Bereits seit 2014 arbeitet Bosch an der Integration elektronischer Schaltvorgänge – unter anderem auch mit Shimano-Schaltgruppen. Mit dem neuen Oktober-Update des Bosch Smart Systems wollen beide Marken ihre Zusammenarbeit nun auf ein neues Level heben.
Die erweiterte eShift-Integration bringt erstmals Auto-Shift und Roll-Shift in den MTB-Bereich – und macht damit auch Shimano-Kettenschaltungen wie Deore, XT und XTR voll kompatibel mit dem Bosch-System.
Kurz & knapp: Die wichtigsten Neuerungen
- eShift jetzt auch für Kettenschaltungen: Deore, XT, XTR, Cues
- Auto-Shift: vollautomatische Gangwahl nach Kadenz
- Roll-Shift: Schalten ohne Pedalieren, z. B. beim Ausrollen
- Kabellose Verbindung zwischen Schaltung und Motor
- Stromversorgung über den Bosch-Akku (12 V) – keine Zusatzbatterie
- Setup & Updates via Bosch Flow App und Shimano E-Tube Project
- Bosch ABS & ABS Pro jetzt mit Shimano-Bremsen
- ABS Pro: kompatibel mit XT/XTR (4-Kolben)
- ABS Standard: für MT420 / MT200 – Alltag & Komfort
- First Ride: harmonisches Schalten, überzeugendes ABS
Auto- und Roll-Shift im Detail
Die Kommunikation zwischen Schaltung und Antrieb erfolgt kabellos, die Stromversorgung weiterhin über den Bosch-Akku (12 V). Bestehende Bikes profitieren ebenfalls: Die neuen Funktionen werden per Software-Update über die Bosch Flow App und die Shimano E-Tube Project App freigeschaltet.

Shimano-Kettenschaltungen sind nun kompatibel mit dem Bosch-System.
Im Fahrbetrieb bedeutet das: Das System schaltet auf Wunsch vollautomatisch anhand der Trittfrequenzlogik von Bosch. Roll-Shift erlaubt Gangwechsel ohne Pedalieren, etwa beim Ausrollen vor der Ampel. Zusätzlich führt Bosch einen Semi-Auto-Modus (M+) ein: Wer tritt, behält die volle manuelle Kontrolle; im Hintergrund bereitet das System dennoch passende Gänge fürs Wiederanfahren vor.

"Egal ob mit den Linkglide-Schaltungen, die super satt und sauber schalten, oder mit den schnelleren Hyperglide+Kassetten – das Zusammenspiel aus Bosch-Motor und Shimano-Schaltung macht auf Anhieb einen richtig guten Job."
Für Nabenschaltungen lässt sich ein Startgang fix im Stand anwählen. Bei Kettenschaltungen zielt die Auto-Downshift-Logik auf einen mittleren Gang (typischerweise rund Gang 6), garantiert wird das aber nicht – harte Bremsmanöver lassen schlicht zu wenige Kurbelumdrehungen zum sauberen Herunterschalten.
Schaltlogik und Technologien: Hyperglide+ vs. Linkglide
Seitens Shimano bleibt Hyperglide+ die erste Wahl für sehr schnelles, direktes Schaltgefühl – ideal für den sportlichen E-MTB-Einsatz. Die robustere Linkglide-Technologie empfiehlt sich durch ruhiges, lasttolerantes Schalten und hohe Haltbarkeit gerade für Auto-/Roll-Shift-Szenarien an Alltags-E-Bikes. Shimano hat für die eShift-Integration Federkräfte am Schaltwerk und Kassetten-Toleranzen feinjustiert, damit die Automatik unter Last stabil bleibt.
Setup & Steuerung: Zwei Apps, zwei Systeme
Konfiguriert wird das Zusammenspiel zweigleisig: Die E-Tube-App von Shimano kümmert sich um Schaltlogik und Tastenbelegung, das Bosch-System ist unter anderem für Motorsteuerung (kurze Schaltpausen) und Trittfrequenzwahl übers Display zuständig. Über den dritten Taster am Shimano-Shifter schaltet man zwischen manuell und automatisch hin und her.

In den Apps von Bosch und Shimano (siehe Bild) können die neuen Funktionen nach eigenem Gusto und Einsatzbereich eingestellt werden.
Kompatible Shimano Schaltgruppen mit Bosch eShift-Integration (Oktober 2025)
- Shimano CUES Di2 10-fach (LG10)
- Shimano CUES Di2 11-fach (LG11)
- Shimano Deore Linkglide 10-fach
- Shimano Deore Linkglide 11-fach
- Shimano Deore Di2 12-fach (HG+)
- Shimano XT Di2 12-fach (HG+)
- Shimano XTR Di2 12-fach (HG+)
Bosch ABS trifft auf Shimano-Bremsen
Parallel zieht Shimano bei Bosch ABS ein: Neben den bisherigen Partnern Magura und TRP sind nun XTR/XT-Vierkolben für ABS Pro freigegeben, MT200/MT420 bedienen das Komfort-ABS.
Die pumplose Bosch-Einheit regelt über Ventile, Shimano liefert passende Tone-Wheels (Center-Lock und 6-Loch) für die Sensorik und einen Brems-Mount-Adapter, der den Bosch-Geschwindigkeitssensor integriert.
Je nach Modus variiert die Eingriffscharakteristik: Touring bremst sanfter, Allroad greift früher, Race im ABS Pro lässt Stoppies zu und priorisiert maximale Anfangsverzögerung, während Trail-Pro die Anti-Lift-Funktion des Hecks etwas beibehält. Über die Flow-App lassen sich ABS-Eingriffe und Regelzeiten transparent nachvollziehen.
Via Display können die Modi geändert werden. Cool: Auch im Display werden die Aktivierungen angezeigt.
Shimano-Bremsen mit Bosch ABS-Kompatibilität
ABS Pro (Performance-System)
- Bremsen:
- Shimano XTR BR-M9120 (4-Kolben)
- Shimano XT BR-M8120 (4-Kolben)
- Rotorgrößen:
- 203 mm
- 230 mm
ABS (Komfort-System)
- Bremsen:
- Shimano BR-MT420 (4-Kolben)
- Shimano BR-MT200 (2-Kolben)
Erster Fahreindruck: Harmonisches Zusammenspiel auf dem Trail
Egal ob mit den Linkglide-Schaltungen, die super satt und sauber schalten, oder mit den schnelleren Hyperglide+Kassetten – das Zusammenspiel aus Bosch-Motor und Shimano-Schaltung macht auf Anhieb einen richtig guten Job. Einfach Kadenz am Display einstellen und los gehts. Auf Straße und Forstweg wirken die Schaltvorgänge weich, direkt und harmonisch, der Motor nimmt beim Schalten kurz Leistung raus, um die Schaltung zu schonen. Auch auf flowigen Trails funktioniert die Gangwahl erstaunlich gut. Wer mag, kann den Algorithmus jederzeit überstimmen und einfach manuell in den gewünschten Gang schalten. Für den Trail-Alltag würde ich persönlich aber trotzdem lieber manuell schalten. Cool ist dann, dass man trotzdem die Roll-Shift-Funktion weiter nutzen kann – also ohne zu treten den Gang wechseln, dank des Freilaufs im Motor. Auch das neue ABS-System konnte ich schon testen – und bin, wie schon beim Test mit den TRP-Stoppern, begeistert. Einfach kräftig vorne zupacken und spüren, wie das System das Wegrutschen verhindert. Die feine Dosierbarkeit der Shimano-Bremsen bleibt komplett erhalten. Wer sich unsicher ist, ob das ABS überhaupt eingreifen musste, kann im Display die Anzahl der Aktivierungen ablesen." – Chris Pauls, Testchef MOUNTAINBIKE