Das Testfeld im Überblick
kurz und knapp:
- 7 E-MTB-Tourenfullys um 120 mm Federweg im Test
- E-Motoren von Bosch, Shimano, Brose im Testfeld
- 27,5-Zoll-E-Mountainbikes und 29 Zoll vertreten
- Preisklasse von 3700 Euro bis 5000 Euro
Vor zwei Jahren war es für viele unvorstellbar ein E-Bike zu fahren – man hörte Beschimpfungen wie „Renterdrohne“ oder „zu hässlich“ und „viel zu schwer“. Klar, es gibt immer noch Leute, die E-MTBs nicht akzeptieren – die wird es immer geben.
Wer aber einmal auf einem E-MTB mit moderner Geometrie unterwegs ist und den Lieblingstrail gleich drei Mal statt nur einmal fährt, weiß Bescheid. Diese Bikes sind Spaß-Garanten, nicht nur für jedes Wetter, sondern auch für jeden Fitnesszustand.
E-MTB-Tourenfullys um 120 mm Federweg
Aber nicht jedes E-MTB kann man bedingungslos empfehlen. Die Nachfrage ist derzeit hoch, gefragte E-Bikes sind schnell vergriffen. Auf Kompromisse sollte man sich bei der Anschaffung jedoch nicht einlassen. Wer wissen will, welche Bikes zu empfehlen sind, der bekommt ab dieser Ausgabe jeden Monat Labor- und Praxistests von E-Mountainbikes unterschiedlicher Kategorien und Preisklassen.
Diesem Test stellen sich E-MTB-Tourenfullys mit rund 120 mm Federweg. Diese Bikes sind dazu gemacht, um Touren mit Komfortanspruch zu fahren oder einen Abstecher auf anspruchsvolle Trails zu unternehmen. Viele Bikes waren so früh im Jahr leider noch nicht lieferbar, etwa die neuen E-MTBs von Merida – ein Test wird aber folgen.
Unser Test deckt den Markt dennoch gut ab, denn es sind E-Mountainbikes mit drei verschiedenen E-Motoren vertreten. Etwa das Bulls E-Core 2 FS 27,5+ mit dem neuen Shimano-Steps-E8000-Motor. Mit dem Bosch-CX-Motor sind die folgenden E-Bikes ausgerüstet: Conway EMF 527 +, Cube Stereo Hybrid 120 HPA Race 500, Flyer Uproc 3 4.10, Scott E-Genius 720 Plus und das Trek Powerfly 8 FS Plus. Das Specialized Turbo Levo FSR ST CE 29 setzt auf eine Eigenentwicklung mit Brose-Motor.
Wie die E-Antriebe unterscheiden sich auch die Laufradphilosophien. Von 27,5" (Flyer Uproc 3 4.10) über 27,5-Plus-Reifen (Conway EMF 527 +, Scott E-Genius 720 Plus, Trek Powerfly 8 FS Plus) bis hin zu 29 Zoll (Cube Stereo Hybrid 120 HPA Race 500 und Specialized Turbo Levo FSR ST CE 29) ist alles im Test der E-Mountainbikes vertreten.
Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, setzten wir einen Preisrahmen um 4000 Euro. Daraus wurden zum Teil stolze 5000 Euro wie beim Trek Powerfly 8 FS Plus. Aber auch preisattraktive 3700 Euro wie beim Flyer Uproc 3 4.10.
So testen wir E-Mountainbikes
Um einen aussagekräftigen Vergleichstest mit E-MTBs durchzuführen, braucht es viel Zeit und Erfahrung. Erfahrungen in puncto Praxistest und Geometrievermessung und Bewertung kann die Redaktion vorweisen. Für die Analyse der Motoreigenschaften wie etwa Leistung und Reichweite haben wir uns Unterstützung von der Firma eBike-Checker geholt. Hier der Testablauf im Detail.
1. Reichweite: So testen wir die E-Mountainbikes
Reichweite ist nur unter Laborbedingungen möglich. Bei Messfahrten im Gelände sind äußere Einflüsse wie Außentemperatur, Windsituation, wechselnde Untergrundbeschaffenheit (nasser Boden) und die Kraftzugabe des Fahrers selten konstant.
Sprich: Im Zweifelsfall kommt eine erneute Messung nicht auf den exakt gleichen Wert. Deswegen entschieden wir uns für eine Kooperation mit dem Prüflabor ebike-Checker, in dem die E-Bikes auf einem Spezialprüfstand ein immer gleiches Programm durchlaufen.
Ein Motor beschleunigt den Kurbelarm, gegen das Hinterrad drückt eine Rolle, ähnlich wie bei einem Rollen-Hometrainer. Über die Rolle kann der Widerstand reguliert werden, das Fahrergewicht wird mit 80 kg berücksichtigt. Zwischen Akku und Motor wird eine Messschnittstelle installiert. Sie misst, wie viel Strom der Motor verbraucht. Die Messfahrt dauert nur einige Minuten. Durch die gesammelten Daten kann die Reichweite errechnet werden. Unser Testprogramm beinhaltet drei Fahrsituationen.
1. Trail: Das Bike wird auf 20 km/h beschleunigt. Um einen kurvigen Trail zu simulieren, wird das Bike 5 Mal auf 10 km/h abgebremst und dann wieder beschleunigt. Die 1,25 km lange, ebene Wegstrecke steigt am Ende 2,5 % an.
2. Tour: Auf einer Strecke von 2 km wird zwischen 23 und 20 km/h gefahren. Hinzu kommen drei kurze Anstiege von 2,5 %
Zum Schluss muss der E-Motor einen Berg mit 10 % Steigung bezwingen, hier wird mit maximal 15 km/h gefahren. Alle Werte fließen mit in die Endnote ein. Im Detail findest du die Reichweite in den Testberichten zu den Bikes. Dadurch, dass der Prüfaufbau nicht jegliche Fahrsituationen in der Praxis abdecken kann, kann es sein, dass die Labormessungen von der tatsächlichen Reichweite abweichen.
2. Motorleistung
Ein weiterer Test misst die Motorleistung. Bei einer Bergfahrt mit variabler Steigung bis zu 15 % wird ermittelt, wie viel Drehmoment der Motor maximal im kleinsten Gang am Hinterrad aufbringen kann. Die Werte liegen unter den angegebenen Drehmomenten der Hersteller, da diese das am Motor zur Verfügung stehende Moment angeben. Bis zum Reifen kommt es jedoch zu Verlusten. Die Angabe in Newtonmeter fließt ins Endergebnis ein. Alle Werte findest du in den Testberichten.
3. Schwerpunkt und Gewichtsverteilung
Im hauseigenen Labor wird die Gewichtsverteilung auf Vorder- und Hinterrad gemessen sowie die Höhe des Schwerpunkts ermittelt. Über eine einfache Messung und anschließende Berechnung kann die Verteilung in Prozent gezeigt werden. Zudem wird ermittelt, wie hoch der Schwerpunkt liegt. Diese Werte fließen nicht direkt ins Ergebnis ein, sondern dienen den Testfahrern als Korrespondenz-Wert.
Warum diese Werte bei E-MTBs wichtig sind? E-Mountainbikes wiegen über 20 kg, dadurch wird das Fahrverhalten deutlich beeinflusst. Ein hoher Schwerpunkt wirkt sich spürbar negativ auf die Wendigkeit des Bikes aus. Je tiefer der Schwerpunkt, desto besser lässt sich ein E-Mountainbike in Kurven legen. Die Verteilung vom Gewicht auf Vorder- und Hinterrad gibt zudem zusätzlich Hinweise darauf, ob das Rad eher front- oder hecklastig steuert. Die aufgenommenen Werte in Prozent und Millimeter findest du in den Testberichten.
4. Gewichte, Geometrien und Ausstattung
Wie üblich in einem Vergleichstest von MOUNTAINBIKE werden die Geometrien in einem digitalen Vermessungsprüfstand ermittelt. Die Werte in den Geometrietabellen sind also tatsächliche Daten und keine Herstellerangaben. Zudem notierte unser Laborleiter Haider Knall die Ausstattung und ermittelte Gewichte von Komplettbike, Akku und Laufrädern. Alle Angaben befinden sich in den Testberichten.
5. Praxistest: E-Mountainbikes auf dem Trail
Wichtigster Anteil eines jeden Biketests ist der Praxistest. Hier fuhren drei Tester unterschiedlicher Statur, verschiedener Fitnesslevels und Vorlieben (Racer, Tourenfahrer, Endurist) die E-Mountainbikes. Die Teststrecke beinhaltet teils sehr steile Anstiege, ebene Schotterpassagen sowie kurvige Singletrails mit schnellen Abfahrten, engen Kehren bis hin zu kleineren Sprüngen. Nach jeder Testfahrt notierte jeder Fahrer seine Eindrücke und benotete Einzelpunkte wie etwa Geometrie, Hinterbau oder den Antrieb.
Alle Noten und Werte aus den zuvor beschriebenen Testverfahren wurden anschließend in einer Excel-Tabelle zusammengeführt und dem Einsatzbereich eines E-MTBs entsprechend gewichtet. Aus ihnen resultieren die Endnoten und somit auch das Testergebnis.
Punkteverteilung und Wertung
Anhand einer Auswertungstabelle wird die Punktezahl für jedes Bike errechnet und somit die Endnote bestimmt. Die Punkte erlauben eine feine Unterscheidung in der Beurteilung etwa zwischen zwei Bikes, die beide im „sehr gut“ liegen, aber dennoch nicht auf demselben Niveau abschneiden.
