Riese & Müller erfindet mit ihrem Nevo 4 GT Vario das (Fahr-) Rad natürlich nicht neu. Am Ende ist es "nur" ein klassischer Tiefeinsteiger, welcher auf eine 100-mm-Federgabel in der Front und ein starres Heck setzt. Wie üblich in dieser E-Bike-Klasse ist die Sattelstütze dafür leicht mitfedernd. Der Clu: im Gegensatz zur Konkurrenz lässt sich das Nevo im Riese-&-Müller-Online-Konfigurator mannigfaltig anpassen, neben einem Upgrade auf den 750-Wh-Akku gibt's sogar eine Option auf geländefähigere Reifen und vieles mehr. Wir haben das Modell mit 750-Wh-Akku, Enviolo-Nabenschaltung, Straßenreifen und optionalem Frontgepäckträger im Test. Abfahrt!
Gewohnt bäriger Motor, dicker Akku als Option
Riese & Müller verbaut Boschs bewährt-bärigen und absolut zuverlässigen CX-Motor in vierter Generation in der "Smart"-Ausführung. Sprich: Per App lässt sich auf dem Kiox-Display eine Routenführung anzeigen, seit dem Sommer lässt sich sogar anhand des Ladestatus deines E-Bikes die Route planen, damit du sicher und mit genügend Akku am Ziel ankommst. Schade nur: Das hervorragend ablesbare und farbige Kiox-300-Display kostet Aufpreis, ebenfalls die praktische GPS-Ortung. Ein Umstand, der sich auch beim Akku und weiteren Anbauteilen durchzieht. Regulär kommt das Nevo 4 GT Vario mit einem großen 625 Wattstunden Akku in die Verkaufsräume, optional ist ein (im Testrad verbauter) 750 Wattstunden Akku verfügbar.
Gute Zuladung, Anhänger- und Kindersitz erlaubt
Das Nevo 4 GT wog im Test fahrfertig mit Kettenschloss, Pedalen sowie dem 750er-Akku satte 31,5 Kilo – das ist wahrlich nicht leicht. Zuladen darf man so laut Riese & Müller immerhin 130 Kilo, was für Normalos samt Gepäck dicke reichen sollte. Sehr groß gewachsene Piloten sollten den Einsatzzweck und die übrigbleibende Zuladung im Auge behalten. Davon ab gibt Riese & Müller ihr Nevo 4 GT sowohl für einen Kindersitz als auch für Anhänger frei.
Im Alltag gefahren: So gut ist das Nevo 4 GT
Mit den ab Werk aufgezogenen Straßenreifen von Schwalbe in 27,5"-Größe rollt es sich in der City nicht nur komfortabel, sondern auch agil und wendig. Klar: das eher "leichte" Profil kommt im Matsch schnell an seine Grenzen, macht kurze Ausritte über Feldwege aber locker mit. Aber: Wer öfter abseits befestigter Wege fährt, sollte das "GX"-Paket mit stolligeren Reifen ordern. Wie gewohnt hat der CX-Motor von Bosch genügend Power, um auch in höheren Gängen und mit dicker Beladung jede noch so steile Rampe schweißfrei hochzufahren. Genügend Reichweite würde auch der 625er Akku bereithalten, den 750er kriegt man höchstens bei ausgiebigen Tagestouren leer gefahren. Auch die Enviolo-Nabenschaltung ist weitestgehend bar jeder Kritik: In Kombination mit dem Gates-Riemen stellt das System einen wartungsfreien Antrieb dar, lediglich die Griff-Schaltung ist nicht jedermanns (oder jederfraus) Sache. Zum Anspruch als Alleskönner passen übrigens auch die Bremsen, die verbaute Magura-Anlage hat die 31,5 Kilo klasse im Griff und braucht vergleichsweise wenig Handkraft für gute Verzögerung. Optional gibt es übrigens auch ein Bosch-ABS.
Auch sonst wusste das Rad zu überzeugen. Die Lichtanlage bestehend aus Supernova-Frontlicht und Busch-&-Müller-Rücklicht macht die Nacht zuverlässig zum Tag, der kleine Heckträger mit seinem Gummizug ist flott und sicher beladen. Mit Spanngurten bewaffnet, kann man auf dem kleinen Frontträger noch die Picknickdecke oder eine Tasche verzurren. Einmal mehr waren wir große Fans des optionalen Abus-Kettenschlosses. Dieses findet platzsparend in einer Tasche unter dem Sattel Unterschlupf und ist so stets griffbereit und schnell wieder verstaut. In Kombination mit dem Serienmäßigen Rahmenschloss und dem optionalen RX-Paket zu Fernortung ist eine gute Sicherung vor allzu eifrigen Langfingern.
Fazit
Das Nevo 4 GT Vario fährt sich so flott, wie es ausschaut: Der CX-Motor ist bekannt bärig, die Enviolo-Nabenschaltung funktioniert im Alltag prima und hält auch für steilste Rampen genügend Bandbreite bereit. Auch die Ausstattung ist generell prima und praxisgerecht. Fluch und Segen ist hingegen der hauseigene Fahrrad-Konfigurator. Vieles nützliches (wie das erwähnte Abus-Kettenschloss) muss teuer kostet Aufpreis, was aber wiederum den ohnehin schon eher hoch angesiedelten Preis schnell um einige hundert Euro in die Höhe treibt.
Ergebnis
👍 Das gefällt
- bäriger Motor, sehr gute App
- optional dicker 750-Wh-Akku
- bequemes, sicheres absteigen
- ABS optional
- sehr gute, voll tour- und alltagstaugliche Ausstattung ...
👎 Das weniger
- ... vieles (nützliches...) aufpreispflichtig
- insgesamt vergleichsweise teuer
💗 Das perfekte Rad für ...
- komfortorientierte Tourenfahrer, Touren auf anspruchsvollen Strecken, Tourenliebhaber