Klar, E-Bikes sind umweltfreundlicher als Autos. Sie stoßen keine Abgase aus wie ein Verbrenner, benötigen beim Laden weniger Strom als ein E-Auto und beim Bau weniger Materialien. Nicht umsonst sind E-Bikes ein wichtiger Baustein in der Mobilitätswende. Aber trotzdem, auch in E-Bikes sind fiese Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Genau wie E-Autos tragen sie damit nicht direkt zur Verschmutzung der Umgebung bei, verursachen aber an anderer Stelle – bei der Produktion der Akkus – Emissionen.
Generell gilt daher: Wechselt man vom motorlosen "Bio-Bike" aufs elektrische Fahrrad, verschlechtert sich die eigene Ökobilanz. Steigt man aber vom Auto aufs E-Bike um, tut man der Umwelt etwas Gutes. Aber wie genau sieht der CO₂-Fußabdruck eines E-Bikes wirklich aus? Wir haben recherchiert.
Umweltbundesamt analysiert E-Bike-Emissionsverbrauch
Wie eine Auswertung des Umweltbundesamts zeigt, ist das E-Bike insgesamt eines der emissionsärmsten Verkehrsmittel. Bei der Nutzung eines E-Bikes ergibt sich ein durchschnittlicher CO₂-Ausstoß von ca. 3 g CO₂/Personenkilometer (Pkm). Dieser entsteht durch den Stromverbrauch und ist abhängig vom verwendeten Strommix. Im Vergleich dazu liegt das Auto mit Verbrennungsmotor bei etwa 166 g CO₂/Pkm, der ÖPNV bei Werten zwischen 58 und 93 g CO₂/Pkm4.
Ein E-Bike produziert etwa 263 Kilo CO₂

Mit 3 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer kommt das E-Bike im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln sehr gut weg.
Integriert in den CO₂-Ausstoß bei der tatsächlichen Nutzung ist aber noch nicht die Herstellung des Bikes und der einzelnen Komponenten. Dazu hat E-Bike-Motorhersteller Bosch 2024 hat gemeinsam mit dem TÜV Rheinland eine Auswertung durchgeführt. Über die gesamte Lebensdauer gesehen, ergibt sich damit ein CO₂-Fußabdruck von durchschnittlich 263 kg CO₂-Äquivalenten. Zum Vergleich: Diese Menge wird etwa auch produziert, wenn man von Hamburg nach Venedig mit dem Flugzeug fliegt.
E-Bike-Emissionen im Vergleich zum E-Auto
Laut der Bosch-Studie kommt ein Verbrenner-Auto auf 166 Gramm CO₂ pro Personenkilometer, ein E-Auto auf 79 g CO₂/Pkm. Also ein Vielfaches von den 3 g CO₂/Pkm des E-Bikes. Wenn man rund 515 Kilometer mit dem E-Bike statt eines Autos mit Verbrennungsmotor fährt, hat sich das E-Bike hinsichtlich des CO₂-Verbrauchs bereits amortisiert, rechnet die Studie vor.
Woher kommen die Emissionen beim E-Bike?
Die größte Umweltbelastung bei E-Bikes ist wenig überraschend die Produktion des Akkus. Dabei handelt es sich meist um Lithium-Ionen-Akkus, die unter anderem Kobalt, Nickel, Eisen, Kupfer, Aluminium und Lithium enthalten. Der Abbau dieser Materialien verbraucht große Mengen Wasser, geht mit Kontamination des Grundwassers einher und verursacht soziale und Menschenrechtsprobleme.

Der CO2-Fußabdruck des von Bosch und dem TÜV Rheinland exemplarisch dargestellten Rades bezieht sich auf ein E-Trekking-Bike mit einer Laufleistung von 11.000 Kilometern.
Genau aufgeschlüsselt, wie der Anteil von Materialien am CO₂-Fußabdruck eines E-Bikes ist, haben Bosch und der TÜV Rheinland ebenfalls. Die Ergebnisse der CO2-Analyse:
- Verwendete Materialien, darunter Akku: 79 Prozent
- Nutzung: 13 Prozent
- Transport/Verpackung/Recycling: 8 Prozent
Werden die Komponenten mit etwa 84 kg CO₂-Äquivalenten einzeln betrachtet, entfallen davon ca. 50 Prozent der Emissionen auf die Batterie, 48 Prozent auf die Drive Unit und 2 Prozent auf das Display.
Eine Rolle spielen auch vermeintlich kleine Posten, wie beispielsweise die verwendeten Kunststoffteile. So setzt Bosch nach seiner Nachhaltigkeitsanalyse etwa auf alternative Materialien bei den Zellhaltern, welche den größten Kunststoffteil innerhalb der Batterie ausmachen. Wer diese Posten als E-Bike-Besitzer für sein Bike nachvollziehen will, hat es bei den meisten Herstellern aber schwer.
Was kann man tun, um den CO₂-Verbrauch beim E-Bike gering zu halten?
Das Umweltbundesamt hat einige Tipps parat, wie E-Bikerinnen und E-Biker ihre Umweltbilanz optimieren können.
- Beim Neukauf auf Langlebigkeit achten, sowohl beim Akku als auch beim Rad
- Fahrrad und Akku regelmäßig warten, um Langlebigkeit zu erhöhen
- E-Bike mit grünem Strom laden
- Ausgediente, aber funktionstüchtige Räder weiterverkaufen
- Akku und Rad sachgerecht entsorgen
Um die Lebensdauer eines E-Bike-Akku zu erhöhen, sollte man:
- Den Akku nicht außerordentlich hohen und tiefen Temperaturen aussetzen
- Vollständiges Aufladen und Tiefenentladung vermeiden
- Wird das Rad längere Zeit nicht genutzt, den Ladezustand zwischen 40 und 50 Prozent halten.
- Beschädigung vermeiden.
Hier haben wir weitere 20 Tipps gesammelt, die die Lebensdauer eines E-Bike-Akkus maximieren.
Fazit: Trotz CO₂-Fußabdruck großes Umweltpotenzial
E-Bikes haben eine Ökobilanz von etwa 263 kg CO₂ auf ihre gesamte Lebensdauer gerechnet. Pro gefahrenem Kilometer stoßen sie 3 Gramm CO₂ aus. Aber trotz dieser Emissionen liegt in E-Bikes perspektivisch ein großes Umweltpotenzial: Nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts könnte der Treibhausgasaustoß in Deutschland bis 2035 um 34 Prozent gesenkt werden, wenn der Radverkehsanteil verdreifacht werden würde.
Quellen
Bosch Media Service (02.07.2024) Elektrifizierte Mobilität: Tritt für Tritt in eine nachhaltigere Zukunft (Abgerufen am 01.08.2024)
Umweltbundesamt.de (13.01.2013) E-Bikes: Eine umweltfreundliche Alternative zum Pkw (abgerufen am 01.08.2024)
ZDF.de (28.05.2024) Studie: Fahrrad muss Goldstandard werden (abgerufen am 01.08.2024)