaus leichten X20 Antrieb ein System am Start, das als Getriebemotor direkt in der Hinterradnabe Anwendung findet.

Dass der Hecknabenantrieb dem Mittelmotor nicht zwingend unterlegen ist, zeigen die Vorteile des Systems: Der Motor in der Hinterradnabe erleichtert die Rahmengestaltung, denn lediglich ein schlanker, innenliegender Akku muss im Rahmen integriert werden. Eine Aufnahme am Tretlager für den Motor benötigt der Hecktriebler nicht: Der Motor sitzt im Hinterrad und wird mittel Steckachse im 142 mm Standard-Hinterbau gefixt. Der Rahmen fällt somit leichter aus, da weniger Material eingesetzt werden muss.

Damit wären wir auch gleich beim zweiten Pluspunkt: Beim Hecknabenmotor wirkt die Unterstützung direkt am Hinterrad und muss nicht wie beim Mittelmotor erst durch die Übersetzung zum Hinterrad transportiert werden. Die 55 Nm maximalen Drehmoments des X20 kommen unter Volllast auch auf der Straße raus.

Das Antriebssystem selbst ist mit 3,2 kg für das komplette System mit Motor, Akku und Controller (HMI) insgesamt sehr leicht. Klar, dass das E.Grix mit Carbonrahmen, Sram-Komponenten und X20 gerade mal auf knapp 12 kg kommt.

Hochwertige Sram-Komponenten

Ein Teil des Leichtbau-Geheimnisses liegt natürlich auch in der Auswahl der Komponenten. Srams Force-Gruppe mit Elektroschaltwerk ist nicht nur leicht, sie konnte sich auch bereits in etlichen Tests beweisen und zählt zu den etabliertesten Rennrad- bzw. Gravel-Komponentengruppen. Am Testrad ketteten die Storckies 46 x 10-44 Zähne. Dies ergibt eine Entfaltung von 2,32 m im kürzesten und 10,2 m im längsten Gang der 12-fach Schaltung. Selbst ohne E-Unterstützung eine Übersetzung, mit der man trainiert auch im Hochgebirge klettern kann. In Kombination mit dem Mahle erst recht.

Die Bremsanlage mit den beiden 160er-Bremsscheiben wurde ebenso oft getestet und hat sich bewährt.

Storck E:Grix: Schnittig und mit ordentlich Motor-Power

Dank der nahezu kompromisslosen Racegeometrie mit dem kurzen 425 mm-Hinterbau zeigt sich das E.Grix unterwegs als echter Kurvenakrobat. Verwinkelte Strecken sind das Terrain des E:Grix, das aber auch auf Schussfahrt bergab keine Unruhe aufkommen lässt. Den Antrieb schaltet man einfach mal zu, denn mit dem herrlich leichten Bike beschleunigt man schnell über die 25er-Schwelle und merkt nicht, dass man ja eigentlich schon im Freilaufmodus pedaliert.

Die Wahrheit findet, mit und ohne E, am Berg statt: hier zeigt der kleine Getriebemotor aus Spanien, was in ihm steckt. Reicht für welliges Gelände die erste Unterstützungsstufe leicht aus, lässt sich mit der zweiten Stufe bereits Steigungen im unteren zweistelligen Bereich gut meistern, ohne selbst in den roten Bereich zu pedalieren. Die dritte Unterstützungsstufe zieht auch an steilen Stichen überraschend ordentlich durch und ermöglicht an den Schlüsselstellen noch flüssiges Pedalieren ohne Schnappatmung.

Alle Unterstützungsstufen können mit der Mahle App My SmartBike individualisiert werden, eine vierte lässt sich auf Wunsch mit der App als Smart Assist zuschalten.

Wirkt sich der Hecknabenmotor aufs Fahrverhalten aus?

Dass der Hecknabenmotor trotz seines geringen Gewichtes von schlanken 1399 g einen Einfluss aufs Fahrverhalten des Rades nimmt, steht außer Frage. Beim bloßen Beschleunigen des Rades wirkt sich das Gewicht am Hinterrad weniger aus. Zum einen unterstützt der Motor ja je nach Unterstützungsstufe bis 25 km/h sowieso recht flott, zum anderen sitzt das Gewicht des Motors ja im Zentrum und die rotierende Masse, die es anzutreiben gilt, beschränkt sich im Wesentlichen auf die Felgen und die Reifen.

In Bezug der Agilität fängt die clevere Rahmengeometrie die Nachteile des schwereren Hinterrades teilweise wieder auf. Im Trail respektive Schotter ist das gewichtigere Hinterrad nicht unbedingt nachteilig und liegt satt in der Spur. Gerade beim Gravelbike ein nicht zu verachtender Aspekt.

Wie weit reicht der Akku?

Die ewige Frage nach der Akkukapazität und deren Reichweite interessiert gerade beim Mahle-System mit seinem schlanken 242 Wh Akku. Bei den üblichen E-Bike-Systemen mit 500 – 800 oder mehr Wh unterstützt der Akku im Rahmen der normalen Nutzung meistens permanent, d.h. die Energie wird beharrlich verbraucht. Diese E-Bikes wiegen allerdings meist 25 und mehr Kilo.

Beim leichten E-Gravelbike Storck E:Grix ist der Ansatz ein anderer: Das Rad wird fußend auf seinem leichten Konzept überwiegend über der 25 km/h-Schwelle bewegt. Sinkt die Geschwindigkeit im flachen oder leicht welligen auf unter 25 km/h, lässt sich das E:Grix spielend leicht ohne Unterstützung pedalieren. Somit verbleibt der Einsatz des E-Antriebs beim Anstieg, mehr oder weniger je nach Steilheit. Erfahrungsgemäß sind mit steigendem Trainingszustand aber auch steilere Anstiege ohne Unterstützung fahrbar. Je nach Profil sind mit dem kleinen 242 Wh-Akku somit Touren von 100 km oder auch mehr drin. Kein Problem.

Andersherum betrachtet, kann der E-Antrieb gut auch als Backup für die Heimfahrt angesehen werden und der Versuch, wie weit die eigene Fitness schon reicht, endet nicht erschöpft im Straßengraben oder der Tankstelle. Dann hilft der Motor für den Rückweg.

Fazit

Mit dem E:Grix hat Storck ein top ausgestattetes E-Gravelbike mit Racegenen im Programm, das sich entweder als normales Gravelbike, mit E-Antrieb oder auch zum Bikepacking wirklich sehr gut eignet.

👍 Das gefällt

  • mit 11,9 kg für ein E-Bike extra leicht
  • leichte und bewährte Sram Force Komponenten
  • kompakter und sehr kräftiger Mahle Hecknabenmotor
  • raceorientierte, agile Fahreigenschaften

👎 Das weniger

  • Rennrad-Lenker ohne Flare
  • wenig nutzerfreundliche Bedienung des Antriebssystems

💗 Das perfekte Rad für...

  • ... sportliche Gravelfans und Pendler, schnelle und anspruchsvolle Graveltouren, die mit und ohne E richtig großen Genuss bieten.

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