Eine entspannte Gravelrunde im Wald, die Feierabendtour über die Felder oder ein Bikepacking-Wochenende in der Natur – Radfahren in freier Wildbahn macht den Kopf frei und hält fit. Doch während viele an Sonnencreme oder Regenschutz denken, wird eine andere Gefahr oft übersehen: Zecken.
Die kleinen Blutsauger lauern im hohen Gras, auf Waldböden oder an Wegrändern – also genau dort, wo wir mit dem Rad unterwegs sind. Und sie haben es nicht nur auf Wanderer und Hundebesitzer abgesehen.
Kurz und knapp – das Wichtigste zu Zecken und Radfahren
- Zecken lauern auch auf Radwegen – besonders in hohem Gras, an Waldrändern und auf schattigen Trails.
- Gefahr durch Krankheiten – Zecken können FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) und Borreliose übertragen.
- Richtige Kleidung schützt – lange, helle Kleidung, Socken über die Hosenbeine und Insektenschutzmittel helfen.
- Schnell handeln nach dem Stich – Zecke möglichst bald entfernen, Bissstelle beobachten, bei Symptomen zum Arzt.
Wo ist das Risiko für Zecken besonders hoch?
Zecken fühlen sich vor allem in feuchten, schattigen Umgebungen mit hohem Gras, Büschen oder Laub wohl – also genau dort, wo viele Radfahrer gerne unterwegs sind: an Waldrändern, auf Wiesenwegen und verwachsenen Trails.
Grundsätzlich kommen Zecken in ganz Deutschland vor, das Risiko für durch Zecken übertragene Krankheiten ist jedoch regional unterschiedlich. Besonders bei FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gelten Bayern, Baden-Württemberg, Südhessen sowie Teile Thüringens und Sachsens als Hochrisikogebiete. Die bakterielle Infektion Borreliose hingegen kann durch Zecken bundesweit übertragen werden.
Können Zecken beim Radfahren überhaupt zustechen?
Ja – und das öfter als viele denken. Wer beim Radfahren durchs Unterholz streift, sich kurz im Gras ausruht oder mit kurzen Hosen unterwegs ist, bietet Zecken viele Möglichkeiten, zuzustechen. Auch bei einer Panne oder Pause im Grünen ist man schnell exponiert. Zecken lassen sich übrigens nicht von Bäumen fallen, sondern krabbeln vom Boden aus hoch.
Welche Krankheiten übertragen Zecken?
In Deutschland sind vor allem zwei Krankheiten relevant:
- FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis): Eine durch Viren ausgelöste Hirnhautentzündung. Dagegen gibt es eine Impfung.
- Borreliose: Wird durch Bakterien verursacht. Es gibt keine Impfung, aber sie ist mit Antibiotika behandelbar, wenn sie früh erkannt wird.
Nicht jede Zecke überträgt Krankheiten – aber ein Stich sollte immer ernst genommen werden.
Wie kann ich mich beim Radfahren vor Zecken schützen?
Der beste Schutz ist eine Kombination aus Kleidung, Verhalten und Kontrolle:
- Lange, eng anliegende Kleidung trägt dazu bei, dass Zecken nicht so leicht an die Haut gelangen.
- Helle Kleidung macht Zecken sichtbarer.
- Socken über die Hose – sieht vielleicht komisch aus, wirkt aber!
- Anti-Zecken-Spray auf Haut und Kleidung auftragen – vor allem an Beinen und Knöcheln.
- Kontakt mit hohem Gras vermeiden, etwa indem man in der Mitte des Wegs bleibt.
- Nach der Tour absuchen: Besonders Kniekehlen, Leisten, Achseln, Hals und hinter den Ohren kontrollieren.
Was tun, wenn ich nach der Radtour eine Zecke entdecke?
Sofort handeln! Entferne die Zecke so schnell wie möglich mit einem geeigneten Zeckentool (diese Zeckenschlinge ist der Bestseller bei Amazon) – möglichst hautnah und ohne sie zu quetschen. Die Stelle desinfizieren und beobachten. Wenn sich eine Rötung ausbreitet, Fieber oder grippeähnliche Symptome auftreten, solltest du umgehend ärztliche Hilfe suchen.
Sollte ich mich gegen FSME impfen lassen?

Im vergangenen Jahr wurden laut Robert Koch-Institut (RKI) bundesweit 686 FSME-Fälle gemeldet - meist (aber nicht ausschließlich) in den Risikogebieten.
Ob eine FSME-Impfung sinnvoll ist, hängt stark davon ab, wo du unterwegs bist. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung allen Personen, die in FSME-Risikogebieten leben oder sich dort regelmäßig aufhalten – und das betrifft weite Teile Süddeutschlands, aber auch einzelne Landkreise in Hessen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen oder im Saarland. Wenn du häufig in diesen Regionen radelst, etwa bei längeren Radtouren, im Bikepacking-Urlaub oder bei Mountainbike-Ausflügen, kann eine FSME-Impfung ein sinnvoller Schutz sein.
Die Impfung erfolgt in der Regel in drei Schritten über mehrere Monate, bietet dann aber einen langfristigen Schutz über mehrere Jahre. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten der Impfung für Menschen, die in Risikogebieten wohnen oder dorthin reisen – eine kurze Nachfrage lohnt sich. Besonders für ältere Menschen oder Menschen mit schwächerem Immunsystem kann eine FSME-Erkrankung schwer verlaufen – auch deshalb ist eine Impfung für aktive Radler überlegenswert.
Radurlaub im Ausland: Wo sind Zecken gefährlich?
Besonders in beliebten Raddestinationen wie Österreich, der Schweiz, Tschechien, Slowenien, Frankreich oder Italien gibt es viele FSME-Risikogebiete – oft entlang bekannter Radwege. In Österreich etwa gelten weite Teile des Landes als Hochrisikozonen, ebenso angrenzende Regionen wie Tirol oder Kärnten. Auch in Slowenien, Kroatien oder dem Baltikum sind Zecken weit verbreitet und können FSME oder Borreliose übertragen.
Gerade bei Touren durch Wälder, an Flussufern oder in naturbelassenen Gegenden steigt das Risiko – egal ob man campt, in Pensionen schläft oder nur tagsüber draußen ist. Viele Radreisende machen zudem Pausen auf Wiesen oder nutzen abgelegene Waldwege, wo Zecken besonders aktiv sind.
Vor einer Tour lohnt sich daher ein Blick in Zeckenkarten oder Reisewarnungen – etwa über das Auswärtige Amt oder Impfzentren. Für Reisen in ausgewiesene FSME-Risikogebiete wird oft eine Impfung empfohlen. Mehr Infos zu FSME-Risikogebieten in Europa.
Fazit: Wie gefährlich sind Zecken beim Radfahren wirklich?
Zecken sind kein Grund, das Rad stehen zu lassen – aber ein Anlass, gut vorbereitet zu sein. Mit der richtigen Kleidung, einem Blick für die Umgebung und etwas Vorsicht beim Pausieren kannst du das Risiko stark reduzieren. Und: Je früher du einen Stich bemerkst, desto geringer ist die Gefahr.