Für Redakteur Moritz Schwertner ist das Fahrrad nicht nur ein Fortbewegungsmittel, sondern ein wichtiger Begleiter im Alltag. Als passionierter Radfahrer kennt er die Herausforderungen und die Freude, die mit jedem Kilometer auf dem Sattel verbunden sind. In diesem Beitrag stellt er seine persönlichen Favoriten aus der Welt der Fahrradgadgets, Bekleidung und Ausstattungen vor – Produkte, die sich in der Praxis wirklich bewährt haben. Ob es um praktische Helfer für den täglichen Weg zur Arbeit, innovative Gadgets oder einfach nur um die richtige Ausrüstung für längere Touren geht: Wir zeigen, welche Produkte ihn überzeugt haben und welche er inzwischen nicht mehr missen möchte. Ein ehrlicher Blick auf das, was im Radalltag wirklich funktioniert – und was man getrost im Regal stehen lassen kann.

An dieser Stelle oute ich mich mal als Vielfahrer – was regelmäßigen BikeX-Lesern vermutlich längst aufgefallen ist. Durch meinen Job als Rad-Redakteur und E-Bike-Tester sitze ich fast jeden Tag im Sattel, bei Wind und Wetter, egal ob auf dem Trekkingrad oder dem E-MTB. Entsprechend haben sich über die Zeit ein paar echte Lieblingsstücke herauskristallisiert: schicke Regenjacken, die auch im Alltag eine gute Figur machen, oder schlichtweg praktisches Werkzeug, das ich nie wieder missen möchte. In diesem Artikel zeige ich euch meine persönlichen Highlights aus meinem Fahrradalltag.
Fahrradrucksäcke im Alltagstest
Vaude Cyclist Fahrradrucksack

Der vergleichsweise unauffällige Vaude-Rucksack im beliebten "Messenger"-Style begleitet mich nun seit rund zwei Jahren durch den Alltag. Zur Arbeit mit Sack und Pack pendeln? Schafft der Vaude genauso locker, wie einen Single-Haushalt-Einkauf zu verpacken. Vaude gibt 27 Liter Volumen an, das reicht für Laptop, Wechselbekleidung und mehr locker. Den Tragekomfort finde ich im Alltag voll in Ordnung, an einen Deuter Trans Alpine kommt er aber nicht ran. Was ich mir wünschen würde: mehr Reflektoren auf der Rückseite. Die Regenhülle leuchtet zwar auffällig orange, der Rucksack an sich ist aber (besonders in Schwarz) auf dem Rad in meinen Augen dann doch wieder zu unauffällig – erst recht jetzt im Herbst. Mein Fazit? Nicht nur schick, sondern auch praktisch.
unauffällig schick
top verarbeitet
mit 160 Euro kein Schnäppchen
könnte mehr Reflektoren vertragen
Ortlieb Vario (Fahrradrucksack und -tasche)

In meinen Augen ist das Konzept der Ortlieb-Tasche ein echter Game-Changer: An sich ist die Vario eine normale Fahrradtasche für den Gepäckträger, dank einer Umschlagfunktion (Ortlieb nennt es "Flap") ist sie aber auch im buchstäblichen Handumdrehen dank versteckter Rückengurte ein Rucksack. Die Rucksackfunktion ist zwar kein Komfortwunder und trägt sich eher steif, als Notnagel bei kurzen Einkaufsstopps aber dennoch ein spürbarer Komfort- und Nutzungsgewinn. Wie für Ortlieb typisch ist die Verarbeitung exquisit und rechtfertigt den hohen Preis in meinen Augen durchaus. Langlebig ist sie auch noch: Eine unfreiwillige Rutschpartie bei 50 km/h über Schotterboden hat die Vario-Tasche sang- und klanglos überstanden. Mein Fazit? Wer eine duale Lösung sucht, wird hier fündig. Den Preis finde ich heftig, aber durchaus gerechtfertigt.
gute Doppelfunktion – einerseits Tasche, andererseits Rucksack
hervorragend verarbeitet
mit 185 Euro alles, nur kein Schnäppchen
kein Komfortwunder als Rucksack
mit 1,4 Kilo Leergewicht alles andere als leicht
Compagnon Element 30L Fotorucksack

Piekfein verarbeitet, ultrabequem und geräumig: Diese Attribute treffen auf den aus dem Schwarzwald stammenden Compagnon Element komplett zu. Satte 30 Liter Fassungsvermögen für Kamera, Objektive und Tagesgeraffel hält er vor – das reicht auch für lange Telezooms und große Spiegelreflex-Kameras locker. Für richtig schwere Lasten ist ein abnehmbarer, breiter und dicker Beckengurt dabei. Die Einteilung innen ist dank Klettwanne ziemlich frei wählbar, da der Compagnon aber nicht formstabil ist, gestaltet sich das je nach Layout als schwieriger, als man denken würde. Das ist – für mein Befinden – auch seine größte Schwäche, wenn man sie denn so nennen kann: Wer außen eine Trinkflasche verstauen möchte, beult den Rucksack und das Innenleben ein und kann, wenn es ganz doof läuft, die Klettteiler lösen. Ansonsten gibt es für den 400 Euro teuren von mir nur Bestnoten: Ich finde ihn auf Wanderungen oder auf Fotofahrten saubequem und prima auf den Rücken einstellbar. Etwas, was auch Kollege und Fotograf Agron Beqiri bestätigen kann, denn er möchte ihn nach mehrmonatigem (Mit-) Ausprobieren nicht mehr wirklich hergeben. Das Roll-Top habe ich besonders auf Wanderungen lieben gelernt, da man von dort aus super auf Regenjacke, Proviant und Co. zugreifen kann.
perfekte Verarbeitung
super Tragekomfort
nicht formstabil
Einteilung u.a. deshalb etwas "tricky"
Fahrradregenjacken im Alltagstest
GoreWear Lupra 2.0 Gore-Tex

Wenn ich eines in meiner Redakteurs-Karriere gelernt habe, dann, dass regelmäßig Getragenes durchaus höherwertiger ausfallen darf – im täglichen Gebrauch merkt man sonst wie im Zeitraffer, wo die Hersteller gespart haben. Am schnellsten merkt man das in meinen Augen bei Regenjacken. Oft waren günstige Modelle nach einem halben Jahr oder einem Dutzend Wäschen einfach nicht mehr zu gebrauchen. Seither bin ich Fan der GoreTex-Eigenmarke GoreWear. Zum einen, weil die hier gezeigte Lupra-Jacke auch im Alltag trotz Signalrot durchgeht, zum anderen, weil die Verarbeitung dem Preis gerecht wird. Das Material ist leicht flexibel und trägt sich angenehm raschelfrei, die Nähte sind wirklich piekfein überklebt, zudem auch nach mittlerweile drei Wäschen immer noch tiptop. Dicht hält sie ohnehin, je nach Schwitzgrad ist das Klima innerhalb der Jacke trotzdem sehr gut. Lobenswert zudem: Sie hat echt nutzbare Taschen, Handy, Schlüssel und Co. passen prima rein, Kordeln am Bund und an der Kapuze straffen sie auf Wunsch zusammen. Mein Fazit? Jeden Cent wert.
toller Tragekomfort, leicht stretchig
perfekter Regenschutz
wieder einmal: kein Schnäppchen
Werkzeug im Alltagstest
Topeak Omni Toolcard

Als Tester hat man ja so seine Marotten, auch und gerade bei Anbauteilen am Rad. Sattel zu steil, der Lenker schief oder Bremse verstellt? Merkt man manchmal erst unterwegs. Vor ein paar Wochen habe ich mir deshalb von Kollege Chris Pauls das Omni-Set von Topeak gemopst. Der Clou dabei? Es passt wirklich in jede Jackentasche, hat mit 2er, 3er, 4er, 5er, 6er Inbus, einem PH2 und einem Torx 25 die wichtigsten Bits direkt im Gehäuse. Selbst ein Kettennieter ist dabei! Mein Lieblingsteil ist aber die Ratsche. Alles schraubt sich besser mit einer Ratsche. Gut: Sie ist klein, ich hätte auch lieber eine teleskopierbare Wera-Zyklop im Taschenformat, die auf Wunsch auf Originalgröße "anschwillt". Da wir uns hier aber in irdischen Gefilden rumtreiben, bleibt das ein frommer Wunsch. Kurzu: Tolles Notbesteck für kleine Anpassungen unterwegs.
winzig, passt in jede Jackentasche
kleine, funktionale Ratsche
essenzielle Bit-Auswahl
... die der Größe wegen aber viel auslässt
mit 50 Euro aufs Gramm gerechnet sehr teuer
BikeHand Reifenheber

Kaputte Schläuche, platte Reifen: Das gehört leider unweigerlich zu meinem Alltag dazu. Reifenheber habe ich daher schon viele in der Hand gehabt – den BikeHand nutze ich jedoch am liebsten. Warum? Er ist vergleichsweise lang und breit, das Plastik unbiegsam dick. Ein super Hebel eben. Ich habe mit ihm schon ein paar Dutzend Reifen ab- und wieder aufgezogen, egal ob schmale Rennrad- oder breite Mountainbike-Felge, immer ohne Murren. Mein Fazit? Keine Ahnung, wo ich dieses Schmuckstück "Made in Taiwan" herhabe, ich weiß nur, dass ich ihn hoffentlich an meinen Sohn vererben werde.
guter Hebel, sehr stabil
liegt gut in der Hand
Fahrradzubehör im Alltagstest
Ortlieb Quick-Rack Gepäckträger

Täglich das Gravelbike satteln: Prinzipiell eine geniale (und absolut nachahmenswerte) Idee, wenn da nicht der Alltag wäre. Denn wohin mit dem Tageseinkauf, wenn der Rucksack schon voll ist? Dieses Problem löst schick und besonders recht günstig Ortliebs "Quick-Rack", ein, wie der Name schon suggeriert, wirklich flott ans Rad schraubbarer Gepäckträger für allerlei Radarten. Nur 15 Sekunden verspricht der Taschen-Gigant aus Mittelfranken vollmundig, im Alltag dauert es bei der Erstmontage auf jeden Fall länger – bis die originale Steckachse gegen ein Ortlieb-Modell getauscht ist, welche wiederum Haken für den Träger selbst verschraubt hat, dauert es ein paar Minuten. Einmal zusammengebaut, können gute 20 Kilo aufgeladen werden. Ich hatte es hauptsächlich am neulich getesteten Bulls Grinder EVO SX angebaut. Im Alltag hat mich vor allem die Stabilität mit beladenen Taschen überzeugt: Auch auf Schotter wippte nichts umher, und klapperfrei blieb es bislang auch. Die Taschen gehen schnell rauf und runter, die Fersenfreiheit passt – selbst mit breiten Klickschuhen. Da der Träger nur an der Sattelstütze selbst anliegt, muss man auch nichts großartig abkleben; das schont Lack und Nerven. Praktisch: Am Heck ist genug Platz für ein kleines Rücklicht. Mein Fazit? Das Quick-Rack genau das, was es soll – den Alltag auch mit sportiven Fahrrädern spürbar einfacher.
vergleichsweise günstig
top verarbeitet, hält bombensicher
20 Kilo Zuladung
Crankbrothers Gem Standpumpe

Auch im Dauertest ging der Crankbrothers-Gem-Luftpumpe nicht die Luft aus: Seit über drei Jahren steht sie unbeaufsichtigt draußen am Fahrradabstellplatz – Wind und Wetter zum Trotz. Was mir gut gefällt, ist der ergonomische Griff, der angenehm in der Hand liegt und auch bei längeren Pumpvorgängen nicht drückt. Das Manometer ist gut ablesbar, könnte aber gerne höher liegen. Wirklich genial finde ich aber den Fußhebel, mit dem man zwischen zwei Pumpkammern umstellen kann – wahlweise für hohen Druck (Rennrad!) oder für größeres Volumen (Mountainbike!). Damit eignet sich die Pumpe gleichermaßen für schmale Rennrad- wie auch für voluminöse MTB-Reifen. Auch der Pumpkopf überzeugt: Er ist einfach zu bedienen, hält sicher auf dem Ventil und lässt sich selbst mit Handschuhen problemlos handhaben. Mein Fazit? Die Gem gebe ich nicht mehr her.
über drei Jahre im Außeneinsatz ohne Probleme
zwei Druck-Modi (viel Druck oder viel Volumen)
gut ablesbares Manometer





