Es ist die Horrorvorstellung eines jeden E-Bike-Fahrers: Der Akku lädt im Keller oder in der Wohnung und fängt plötzlich an zu qualmen. Funken sprühen, es kommt zur Explosion und zum Brand. Immer wieder machen genau solche Berichte die Runde und schüren Angst.
Mit feuerfesten Boxen und Taschen gibt es Produkte, die hier für zusätzliche Sicherheit sorgen soll. Wir haben einen Fachhändler und die Feuerwehr gefragt, was davon zu halten ist und stellen einige Produkte vor.
Unbeschädigte Akkus seriöser Hersteller sind sicher
Vorab eine Entwarnung: Die allermeisten Akkus sind bei sachgemäßer Handhabung sicher. Die gehäuften Meldungen über Zwischenfälle sind auch auf die große Menge an Akkus zurückzuführen, die mittlerweile im Umlauf sind. Das bestätigt uns auch Fachhändler Thomas Busch von der e-motion E-Bike Welt Bonn: "Uns ist trotz tausender verkaufter E-Bikes noch nie ein Akkubrand bei unseren Kunden zu Ohren gekommen."
Akku-Hersteller Bosch empfiehlt keine zusätzlichen Taschen
Auf Nachfrage, wie sie zu den feuerfesten Taschen stehen, schreibt uns Bosch:
"Bei sachgemäßer Handhabung sind zusätzliche Schutzmaßnahmen wie feuerfeste Taschen aus unserer Sicht nicht erforderlich. Unsere Lithium-Ionen-Akkus entsprechen höchsten Sicherheitsstandards und durchlaufen umfangreiche gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen – teils gehen wir sogar über diese Anforderungen hinaus. Ein speziell entwickeltes Batterie-Management-System schützt die Akkuzellen aktiv vor Überlastung, Überhitzung oder Tiefentladung und erkennt potenzielle Fehlerquellen frühzeitig. So wird das Risiko eines sicherheitsrelevanten Vorfalls bereits im Betrieb auf ein Minimum reduziert."
Voraussetzung dafür ist aber, dass Nutzerinnen und Nutzer den Akku immer sachgemäß verwenden und grundlegende Sicherheitshinweise beachten – etwa den Akku nicht fallen zu lassen, nicht zu öffnen, das passende Ladegerät zu verwenden oder ihn vor starker Hitze und Nässe zu schützen.
Vorsicht bei alten und beschädigten Akkus
Ein Restrisiko bleibt vor allem bei alten, beschädigten oder unsachgemäß geladenen Akkus. Warnzeichen, an denen du erkennst, dass dein Akku zur Gefahr werden könnte, haben wir hier zusammengefasst.
Feuerfeste Taschen: Das sollen sie leisten
Feuerfeste Akkutaschen bestehen in der Regel aus hitzebeständigen Materialien wie Glasfasergewebe und sollen Flammen und Hitze im Fall eines "thermischen Durchgehens" zurückhalten. Das Ziel: Schäden an der Umgebung verhindern und eine Ausbreitung des Feuers vermeiden. Manche Taschenhersteller werben mit Tests, in denen ihre Produkte Flammen über mehrere Minuten standhalten.
Vorgestellt: 3 Taschen und Boxen für E-Bike-Akkus
Fahrer Berlin: Battery Safety Bag

In die Battery Safety Bag passen Akkus mit einem maximalen Umfang von 37 cm und einer maximalen Länge von 50 cm. Sie eignet sich sowohl für Intube-, Gepäckträger- als auch Rahmenakkus.
Die Battery Safety Bag ist eine Tasche zum sicheren Transport und zur sicheren Lagerung einer E-Bike Batterie. Die Tasche verfügt über ein herausnehmbares Innensleeve aus Neopren, welches zusätzlich schützen soll.
- Gewicht: 330 g
- Preis: 49,90 Euro
- Hier bestellen: Fahrer Berlin Battery Safety Bag
Vlitex Akkutasche L

Mit den Maßen 44 x 13 x 12 cm ist die Vlitex-Tasche groß genug für nahezu jeden Akku.
Vlitex ist ein Bayreuther Hersteller für technische Textilien und hat sich auf Brandschutzprodukte spezialisiert. Die E-Bike Akkutasche ist getestet mit Akkus bis 400 Wh und besteht aus zwei Lagen silikonbeschichteten Glasfasergewebe und einem Polster aus Glaswolle.
- Gewicht: 900 g
- Preis: 77 Euro
- Hier bestellen: Vlitex Akkutasche L
Protecto Li-SAFE Akku-Systembrandschutzbox

Die Box mit den Maßen 400 x 300 x 215 mm ist konstruiert für Lithium-Batterien bis 5 Kilo.
Protecto ist ein international agierendes Unternehmen in der Gefahrstofflagerung mit Sitz in Weinstadt bei Stuttgart und stattet auch große Unternehmen mit Sicherheitslösungen aus. Die Li-SAFE-Box besteht aus Kunststoff und Brandschutzauskleidung innen.
- Gewicht: 4,5 kg
- Preis: 311 Euro
- Hier bestellen: Protecto Li-SAFE Akku-Systembrandschutzbox
7 Kennzeichen von seriösen Akkutaschen
🔥Hochwertiges, geprüftes Material: Verwendung von zertifiziertem, hitzebeständigem Glasfaser- oder Silikatgewebe (oft Kevlar- oder Silikonbeschichtung).
🔥Hitzebeständigkeit klar angegeben: Hersteller nennt konkrete Temperaturgrenzen (z. B. "bis 1200 °C hitzebeständig") – idealerweise mit Testverweis.
🔥Hersteller gibt Prüfnachweise an: Z. B. interne Brandtests oder unabhängige Labortests (z. B. nach UN 38.3 für Akkus oder nach DIN-Normen).
🔥Mehrlagiger Aufbau: Mehrschichtige Konstruktion mit Isolier-, Dicht- und Schutzschichten zur besseren Eindämmung von Flammen und Gasen.
🔥Keine unrealistischen Werbeversprechen: Vorsicht bei Aussagen wie "100 % Brandschutz" oder "völlig ungefährlich" – seriöse Anbieter weisen auf Grenzen hin.
🔥Hersteller mit Erfahrung im Brandschutz- oder Akku-Bereich: Idealerweise kein reiner Importeur ohne Fachbezug.
🔥Transparente Angaben zu Größe und Kompatibilität: Tasche sollte auf gängige E-Bike-Akkus passen – Hersteller nennt Maße und Einsatzbereiche konkret.
Was gegen die Taschen spricht
Kritiker weisen darauf hin, dass solche Taschen im Ernstfall kaum eine vollständige Schutzfunktion übernehmen können. Die Hitzeentwicklung bei einem Akkubrand ist extrem – Temperaturen von bis zu 1000 Grad sind möglich. Ob eine handelsübliche Tasche dem wirklich standhält, ist fraglich. Zudem fehlt es an unabhängigen Prüfsiegeln oder Normen, die eine verlässliche Bewertung ermöglichen. Ein weiterer Punkt: In einer komplett geschlossenen Tasche kann sich Hitze stauen. Im schlimmsten Fall könnte das die Situation verschlimmern – besonders, wenn der Akku bereits Vorschäden aufweist.
Die Feuerwehr rät in der Regel zu grundsätzlicher Vorsicht: Akkus nicht unbeaufsichtigt und am besten im Freien oder in brandschutztechnisch abgesicherten Räumen laden, auf Beschädigungen achten, keine billigen Nachbau-Ladegeräte verwenden. Feuerfeste Taschen werden als zusätzliche Maßnahme genannt. Mehr Feuerwehr-Tipps zum Thema findet ihr hier.
All das können Gründe sein, warum große Akku-Hersteller, wie etwa Bosch (bisher) keine Akkutaschen im Sortiment haben.
Fazit: Wer sich schützen will, setzt auf die Basics
Feuerfeste Akkutaschen können ein zusätzliches Sicherheits-Tool sein – besonders beim Transport oder der Lagerung außerhalb der Wohnung. Sie ersetzen aber keinesfalls die grundlegenden Vorsichtsmaßnahmen im Umgang mit E-Bike-Akkus. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält sich an die Herstellerangaben, lädt den Akku nur unter Aufsicht bzw. im Freien und achtet auf den Zustand des Akkus. Die Tasche kann dabei ein Baustein von vielen sein.