Rund 2600 Euro, starker Mittelmotor, guter Akku und verhältnismäßig leicht: Mit dem reichlich überarbeiteten Talon E+ hat Giant ein auf dem Papier richtig starkes und eher günstiges E-Hardtail für sportive Radfahrer im Angebot. Ob es seine Stärken auch im Alltag ausspielen kann? Übrigens: Weitere günstigere E-Bikes haben wir hier in der Test-Zusammenfassung.

Als BikeX-Redakteur nehme ich quasi wöchentlich neue E-Bikes unter die Lupe: vom stylischen City-Flitzer bis zum SUV auf zwei Rädern. Alle getesteten Räder findest du hier in der Übersicht! Dabei frage ich mich oft nicht nur, wie viel Drehmoment wirklich nötig ist, sondern auch, warum ausgerechnet bei Regen der Bordcomputer wie ein Weihnachtsbaum blinkt. Ich teste mit Neugier, einer Portion Skepsis – und daher meist mit matschigen Schuhen.
In unseren Tests prüfe ich nicht nur Zahlen und Daten, sondern vor allen Dingen, ob ein Bike im Alltag wirklich funktioniert: Wie fährt es sich im Feierabendverkehr, mit Einkaufstasche am Gepäckträger oder auf matschigen Waldwegen? Ich höre aufs Motorgeräusch, spüre, was der Rahmen macht – und freue mich natürlich, wenn mich ein Bike einfach grinsend vom Hof rollen lässt.
Meine Meinung: Gute E-Bikes erkennt man daran, dass man gar nicht mehr darüber nachdenkt, ob man gerade mit oder ohne Unterstützung fährt.
Kurz & knapp: Giant Talon E+
- 22,1 Kilo schweres E-Hardtail
- angetrieben von SyncDrive Sport 2 Motor (75 Nm, 250 Watt)
- 430 Wattstunden, optional Range-Extender mit 200 Wh
- 100 mm Federweg vorne
- Anschraubpunkte für Licht, Spritzschutz & Co.
- auch als EX-Modell mit Alltagsausstattung erhältlich
- Preis: ab 2599 Euro (EX-Modell +150 Euro)
SyncDrive Sport-Antrieb, eher kleiner Akku
Rad-Gigant Giant kann Rahmenbau, daran besteht auch beim Talon E+ kein Zweifel. Unschöne Schweißstellen? Nix da! Das Talon E+ kommt daher wie aus einem Guss, wirkt auf den ersten Blick eher wie ein modernes Carbon-Bike, als ein "klassischer" Alu-Rahmen. Zudem fügt sich der mit Yamaha entwickelte "SyncDrive Sport 2" getaufte Motor wirklich hübsch ins Bild ein. Dieser leistet wie gehabt 75 Newtonmeter Drehmoment, was ihn im Reigen um Shimanos EP801 und Bosch PX nominell etwas weniger kraftvoll wirken lässt. Auch die Akkugröße überrascht: 430 Wattstunden sind nach heutigen Maßstäben eher klein, im Alltag aber für das anvisierte Publikum eigentlich kein Hindernis, zumal er optional per Range-Extender um 200 Wattstunden vergrößert werden könnte. Welcher Akku zu dir passt, sagen wir dir hier. Richtig gut gefiel uns zudem das neue Bedienteil, "RideControl Dash 2" getauft. Nicht nur ist das kleine Display gestochen scharf und schön hell, sondern auch angenehm bunt und von der Infotiefe her sehr aufgeräumt und funktional.
Gut, günstig: Die Ausstattung
Wie für den Preis kaum anders zu erwarten, ist die Ausstattung einfach, aber praxisgerecht. Schaltung und Bremse stammen aus dem Einsteigerregal bei Shimano. Die verbaute Cues-Kettenschaltung mit neun Gängen und 11 bis 41 Zähnen ist weniger für die Eiger-Nordwand, denn für alltägliches Geschottere im Mittelgebirge. Das gilt auch für die per se toll funktionierenden MT200-Anker, zumal Giant 180er Scheiben vorn wie hinten verbaut. Schwereren Piloten empfehlen wir wie immer jedoch, mindestens vorn auf eine 200er umzurüsten. Auch die aufgezogenen Maxxis-Gummis sind gute Alltagsbegleiter und mit 2,4" sogar schön breit.
Etwas schade im MTB-Kontext: Die Suntour-Gabel fällt mit 100 mm Federweg zwar klassentypisch aus, hat aber keine Luftkammer zum Anpassen an das Fahrergewicht. Stattdessen wird die Gabel simpel in der Vorspannung per Drehknauf eingestellt. Ist das ein Dealbreaker? In unseren Augen nicht. Für erste Gehversuche auf leichten Trails ist die Gabel voll in Ordnung. Wer irgendwann Lust auf mehr Feintuning verspürt, wird das Rad vermutlich ohnehin gegen ein gänzlich anderes eintauschen wollen. Insgesamt ist die Ausstattung eher in Richtung Alltag und Tour gewichtet, was in unseren Augen prima zum Alltagskonzept eines E-Hardtails passt.
Ein Umstand, der auch Giant natürlich nicht entgangen ist: Für schmale 150 Euro Aufpreis bieten die Taiwanesen ihr EX-Modell mit Spritzschützern, Gepäckträger und Co. an – ein richtig guter Deal für alle, die einfach nur ein sportives Alltagsrad suchen und auf die Mountainbike-Optik nicht verzichten wollen. Der Rahmen ist indes bei beiden Modellen identisch, du kannst dein Talon E+ also auch später um einen Gepäckträger und mehr erweitern, die Anschraubpunkte sind dafür immer enthalten.
Im Alltag gefahren: Giant Talon E+
"Nur" 75 Nm? Von wegen! Der SyncDrive Sport zieht auch am Berg gut an und beweist einmal mehr, dass die reine Newtonmeter-Angabe der Hersteller längst nicht so aussagekräftig ist, wie die Zahlen suggerieren. Das gilt auch für den Akku: 430 Wattstunden klingen nicht nach viel, reichen im anvisierten städtischen Kontext aber durchaus aus; rund 50 Kilometer kommt man in aller Regel locker damit. Und Spaß macht das Rad an sich dabei auch. Das Talon E+ geht gut ums Eck und liegt auch im Talschuss satt auf dem Untergrund – egal ob Asphalt oder Waldboden. Wer jedoch ein rassiges E-Mountainbike erwartet, dürfte enttäuscht werden. Im Trail merkt man die früh limitierende Gabel, auch das Heck ist kein Komfortwunder. Fairerweise teilt sich das Giant diesen Malus mit anderen E-Hardtails. Das Talon E+ sollte man eher als Einstiegsdroge verstehen: sportlich genug, um nicht als "langweiliges" Trekking-Rad durchzugehen, gerade so viel Pfiff, dass erste Trail-Übungen gelingen. In dieser Hinsicht macht das Rad aus Taiwan wirklich (fast) alles richtig.
Die zweite Meinung

Ich finde, das Talon E+ ist ein preislich attraktives, alltagstaugliches E-Hardtail mit respektablem Gewicht und kräftigem Motor. Auf Forstwegen und Schotter fühlt man sich dank tourenorientierter Geometrie und direktem Handling sofort wohl und kommt effizient voran. Negativ fällt mir der kleine 430-Wh-Akku auf, der die Reichweite begrenzt, ebenso die einfache Stahlfeder-Gabel und die enge 11–41-Übersetzung. Auf ruppigen Trails stößt das Bike für mich schnell an seine Grenzen, das harte Heck gibt Schläge natürlich ungefiltert und deutlich spürbar weiter. Kurzum: Für Tourenfahrer und Einsteiger kann ich das Talon E+ empfehlen, Trail-Jäger werden hier für die Klasse typisch nicht glücklich.
👍 Das gefällt
- kräftiger, erfreulich leiser Motor
- gute, wenn auch einfache Ausstattung
- im Stadtalltag zufriedenstellende Akku-Ausdauer
- vergleichsweise günstig
- Anschraubpunkte für Licht & Co.
👎 Das weniger
- kein Trailräuber, Offroad eher limitiert
- Federgabel nur in Vorspannung verstellbar
💗 Das perfekte Rad für ...
- … MTB-Einsteiger und Pendler mit Faible für sportive Alltagsbegleiter





