Kurz & knapp: Pinion MGU im Check!
- Brandneuer Mittelmotor für E-Bikes und S-Pedelecs
- neun oder zwölf Schaltstufen, Getriebe schaltet auch Semi-Automatisch
- 12 Gang: 600 % Bandbreite, 9 Gang: 568 % Bandbreite
- Gewicht: ab 4 Kilo, Antrieb über Kette oder Riemen
- 85 bis 160 Nm Drehmoment – je nach eingelegtem Gang
- 250 Watt Dauerleistung, kurzzeitig 600 Watt (800 Watt bei S-Pedelecs)
- Wartungsintervall: 10.000 km, zwei Jahre Garantie
- 480, 700, 720 oder 960 Wh Akku, optional Range-Extender
- Breites Portfolio an Displays und Lenker-Fernbedienungen

Das ist das Pinion E-Drive System!
Tschüss Schaltwerk, es war eine tolle Zeit: Mit dem ersten Motor aus dem "E-Drive System" revolutioniert der schwäbische Fahrrad-Getriebe-Hersteller Pinion die E-Bike-Welt. Denn mit der "Motor Gearbox Unit", kurz "MGU" genannt, verschmilzt Pinion das über viele Jahre gesammelte Getriebe-Know-How mit einem E-Motor inklusive integriertem, in einem Ölbad laufenden und quasi wartungsfreien und modernen Schaltgetriebe für E-MTB, E-Trekking und mehr. Das "Warum?" ist schnell erklärt: Moderne E-Bike-Mittelmotoren reißen kräftig an Ketten, Schaltwerken und Kassetten, je nach Hersteller und Güte leidet darunter die Haltbarkeit der Komponenten. Das soll dank des explizit auf die Nutzung mit E-Motor abgestimmten, eigens entwickeltem Getriebe nun der Vergangenheit angehören und für drastisch gestiegene Haltbarkeit bei besserer Bedienbarkeit und Wartungsarmut führen. Und: Durch die Zentralisierung der Massen ist das Hinterrad frei von der (mittlerweile) schweren Schalttechnik, das meiste Gewicht aus Motor und Akku ist zielt zentral und tief, was in Zukunft E-Bikes mit Pinion MGU Handling-Vorteile gegenüber der Konkurrenz verspricht.

Pinion MGU: Kräftige Motoren für E-Bikes und S-Pedelecs
Dank des integrierten Getriebes mit 9 oder 12 Gängen definieren die Denkendorfer die Motorleistung der MGU anders als sonst üblich: Pinion selbst spricht von "bis zu" 160 Nm Drehmoment – in den ersten vier Gängen, wohlgemerkt. Im Großen und Ganzen soll das Drehmoment ab Kurbelwelle jedoch mit einem modernen Mittelmotor mit 85 Nm vergleichbar sein können. Die weiteren Leistungswerte gleichen denen der Konkurrenz: Gesetzeskonforme 250 Watt Dauerleistung, 600 Watt in der Spitze, bei der S-Pedelec-Version sind es sogar bis zu 800 Watt. Auch bei den Unterstützungs-Grenzen bleibt alles gesetzeskonform: E-Bikes werden bis zu 25 km/h schnell, S-Pedelecs bis zu 45 km/h. Interessant: Pinion kommuniziert anders als andere Hersteller ein maximales Systemgewicht für die MGU. Fahrrad plus Fahrer dürfen maximal 180 Kilogramm wiegen – völlig ausreichend für E-MTB, City-,Trekking- und Lastenräder.
Zwei Motor-Setups, vier Fahrmodi, per App anpassbar
Pinion bietet für die beide MGUs jeweils zwei unterschiedlich abgestimmte und vom Radhersteller wählbare Motor-Setups an, "Comfort" oder "Performance" genannt. Welches davon genutzt wird, entscheidet der E-Bike-Hersteller anhand des zu erwartenden Einsatzbereiches. Das Performance-Setup kommt wenig verwunderlich in sportlichen E-MTBs zum Einsatz, die Comfort-Abstimmung hingegen ist für Trekking- und City-Räder gedacht. Der Radfahrer selbst hat über die Fernbedienung oder App in jedem Fall die Wahl zwischen vier Modi: Eco, Flow, Flex oder Fly. Eco ist wie gehabt auf maximale Reichweite ausgelegt, Fly wiederum auf maximale Motor-Power. Flow und Flex sind hingegen adaptiv und laut Pinion progressiv ausgelegt und sollen sich in Bezug auf Gangwahl, Trittfrequenz und Co. an Fahrsituation und Terrain anpassen. Auch eine Anfahrhilfe und ein Extra-Boost per Tastendruck soll es geben. Zu guter Letzt sind alle Fahrmodi in der "Fit EBike Control App" individuell anpassbar.

Integriertes Schaltgetriebe: "MGU" mit 9 oder 12 Schaltstufen
Mit der MGU zieht nun endlich ein Mittelmotor mit im Gehäuse integrierten Getriebe in Pedelecs oder S-Pedelecs ein. Wahlweise über neun oder zwölf Gänge verfügt der Pinion-Motor dabei, die Bandbreite beträgt entweder 568 % bei der 9-Gang-MGU oder riesige 600 % bei der 12-Gang-Version. Laut Pinion kann man jederzeit und auch unter Vollast durch die Gänge schalten können. Über kaputt getretene Getriebe muss man sich wohl keine Sorgen machen: Das Getriebe wird in einem Ölbad gelagert und muss erst nach 10.000 Kilometern
zum Ölwechsel-Service. Pinion gibt auf das System zwei Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung. Zudem beträgt das maximale Eingangsdrehmoment irre 250 Nm – zum Vergleich: so viel Drehmoment leistet der aktuelle 1,5 Liter TSI in VWs Golf. Stichwort Automobil: Wer im Motor ein Planetengetriebe wähnt, irrt. Laut Pinion ist das MGU-Getriebe an Auto-Getriebe angelehnt und kommt mit einer Stirnradverzahnung und zwei hintereinander geschalteten Getriebesätzen daher. Den Kraftschluss zum Hinterrad kann der Radhersteller wiederum zwischen Kette oder Riemen wählen.Video: Diese E-MTBs haben Pinions MGU bereits verbaut!
Auf Wunsch halb automatisiertes, "smartes" Getriebe
Egal ob neun oder zwölf Gänge: Wie bei anderen Schaltungen auch lässt sich das Getriebe per Daumen am Lenker durchschalten. Aber: Das Pinion-System kann auch selbstständig schalten! Mit der "Pre.Select"-Funktion schaltet die MGU beim Fahren im Freilauf, also ohne eigene Pedalkraft, automatisch in den für die aktuelle Geschwindigkeit passenden Gang. So soll man bei Bergabfahrten nicht aus Versehen ins Leere treten müssen, weil man beim Sprint den Berg hinauf einen zu leichten Gang eingelegt hatte – oder eben andersherum. Das Ganze wird noch von "Start.Select" getoppt: Hier wählt die Software einen vordefinierten Gang ganz automatisch an – besonders bei Zwischenstopps eine feine Sache.

Große Akkus, Range-Extender
Wenig überraschen treibt es auch Pinion mit den Akku-Kapazitäten auf die Spitze: Von nach heutigen Maßstäben eher für Light-E-Bikes gedachte Akku-Kapazitäten von 480 Wattstunden bis hin zu mittlerweile "normalen" 700/720 oder gar reichweitenstarken 960 Wattstunden bietet Pinion mit einem noch nicht näher definierten Range-Extender insgesamt fünf Akkus an. Dabei kann nach Lust und Laune getauscht werden, die Akkus sind untereinander kompatibel. Für Radhersteller wird es integrierte (also festverbaute) oder teilintegrierte (also entnehmbare) Varianten geben.
Alles über Pinions MGU im Podcast!
Moderne Peripherie, App-Anbindung
Zum Markstart bringt Pinion natürlich auch entsprechende Peripherie auf den Markt: Zwei Displays – das eine etwa so groß wie Boschs bekannter Kiox 300, der andere hingegen deutlich größer, dürften nicht zuletzt auch dank Komoot-Anbindung bei Touren-Fahrern Anklang finden. Abgerundet wird die Peripherie von zwei Lenker-Fernbedienungen, eine mit, die andere ohne Display.
Video: Pinion MGU im ersten MOUNTAINBIKE-Check
Im Test: SUV-E-Bike Flyer Goroc TR:X 8.63 mit Pinion MGU!
So fährt sich der Pinion-Motor im E-MTB: Erster Fahreindruck!
MOUNTAINBIKE Testchef Chris Pauls konnte den neuen Motor mit Getriebe am neuen Bulls Vuca Evo AM 2 bereits testen:
Pinions MGU samt der Peripherie haben mich auf Anhieb überzeugt. Tritt man in die Pedale, spürt man sofort den direkten Antritt. In den kleinen, untersetzten Gängen ist das Surren des Motors zwar ungewöhnlich laut – was mich weniger störte – in den größeren Gängen agiert er dann jedoch deutlich leiser. Auch in Hinblick auf Dynamik und Durchzugskraft kann er überzeugen und liegt gefühlt auf Niveau der Mitbewerber. Mit der Schaltautomatik muss man sich zunächst etwas auseinandersetzen, lernt dann aber schnell die Vorteile zu schätzen – vor allem von der Auswahlmöglichkeit des Startgangs. Ohnehin ist es ein riesiger Vorteil, dass man im Stand oder bei Nicht-Pedalieren beliebig und blitzschnell schalten kann. Und: Am Bulls war der zentrale Schwerpunkt, den der Motor verspricht, definitiv gegeben.
Chris Pauls, MOUNTAINBIKE-Testchef

So fährt sich der Pinion-Motor im E-SUV: Erster Eindruck!
Unsere BikeX-Redakteurin Andrea Escher konnte Pinions MGU bereits in einigen neuen Flyer E-Bikes testen:
Mit 400 % maximaler Motorpower ist im Fly-Modus der Name Programm und man fliegt mit dem Flyer förmlich die Berge hoch. Ziemlich cool, vor allem beim Anfahren am Berg, an kniffligen Passagen oder schlicht an der Ampel ist die Option im Stand schalten zu können. Akustisch wird der Schaltvorgang dabei von einem deutlichen Klickgeräusch begleitet. Ein cooles, doch im ersten Moment gewöhnungsbedürftiges Feature ist die Halbautomatik-Funktion "Start.Select". Dann schaltet der Pinion-Motor bei kurzen Stopps automatisch in den vorab definierten Startgang. Hat man den Fuß auf dem Pedal, nimmt man das als pulsierendes Einrasten der Gänge im Getriebe wahr. Insgesamt funktioniert die Motor-Getriebe-Einheit im Testbike tadellos. Ich bin mir sicher: Dieses Konzept setzt ein Statement und fordert bestehende E-Drive-Systeme heraus.
Andrea Escher, BikeX-Redakteurin