Am 1. Mai – ein Feiertag in ganz Deutschland – wird es voll in der Bahn. Viele möchten das gute Wetter nutzen, und auch das Fahrrad im Zug mitnehmen, um auch entferntere Gegenden zu erkunden. Eine gute Idee!
Fahrrad und Bahn könnten eigentlich ein super Team sein – umweltfreundlich, sozial, unkompliziert. Leider ist in Sachen Fahrradinfrastruktur auf deutschen Schienen an vielen Stellen noch Luft nach oben. Zu wenig Stellplätze, zu komplizierte Tarifsysteme, zu viele Hindernisse an Bahnhöfen. Wie du trotzdem das Beste aus deiner nächsten Bahnreise mit Bike herausholst, liest du an dieser Stelle!
11 Fahrrad-Hacks für die Bahn

Die Regeln kennen
Es gibt keine bundesweit gültigen Regelungen für die Fahrradmitnahme in Zügen – das würde es Reisenden ja auch viel zu einfach machen. Stattdessen existiert ein wilder Mix, bei dem von kostenfreier Mitnahme über Reservierungspflicht und Spezialtickets bis zum zeitweisen Verbot alles dabei ist. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, vor der Reise die individuellen Vorgaben der Verkehrsverbünde und Privatanbieter zu recherchieren.
Für die Deutsche Bahn gilt Folgendes:
- Fernverkehr: Mitnahme nur mit Fahrkarte, Fahrradkarte und Stellplatzreservierung
- Nahverkehr: Mitnahme mit Fahrkarte und Fahrradtageskarte

Aufzüge, Rampen, Rolltreppen: Vom barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe profitieren auch Radfahrende.
Vorab Treppensituation checken
Ein vollbepacktes Fahrrad eine riesige Treppe in einem überfüllten Bahnhof hochtragen zu müssen? Horrorvorstellung. Um das zu vermeiden, kann man auf der Webseite www.bahnhof.de vorab überprüfen, ob (funktionierende) Aufzüge am Wunschbahnhof vorhanden sind. Allerdings wird nicht die Größe angegeben. Gerade mit breiten (MTB-)Lenkern und langen Fahrrädern kann es eng werden.

Wer über die Webseite oder App der DB bucht, kann die gewünschte Umstiegszeit angeben.
Längere Umstiegszeiten einplanen
Raus aus dem Zug, Treppe rauf, Treppe runter und rein in den nächsten Zug: Ohne Rad easy in fünf Minuten machbar. Mit schwerem E-Bike unterm Arm und ohne Aufzug – nicht so leicht. Deshalb ist es ratsam bei der Buchung mit Rad die Umstiegszeiten sehr großzügig einzuplanen. Das kann man bei der Buchung übers DB-Portal direkt angeben.

Achtung: Wer an Kopfbahnhöfen in die S-Bahn steigen will, muss meist trotzdem Treppen steigen.
Kopfbahnhöfe first!
Wer flexibel beim Reisen ist und partout auf nervige Gleiswechsel verzichten will, kann darauf achten, an einem Kopfbahnhof anzukommen bzw. umzusteigen. Hier ist der Gleiswechsel meist stufenfrei, da im Gegensatz zum Durchgangsbahnhof alle Gleise enden und deshalb nicht mit Treppen überwunden werden müssen. Große Kopfbahnhöfe in Deutschland sind Leipzig, Frankfurt am Main, München, Stuttgart sowie Hamburg-Altona.

Stoßzeiten meiden
Nicht morgens und nachmittags im größten Gedränge unterwegs zu sein, hat mehrere Vorteile: Man muss sich nicht durch die Massen am Bahnsteig quetschen, hat mehr Platz und Ruhe beim Einsteigen und findet leichter einen Stellplatz im Zug. Und die Wahrscheinlichkeit ist geringer, dass man in Nahverkehrszügen am Gleis stehengelassen wird. Denn es gibt keine Mitnahmegarantie für Radfahrende. Ist es zu voll, bleibt das Rad draußen. Gerade in Ferienzeiten sollte man deshalb, wenn möglich, sehr früh morgens, mittags oder spät am Abend fahren.

Spanngurt oder Klettband parat haben
Im Zug abgestellte Fahrräder müssen gegen Umfallen oder Wegrollen gesichert werden. In ICEs hängst du dein Rad meistens in Fahrradhaken ein – im Nahverkehr gibt es die nicht immer. Clever deshalb, wer einen Spanngurt, Expander oder Ähnliches zur Hand hat. Stattdessen das Fahrradschloss zum Fixieren zu benutzen, ist nur bedingt zu empfehlen. Gerade im Nahverkehr muss doch häufiger rangiert werden oder Platz für andere Reisende gemacht werden – unpraktisch da erst lange mit dem Schloss hantieren zu müssen.

Luft nach oben: In einem ICE gibt es standardmäßig nur acht (!) Fahrradplätze.
Das Rad im Blick behalten
Wenn machbar, solltest du während deiner Reise immer ein Auge auf dein Rad haben. Dass jemand einfach mit deinem Rad aussteigt, ist zwar eher unwahrscheinlich, aber kleine Anbauteile, wie Licht, Handyhalterung oder Taschen können schneller weg sein, als einem lieb ist. Und in Enge und Hektik leider oft ein Thema: Beschädigungen durch andere Radler.

Keine Akkus laden
Beim Transport von Pedelecs in der Bahn sind ein paar Besonderheiten zu beachten. Dazu zählt, dass der Akku während der Fahrt am Rad bleiben muss. Auch das Aufladen des Akkus ist nicht erlaubt. Die Leistung der Zugsteckdosen reicht hierfür normalerweise ohnehin nicht aus. Obacht: Die Mitnahme eines Ersatz-Akkus im Zug ist untersagt, da es sich hierbei um ein Gefahrgut handelt.

Rad einpacken
Für leichte Räder ohne Gepäckträger eine Alternative: Statt das Rad im Ganzen in den Zug zu schieben - es einfach auseinanderbauen. Dazu werden die Laufräder abmontiert, der Lenker um 90 Grad gedreht und das Ganze in einer großen Packtasche verstaut. Damit die Radtasche nicht umfällt, kann man sie in der Gepäckablage mit Spanngurten befestigen. Gibt’s z.B. von Decathlon schon für 50 Euro.

Die Fahrradmitnahme kostet bei Flixbus ca. 9 Euro pro Strecke und kann außen an Fahrradträgern oder in einer Fahrradtasche im Gepäckraum erfolgen.
Alternative Bus?
Wer sich jetzt doch etwas abgeschreckt fühlt von den Herausforderungen, die auf der Schiene auf dich und dein Rad zukommen können, kann den Bus als Alternative in Erwägung ziehen. Das größte deutsche Fernbusunternehmen Flixbus bietet die Fahrradmitnahme z.B. auf vielen Strecken an. Vorteil: Du kannst bequem bis zur Bustür radeln, musst dich nicht mit dem Rad durch enge Türen quetschen, sondern lässt es sicher auf einem Fahrradträger verstauen. Nachteil: Deine Reisezeit verlängert sich und nicht immer werden E-Bikes mitgenommen – Flixbus etwa erlaubt sie nicht.

Gute Aussichten: Die Bahn baut gerade den ICE L, bei dem es auch einen stufenlosen Einstieg geben soll.
Immer respektvoll bleiben
Auch wenn du genervt bist von der dritten Verspätung, die Hitze am Bahnsteig steht und viel zu viele Leute in den Zug drängen – bleib anderen Reisenden immer respektvoll gegenüber. Fahrradabteile sind meist Multifunktionsabteile mit klaren Nutzungsprioritäten: Rollstuhlfahrende haben Vortritt, dann Kinderwagen, dann Radfahrende mit Kindern. Und falls das noch jemand hören muss: Erst aussteigen lassen, dann einsteigen – mit und ohne Fahrrad.
Fazit: Gib der Bahn eine Chance!
Zugegeben – Bahnfahren mit dem Rad kann anstrengend sein. Aber mit ein wenig Vorbereitung, durchdachter Ausrüstung und einer Prise Humor kann es auch zur wunderbar bequemen Reisealternative werden. Wir wünschen gute Fahrt – auf der Schiene und der Straße.