Seit gut einem Jahr bin ich dem E‑MTB verfallen. Als Enduristin liegt der Reiz für mich auf der Hand: Mit Motorunterstützung mehr Höhenmeter zu sammeln bedeutet auch mehr Abfahrtsspaß. Seit meinem Interview mit E-XC-Weltmeisterin Sofia Wiedenroth reizt es mich, selbst einmal bei einem Rennen an den Start zu gehen. Denn beim E-Racing zählen nicht nur Downhill‑, sondern auch Uphill‑Skills, aktuelle Software‑Updates und cleveres Batteriemanagement – die Formel 1 des Radsports.
Vorbereitung und Trainingstag
Ich melde mich zur Enduro One in Trieb an. Mein Bike: ein Cube Stereo Hybrid One44 mit Bosch-Motor der fünften Generation. Das Training läuft wie bei jedem Enduro‑Race. Einige Stages darf man trainieren, andere werden am Renntag blind gefahren – darunter auch die Uphill‑Stage für die E-MTB-Kategorie. Ein Unterschied fällt mir sofort auf: Mit dem E‑MTB kann ich die Stages deutlich öfter trainieren – klar, die motorisierte Unterstützung verschafft mir nicht nur einen zeitlichen, sondern auch einen konditionellen Vorteil.

"Das Rennformat "E-MTB" ist eine mega Gaudi, mit der Power-Stage aber auch technisch herausfordernd. Für mich der perfekte Mix!“
Aber ehrlich: Jedes Mal, wenn ich Fahrer*innen auf "normalen" Enduros überhole, habe ich ein schlechtes Gewissen. Mein Plan, mich auf meinen Hometrails vorzubereiten, auch bergauf, ist nicht ganz aufgegangen. Also stehe ich etwas ratlos da. In welcher Unterstützungsstufe soll ich fahren? Zufällig treffe ich MOUNTAINBIKE‑Testfahrer Julian Claudi. Sein Tipp: "E‑MTB‑Modus fahren – der schiebt nach!"

Nach einem Fehler im Prolog, der viel Zeit gekostet hat, ist Katharina trotzdem noch auf der Jagd nach dem ersten Platz. Gar nicht so einfach! Das Niveau ist in allen E-MTB-Kategorien extrem hoch.
Der Renntag
Nächster Tag: Renntag. Auf dem Weg zur Power‑Stage rauscht ein Amflow vorbei. Mist – ich habe das neueste Bosch‑Update nicht installiert und "nur" 85 Nm. "Beim Uphill zählen die blanken Werte", sagen Fahrer, mit denen ich hochpedaliere. Und die Technik müsse stimmen. Die habe ich – und meistere den Uphill sauber, ohne auch nur einmal den Fuß abzusetzen. Das Amflow lasse ich hinter mir. Es ist brütend heiß heute. Zum Glück muss ich dank E-MTB nicht alle Körner auf den Transfers liegen lassen. Mein 800-Wh-Akku steckt die 32 km mit knapp 900 Hm locker weg. Bei längeren Rennen wird das Batteriemanagement eine Disziplin für sich.
Auch ein Vorteil: Die E-MTB-Kategorie darf bei den Amateurrennen meist als Erstes starten und kann so ohne Wartezeit direkt in die Stages rollen. Insgesamt empfinde ich das Rennen mit dem E-MTB als deutlich entspannter. Auf den Stages macht es für mich kaum Unterschied, zu oft komme ich über die 25 km/h. Ich kann einige Stages gewinnen und am Ende wird’s ein zweiter Platz. Mein Fazit: Jetzt bin ich auch dem E‑Racing verfallen.

Auf dem Weg zum Podium. Das Experiment E-MTB-Rennen ist geglückt!