Man sieht sie inzwischen an jeder Ecke: Lastenräder sind das neue Mobilitätsvergnügen im urbanen Raum. Doch neben Nachhaltigkeit und Platzersparnis muss man die teilweise langen und geladen echt schweren Bikes erstmal fahren können. Mit unseren 10 Tipps und etwas Routine klappt's dann auch.

Auf- und Abständern üben.
Vor der Abfahrt solltest du das Auf- und Abstellen des Bikes auf den Ständer üben. Beim Aufbocken muss das Rad über die ganze Höhe Ständerbeine gehievt werden. Dazu musst du das Rad wie im Bild nach hinten ziehen. Mit schierer Kraft klappt's in der Regel nicht. Es ist meistens ein Kniff dabei, wie das Rad am einfachsten über den obersten Punkt gezogen wird. Wie schwer das geht, ist dabei von Rad zu Rad unterschiedlich. Probier´s zuerst ohne Gepäck, damit du das dann später auch beladen leicht hinbekommst. Dann zeigt sich, wie du deine Ladung, deine Kinder oder was auch immer du mit nimmst, am besten auflädst und verteilst.

Wie viel darf ich denn zuladen?
Das hängt vom Systemgewicht ab. Dieses setzt sich aus dem Radgewicht, dem Radfahrergewicht und dem Gepäck zusammen. Also: von beispielsweise 180 kg Systemgewicht ziehst du das Radgewicht von z.b. 35 kg ab, verbleiben 145 kg. Du selbst wiegst 85 kg, wiederum subtrahiert bleiben maximal 60 kg für die maximale Zuladung übrig.

Vor dem Beladen: Gang wählen!
Vor dem Beladen schaust du zuerst, ob ein kleiner Gang für leichtes Anfahren eingelegt ist, wenn du eine Kettenschaltung fährst. Vergisst du dies, rächt sich das beim Start und du musst mit aller Kraft reintreten. Das gilt auch unterwegs beim Anfahren am Berg. Da musst du vorher runterschalten. Nabenschaltungs-Pedaleure können dagegen auch im Stand schalten.

Richtig Beladen.
Wen du nur eine kleine Tasche oder ähnliches "Handgepäck" mit an Bord nimmst, brauchst du dir über die richtige Gewichtsverteilung keine großen Gedanken machen: Einfach irgendwo im Transportbereich festmachen. Anders schaut's aus, wenn du ordentlich was mitschleppst. Dann musst du auf die ausbalancierte Gewichtsverteilung achten: schweres unten, leichtes oben. Und alles so mittig wie möglich unterbringen. Ladung festzurren, damit in der Kurve nichts verrutscht. Etliche Hersteller bieten für Ihre Lastenräder diverse Transportboxen, spezielle Aufbauten und Taschen an, in denen man z.B. Einkäufe sicher verstaut und transportiert. Für den Nachwuchs gibt's entsprechend kindgerechte Aufbauten, dass die Kiddies sicher sitzen und z.B. die Beine nicht versehentlich in die Speichen bekommen.

Runter vom Ständer.
Ohne Gewicht ist das Einklappen des Ständers easy-peasy. Hast du dein Bike allerdings ordentlich beschwert, kann das Abständern unter Umständen mühsam sein. Wie oben bereits erörtert sind ein paar Trockenübungen empfehlenswert. Mit Gepäck muss du genau überlegen, wo du am besten ziehst, dass dein Lastenesel den Ständer freigibt. Also nicht gleich die Kinder draufpacken, probier's erst mal mit etwas fest Verzurrtem.

Aufsteigen.
Beim Aufsteigen acht geben, dass dein Cargo senkrecht steht und nicht gleich umkippt. Auch das übst du am besten erstmal "trocken" ohne Ladung. Die Routine kommt dann schon.

Behutsam starten.
Das Anfahren aus dem Stand mit dem beladenen Cargobike ist eine andere Hausnummer als mit einem normalen Fahrrad. Du fährst am besten in der Ebene oder wenn's leicht bergab geht los: stärkste Unterstützung einlegen, antreten, rein in den Sattel und ab geht's. Und den Lenker beim Anfahren immer schön gerade halten.
Übrigens: wesentlich leichter klappt das mit einer versenkbaren Sattelstütze. Auf der sogenannten "Dropper Post" kannst du schon im Stand aufsitzen und wenn du dann stabil fährst, fährst du die Sattelstütze in deine Wohlfühl-Sitzhöhe aus. Klappt wunderbar!

Kein Karacho in der Kurve!
Wo du sonst mit deinem normalen Bike durch die Kurven donnerst, musst du mit deinem beladenen Cargobike mit Gefühl und Routine durchzirkeln. Das Gewicht des Rades ändert die Fahrdynamik und schiebt (Massenträgheit!) erstmal gerade aus. Fahr zunächst lieber langsam und lass auf dem Radweg die "Normalos" vor. Mit jedem Kilometer steigt die Routine. Wenn du dich zu stark in der Kurve legst, kippt dein Lastenesel bei ordentlicher Ladung eventuell um. Also: enge Radien mit Gefühl und Routine fahren, dann funktioniert es! Ist der Kurvenradius ausnahmsweise doch zu eng, steig lieber ab und schieb.

So fährst du über den Berg.
Egal ob Hügel oder Berg, wie auch mit dem Fahrrad ist die Bergfahrt mit dem Cargobike eine Herausforderung. Sobald du in eine Steigung reinfährst, schaltest du am besten die Unterstützung in das höchste Level und deine Schaltung in einen leichten Gang. Du solltest auch ein wenig vorausschauend fahren, denn wenn du ums Eck fährst und befindest dich "urplötzlich" im Anstieg musst du schnell sein und vor allem flink den kleinen Gang einlegen.

Sicher Bremsen.
Eine 200 kg Fuhre zum Stillstand zu bringen ist kein Hexenwerk, erfordert aber etwas Übung. Deshalb empfehlen wir, zu Beginn der Karriere als Cargo-Kurier die Sache etwas langsamer angehen zu lassen und sich in Bezug aufs Verzögern aus den diversen Geschwindigkeitsbereichen heranzutasten. Voraussetzung für sicheres Bremsen ist zuerst, dass die Bremsen eingebremst sind. Das machst du am besten unbeladen: 10 - 15 scharfe Bremsvorgänge aus rund 20 - 25 Km/h, dann sind die Bremsbeläge und -scheiben eingeschliffen und du kennst dein Bike schon etwas besser.
Wenn du mit Gepäck unterwegs bist, lade deinen Lastenesel nicht gleich auf Oberkante auf. Übe mit kleineren Gewichten, dann wirst du sicher. Beachte auch, dass das beladene Bike beim Verzögern zunächst geradeaus will (wegen der Massenträgheit). In den Kurven musst du deshalb etwas behutsam agieren, bis sich deine Routine einstellt. Der Bremsweg verlängert sich insgesamt deutlich, du musst also vorausschauend fahren und gut zupacken, damit du dein beladenes Cargobike sicher durch die Stadt pilotierst.
Tipp: Inzwischen sind speziell für E-Cargobikes ABS-Systeme auf dem Markt, die das Bremsen mit Last vereinfachen. Bosch passte sein aktuelles ABS 2.0 an die Bedürfnisse von E-Cargobikes an, auch der Mailänder Hersteller Blubrake hat ein Antiblockiersystem für E-Lastenräder am Markt. Den Test gibt's demnächst hier.